FAQ

Der, die oder das – und warum überhaupt „Molli“?

Molli – das ist der Name der Schmalspurbahn, die seit über hundert Jahren durch Bad Doberan nach Heiligendamm und schließlich Wittenbeck und Kühlungsborn dampft. Zugegeben, die alte Dame ist alles andere, als schlank und wenn sie durch die enge Bummelmeile stapft, dann heißt es, zur Seite springen und schön dicht an der Hauswand bleiben. Aber nein – von „mollig“ kommt der Name nicht. Das wäre ja auch gemein.

 

Ein kleiner Hund ist der Namensgeber für die große Lok.

Und das kam so: Irgendwann in den Anfangsjahren – manche sagen, es war bei der Jungfernfahrt – ging eine Dame mit ihrem Hund spazieren. In einigen Quellen ist es ein Spitz, in anderen ein Mops. Letzteres würde seinen Namen erklären: Molli. Manche Quellen sagen, dass die Dame mit dem Hund gerade einsteigen wollte. Wie auch immer: Als nun die namenlose Dampflok schnaufend anfuhr, war das Hündchen außer sich und rannte bellend auf die Schienen. Das erschrockene Frauchen sah möglicherweise der Ohnmacht nahe den sicheren Tod ihres Lieblings vor Augen und schrie:

MOLLI BLIEW STAHN!

Das verstehen Sie auch ohne Übersetzung ins Hochdeutsche. Es gab einen Ruck und die Dampflok blieb stehen. Möglicherweise flogen einige Gepäckstücke durcheinander, vielleicht haben sich auch ein paar Passagiere über den abrupten Halt geärgert – jedenfalls ist dem Hund nichts passiert. Später hieß es, der Lokführer habe die Anrede „Molli“ auf die Lok bezogen – den Hund habe er gar nicht gesehen. Auf alle Fälle hatte die Dampflok ihren Namen weg: MOLLI.

 

Der, die oder das Molli?


Fragen Sie mal den Schaffner oder einen Einheimischen, ob es der Molli, die Molli oder das Molli heißt. Sie werden verschiedene Antworten bekommen. „Das Molli“ sagt keiner, aber ob es nun der Molli oder die Molli ist, darüber herrschte lang keine Einigkeit. Es ist der Zug, aber es ist auch die Lokomotive oder die Bahn. Oder ist der Hund gemeint? Einige Leute spezifizieren das auch ganz umständlich: Mit Molli sei ja nur die Lok gemeint, nicht der Zug. Tatsächlich wird auch die einzeln fahrende Lokomotive als Molli bezeichnet, während niemand auf die Idee kommen würde, einen oder alle Wagen ohne Lok Molli zu nennen. Ein Indiz für die These die Molli (Lokomotive)? 

Darüber könnte man jetzt diskutieren – lang wie der Zug und breit, wie der Mops. Die Mecklenburgische Bäderbahn Molli hat einfach Nieten mit Köpfen gemacht. Ein Jahr, nachdem Molli das offizielle Verkehrsmittel der Teilnehmer des G8-Gipfels 2007 war, hat die MBB offiziell klar gestellt, dass es von der Lok bis zum Zug der Molli heißt. Quasi per Decret, wie Großherzog Friedrich Franz III. anno 1886 den Bau der Bahn befahl.

 

Molli sind viele.

Genau genommen gibt es die eine Lok namens Molli schon seit Jahrzehnten nicht mehr. Die Zeiten, als eine Lok von A nach B dampfte und wieder zurück, sind längst vorbei. Mit der Verlängerung der Strecke Doberan-Heiligendamm bis zum heutigen Kühlungsborn anno 1910 wurden mehr Züge nötig. Es wird selbst dem unaufmerksamsten Beobachter längst aufgefallen sein, dass eine Lok, die alle halbe Stunde von einem Bahnhof abfährt, aber eine gute Stunde für die Fahrt braucht, gar nicht sein kann. Es sind derzeit fünf baugleiche und sich sehr ähnliche Dampfloks, die zwischen Bad Doberan und Kühlungsborn verkehren, plus einer Lok, die normalerweise nicht im Regelbetrieb fährt. Es sei denn, man braucht alle Waggons, wie es zur Corona-Zeit durch die Abstandsregelung der Fall war. Sie alle begegnen sich in Heiligendamm, weshalb sich spätestens dort am Bahnhof für den Beobachter das Rätsel löst.

 

Molli hat immer Vorfahrt.

So mancher hat sich schon mit der alten Dame angelegt und die meisten sind an ihr gescheitert. Lediglich ein Lkw Typ W50 hat es geschafft, den Zug direkt am Doberaner Bahnhof aus der Bahn zu bringen. Auch einem Traktor gelang auf freier Strecke der Umsturz der Dampflok. Leider hat auch schon mancher ein Körperteil oder gar sein Leben verloren – so schön Dampfloknostalgie auch ist, so sehr ist die Lok aber auch ein Verkehrsmittel und hat immer Vorfahrt. Enzi Enzmanns „Halt dich fest, der Molli kommt“ wurde darum schon scherzhaft zu „Füße hoch, der Molli kommt“.

Molli hat immer Ostseewind im Rücken.

Übrigens fährt jede Bahn immer mit dem Kessel in Richtung Bad Doberan – so, wie die erste Lok damals in Bad Doberan auf die Schienen gesetzt wurde, als die Strecke noch neben dem Kurhaus Heiligendamm endete. Das hat einen einfachen Grund: Es gibt keine Drehscheibe im Molli-Netz. Warum hat man aber nie eine anders herum auf die Schienen gestellt? Weil auch die Technik zum Befüllen – Kohleschütte, Wasserrohr – und die Luken für den Dampfauslass in den geschlossenen Gebäuden so gebaut sind, wie Molli immer kam und immer kommen wird. Wenn Sie also die Dampflok von ihrer schönen Seite haben wollen, dann müssen Sie immer die fotografieren oder filmen, die aus Kühlungsborn kommt.

Mehr Molli, Fahrpläne und Tarife gibt es auf der Internetseite der Mecklenburgischen Bäderbahn Molli.

 

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Ein Kommentar

  1. Ein wirklich schöner Beitrag! Meine Mutter und ich haben sehr gelacht und wir sind wieder ein wenig schlauer geworden. Herzlichen Dank dafür!

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