Historisches Anbaden in Heiligendamm 16.06.2018
Seine Königliche Hoheit, der ehrenwerte Großherzog Friedrich Franz I. von Mecklenburg lädt wie in jedem Jahr zum großen Historischen Anbaden an den Heiligen Damm bey Doberan.
Ganz wie beim „Dinner for one“ heißt es „the same procedure as every year“, wenn die illustre Gesellschaft nach dem Mittag zum Bade fährt. Standesgemäß nimmt sie dafür die Bäderbahn „Molli“, auch wenn diese erst 1886 in die Schmalspur geschickt wurde, als Durchläuchting längst im Ehrenlauf entrückt war. Das historische Anbaden spiel das Jahre 1825 nach, eines der glanzvollsten in der Geschichte Heiligendamms.
In diesem Jahr findet auch wieder die Großherzogliche Kaffeetafel auf dem Kamp statt, angelehnt an die „Table d’hôte“, die „ungezogene Tafel“, die nur deshalb so ungezogen war, weil seine Hoheit die Rangordnung während der Badesaison im Seebade aufgehoben hatte und sich ganz ungeziemt irgendwo an den Tisch setzte und auch mit Handwerkern Karten spielte. Wohl keiner seiner Nachfahren war so leutselig, wie der Gründer des ersten deutschen Seebades, Friedrich Franz I.
Gleichwohl wird er wieder seinen Nachfolger im Gefolge haben, seinen Enkel Paul Friedrich mit seiner reizenden Gattin Alexandrine von Preußen, der Tochter des späteren Königs von Preußen mit der legendären Mutter Luise von Preußen. Aus dem Hause Hohenzollern entstammend hatten sich die Schwerinschen Mecklenburger nicht weniger angeheiratet, als das Königsgeschlecht und die Kaiser-Macher. Das spiegelt sich auch in Heiligendamm wieder, mit der Villa „Krone“ als Gästehaus der Preußen und der Burg „Hohenzollern“, deren Name unverkennbar auf das alte Geschlecht verweist und dessen kleines Vorbild im Schlosspark Babelsberg steht.
Wie immer wird wohl der junge Prinz und Namensgeber des Prinzen-Palais als erster Blaublütiger in die Fluten steigen und seine Durchlaucht sich unterhaltsam herum drücken. Und wie immer wird es ein Genuss, den Dialogen des Regenten und seines Leibarztes Prof. Dr. Samuel Gottlieb Vogel zu folgen, welcher nicht nur der Verfasser der ersten Baderegeln überhaupt war, sondern der geistige Vater des ersten Seebades auf dem europäischen Festland.
Und so läuft der Tag ab:
Ab 13:00 Uhr versammeln sich die Gäste am Bahnhof zur Fahrt mit dem Molli. Wer ein Kostüm an hat, fährt gratis.
13:30 Uhr – Die Badegesellschaft erreicht den Haltepunkt Stadtmitte und nimmt ein Platzkonzert des Doberaner Blasorchesters ab.
13:39 Uhr – Der Zug fährt weiter nach Heiligendamm
13:54 Uhr – Der Zug erreicht den Bahnhof Heiligendamm und zieht begleitet vom Blasorchester in das Seebad ein.
14:10 Uhr – Der Großherzog begrüßt die Gäste, es folgen Spielszenen mit historischen, aber auch aktuellem Bezug. Der Historische Männerchor singt die Lobeshymne auf den Großherzog und die Arthus-Tanzgruppe bietet eine Tanzeinlage dar. Schließlich erläutet Professor Vogel die Allgemeinen Regeln zum Gebrauche des Bades, zu der auch die Aufwärmgymnastik am Strand gehört. Die Wassertemperatur wird geprüft und dann in historischen Kostümen angebadet. Die gibt es übrigens kostenlos am Strand zum Ausleihen und umgezogen wird sich im Pagodenzelt. Die Spielszenen setzen sich fort.
15:30 Uhr – Das Anbaden wird offiziell beendet und die Historische Badegesellschaft versammelt sich auf dem Platz vor der Seebrücke für den gemeinsamen Spaziergang mit allen Gästen zurück zum Bahnhof.
15:59 Uhr – die Badegesellschaft fährt mit dem Molli zurück nach Doberan.
Sonntag – 14:00 – 16:00 Uhr – Großherzogliche Kaffeetafel auf dem Kamp unter Mitwirkung eines Teils der Historischen Badegesellschaft. Unter anderem treten der Doberaner Lehrerchor und die Bläserklasse des Schulzentrums Kühlungsborn auf. Dies ist die offizielle Abschlussveranstaltung des Wasserfestes AQUAnostra und ein Event, das nicht in jedem Jahr stattfindet.