Heizkraftwerk
Standort: Kühlungsborner Straße
54°08’20.5″N 11°50’04.3″E
Bauzeit: 1984
Beschreibung:
Ursprünglich wurde in Heiligendamm nicht geheizt, weil man sich nur im Sommer im Seebad aufhielt. Nachdem die Villen am Strand als Logierhäuser entstanden, gab es Beschwerden, wenn es kühler war und die Menschen froren. Außerdem gab es in den schattigen Souterrain-Räumen an der Rückseite Probleme mit Feuchtigkeit, die meistens die Garderobe oder die Personalräume betrafen. Die Badeintendantur schaffte 1860 einige Kanonenöfen zum Verleih an.
Diese konnten an die durchaus vorhandenen Schornsteine angeschlossen werden. Nach der Übernahme des Bades an Baron Rosenberg ab 1922 entstanden auch Zentralheizungen in den Gebäuden. Die Schornsteine blieben trotzdem bestehen. Als sich 1936 der Besuch von Adolf Hitler und Benito Mussolini ankündigte und ohnehin überall Bauarbeiten stattfanden, riss man alle nicht mehr benötigten Schornsteine ab.
Trotzdem gab es für ein Seebad zu viel Rauch und Ruß und gerade bei den hellen Gebäuden fiel das schnell auf. Der Molli trug auch einen Teil dazu bei, aber den konnte man nicht abschaffen, sondern wollte stattdessen alle Häuser per Fernwärme versorgen. Ein Anschluss an das Fernwärmenetz Bad Doberans wäre zu aufwändig gewesen, weil die Anlagen nicht auf diese Entfernung ausgelegt waren.
So wurde 1978 im Zuge der Erweiterungspläne für Heiligendamm vorgeschlagen, am Golfteich ein Blockheizkraftwerk zu errichten. Die Pläne stießen auch wegen anderer Inhalte auf Widerstand bei den Denkmalschützern, sodass sie zunächst nicht ausgeführt wurden. Am 11. und 12.06.1983 wurden die schon seit mehreren Wochen im Bahnhof Parkentin abgestellten Dampfspender ausrangierter Dampfloks auf ein Culemeyer-Fahrzeug verladen und nach Heiligendamm gebracht.
Neben dem Bahnhof wurden sie aufgestellt und als Teil eines Fernheizsystems für den ganzen Ortsteil zusammen geschlossen. Die Dampfspender hatten die Nummern 50 4058, 50 4061 und 50 4072. Ziel war es, die Emissionen durch die Öfen in den Häusern Heiligendamms zu reduzieren.
Durch Kontakte einiger Mitarbeiter und Patienten des Sanatoriums zum Chemiekombinat Bitterfeld bekam der Landwirtschaftsbetrieb des Kreises Bad Doberan dringend für die Landwirtschaft benötigte Chemikalien. Als Dank spendierte der landwirtschaftliche Baubetrieb Bad Doberan dem Sanatorium das so dringend benötigte Heizkraftwerk.
Es entstand nun am Südrand des Ortsteils neben den Molli-Bahnschienen. 17 Millionen Mark kostete der Bau, der 1984 die Dampfspender ablöste. Zugleich wurde mit Hinblick auf die Sauberhaltung der Luft um Seeheilbad vorgeschrieben, dass alle neuen Häuser in Heiligendamm an das neue Fernwärmenetz angeschlossen werden mussten und keines von ihnen ausschließlich mit Festbrennstoffen heizen durfte.
Das Heizkraftwerk wurde 2017 modernisiert. Auf dem Gelände sollten Wohlmobilstellplätze entstehen, was man aber 2020 aufgab, weil inzwischen an der Zufahrt Wohnungen für Mitarbeiter des Grand Hotels gebaut wurden.
Neben dem Heizkraftwerk befindet sich ein Sportzentrum mit Tennis- und Bolzplatz. Langfristig ist hier eine Gartenwirtschaft rund um das Forsthaus geplant. An der Nordseite befinden sich der Parkplatz der Median-Klinik und eine öffentliche Parkreihe. Diese werden durch ein Parkhaus ersetzt.