Was wird aus dem Medini’s in Heiligendamm?
Fast zehn Jahre gab es das Luxusrestaurant „Medini`s“ im Haus „Bischofsstab“ am Anfang der Promenade in Heiligendamm. Das Restaurant mit gehobener italienischer Küche lief gut und vor den Toren des Grand Hotels war es so etwas, wie eine Exklave der Luxus-Oase inmitten einer von schnellen Imbissen dominierten Landschaft.
Dieser Beitrag erschien im April 2018. Inzwischen wurde das Medinis neu eröffnet: La Cucina Italiana an der Ostsee: Neueröffnung des Medinis Heiligendamm
Herzoglicher Leibkoch war Namensgeber
Benannt war das Restaurant nach dem italienischen Koch Gaetano Medini, 1772 geboren in Mailand und 1857 gestorben in Doberan, wo eine Grabplatte auf dem Klostergelände an sein Wirken fernab von seiner Heimat am Mittelmeer erinnert.
Medini war nicht weniger, als der Leibkoch des Seebad-Gründers Friedrich Franz I., Herzog von Mecklenburg. Er wurde kurz nach der Gründung des ersten deutschen Seebades am Heiligen Damm nach Schwerin berufen und zum Oberhofküchenmeister benannt. Alle Küchen des Schweriner Hofes unterstanden ihm.
Nachdem das Seebad Doberan schnell an Bedeutung gewann, bewirtschaftete er auf dem neu angelegten Kamp einen Zeltpavillon. Verheiratet war Medini mit der Schwedin Maria Medini, geboren Hjort (1766-821). Gelebt haben die Medinis in der Poststraße gleich neben dem Lindenhof, also in einer der besten Adressen der Sommerresidenz Doberan. Das schmucke klassizistische Haus mit jeder Menge mediterranen Akzenten wurde vom Baumeister Carl Theodor Severin um 1825 gebaut. Heute trägt die Poststraße seinen Namen und das Haus „Medini’s“ steht in der Severinstraße 5 und beherbergt unter anderem eine Bank.
Restaurant wurde 2012 geschlossen
Das Restaurant „Medini’s“ in Heiligendamm hingegen beherbergt gar nichts mehr.
Als das Grand Hotel 2012 zusammen mit der Fondsgesellschaft des Investors Anno August Jagdfeld Insolvenz anmelden musste, schloss der bestellte Insolvenzverwalter Jörg Zumbaum den Restaurantbetrieb kurzerhand. Auch andere Dinge, wofür das Grand Hotel Pacht oder Miete an Unternehmen der Jagdfeld-Gruppe bezahlen musste, wurden geschlossen. Ziel sollte eine Herauslösung des Grand Hotels aus der Jagdfeld-Gruppe sein.
Damit stand das Medini’s leer. Interessenten soll es durchaus gegeben haben und einer soll Tillmann Hahn gewesen sein, der zum G8-Gipfel als Sternekoch im Grand Hotel arbeitete. Zuvor hatte er in der Yachthafenresidenz „Hohe Düne“ in Warnemünde ein Gourmetrestaurant betrieben. Hahn entschied sich letztlich gegen Heiligendamm und bot seine Kochkünste stattdessen in Kühlungsborn an, während seine Frau im Torhaus am Doberaner Münster ein Geschäft betreibt.
Gut Vorder Bollhagen wollte Bistro eröffnen
Die Jagdfeld-Gruppe kündigte dann 2016 an, ein Bistro im ehemaligen „Medini’s“ eröffnen zu wollen. Betreiber sollte das Gut Vorder Bollhagen sein, das auch den Gutsladen als Factory nach dem Vorbild von Prinz William betreibt. Es wurden Mitarbeiter gesucht und zur Saison 2016 sollte es los gehen. Kurz darauf ruderte man zurück. Man habe zu spät angefangen zu suchen – die Saison 2016 sei nicht mehr zu schaffen, also solle das Bistro zur Saison 2017 eröffnen.
Auch aus dem Grand Hotel gab es Pläne für neue gastronomische Angebote. Eine Pizzeria sollte in der Orangerie entstehen und die sehr gefragte und daher in Platznor geratene Baltic Sushi Bar sollte auch dorthin umziehen. Außerdem sollte das Severin-Palais erweitert und auf der Dachterrasse Gastronomie eröffnet werden. Das plante man 2013 und auch 2014 war noch davon die Rede, aber dann geriet der neue Eigentümer des Grand Hotels – Paul Morzynski – auch zwischen die Fronten des politischen Streits um die Zukunft Heiligendamms und die Ausbaupläne landeten in der Schublade.
Keine neuen gastronomischen Angebote in Aussicht
Als diese Saison ausgewertet wurde, stellten die Stadtführer natürlich auch die Frage nach dem Stand der Dinge für Gastronomie im Haus Bischofsstab und der Orangerie.
Die Jagdfeld-Gruppe hat ihr Vorhaben bis auf weiteres aufgegeben. Man glaubt nicht, dass es sich rentiert. Fachkräfte sind so schon schwer zu finden und wenn man sie dann auch noch über den Winter nach Hause schicken muss, weil in Heiligendamm in der Nebensaison Gastronomie nicht läuft, dann wird es noch schwieriger, Mitarbeiter zu finden.
Vom Grand Hotel klingt es ganz ähnlich: Man konzentriere sich erst einmal auf den Hotelbetrieb, so der neue Hoteldirektor Thilo Mühl zu den Gästeführern. Die gute Küche hat trotzdem in Heiligendamm ein festes Zuhause: Die Nummer eins des ganzen Landes – Sternekoch Ronny Siewert“ vom Gourmet-Restaurant „Friedrich Franz“ kocht zusammen mit Steffen Duckhorn vom „Kurhaus-Restaurant“ im weißen Märchenschloss märchenhafte Gourmetgerichte und die beiden holen jedes Jahr zum „Gourmet-Gipfel“ die Creme de la Creme der Spitzenköche des Landes zum freundschaftlichen Wettstreit in die Weiße Stadt am Meer.
Premiere für „Die Küchenheiligen“ im Grand Hotel
Am 14. April feiern sie Premiere eines ganz neuen Hightlights im Grand Hotel:
„Die Küchenheiligen“ nennen sie die gemeinsame Küchenparty, an der auch Pierre Nippkow aus der „Ostseelounge“ des Strandhotel Fischland/Darß, Tom Wickboldt vom Restaurant „The O´Room“ in Heringsdorf, Daniel Schmidthaler aus der „Alten Schule“ in Fürstenhagen, André Münch vom „Butt“ in Warnemünde, Helge Balow aus dem „5 Elemente“ des Trihotel Rostock sowie Björn Kapelke vom Gutshaus Stolpe teilnehmen.
So lebt die Tradition der Spitzenküche in Heiligendamm weiter, auch wenn das nach dem ersten Spitzenkoch Heiligendamms benannte Restaurant weiterhin leer steht und seine Schaukästen statt mit Speisekarten, mit Veranstaltungsplakaten bestückt sind.