Stichweg – Eine unendliche Geschichte?
In der öffentlichen Sitzung der Stadtvertreter am 06.05. sollte es wieder einmal um Heiligendamm gehen. Allerdings nicht darum, wie man die berechtigt hohen Erwartungen der Gäste erfüllt und auch nicht darum, wie man das erste deutsche Seebad an einem hart umkämpften Markt etabliert. Stattdessen ging es in langen Meinungsäußerungen darum, ob man auf den Heimfall der Wege über das Hotelgelände an die Stadt verzichtet oder nicht. Einige Stadtvertreter wollten den Verzicht an eine verbindliche Zusage für die Schaffung eines Stichweges gebunden sehen, mit dem der Insolvenzverwalter des Grand Hotels aber nicht viel zu tun hat, weil die geplante Fläche über Grundstücke der ECH verliefe. Insgesamt wurden drei Änderungen zu der Beschlussvorlage eingebracht und am Ende abgelehnt. Die Stadtvertreter verzichteten mehrheitlich auf den Heimfall der Wege und gehen so einer kostenintensiven Klage des Insolvenzverwalters wegen Behinderung des Insolvenzverfahrens aus dem Wege. Trotzdem blieben Heimfall und Stichweg Hauptthemen des Abends, denn auch der Antrag von Guido Lex (Bürgerbund), gegen Bürgermeister Thorsten Semrau ein Disziplinarverfahren zu eröffnen, hing direkt mit dem Heimfall zusammen und somit auch die Diskussion um die Distanzierung von Lex, auch aus den eigenen Reihen. Drei Bürger meldeten sich zum Thema Heiligendamm zu Wort und bei zweien ging es um die so genannte „Erlebbarkeit“ Heiligendamms. So begründet man allgemein die Öffnung eines Weges vom Bahnhof zur Seebrücke, der Heiligendamm allein durch seine Existenz für Gäste erlebbarer machen soll. Was die Gäste in Heiligendamm überhaupt erleben sollen und welcher Besucherzuwachs und welche Mehreinnahmen durch die Investition in einen Stichweg zu erwarten wären, war den Schilderungen leider nicht zu entnehmen. Mitunter erweckten sie den Eindruck, das Grand Hotel würde als lokales Hindernis wahrgenommen und einige Heiligendammer würden sich daran stören, dadurch längere Wege zum Strand in Kauf nehmen zu müssen. Aus den Reihen der Stadtvertreter wurde darauf hingewiesen, dass die Mehrzahl der Badegäste mit dem Pkw kommt und direkt hinter der Düne oder am Kinderstrand parkt und auch die Doberaner eher das Auto, als die Molli nutzen, um zum Baden zu fahren. Nicht gestellt wurde die Frage, was wäre, wenn Heiligendamm einen Stichweg hätte aber kein Grand Hotel mehr. Solange man sich auf Details, wie den Stichweg konzentriert und alles andere ausblendet, ist in Heiligendamm kein Fortschritt zu erwarten.