Wo leben wir eigentlich?
Das fragen sich in diesen Wochen viele, deren Leben vor einen Wendepunkt steht. Besitzer von Ferienwohnungen zum Beispiel, wenn sich diese in einem allgemeinen Wohngebiet befindet und ihr das Aus droht. Der Landkreis verschickt Ordnungs-Verfügungen und Nutzungsuntersagungen und hat das Recht auf seiner Seite. Andererseits erteilt er weiterhin Genehmigungen für Ferienwohnungen, wo keine zulässig sind. In Heiligendamm wurde ein Ferienwohnungskomplex genehmigt, obwohl an der Stelle nur eine Pension und Gaststätte zulässig ist. In Börgerende wurden Villen mit Ferienwohnungen genehmigt, obgleich dort auch nur Betriebe des Beherbergungs-Gewerbes entstehen dürfen. Während hunderten Fewo-Vermietern der Ruin durch Nutzungsuntersagung droht, dürfen einige große Investoren selbst dort mit dem Verkauf von Ferienwohnungen Gewinne erzielen, wo sie unzulässig sind. Die Gemeinden machen mit oder sehen weg und die Leidtragenden sind die Bürger, denn die Käufer haben Anspruch auf eine Wohnung, die frei von Rechtsmängeln ist. Bloß eine Duldung reicht da nicht aus. Erste Käufer klagen und wenn es zu Rückabwicklungen kommt, geht es um Millionen, die die Verkäufer nicht haben. Der Schadenersatz umfasst den gesamten Kaufpreis plus Zusatzkosten, wie Möblierung und Finanzierung. Die oft als GmbH firmierenden und nur beschränkt haftbaren Verkäufer haben aber nur an den Gewinnen verdient und wenn sie nicht zahlen können, muss der Landkreis wegen der Erteilung rechtswidriger Genehmigungen haften, konkret der Kommunale Schadensausgleich des Landes Mecklenburg-Vorpommern. Da dieser zweistellige Millionenbeträge eher auch nicht aufbringen kann, drohen den Kommunen empfindliche Beitragserhöhungen. Woher aber sollen sie das Geld nehmen? Die Gemeinden verlieren sogar Einnahmequellen, denn immer neue Ferienwohnanlagen nehmen den letzten Platz für echte touristische Infrastruktur, mit der Gemeinden Geld verdienen könnten. Der Landkreis ermöglicht einigen wenigen Investoren mit dem Bau und Verkauf von Ferienwohnungen Gewinne und die Bürger haben den Schaden – manche gleich doppelt. Wir leben im Landkreis Rostock – vielleicht bald in Geisterdörfern?