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Grand Hotel: Stadt soll mitbieten!?

Eine kleine Umfrage in der Ostsee-Zeitung vom 05.05.2012 zeigt, wie wenig sich die Bad Doberaner mit Tatsachen beschäftigen. Das Blatt hat vier Leute befragt: Einen Unternehmer, einen Bäcker, eine Restaurantfachfrau und eine Abiturientin. Namen und Bilder gibt es in der Zeitung. Auf ZAM zählt nur der Inhalt:

 

Die Abiturientin will, dass keine Steuergelder mehr ins Hotel fließen – das wird eine landläufige Meinung von Menschen sein, die sich nicht mit dem Thema auseinander gesetzt haben und daher die Beweggründe des Landes  (ZAM berichtete) nicht kennen.

Der selbstständige Unternehmer und die Restaurantfachfrau sind der Meinung, dass die Stadt beim Hotel mitbieten soll.

 

Nachdem die Stadt nun also schon die Perlenkette, die Jugendherberge und das Moorbad kaufen (und natürlich selbst entwickeln, sanieren und betreiben) sollte, soll sie nun auch noch das Grand Hotel kaufen. Eben das Hotel, dem 40 Millionen Euro fehlten, um „flüssig“ – also zahlungsfähig zu sein.

 

BWL für Anfänger: Was ist eigentlich ein „Finanzloch“?

Dieses „Finanzloch“ ist nur ein Loch in einer vielfach größeren Summe an Ausgaben. Praktisches Beispiel: Sie bekommen eine Rechnung von 10.000 Euro, haben aber nur 5.000 Euro, die Sie bezahlen können. Fehlen also 5.000 Euro. Wenn Sie die nicht auftreiben können, der Rechnungsschreiber sich nicht auf Ratenzahlung, Stundung oder Teilverzicht einlässt, Ihnen keiner mehr Geld leiht, müssen Sie wegen dieser fehlenden 5.000 Euro Privatinsolvenz anmelden oder eben den Gerichtsvollzieher ins Haus kommen lassen. Trotzdem macht das Ihre Schuld nicht kleiner: Der Gläubiger will 10.000 Euro.

Beim Grand Hotel heißt das: Der Betrieb (und die unbedingt benötigte Erweiterung) des Hotels kostet Millionen, von denen die Gesellschaft einige Millionen hatte aber 40 Millionen nicht. Da die Anleger kein Geld mehr investieren und die Banken keine Kredite mehr geben wollten und da auch die ECH nicht an Geld bekam (weil die Stadt und ihre Vertreter das Negativattest nicht ausstellten und damit den Verkauf der Villen rechtlich nicht umsetzbar machten), fehlten diese 40 Millionen einfach und es musste Insolvenz angemeldet werden.

 

Der neue Betreiber aber muss diese 40 Millionen aufbringen, um das Hotel am Markt zu positionieren. Ein neuer Betreiber muss Zeichen setzen, etwas besser machen und von etwas mehr bieten, um neue Kunden anzulocken und alte Kunden neu zu begeistern. Auf keinen Fall darf er das Hotel einfach so wie es ist weiter führen – dann macht sich Ernüchterung breit. Es muss kein neues Gebäude her – geplant sind Freizeitangebote und mehr SPA-Angebote, nötig ist auch wieder die turnusmäßige Verschönerung der nun einmal der Seeluft ausgesetzten Fassaden.

 

Der neue Eigentümer muss also dieses Geld haben und muss auch das Geld haben, um ein millionenschweres Luxushotel über viele Jahre zu führen – ob die Sonne nun scheint oder es den ganzen Sommer regnet. Er muss genug Geld einnehmen, um die Differenzen der Nebensaison (in der ja auch keine halben Glühbirnen brennen oder das Becken nur halb voll Wasser gelassen wird) auszugleichen. Die finanzkräftige FUNDUS-Gruppe hat es nicht geschafft und auch die Millionen von 1.900 Investoren konnten den Ruin nicht abwenden – am Ende wollten die meisten von ihnen nichts mehr investieren.

 

Rettung trotzdem möglich – nur nicht durch die Stadt.

Das Hotel kann gerettet und erfolgreich weiter geführt werden aber dazu müssen MINDESTENS 40 Millionen Euro erst einmal investiert werden. Die Stadt hat das Geld nicht – sie hätte nicht einmal 4 Millionen Euro zur Verfügung. Es ist Utopie – fast schon Dummheit – der Stadt diese Karte zuzuschieben. Und es zeigt, wie irrational das Thema „Heiligendamm“ behandelt wird. Es fehlt nur noch, dass ein Lokalpolitiker die Forderung aufschnappt und öffentlich formuliert, um sich daran zu profilieren.

 

Und der Bäcker?

Der Bäcker meint, dass ein neuer Investor nicht schlechter sein muss. ZAM meint: Genau!

 

Zum vollständigen Artikel in der Ostsee-Zeitung:
http://epaper.ostsee-zeitung.de/dob/2012-05-05/oz.html

 

 

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