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DOBBI der Hirsch: Bad Doberan hat jetzt ein lebendiges Maskottchen

Ein knuddeliger Hirsch ist das neue Werbegesicht von Bad Doberan-Heiligendamm. Er begrüßt die Gäste, macht auf Veranstaltungen mit und wird natürlich der Shootingstar bei den Touristen.

Natürlich hat der Hirsch auch einen Namen und den durften sich die Doberaner und ihre Fans selbst aussuchen. Aus unzähligen Vorschlägen wurden 5 zur Abstimmung gegeben. Mit über 50% gewann ganz klar der am 5. November verkündete Name DOBBI.

 

Hirsch oder Schwan, das war hier die Frage.

Die Idee für ein Maskottchen zum Anfassen entstand in der Touristinformation. Zur Auswahl standen ein Hirsch und ein Schwan, denn das sind die Wappentiere der Stadt Bad Doberan. Der Schwan hat sich schon etabliert – ist am und im Münster zu finden, ziert Laternen und Infostelen und war und ist oft auch als Namensgeber zu finden. Das hat gute Gründe, wie weiter unten zu lesen ist.

Ein Schwan ist aber schwer als Kostüm zu kreieren und wäre sehr behäbig und steif. Darum hat man sich für den Hirsch entschieden – mit großen Augen und hellem weichen Fell. Der passt auch auf den Beifahrersitz. Das Kostüm hat eine Belüftung eingebaut, damit der fröhliche Hirsch auch im Sommer am Strand umher springen kann. Dabei steckt nicht immer dieselbe Person im Kostüm.

 

Was hat es mit dem Hirsch auf sich?

Der Hirsch stammt aus der Gründungslegende von Bad Doberan. Und das kam so: 1171 gründete ein Konvent von Mönchen und Konversen des Zisterzienserklosters Amelungsborn im heutigen Althof das erste Kloster in Mecklenburg. Das Land war slawisch besiedelt und der Sachsenherzog Heinrich der Löwe war dem Ruf des Bischofs Bernhard von Clairvaux gefolgt und hatte einen Kreuzzug über die Elbe in das Land der Heiden gestartet, um sie zu taufen – also zu christianisieren. Das gelang ihm nach mehreren Schlachten gegen die Slawen und dem Sieg von Kap Arkona.

Der Obodritenfürst Pribislaw unterwarf sich dem Sieger und versöhnte sich mit ihm, bekam dafür das Land seines gefallenen Vaters Niklot als Lehen zurück und die Auflage, Klöster zu stiften. Der Amelungsborner Mönch Berno wurde zum ersten Bischof von Mecklenburg und Althof das erste Kloster. Doch nach dem Tod Pribislaws fiel das Kloster einer bewaffneten Auseinandersetzung zum Opfer und wurde zerstört und die gesamte anwesende Besatzung getötet. Alles was wir heute in Althof sehen, ist erst später entstanden – an die Zeit zwischen 1171 und 1179 erinnert nichts mehr.

1186 kam ein neuer Konvent von Amelungsborn an die Ostsee und wollte das Kloster wiederbesiedeln. Sicher ist, dass die Mönche nicht den Standort wiederaufbauen wollten, in dessen Erde das Blut ihrer ermordeten Brüder war. Nicht sicher ist, wie die Auswahl eines neuen Standortes erfolgte. Hier setzt die Sage von der Entstehung des Namens Doberan an:

Es heißt, Fürst Heinrich Borwin I. habe geschworen, dort das Kloster neu zu bauen, wo er auf der Jagd den ersten Hirsch erlegen würde. Das gelang ihm angeblich im knietiefen Morast unterhalb des Buchenberges und man war sich nun gar nicht so sicher, ob das wirklich ein geeigneter Standort für den Bau eines Klosters sei.

Spätestens da – nach anderen Aussagen schon beim Schuss – soll aus dem Gebüsch ein Schwan (andere sagen, es waren mehrere) aufgeflogen sein und geschrien haben: DOBRE, DOBRE – was slawisch als „GUT, GUT“ zu deuten war und bestätigte, dass dies DOBRE-AN ist – ein guter Platz. So baute man das Kloster Doberan an diesem gottgegebenen Platz.

Es gibt aber auch klare Regeln für den Bau von Klöstern. Die Zisterzienser sind eine Abspaltung des Benediktinerordnens und lebten nach den Regeln des Heiligen Bededict von Nursia. Sie hatten sich abgespalten, um noch strenger nach diesen Regeln zu leben, als es damals in der prächtigen Abtei Cluny der Fall war.

Darum gründeten sie in Citeaux ein neuen Kloster, von dem ausgehend sich ein Filialnetz über ganz Europa ausbreitete. Von Citeaux wurde das Kloster Morimond als Primärabtei gegründet, von dort Amelungsborn als Filialkloster und von dort aus wiederum Doberan als Tochterkloster. Auch Doberan hat in Berent – später verlagert nach Pelpin – ein Tochterkloster und war zusammen mit Mönchen aus Esrom an der Wiederbesiedlung des Klosters Dargun beteiligt.

Die Benediktregel 6,3 besagt:
Wenn möglich, ist das Kloster so anzulegen, dass sich alles Notwendige, nämlich Wasser, Mühlen, Garten und die verschiedensten Werkstätten innerhalb der Klostermauem befinden.

All das war am Standort Doberan gegeben – man brauchte also gar keinen sprechenden Schwan, um zu wissen, dass dieser Standort gut ist. 

Ohne den Schwan gäbe es aber den Namen DOBBI nicht, denn natürlich leitet sich der Name von DOBERAN und damit von DOBRE ab. Zur Auswahl standen nach dem Aussuchen von 5 aus ganz vielen Namensvorschlägen auch BADOLINO, BADDI, BADDO und HEINRICH.

Warum Heinrich? Weil Heinrich Borwin I. ja den Hirsch geschossen haben soll. Allerdings sind sich schon seit Jahren die Fachleute ziemlich sicher, dass es gar nicht Heinrich Borwin I. war, der den Hirsch erlegte und sich damit die Legende von Borwins Schwur gar nicht so zugetragen hat. Man ist sich einig, dass Fürst Nikolaus als ältester Sohn zu der Zeit regiert hat. Als Herr von Rostock war er zuständig für diesen Bereich, sodass auch eine Verwechslung mit seinem Bruder Borwin unwahrscheinlich ist. Sagen sind oft erst viel später entstanden – man weiß letztlich nicht, ob diese hier überhaupt war oder einfach nur schön ist.

 

Ein totes Tier als Masktottchen?

Bei der Namensfindung stellte sich nun auch bei einigen die Frage, warum man als Maskottchen gerade das Tier wählt, das erlegt wurde.

Dazu schaut man sich das Wappen und die dazu gehörige Blasionierung an:

„Durch einen silbernen Krummstab mit nach vorn und aufwärts gerichteter Krümme geteilt; oben in Gold ein springender roter Hirsch mit gestreckten Vorderläufen; unten in Blau ein flugbereiter silberner Schwan mit ausgeschlagener roter Zunge auf silbernen Wellen.“ 

Das historische Wappen wurde 1884 gezeichnet, nachdem der Flecken Doberan 1879 durch Großherzog Friedrich Franz II. zur Stadt erhoben wurde. Dieses Wappen zeichnete Carl Teske nach 1990 neu. Beide zeigen dasselbe Motiv. Der Ursprung der nicht offiziellen Version ist noch nicht bekannt. Sie wurde auf Merchandisingartikeln, wie Postkarten und Werbung verwendet. Die Stadt nutzt aber ausschließlich das offizielle Wappen in der Mitte. 

Hirsch und Schwan sind im Wappen recht lebendig. Auf dem offiziellen Wappen hat der Hirsch seine Vorderläufe gestreckt und hüpft fast munter vorwärts. Auch der Schwan schwimmt noch auf dem Wasser. Offensichtlich schreit er aber und will sich gerade erheben. In der nicht offiziellen Variante hat der Hirsch seine Vorderläufe angewinkelt und rennt und der Schwan schwingt seine Flügel, schreit aber scheinbar nicht.

So oder so: Beide Wappen zeigen Hirsch und Schwan vor dem tödlichen Schuss. Sie sind beide lebendig, auch wenn einer von ihnen diesen Tag nicht übersteht, wohl aber Jahrhunderte im Wappen überlebt.

Und nun als Maskottchen fühlbar, erlebbar und auch als Wappentier wahrnehmbar wird. Der Hirsch tritt aus dem Schatten des Schwanes hervor und er wird uns gewiss jede Menge Freude bereiten. Zu seiner Taufe konnte er sich jedenfalls vor Menschen nicht retten. 

Titelbild: Stadt Bad Doberan | Legende: Foto Stadt- und Bädermuseum | Fotos: ERSTES SEEBAD

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