Ehren, erinnern, ermahnen – Kriegerdenkmäler im Mecklenburg der Zwischenkriegszeit – Vortrag von Elmar Koch im Möckelhaus (04.11.2025)
Dienstag, 04.11.25, 17.00 Uhr
Ehren, erinnern, ermahnen – Kriegerdenkmäler im Mecklenburg der Zwischenkriegszeit
Im Ersten Weltkrieg starben etwa 2 Millionen deutsche Soldaten, davon einige Tausend aus Mecklenburg. Schon während des Krieges wurde damit begonnen, Überlegungen anzustellen, wie man dieser Toten gedenkt. Die Kriegerdenkmäler wurden dann meist in den 1920ern errichtet.
Für Bad Doberan lassen sich diese Planungen ab 1915 belegen, die im Bau bzw. der Aufstellung von Denkmälern und Tafeln mündeten. Die regionale Gedenkkultur von vor 100 Jahren soll Thema des Vortrags sein.
Vortrag von Elmar Koch
Der Eintritt zu allen Veranstaltungen ist kostenfrei!
Erinnern und Vergessen sind Prozesse, die Menschen tagtäglich durchlaufen. Die Niederlage des Ersten Weltkrieges, verbunden mit dem Tod zahlloser Soldaten und den harten Bedingungen des Versailler Vertrages, war eine gesamtgesellschaftlich schmerzlich empfundene Erfahrung. Diese zu kompensieren, Trauer zu bewältigen, Sinn zu suchen und mitunter auch zur Revanche aufzurufen, zum Teil aber auch für den Frieden zu werben, waren Vorgänge, die ab 1918 von Erinnern und Vergessen begleitet wurden. Materialisiertes Gedenken in Form von Denkmälern war eine Möglichkeit, die schon lange vorher populär war und Vorlagen lieferte. Das Kaiserreich hatte zum Teil zu einer regelrechten Flut von neuen Denkmälern für die Einigungskriege, Landesherren, bedeutende Persönlichkeiten und anderem mehr geführt. Die neu zu errichtenden Gedenkorte sollten in Form und Gestaltung besonders gut für die neue Aufgabe des zu erinnernden Krieges geeignet sein. So kam es vor allem in den 1920er Jahren fast überall zur Errichtung kleinerer oder größerer Gefallenenehrenmale. Sie stellen sich nicht selten als Findlingsmahnmale dar, aber auch in figürlicher oder symbolischer Darstellung. Die auf fernen Kriegsschauplätzen Gefallenen fanden auf den Denkmälern Verortung in ihrer Heimat; epitaphartig führen die Denkmäler oft die Namen und Lebensdaten auf.
Ziel der Arbeit ist es, die Masse an Denkmälern, die zwischen 1918 und 1939 in Mecklenburg-Schwerin und Mecklenburg-Strelitz entstanden, systematisch einzuordnen und auf die Gedenkkultur der Zeit einzugehen. Die Denkmäler stehen bis heute zumeist im öffentlichen Raum und werden dort mehr oder weniger beachtet. Zum Zeitpunkt ihrer Aufstellung waren sie Orte regelmäßiger Veranstaltungen wie Gedenkfeiern am Volkstrauertag oder zu Stiftungsfesten von Kriegervereinen. Die Akteure des Gedenkens sollen beleuchtet werden, vor allem Auftraggeber (Kriegervereine, Stahlhelmbund, Gemeinden etc.) und Ausführende. Wie der nivellierende Soldatentod stellt auch die chronologische Aufreihung von Gefallenen eines Ortes auf der entsprechenden Tafel einen die Standesunterschiede aufhebenden Akt dar.
Quellen für die Arbeit finden sich im Landeshauptarchiv Schwerin, dem Landeskirchlichen Archiv Schwerin sowie in Stadt- und Kirchenarchiven. Zeitgenössische Darstellungen und Abhandlungen liefern Postkarten und Zeitungen. Mit der Arbeit soll ein Stück der Erinnerungskultur des Landes untersucht werden. Zugleich bieten die Denkmäler auch heute Denkanstöße, da der Umgang mit Krieg, Frieden, Tod und Gedenken nach wie vor gesamtgesellschaftlich diskutiert wird. Diese Objektgruppe stellt weit mehr dar, als bloße Relikte überkommener Denkweisen. Bis heute können Sie als Lern- und Gedenkorte dienen.
