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Bauwerke in Heiligendamm

Haus „Mecklenburg“ (Badehaus, Kurhaus, Haus 4)

Alte Namen: Badehaus, Kurhaus, Haus 4

Standort:
Prof.-Dr.-Vogel-Str. 5B
54°08’38.7″N 11°50’30.8″E

Bauherr: Großherzogliche Badeintendantur / Großherzöge von Mecklenburg
Architekt: J.C.H. von Seydewitz, Georg Adolph Demmler, Kayser & Großheim
Umbauten: 1839 Aufstockung / Überbauung, 1873 Anbau Seeflügel, diverse
Sanierung: 2000-2003
Architekt: über den Projektentwickler EntwicklungsCompagnie Heiligendamm GmbH & Co. KG
Eigentümer: Großherzogliche Badeintendantur / Großherzöge von Mecklenburg (bis 1873), Aktiengesellschaft Baron Otto von Kahlden (1873-1900), Rudolf von Kahlden (1900-1911), Herzog Hugo von Hohenlohe-Öhringen und Ujest (1873-1885), Walter John (1911), Ostseebad Heiligendamm GmbH unter Gläubigerkonsortium (1911-1922), unter Baron O. A. Rosenberg (1922-1938), Beschlagnahmung durch das Deutsche Reich (1938), Reichsmarine (1938-1945), Beschlagnahmung durch die SMAD, herrenloses Gut (1945-1949), DDR über den FDGB (1949-1952), DDR über die Sozialversicherungsanstalt (1952-1990), Ostseeklinik Heiligendamm GmbH (1990-1993), BRD über Oberfinanzdirektion (1993-1997), FUNDUS-Gruppe über EntwicklungsCompagnie Heiligendamm I GmbH & Co. KG (Jagdfeld) (1997-2012), Grand Resort Heiligendamm GmbH & Co. KG (Morzynski) (seit 2013)
Nachgewiesene Nutzungen: Vermietung durch die (Groß)herzogliche Badeintendantur (bis 1872),  Badedirection (1873-1936), Kraft durch Freude (1936-1938), Reichsmarine (1938-1945), SMAD (1945-1948), Sanatorium für Werktätige Heiligendamm (1948-1990), Hotelfachschule (1990-2000), Sanierung (2000-2003), Hotelgebäude (seit 2003)

Beschreibung:

Urheber unbekannt (Quelle: ECH-Archiv)

Das Badehaus ist das älteste öffentliche Gebäude am Heiligen Damm. Es wurde 1795/96 von Johann Christoph Heinrich von Seydewitz errichtet. Zuvor gab es ein kleines Badehaus mit vier Bädern, das allerdings an anderer Stelle stand.

(Quelle: ECH-Archiv / Holzschnitt von Friedrich Wilhelm Gubitz um 1820)

Gemäß dem Vorschlag Professor Vogels richtete er das Haus mit einer kurzen Seite nach Norden aus, um dem Sturm wenig Angriffsfläche zu bieten. Das entsprach auch seinem Verständnis, das Haus am Ende der Straße von Doberan mit der langen Achse auf diese auszurichten. Wenn der Gast den Wald verließ, eröffnete sich ihm eine große Lichtung direkt am Meer und in ganzer Länge präsentierte sich ihm das Badehaus.

Ausschnitt aus Lithographie, W. Heuer (Quelle: ECH-Archiv)

Dieses war ursprünglich ein barocker einstöckiger Bau mit zweimal vier Achsen rechts und links vom vierachsigem Mittelrisalit, der mit Dreiecksgiebel und dreieckigen Tür- und Fensterbekrönungen im Erdgeschoss dominiert wurde. Das Haus war grau gestrichen mit gelben Pilastern und die Fenster hatten grüne Jalousien. Das Mansarddach hatte Gauben zu allen Seiten. Im Dreiecksgiebel gab es zudem eine Uhr. In das Badehaus belangte man über eine geschwungene und mit Vasen geschmückte Freitreppe.

(Quelle: Abfotografie ECH-Ausstellung)

Im Inneren gab es ganz im Norden ein Badekabinett für die herzogliche Familie und unabhängig davon mehrere öffentliche Badekabinette, insgesamt waren es sieben. Links lag die Wohnung für den Bademeister, eine kleine Hausapotheke und geradeaus eine Küche mit Wasserkessel zum Erwärmen des Seewassers. Es gab einen Speiseraum und Tanzsaal gleich rechts vom Eingang. Der Tanzsaal wurde später als Speisesaal genutzt. Unter dem Dach wurden 15 Zimmer für Leute eingerichtet, denen die täglichen Fahrten zu beschwerlich waren.

1808 entstanden hinter dem Badehaus zwei kleinere Badehäuser mit 15 Badezimmern, 2 kleinen Regen,- Spritz- und Tropfbädern und 7 kalte Bäder. Nach dem Bau des Salons (Kurhaus) wurde 1817 ein Arkadengang zwischen beiden Häusern gebaut. Es erfolgten weitere Anbauten für Bäder und Funktionsräume. Sogar ein zweiter Turm wurde an der Rückseite angebaut. Er diente als Treppenhaus und Aussichtsturm.

Das Badehaus am Heiligen Damm erhielt die aus antoninischen Bädern bekannte lateinische Inschrift:

CURAE.VACUS.LOCOM.ADEAS.MORBORUM.VACUUS.ABRIBE.POSSIS.NAM.HIC.NON.CURATUR.QUI.CURAT

Sorgenfrei komm her,
damit du krankesfrei von hier gehen mögest;
denn wer sorget, der wird hier nicht gesund.

In „Doberan und seine Umgebungen“ wurde folgende Übersetzung gewählt:

Der Sorge ledig komm an diesen Ort,
Daß Du der Krankheit ledig ihn verläßt,
Denn wer hier sorgt, wird nicht geheilt.

Das Badehaus passte nach der Fertigstellung des klassizistischen Kurhauses weder von der Optik, noch von der Größe zu Severins Tempel. Der hatte möglicherweise schon einen Umbau des Badehauses berücksichtigt, als er das Kurhaus plante. Er selbst starb jedoch 1837 und sein Bauherr Friedrich Franz I. ebenfalls.

(Quelle: ECH-Archiv, gezeichnet von Julius Gottheil, gestochen und gedruckt von Firma Poppel & Kurz, München, aus: Mecklenburgisches Album, Verlag B. S. Berendsohn, Hamburg, 1855-56, Blatt 28)

Georg Adolph Demmler baute 1837/1838 nun im Auftrag von Großherzog Paul Friedrich unter Einbeziehung des barocken Badehauses ein mehrstöckiges und zum Salon passendes Logierhaus im dem Klassizismus optisch angepassten Stil des Historismus. So entstanden 28 Gästezimmer auf zwei Vollgeschossen und 22 Zimmer für das teils mitgebrachte Personal im Mezzanin. Das Erdgeschoss war weiterhin eine Badeanstalt.

Der Arkadengang wurde ebenfalls aufgestockt. Allerdings wurde er immer wieder verändert. Zu DDR-Zeiten wurde hier eine „Konzertmuschel“ eingerichtet.

(Quelle: A. Beckmann)

Weitere Veränderungen erfuhr das Haus 1873 durch den Anbau eines Seeflügels.

(Quelle: Verlag Joh. Bitter, Doberan)

Das bis dahin symmetrische Gebäude erhielt eine Gliederung, die durch Balkone und Loggien betont wurde. Dafür verschwanden viele nicht mehr benötigte Anbauten.

(Quelle: Privatarchiv, Bildausschnitt vom Luftbild, Urheber unbekannt)

Der Treppenhaus-Turm blieb zunächst bestehen, wurde später aber aufgegeben. Das Treppenhaus befand sich im Seeflügel. 

(Quelle: Ottmar Zieher, München)
(Quelle: Archiv Foto Marburg)
(Quelle: A. Beckmann)
(Quelle: A. Beckmann)
(Quelle: Archiv Friedrich Rochow)

Seinen Zweck als Logierhaus erhielt es über die ganze Zeit, aber es hieß noch bis zum 2. Weltkrieg „Kurhaus“.

(Quelle: M. Rubin & Co. Dresden)

Einzig während der Nutzung als Reichskadettenschule von 1938 bis 1945 waren hier statt Kurgäste Lehrer untergebracht.

(Quelle: Privatarchiv, Urheber verm. Eggers)

Als Badehaus diente es schon zu DDR-Zeiten nicht mehr, aber Anwendungen wurden hier verabreicht. Zu DDR-Zeiten wurde das Haus „Mecklenburg“ nicht weiter verändert, aber allein der Erhalt war sehr schwierig.

(Quelle: H. Sander KG)

Zunächst brachte man nur Patienten in dem großen Gebäude unter, 1958 nahm man die Abteilung für Hautkrankheiten wegen steigender Überweisungszahlen aus den Cottages heraus und fasste sie im Haus „Mecklenburg“ zusammen.

(Archiv WIG, Quelle: Hilke Maunder)

Mit der Wiedervereinigung musste auf Grund der Vorgaben der BVA die Bettenzahl gesenkt werden. Wegen des schlechten baulichen Zustandes leerte man das Haus „Mecklenburg“. Einzig das Erdgeschoss wurde weiter genutzt. Hier zog die Hotelfachschule Heiligendamm ein.

(Quelle: ECH-Archiv)

1997 wurde das Haus „Mecklenburg“ als eine von 26 Immobilien im Paket an die FUNDUS-Gruppe verkauft. Die Hotelfachschule zog zum Sanierungsbeginn 2000 aus.

(Quelle: ECH-Archiv)
(Quelle: ECH-Archiv)
(Quelle: ECH-Archiv)
(Quelle: ECH-Archiv)
(Quelle: ECH-Archiv)

Das Haus wurde entkernt und von innen komplett neu wieder aufgebaut. Seit der Eröffnung des Grand Hotel Heiligendamm im Jahr 2003 verfügt es über 17 Suiten, 31 Doppelzimmer und die Hochzeitssuite im Turm und Mezzanin.

(Quelle: Grand Hotel Heiligendamm)

Das Grand Hotel wurde von 2003 bis 2012 durch ein Tochterunternehmen der Jagdfeld-Gruppe betrieben, bis 2009 mit einem Management durch die Kempinski-Gruppe, danach in Eigenregie. Im Insolvenzverfahren kaufte die Familie Morzynski das Hotel und betreibt es seitdem in Eigenregie.  

Es gibt Pläne, die Terrassen an der Westseite des Arkadengangs als Wintergarten zu gestalten.

 

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