Heiligendamm, Expertise und die Corona-Krise: Wie das Grand Hotel die Krise meistert und was die MEDIAN-Klinik über Post-Corona-Reha berichtet.
Der Name „Heiligendamm“ fällt in Zusammenhang mit der Corona-Krise sehr selten, denn der 250-Einwohner-Stadtteil ist gewiss kein Corona-Hotspot und der Landkreis Rostock mit den wenigsten Fällen in Mecklenburg Vorpommern – das ohnehin schon die wenigsten Infektionen in ganz Deutschland hat – kein Risikogebiet.
Wenn Heiligendamm und Corona zusammen in den Medien auftauchen, geht es um Expertisen. Denn die Median-Klinik rehabilitiert genesene Corona-Patienten und ist damit Vorreiter in der post-coronalen Rehabilitation. Doch auch auf das Grand Hotel Heiligendamm schaut eine ganze Branche, denn der Leuchtturm der Spitzenhotellerie in Mecklenburg-Vorpommern steht nicht nur im ältesten deutschen Seebad, sondern ist auch das älteste 5-Sterne-Hotel an der Ostsee. Zudem ist es mit seiner Größe von etwa 300 Betten und fast genauso vielen Mitarbeitern einer der größten Arbeitgeber der Region und mit seiner Bekanntheit die unangefochtene Nummer eins.
Wenn der Hoteldirektor was zu sagen hat, dann hört eine ganze Branche gespannt zu und wenn es dann noch jemand ist, der nach drei Jahrzehnten bei Kempinski den Direktorensessel gerade erst ein Jahr besetzt hatte, als die Krise los ging, ist sie umso gespannter. Und er hat was zu sagen: REISETOPIA hat Thies Bruhn interviewt.
Management hat verschiedene Szenarien durchgespielt
Der Lockdown im März kam überraschend und da konnte sich auch das Grand Hotel nicht drauf vorbereiten. Thies Bruhn erzählt, dass man verschiedene Szenarien durchgespielt habe und die Wiederöffnung mit einer Einschränkung der Kapazitäten als wahrscheinlich angesehen wurde. Darauf hat man sich eingestellt.
Eingeschränkte Kapazitäten und Kurzarbeit
Das Grand Hotel arbeitet mit zwei Schichten im Speisesaal zum Frühstück und zum Abendessen. Dadurch können mindestens 80 Plätze weniger angeboten werden. In den Restaurants muss im Voraus reserviert werden. Das exklusiv-kleine Gourmetrestaurant „Friedrich Franz“ kann mit gerade 18 Plätzen nicht anders arbeiten. Das Grand Hotel ist eine beliebte Wedding-Location und es hat auch 2020 viele Hochzeiten gegeben. Viele wurden aber auch auf den Herbst verschoben
Höhere Raten für weniger Gäste
Die eingeschränkten Kapazitäten würden natürlich zu Einnahmeausfällen führen. Schon die Zwangsschließung hat 2,6 Millionen Umsatzverluste beschert. Das Grand Hotel hat darum die Raten für die angebotenen Kapazitäten erhöht. „Wenn wir nur 50-60 Prozent Auslastung haben dürfen, dann möchte ich auch die Gäste haben, die diese Raten bezahlen.“ bringt Bruhn es auf den Punkt. Bei vielen Mittelständern als Gäste war das nicht ohne Risiko, aber das Grand Hotel hat eine große Stammkundschaft und die ist bereit, die höheren Raten zu zahlen. Heiligendamm ist durch seine Abgeschiedenheit und der Lage im Landkreis und Land mit den wenigsten Infektionen zu einem Rückzugsort geworden. Im Gegenzug für die höheren Raten gibt das Grand Hotel alles, um den höchstmöglichen Luxus zu bieten. Diese Qualität ist für Bruhn auch das Pfund der 5-Sterne-Hotels. Er ist sich sicher, dass sich Luxushotels, die besondere Qualität bieten, auch nach der Krise am Markt halten werden. Er sieht eher überfinanzierte Vier-Sterne-Ketten vom Markt verschwinden.
Wie das Grand Hotel Talentsuche betreibt
Im Grand Hotel sind noch einige Mitarbeiter in Kurzarbeit. Gerade die Administration wird im Betrieb auf Sparflamme nicht voll benötigt. Dennoch hat das Grand Hotel keineswegs zu viele Mitarbeiter, sondern ist auf der Suche nach Talenten. Für Thies Bruhn ist die Talentsuche – der Präsident von Kempinski nannte es gar „Krieg um die Talente“ – schon seit Jahren ein Thema. Er hielt dafür für Kempinski Vorträge in den wichtigsten Hotelfachschulen. In Maribor in Slowenien eröffnete er bekanntermaßen das Palace Grand Hotel Portorose, von dem er 2019 nach Heiligendamm wechselte.
Kempinski hat er nach fast 30 Jahren nicht hinter sich gelassen – das kann man nach der langen Zeit auch nicht erwarten. Im Gegenteil erwartete man 2019 mit dem Wechsel Bruhns nach Heiligendamm eher, von seiner langjährigen Erfahrung bei den Besten der Branche zu profitieren. Nach der Zitterpartie durch die harte betriebswirtschaftliche Linie Thilo Mühls ging ein Aufatmen durch die weißen Paläste, als man erfuhr, wer da der neue Chef wird. Das Grand Hotel ist jetzt über das Discovery-Treueprogramm in der „Global Hotel Alliance“ vertreten, der Major Chairholder ist Kempinski und der Branchenspitzenprimus braucht diese Allianz gerade dort, wo er keine eigenen Hotels hat. Das Grand Hotel ist keine Kette, sondern ein einzelnes Hotel und zwischen den ganzen großen Global Playern ist es für Bruhn eine Ehre, dass das Grand Hotel dabei sein darf.
Das Management des Grand Hotel Heiligendamm hat Kempinski 2009 beendet und es war gewiss kein rühmliches Ende, als man sich vor lauter aufgetautem Frust mit Jagdfeld selbst um Teppiche stritt. Kempinski hatte damals versucht, durch weniger Anspruch mehr Gäste zu kriegen. Anno August Jagdfeld war das ein Dorn im Auge: Er wollte lieber weniger Gäste, die mehr Geld ausgeben. Corona erzwingt heute, was er damals schon wollte. Heute ist der Streit vergessen und alles was mit Kempinski zu tun hatte verschwunden, auch wenn für manchen Ottonormalbürger das Grand Hotel immer noch „das Kempinski“ ist. Alles? Nicht ganz: Man arbeitet zusammen, denn die Gründe, warum sich Kempinski damals für Heiligendamm entschied, sind ja nicht verschwunden, sondern eher noch mehr geworden. Das Grand Hotel Heiligendamm ist eine Top-Adresse und Bruhn will sie in einem Atemzug genannt wissen mit der Villa d’Este am Lago de Como und Schloss Elmau.
Schloss Elmau ist es auch, das Bruhn als direkten Konkurrenten für Heiligendamm sieht. Die Urlaubsfrage lautet immer noch „Berge oder Meer“ und im 5-Sterne-Bereich heißt das im Klartext „Elmau oder Heiligendamm?“ Bruhn ließ einen Competition-Check machen: Was macht Schloss Elmau, aber auch das Adlon in Berlin zu Weihnachten und Silvester? Das Adlon als wohl zusammen mit dem Atlantic in Hamburg bekanntestes Kempinski-Hotel hat immer noch viele Verbindungen nach Heiligendamm, aber die knüpft die Familie Jagdfeld als Oberhaupt des Adlon. Gemeint ist das Restaurant „Medinis“ an der Promenade in Heiligendamm. Es bezieht seinen Wein aus dem Adlon, hat umgekehrt dort eine Dependance und das Management sitzt im Adlon. Selbst die Mitarbeiter wechseln auf der historischen Achse Berlin-Heiligendamm.
Diesen Wechsel hat auch Thies Bruhn für „sein“ Grand Hotel eingeführt. Gleich nach Dienstantritt in Heiligendamm schickte er seinen F&B-Manager und seine Personalchefin zur Talent-Suche nach Österreich und Slowenien. Im Juli und August unterstützten 25 Österreicher und 3 Slowenen das Grand Hotel im Rahmen eines dreimonatigen Praktikums. Natürlich wäre es schön, Talente im eigenen Land zu finden, aber talentierte Mecklenburger nutzen das Grand Hotel bestenfalls als Sprungbrett, um mit guter Referenz gen Westen und Süden zu ziehen.
Ein Place to be ist Heiligendamm immer noch nur für Gäste. Daran arbeitet das Grand Hotel zusammen mit der Eigentümerfamilie um Vater Paul und Sohn André Morzynski. Am Südrand entstehen „Boarding Houses“ – hochwertige Personalwohnungen für Mitarbeiter des Grand Hotels. Mit Gemeinschaftsräumen und Vergünstigungen und sogar Kinderbetreuung will man neue Mitarbeiter zum Bleiben bewegen. Damit sie sich beruflich weiterentwickeln können, soll ein Trainingsmanager eingestellt werden, der die Mitarbeiter genau dazu trainiert, das nächste Level zu erreichen. Das Grand Hotel hat schon selbst Talente entwickelt und die möchte es behalten.
Kultur wegen Corona im kleinen Rahmen
Heiligendamm steht für Ruhe und Entspannung. Man hat die Möglichkeit, sich in eine ländliche Oase weitab der Städte und dich zwischen den Touristenhochburgen zurückzuziehen. Man kann geradezu unerkannt am Strand spazieren, selbst wenn man so prominent ist, wie die jüngsten Stargäste Rebecca Mir und Massimo Sinato und Wayne Carpendale und Isabel Edwardsson samt Familien oder Gerhard Schröder mit seiner Frau. In Heiligendamm erfährt man von diesen Gästen erst quasi im Nachhinein aus der Zeitung. Kaum einer würde in die Weiße Stadt pilgern, nur um Promis zu sehen. Nein, gesehen werden ist woanders. Heiligendamm ist ein Rückzugsort. Wenn Prominente untertauchen wollen, dann fahren sie nach Heiligendamm.
Doch das Grand Hotel lebt nicht von Stars und Sternchen, sondern von Familien und Paaren, die hier Urlaub machen wollen und es sich leisten können. Fünf Sterne, viel Wellness und ein eigenes Haus für die Kinder sind die Argumente für Heiligendamm. Und die Kultur, organisiert seit vielen Jahren von der eigens dafür eingestellten Kulturdirektorin Susan Franke, die mal eben erreicht, dass Rammstein-Frontmann Till Lindemann sich auf den Schoß von Bestseller-Autor Martin Suter setzt oder Sky du Mont Weihnachtsgeschichten liest. Suter und Benjamin Stuckrad-Barre lasen in dieser Saison am Außenpool aus ihren Werken und plauderten gelassen mit den Gästen.
Auch das Sommerkino – sonst mit dem Meer im Hintergrund – wurde an den Pool verlagert. Susan Franke hat möglich gemacht, was möglich war, um die Highlights wie Sommerkino, Open Air und die legendären sommerlich-karibischen White Nights zu ersetzen. Diese Veranstaltungen am Strand mit coolen Drinks und heißen Sounds bleiben bis auf Weiteres abgesagt. Für Thies Bruhn wäre es verantwortungslos. Aber es wäre auch sinnlos, denn ein Hygienekonzept für tanzende Menschen im Sonnenuntergang gibt es nicht und was man auch versuchen würde, hätte nichts mit der Ungezwungenheit eines heißen Sommerabends am Meer zu tun.
Nein, Susan Franke muss die Menschen in den Saal locken. Sie wollte ein Zeichen setzen und holte das Kuss Quartett und Petry-Star Bas Böttcher an die Ostsee. Nicht ins Grand Hotel, sondern in den Festsaal der Kreisverwaltung, der dem Ballsaal historisch in nichts nachsteht, aber eben nicht im Grand Hotel liegt. Ob es daran lag oder einfach nur an der durch lange Bearbeitungszeiten viel zu kurzfristigen Werbung gilt es zu analysieren. Vor Ort war das Event in den Zeitungen angekündigt und auch in den sozialen Netzwerken. Vielleicht hätte es mehr Einheimische erreicht, wenn der fanstarke Bürgermeister es zwischen seine Posts für Graffitti-Jam, City-Flohmarkt und einen Blauglas-Rekordsammler gepostet hätte. Hätte er können, muss er nicht, hat er nicht.
Die Resonanz war wie erwartet nicht riesig, aber doch weit unter den eigentlichen Erwartungen. Trotz deutschlandweiter Werbung blieb der Saal kaum halbvoll und kam nicht einmal ein Journalist vorbei. Vielleicht ist es nicht die Zeit für unbeschwerte Konzerte mit Abstand, Hygiene und Alltagsmaske, vielleicht ist auch die Auswahl nicht gelungen. Das hochkarätige Kulturprogramm des Grand Hotels ist wie eine Oase in der Wüste, denn Bad Doberan lebt von Tagesgästen und die kommen nicht für Konzerte, sondern wegen Molli, Münster und Meer.
Die Gäste des Hotels lieben diese hochwertige Kultur, aber dieses Jahr sind weniger von ihnen da und die sind in Heiligendamm und das Konzert war in Bad Doberan. „Zwei Orte – eine Liebe“ ist der neue Slogan für Bad Doberan-Heiligendamm – jetzt offiziell mit verbindenden statt trennenden Bindestrich. Auf diese Verbindung setzte Susan Franke und damit nicht nur ein Zeichen für Kultur und Kulturschaffende und Kunst und Kunstschaffende, sondern auch für einen Zusammenhalt Bad Doberans und seines prominenten Stadtteils. Dass es nicht mal ein Nullsummenspiel wird, war von vornherein klar. Die Frage war nur, wie weit sich die Summe, die das Hotel draufzahlt, reduzieren lässt. Bei zwei Konzerten mit je gerade mal 30 von 80 besetzten Plätzen fehlte das Geld von hundert Leuten bis zum kalkulierten Risiko. Das hat ein Zeichen gesetzt – nicht vom Grand Hotel, sondern an das Grand Hotel:
Die Einheimischen ersetzten nicht die ausgefallenen Gäste. Das Grand Hotel erreicht die Einheimischen immer noch nicht. Die Akzeptanz ist gestiegen, aber was das Hotel da macht, dafür fehlt vielen noch das Verständnis – das Rathaus mit eingeschlossen.
Ein Heiligendamm genau kennender Professor sagte einmal: „Lassen Sie Zipfelbuben in Lederhosen auftreten, dann wird der Saal voll.“ Das bringt die Kulturlandschaft in der Wüste um die Oase auf den Punkt, wie so viele seiner Einschätzungen.
Trotzdem war das Konzert absolut kein Misserfolg. Die Künstler spielten ja nicht vor leeren Rängen. Das Signal ist gesetzt, dass Konzerte in der Krise gehen – auch mit weniger Plätzen und trotzdem nicht ohne Niveau. Das Grand Hotel hat sich getraut und andere werden nachziehen. Darauf kam es Susan Franke an und das hat sie erreicht. Wieder ein Trend aus dem ersten aller deutschen Seebäder. Heiligendamm kann es immer noch.
Und man ist dran in Bad Doberan. Die Tourismuschefin Danielle Zimmermann hat selbst schon im Grand Hotel gearbeitet und denkt in ganz anderen Dimensionen als Flohmärkte und Bürgerfeste. Beides hat auch seine Berechtigung, aber das sollten nicht die Highlights, sondern die Lückenfüller sein. Bis Bad Doberan Heiligendamm versteht, wird man im Grand Hotel noch oft glauben, chinesisch zu reden.
Sternekoch soll zweiten Stern nach Heiligendamm holen
Apropos chinesisch: Andere große Events sind „Ronny Siewert & Friends“ – auch als der „Gourmetgipfel“ bezeichnet, weil die besten Köche des Landes nach Heiligendamm kommen. Ronny Siewert ist seit 2009 unangefochten der beste Koch des Landes. Er verteidigt Jahr für Jahr seinen Michelinstern und das Restaurant „Friedrich Franz“ seinen Platz im Gault & Milau. Doch auch ein Sternekoch darf und will nicht ruhen. Ronny Siewert ist kein Angestellter des Grand Hotels – er ist in seinem Reich im Kurhaus sein eigener Chef. Er könnte auch woanders arbeiten, wenn es ihn nach mehr drängt. Die Familie Morzynski hatte sich gerade 2019 wieder demonstrativ zu ihm bekannt. Das Gourmetrestaurant ist wichtig für das Grand Hotel. Kulinarik ist nicht zu unterschätzen.
Dieses will Siewert die Möglichkeit geben, sich weiterzuentwickeln. Er soll einen zweiten Stern holen und dafür nach der Krise an einem internationalen Gourmet-Festival in St. Moritz teilnehmen, wo viele Zwei- und Drei-Sterneköche vertreten sind. Schließlich lernt man am besten von denen, die schon da sind, wo man hin will. Auch seine Bekanntheit soll nach Süden ausgeweitet werden.
Aussichten für Heiligendamm für 2021
Zurück zu Thies Bruhn. Im Interview wird er nach den Plänen für 2021 gefragt. Eine einfache Frage, wenn es nicht 2020 wäre. Zukunftspläne für eine Zeit nach oder mit Corona? Thies Bruhn sieht 2021 noch nicht als das Ende der Einschränkungen. Das Grand Hotel will wetterunabhängiger werden. Das ist einerseits gut für sommerliche Regentage, andererseits auch für die komplette Nebensaison. So soll das SPA-Angebot überarbeitet und Hammam wieder eingeführt werden. Eine Eisgrotte soll neu entstehen. So verteilen sich gleichzeitig auch die Gäste ein wenig mehr.
Dieser Aspekt gilt auch für die Sushi-Bar im Wandelgang zwischen dem Kurhaus und dem Haus „Mecklenburg“. Sie gehört auch zu den kleinen Restaurants, die mit den Abstandsregeln zu kämpfen haben. Sie verfügt über eine Außenterrasse und dort soll ein Wintergarten entstehen. Das ist gut für schlechtes Wetter, gleichzeitig aber auch mehr Raum für mehr Abstand.
Die Boarding-Houses dürften 2021 fertig werden, wenngleich man 2019 vorsichtig eher Anfang 2022 avisiert hatte. Die Erweiterung des SPA-Bereichs durch das derzeit größte Hotel-Außenbecken des Landes ist abgeschlossen, eine Bar verteilt ihren Duft über das Hotelgelände und auch die Strandbar wird 2021 wieder da sein. Auf eine Eisbahn verzichtete das Grand Hotel schon 2019 aus Klimaschutzgründen. Stattdessen setzte es auf anspruchsvolleren Budenzauber.
Alles andere in Heiligendamm hat die Familie Jagdfeld in der Hand. Die Kolonnaden werden derzeit saniert, in der Villa „Seestern“ läuft der Innenausbau, Villa „Schwan“ steuert auf das Richtfest zu. Bleiben nur noch zwei Villen zu sanieren. Auch eine neue Villa ist in der Planungsphase und das „Medinis“ hat sich trotz Corona gehalten, wenn auch Luigi Frascella nicht mehr dabei ist.
In der ehemaligen Fachschule für angewandte Kunst ist die Ausstellung in den Anbau gezogen, um Platz für mehr Büros zu machen und im Erdgeschoss sind Bauarbeiter beim Sanieren der großen Räume. Es ist alles da für Vorträge und Schulungen oder für Präsentationen rund um das, was noch durch Jagdfelds Unternehmen entstehen soll und diese Räume sollen nun auch genutzt werden.
Im Gut Vorder Bollhagen soll der Bauernhof aus den alten klapprigen Gebäuden in eine neue moderne Anlage umziehen. Die alten großen Hallen sollen Ferienwohnungen werden, der Biobauernhof erlebbar und erlernbar. Eine richtige Akademie möchte Jagdfeld im Vorzeigebetrieb für Biolandwirtschaft etablieren und damit alle Möglichkeiten nutzen, die das Gut als anerkannter Demonstrations- und Konsultationsbetrieb hat. Auch der Reitsport soll weiter aufgebaut werden und damit ein Nutzen für die Rennen entstehen. Dagegen hat auch abgesehen von der Angst vor mehr Verkehr kaum einer was, aber der Standort für die neuen Stallanlagen stößt auf Widerstand von Behördenseite.
Widerstand gibt es auch auf der Halbinsel Wustrow gegen Jagdfelds viel kleinere Pläne, als er ursprünglich hatte. Elektroshuttles und Ökotourismus reichen den Gegnern der Pläne nicht. Sie wollen Wustrow der Natur überlassen, aber trotzdem erleben können. Auch nach über 15 Jahren gibt es hier Unvereinbarkeiten. Aber Wustrow hat Zeit für den Investor. Es ist mehr eine Herzenssache als wirtschaftlich notwendig.
Schon eher wirtschaftliche Hintergründe hat die Vergrößerung des bebauten Bereiches auf dem Ostsee Golf Resort Wittenbeck. Hier soll ein Karree aus ländlichen Cottages inmitten eines Parks entstehen, um Golfer vor Ort beherbergen zu können. Sie wohnen quasi auf dem Golfplatz. Kein Novum, aber in MV doch eine Neuheit. Ob es klappt, hängt von den Gemeindevertretern und auch von den Anwohnern ab und mit beiden hatte Jagdfelds Unternehmen – er selbst ist dort nicht präsent – seine liebe Mühe.
Und dann gibt es in Heiligendamm noch eineinhalb Baustellen an der Seedeichstraße. Klaus König wird 2021 sein Pearl8 vollenden und Pearl9 beginnen und die Stadtvertreter werden sehr genau hinsehen, damit er nicht nur Ferienwohnungen, sondern ein Strandzentrum baut.
Harry Klink (KUSS) hatte angeregt, den Deich als erlebbare Übergangszone zu gestalten und damit sogar für einen Entwurf für die von ihm immer wieder kritisierten EntwicklungsCompagnie Heiligendamm geworben. Die Stadtvertreter folgten seinen Vorschlägen nicht, aber sie wollen noch mal drüber reden, wenn König fertig ist.
Und die MEDIAN-Klinik?
Das Interesse der Medien an der Heiligendammer Rehabilitationsklinik dreht sich um Corona. Die Klinik hat gleich nach den ersten Genesungen Patienten zur Kur aufgenommen. Natürlich möchten viele Menschen wissen, wie es sich nach Corona lebt, ob es Spätfolgen oder Langzeitfolgen gibt und wie die Corona-Infizierten heute leben. Auch ihre Erlebnisse und Erfahrungen während der Krankheit sind von Interesse.
Tatsächlich gab es Ausgrenzungen, Anfeindungen und sogar einen Fall, wo Nachbarn das Haus einer Infizierten als Bannzone kennzeichnen wollten. Angst vor Jobverlust, Depressionen – Corona macht was mit den Menschen. Diese Berichte sind sehr lesenswert:
SPIEGEL vom 13.06.2020: Covid-19-Folgeschädten – Überlebt heißt nicht überstanden.
https://www.spiegel.de/panorama/covid-19-folgeschaeden-ueberlebt-heisst-nicht-ueberstanden-a-1dd36fa8-0f62-43a0-8df6-b7f67841379e
ABENDBLATT vom 28.07.2020: Die dramatischen Schicksale der Corona-Reha-Patienten
https://www.abendblatt.de/region/article229606830/Corona-Patient-Erfahrungen-Heiligendamm-Symptome-Median-Klinik-Virus-Lungenkrankheit-Gefahren-Risikogruppe.html
Das Interview mit Thies Bruhn gibt es hier: https://reisetopia.de/stories/hotels-deutschland-coronakrise/