Hilferufe per Rauchzeichen.
Man hat sich schon so an ein qualmfreies Bad Doberan gewöhnt, dass beißender Qualm glatt den Verdacht eines Brandes erweckt. So kürzlich geschehen, weil eine Gartenanlage Grünschnitt verbrannte. Angemeldet, genehmigt und kontrolliert, aber das letzte Mal, denn ab dem kommenden Jahr sollen diese Ausnahmen entfallen. Jeder Grundstücksbesitzer und Pächter und somit jeder Kleingärtner muss seinen Grünschnitt in den Recyclingshof, der im Gewerbegebiet „Eikboom“ neu entsteht oder nach Parkentin oder Rostock bringen. Schon heute muss man Grünschnitt zu den Bauhöfen bringen. Für nicht motorisierte Menschen ist das ein Problem und so gab es weiterhin Rauchzeichen am Himmel – wie Hilferufe. Man könne doch wenigstens für eine Woche je im März und Oktober das Verbrennen erlauben, heißt es oft. Generell gefällt aber die Idee der qualmfreien Kurstadt. Praktiziert hat das jede auf ihre Art: In Kühlungsborn war die Abgabe saisonal kostenlos, Bad Doberan nahm stets Geld und jammerte trotzdem über Unrentabilität. Das ist vorbei: Wie schon in anderen Bereichen wird bei der Abfallwirtschaft das Güstrower Modell über den Nordteil gestülpt. Am 01.01.2016 tritt die Ende 2013 beschlossene neue Abfallentsorgungssatzung in Kraft, mit der das Abfallwirtschaftskonzept des Landkreises umgesetzt wird. Vorgeschrieben ist mindestens ein Bringsystem mit einem Radius von ca. 10 km, macht 10 Höfe für den ganzen Landkreis und wahrscheinlich eine bundesweite Spitzenposition. Dazu entstehen neue Wertstoffhöfe in Sanitz, Bad Doberan, Schwaan und Neubukow. Jeder kann seinen ganzen Abfall von A bis Z an eine Stelle bringen. Batterien, Schrott, Pappe, Papier, Heimelektronik, Altglas und Verpackungen werden kostenlos angenommen, alles andere kostet Geld, wahrscheinlich auch Grünschnitt. In Rostock und Stralsund verlangt man nur von Auswärtigen Geld, holt sogar zweimal im Jahr kostenlos den Grünschnitt von den Rostocker Kleingartenanlagen ab. Da erscheint das Handeln des Landkreises unfreundlich: Ab Januar gelten auch für den Bereich Bad Doberan die Pflichten zum Anschluss von Gewerbegrundstücken an die öffentliche Abfallentsorgung und von Privathaushalten an die Bioabfallentsorgung per Biotonne. Bleibt zu hoffen, dass die zusammen mit einer anderen Tonne geleert wird.