Nach der Wahl: Gemeinsamkeiten finden
Lange Stimmzettel versetzten die Wähler in Bad Doberan in Staunen. Zehn Wählergruppen und ein Einzelbewerber waren zur Kommunalwahl angetreten und bis auf eine ziehen auch alle ins Rathaus ein.
Lange Stimmzettel haben in der Münsterstadt Tradition und sie zeugen von vielen Einzelinteressen und der Unfähigkeit, diese unter einen Hut zu bringen. Einst gab es die „Doberaner Mitte“, das „Bündnis für Bad Doberan“ und die „Christlich Demokratische Gemeinschaft“, von den „Kleinen“ übrig geblieben sind heute HGP (vormals HGV) und Bürgerbund. Aus Letzterem spaltete sich vor der Wahl die „Unabhängige Doberaner Initiative“ ab und neu angetreten waren der „Tourismus-Bund“ und die „Rentnerpartei“. Bis auf die Rentner schafften es alle, einen oder mehrere Sitze im Rathaus zu gewinnen.
Nicht mit den Stimmen der Mehrheit: Die Wahlbeteiligung lag bei 35,76% und für einige Stadtvertreter wurden knapp hundert von den drei zu vergebenen Kreuzen gemacht. Die große Mehrheit hat nicht gewählt und gar kein Interesse bekundet und die wenigen, die von ihrem Mitbestimmungsrecht Gebrauch gemacht haben, wählten einen bunten Mix aus Einzelinteressen.
Das ist eine Herausforderung für die Stadtvertreter, denn diese Einzelinteressen müssen in einen gemeinsamen Rahmen passen. Nach der Wahl war von Mehrheiten die Rede und wurden taktische Überlegungen angestellt. Es wurde von mehreren Stadtvertretern resümiert, dass es nicht einfacher wird. Hier sind neue Wege gefragt, Gemeinsamkeiten müssen gefunden und sich auf gemeinsame Ziele verständigt werden. Dann fällt auch der Umgang mit den Einzelinteressen leichter.
Viele Bürger vermissten gerade das sachliche Miteinander, die Zusammenarbeit mit Experten und den Blick für das große Ganze. Das besser zu machen ist die Anregung, welche die neue Stadtvertretung mit in das neue Jahr und die neue Legislaturperiode nehmen soll. Aber auch die Verwaltung ist gefragt, neue Wege zu beschreiten. Beschlussvorlagen müssen ordentlich vorbereitet und so verständlich sein, dass die Stadtvertreter die Gründe und Folgen verstehen und mit gutem Gewissen ohne Fraktionszwang oder Eitelkeiten abstimmen können. Auch die Bürger müssen verstehen, was warum wie beschlossen werden soll. Nur dann stehen sie dazu.