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Bad Doberan hat gewählt: Große Wahl-Analyse 2013

Bad Doberan hat gewählt.
82 Kandidaten in 10 Wählergruppen und ein Einzelkandidat bewarben sich auf die 25 Sitze der Stadtvertreterversammlung für die Legislaturperiode 2013-2018.

Obgleich von „Bewerbung“ kaum die Rede sein kann:
Die Internetseiten der CDU und SPD verweilten auch am Wahltag noch auf dem Stand von 2011.
Bei der CDU lautete der letzte Eintrag „Die Wahl ist gültig“, während die SPD am Wahltag immer noch sein Wahlprogramm ankündigte.

Ursache mag die kurze Zeitspanne zwischen der Entscheidung des Oberverwaltungsgerichts Greifswald über die Ungültigkeit der Wahl und dem Wahltermin sein. Tourismus-Bund und Bürgerbund zum Beispiel haben es trotzdem geschafft, ihre Internetseiten rechtzeitig fertig zu haben und darüber hinaus noch die Fragen der Medien zu beantworten.

Zehn Wählergruppen sind eine ganze Menge und spiegeln die Zerrissenheit der Doberaner Politik wieder.
Guido Lex und Hannes Roggelin traten aus dem Bürgerbund aus und gründeten die Unabhängige Doberaner Initiative, Tom Wosar verließ die FDP und gründete den Tourismus-Bund, Heinz Keuer wechselte von den Grünen zum Bürgerbund, dessen Liste mit 14 Einträgen zur größten anwuchs. Der Handwerker- und Gewerbeverein wandelte sich in Handwerk & Gewerbe Plus und trat mit fünf Leuten an, die FDP holte sich elf recht bekannte Namen auf ihre „starke Liste“ und die Rentnerpartei versuchte mit zwei Rentnern ihr Glück.

Das Bündnis für Bad Doberan trat nicht mehr an, ebenso die Christlich-Demokratische Gemeinschaft nicht. Von den Einzelkandidaten blieb nur Jochen Arenz übrig.

Zur Wahl berechtigt waren 9.855 Bad Doberaner. Zur Wahl gingen 3.544 Wähler, womit die Wahlbeteiligung bei knapp 36% lag.
Es gibt zwei Möglichkeiten, die Wahl auszuwerten: Einmal nach Parteien und einmal nach Wahlbezirken. Beide Möglichkeiten habe ich für Sie ausgearbeitet. Bitte beachten Sie, dass jeder Wahlberechtigte bis zu drei Kreuze machen konnte. Die Zahl der Stimmen entspricht also nicht der Zahl der Wähler. Um diese zu schätzen, könnte man die Zahl der Stimmen durch drei teilen und hätte dann die rein theoretische Mindestanzahl an Wählern.

 

Auswertung nach Parteien:

 

CDU:

Die Christdemokraten sind mit 10 Leuten angetreten, Fraktionschef ist Stephan Krauleidis.

Es gab 1.225 Stimmen für die CDU, was 11,82% entspricht. Die meisten Stimmen errang die CDU in Heiligendamm und Vorder Bollhagen, wo in der MEDIAN-Klinik 40 Leute die CDU wählten, also 24,54%. Die wenigsten Stimmen erhielt sie auf dem Kammerhof im Johanneshaus, wo zwar mit 101 Kreuzen bedeutend mehr für die CDU waren, insgesamt aber nur 7,12%.

Die meisten Stimmen überhaupt bekam in der CDU der Fraktionschef Stephan Krauleidis, für den 442 Kreuze gemacht wurden.
Ihm folgten Caroline Brandt mit 242 Stimmen und Joachim Seehaus mit 183 Stimmen.

Die CDU hat damit unverändert drei Sitze und das dürften auch ihre drei Mitglieder in der SVV werden. Sie verliert trotzdem einen Sitz, denn Prof. Kuchenbuch trat 2009 als Einzelbewerber an und trat dann der CDU-Fraktion bei, sodass die CDU de facto vier Sitze hatte, wenn es auch offiziell bei dreien blieb.

 

Die Linke:

Die Linke ist mit 5 Leuten um Fraktionschefin Gerlinde Heimann angetreten, die allein im Jahre 2009 mit 1.008 Stimmen die meistgewählte Person war. Diesmal kam die ganze Partei auf 1.488 Stimmen, was 14,36% entspricht.Der stärkste Wahlbezirk war in der KITA Buchenberg, wo 203 Stimmen (20,99%) auf die Linke entfielen. In der Kampschule kam die Linke auf 133 Stimmen, was aber nur 8,51% entspricht.

Für Gerlinde Heimann gab es diesmal 926 Kreuze, Nico Arndt zieht dank 164 Stimmen neu ein und ersetzt entweder Friedrich Keding oder Arnold Scholz, denn Monika Schneider erreichte 150 Stimmen und dürfte damit einen der drei Sitze besetzen, auf den die Linke von vier Sitzen herab gefallen ist.

 

SPD:

Die Sozialdemokraten traten wie die CDU mit 10 Leuten an, Fraktionsvorsitzende ist Birgit Mersjann.

Es gab 1.545 Kreuze für die SPD, also 14,91%. Der stärkste Bezirk hier war die Evangelische Freikirchliche Gemeinde, also der Bereich um den Althöfer Weg. 260 Stimmen erzielten die Sozialdemokraten hier, also 18,71%. Am wenigsten Stimmen hatte die SPD in der MEDIAN-Klinik Heiligendamm, wo nur 10 Kreuze für sie gemacht wurden, also 6,13%.

Die SPD ist mit unverändert vier Sitzen die stärkste Fraktion. Die meisten Stimmen erhielt Ex-Bürgermeister Hartmut Polzin mit 780 Stimmen, gefolgt von Birgit Mersjann mit 341 Stimmen, Burkhard Scheffler mit 156 Stimmen und Gebhard Zeug mit 89 Stimmen. Polzin, der als Favorit für das Amt des Stadtvertretervorstehers gehandelt wird, dürfte Ulrich Baltzer ablösen.

 

FDP:

Die Freien Demokraten setzten auf eine „starke Liste“ , die mit 13 Kandidaten tatsächlich die zweitstärkste in Zahlen war, mit Namen wie z. B. Lönnies, Blank, Elbrecht, Falck und Gipp zumindest aber die bekanntesten Namen aus dem Alltag der Doberaner aufwies.

Insgesamt gab es 478 Stimmen für die FDP, also 4,61%. Stärkster Wahlbezirk war der Briefwahlbezirk 5-7, wo 94 Kreuze (7,07%) für die FDP gemacht wurden. Stärkster Wahlbezirk sonst war die Kampschule mit 106 Stimmen, also 6,79%. Am wenigsten Zuspruch bekam die FDP in der KITA Buchenberg mit 26 Stimmen (2,69%).

Die starke Liste hat der FDP nicht viel genutzt: Sylvia Stracke verliert ihren Sitz, alle neuen Gesichter ziehen nicht ein und mit 114 Stimmen bleibt Harry Klink in der Stadtvertreterversammlung

 

NPD:

Die Nationaldemokraten traten mit drei Kandidaten an, Fraktionschef war Dirk Susemihl.

Für die NPD wurden 362 Kreuze gemacht, also 3,49%. Stärkster Bezirk hier war die KITA Buchenberg mit 79 Stimmen (8,17%) und schwächster Bezirk der Briefwahl-Bezirk 5-7 mit 26 Kreuzen, also 1,96%. Nachdem hier der Briefwahl-Bezirk 1-4 den zweitschwächsten Bezirk darstellt, ist es die MEDIAN-Klinik Heiligendamm, wo mit vier die wenigsten Kreuze für die NPD gemacht wurden (2,45%).

Fraktionschef Dirk Susemihl hat 182 Stimmen auf sich vereinigt und wird darum den einzigen der bisher zwei Sitze besetzen.

 

Bürgerbund:

Mit 14 Kandidaten die längste Liste bildet der Bürgerbund unter Fraktionschef Klaus-Peter Behrens. Auch hier setze man auf bekannte Namen, wie Ulrich Ludwig, Karin Schwede, Alfred Mielke und Beatrice Ehrler. Von den Grünen wechselte der Stadtvertreter Heinz Keuer zum Bürgerbund, ansonsten blieben die Altbekannten in ihm präsent. Nachdem Guido Lex den Bürgerbund zusammen mit Hannes Meyer verließ, eine neue Wählergruppe gründete und gegen Behrens schoss, war hier zunächst alles offen.

Für den Bürgerbund gab es 1.160 Kreuze, also 11,19%. Der stärkste Bezirk war erwartungsgemäß die MEDIAN-Klinik Heiligendamm mit 24 Stimmen, also 14,72%, am wenigsten Zuspruch gab es im Johanneshaus auf dem Kammerhof mit zwar 91 Stimmen aber 6,41%.

Damit hat der Bürgerbund nach wie vor drei Sitze, dessen Gesichter aber wohl komplett auszutauschen sind, denn nicht Klaus-Peter Behrens, sondern Ulrich Ludwig erhielt mit 187 die meisten Stimmen und auch nicht Hannes Meyer oder Heike Ohde schafften des unter die ersten drei, sondern Alfred Mielke mit 157 und Karin Schwede mit 135 Stimmen. Was bei der FDP nicht aufging, klappte beim Bürgerbund: Die Leute haben bekannte Namen gewählt. Nur haben sie damit auch die Bürgerbund-Macher abgewählt.

 

Handwerk & Gewerbe Plus (HGP):

Beinahe gar nicht, trat der einstige Handwerker- und Gewerbeverein (HGV) um Herbert Baor nun mit fünf Leuten als Handwerk & Gewerbe Plus neu zur Wahl an.

710 Stimmen (6,85%) gab es für die neue Truppe, am Meisten im Gymnasium am Alexandrinenplatz, wo 95 Stimmen an den HGP gingen, also 8,69%. In der MEDIAN-Klinik gab es nur 5 Stimmen, also 3,07%.

Der HGP behält seine Sitze, Chef dürfte mit 331 Stimmen Herbert Baor bleiben, Andreas Jahncke landete jedoch mit 202 Stimmen vor Wolfgang Hensel und wird ihn wohl ablösen. Der Wunsch des HGP, die Sportler anzusprechen, hat sich damit erfüllt.

 

Rentnerpartei:

Die Renter sind mit zwei Kandidaten angetreten und erhielten 141 Stimmen, also 1,36%. Während am Buchenberg 23 Stimmen für die Rentner abgegeben wurden, waren es im Briefwahl-Bezirk 5-7 nur fünf Stimmen. Ansonsten stimmten in der evangelischen freikirchlichen Gemeinde mit 9 Stimmen, also 0,65%. Die beiden Rentner Rainer Liermann und Peter Reibert konnten damit nicht genug Stimmen auf sich vereinen und bekommen keinen Sitz.

 

Tourismus-Bund:

Ganz neu mit dabei sind die Touristiker mit sechs Leuten, angeführt von Tom Wosar. Der ehemalige FDP-Mann war unzufrieden mit der Arbeit seiner Partei und gründete eine neue Wählergruppe. Mit Tillmann Hahn, Frank Katzschmann und Marco Sommer, aber auch Volker Starck und Dr. Heinz-Jürgen Beuter ist die Liste voll mit Gastronomen und Hoteliers und setzt auf Experten.

Dafür gab es 660 Stimmen, also 6,37%, davon die meisten im Gymnasium mit 104 Stimmen, also 9,52%. Am wenigsten Resonanz gab es in der MEDIAN-Klinik mit nur drei Stimmen (1,84%). Die meisten Stimmen erhielt Tillmann Hahn mit 251 Stimmen, gefolgt von Tom Wosar mit 157 Stimmen. Die beiden werden auch die beiden Sitze der neuen Gruppe besetzen.

 

Unabhängige Doberaner Initiative (UDI):

Guido Lex und Hannes Roggelin trennten sich vom Bürgerbund und gründeten kurzerhand eine eigene Wählergruppe. Insgesamt 12 Leute hat die Liste, zu den bekannten Namen gehören neben den beiden Gründern eher Prof. Dr. Thomas Römhild und Rainer Friedemann. Die Ergebnisse der UDI waren offen, da nicht absehbar war, wie sich die bisherigen Bürgerbund-Wähler verhalten werden.

Mit 1.347 Stimmen bekam die UDI nur 33 weniger, als der Bürgerbund und erreichte damit 9,42%. Für die UDI war der beste Bezirk die MEDIAN-Klinik mit 43 Kreuzen, also 26,38%. In der KITA Buchenberg gab es 63 Stimmen, also 6,51% für die UDI.

Guido Lex bekam insgesamt 563 Stimmen und Hannes Roggelin 285 Stimmen, sodass beide wie erwartet je einen Sitz bekommen. Mit 116 Stimmen steht Prof. Thomas Römhild der dritte Sitz zu.

 

Jochen Arenz:

Der Gewinner des Abends zog als einziger Einzelbewerber ins Rennen, bekam mit 1.249 Stimmen ganze 12,05% und hatte damit allein mehr Stimmen, als alle Kandidaten der CDU zusammen. Die meisten Stimmen erhielt er wie erwartet im Johanneshaus auf dem Kammerhof, wo 430 Stimmen auf ihn entfielen. Die geringste Resonanz hatte er im Gymnasium, wo 57 Stimmen (5,22%) auf ihn entfielen. Arenz bekäme damit drei Sitze, die er aber nicht ausfüllen kann, sodass er seinen Sitz behält und die Zahl der Stadtvertreter um die zwei überschüssigen Sitze von 25 auf 23 gesenkt wird.

 

Auswertrung nach Wahlbezirken:

Sehr aufschlussreich ist, sich die verschiedenen Wahlbezirke genauer anzusehen.
Wer wurde wo am Meisten und wo am Wenigsten gewählt und warum?

Die Briefwahlbezirke bleiben außen vor, weil man aus ihnen keine Rückschlüsse auf die Geographie schließen kann.
Bitte beachten Sie auch hier, dass jeder Wähler bis zu drei Kreuze machen konnte, die Zahl der Stimmen also nicht die Zahl der Wähler darstellt.

 

Wahlbezirk 1: KITA Buchenberg:

Der erste Wahlbezirk liegt zwischen der Achse Walkenhagen – Buchenberg im Westen und dem Ortsausgang nach Rostock im Osten, sowie dem Wohngebiet Walkenhagen im Norden bis zur Hälfte des Buchenberges im Süden. Er besteht aus neun Straßen mit Ein- und Mehrfamilienhäusern in ländlicher Gegend bis hin zu den Plattenbauten des Buchenberges. Das Wahllokal für die 1.406 Wahlberechtigten befand sich in der KITA „Buchenbergzwerge“.

In diesem Bezirk sind 3 der Kandidaten der Linken zuhause, je zwei des Bürgerbundes, der FDP und der NPD und einer der beiden Rentner. Von den alten Stadtvertretern sind es Keding, Scholz (beide Linke) und Bethke (NPD).

Bei 1.406 Wahlberechtigten wurden 967 gültige Stimmen abgegeben. Die Nase vorn hatte hier die Linke mit 203 Stimmen, gefolgt von der SPD mit 171 Stimmen. Den dritten Platz machte Jochen Arenz mit 142 Stimmen und knapp über die magische Linie schaffte es die CDU mit 109 Stimmen. Unter der 100er Marke fiel die NPD mit 79 Stimmen. Knapp dahinter landet mit 73 Stimmen der Bürgerbund, gefolgt vom Kontrahenten UDI mit 63 Stimmen. Die HGP schaffte hier 47 Stimmen und der Tourismusbund 31 Stimmen. Schlusslicht blieben die Rentner mit immerhin noch 23 Stimmen.

Die Linke, die NPD und die Rentnerpartei holten hier ihre besten Ergebnisse, die FDP und die Unabhängige Doberaner Initiative schnitten hier am schlechtesten ab.

 

Wahlbezirk 2: Sporthalle Buchenberg:

Der zweite Wahlbezirk umfasst das Wohngebiet am Fuße des Buchenberges bis hin zum Althöfer Bach, sowie den ersten Abschnitt des Buchenberges (Rudolf-Tarnow-Straße). 16 Straßen liegen in diesem von Einfamilienhäusern, Heinkel-Häusern und Wohnblöcken geprägten Bezirk, dessen 1.323 Wahlberechtigte auf dem Buchenberg in der Schule wählten.

In diesem Bezirk gibt es keine Mehrheit von heimischen Stadtvertretern. Je zwei Kandidaten von Bürgerbund, HGP und UDI sind hier zuhause und je einer von der SPD, den Linken und den Rentnern. Von den alten Stadtvertretern sind hier Heinz Keuer (Grüne, jetzt Bürgerbund), Guido Lex (Bürgerbund, jetzt UDI), Schneider (Linke) und Hensel (HGV, jetzt HGP) zuhause.

Bei 1.323 Wahlberechtigten wurden 1.190 gültige Stimmen abgegeben. Hier führte die Unabhängige Doberaner Initiative mit 181 Stimmen gefolgt vom Bürgerbund mit 163 Stimmen, dicht dahinter die Linke mit 158 Stimmen. Auf den vierten Platz kommt hier die SPD mit 153 Stimmen und auf dem fünften landet Jochen Arenz mit 123 Stimmen. Der HGP erlangt hier 103 Stimmen und der erste unterhalb der 100er Marke ist der Tourismus-Bund mit 79 Stimmen. Danach geht es rapide bergab: Die NPD erhielt 54 Stimmen, die FDP landet mit 54 Stimmen auf dem vorletzten Platz und das Schlusslicht bildet mit 22 Stimmen die Rentnerpartei.

In der Sporthalle Buchenberg gab es für keine der Parteien das schlechteste oder beste Ergebnis.

 

Wahlbezirk 3: Evangelische-Freikirchliche Gemeinde:

Der dritte Wahlbezirk umfasst das Dorf Althof, die Wohngebiete Erlengrund, Weidengrund und Wiesengrund, Fuchsberg und Hasenberg, Sonneneck und die Heinkelsiedlung. Hier dominieren Einfamilienhäuser, es gibt die Heinkelhäuser und die beiden Plattenbauten im Wiesengrund. In den 17 Straßen waren 1.498 Bewohner zur Wahl in der Evangelischen Freikirchlichen Gemeinde aufgerufen.

Zuhause sind hier vier der SPD-Kandidaten, drei des Bürgerbundes und je einer aus der CDU, der Linken und des Tourismus-Bundes. Von den alten Stadtvertretern wohnen hier Stephan Krauleidis (CDU), Gerlinde Heimann (Linke), Klaus-Peter Behrens (Bürgerbund), Burkhard Scheffler und Gebhard Zeug (beide SPD)

Bei 1.498 Wahlberechtigten wurden hier 1.390 gültige Stimmen abgegeben. Ganz klar führte hier die SPD mit 260 Stimmen, danach kam die Linke mit 236 Stimmen. Auf den dritten Platz schafften es in der Heimat seines Listenplatzersten der Bürgerbund mit 178 Stimmen und auf den vierten mit 131 Stimmen die Unabhängige Doberaner Initiative, deren Listenplatzerster hier ebenfalls zuhause ist. Für Jochen Arenz wurden 118 Kreuze gemacht und der HGP brachte es auf 104 Kreuze. Unter hundert landete der Tourismusbund mit 95 Stimmen, gefolgt von der FDP mit 69 Stimmen. Vorletzter wurde die NPD mit 45 Stimmen und Schlusslicht in diesem jungen Wohngebiet wieder die Rentnerpartei mit nur 9 Stimmen.

Für die SPD war dieses der erfolgreichste Bezirk, für die Rentnerpartei der erfolgloseste.

 

Wahlbezirk 4: MEDIAN-Klinik Heiligendamm:

Der kleinste Wahlbezirk ist flächenmäßig der größte. Er umfasst ganz Heiligendamm und nachdem das Gutshaus in Vorder Bollhagen nicht zur Verfügung stand, mussten auch die Vorder Bollhäger in Heiligendamm wählen. Der Bezirk umfasst die 5 Straßen Heiligendamms und die 3 in Vorder Bollhagen, insgesamt durften sich 345 Wahlberechtigte in die MEDIAN-Klinik nach Heiligendamm begeben. In diesem Bezirk sind zwei UDI-Kandidaten zuhause, außerdem ein CDU-Kandidat und ein SPD-Kandidat.

Einen alten Stadtvertreter gibt es hier nicht, früher war der SPD-Kandidat Kurt Schwarz aber schon einmal Stadtvertreter.

Von den 345 Wahlberechtigten wurden 163 gültige Stimmen abgegeben. In der von Hartmut Polzin beratenden Klinik wurden 43 Stimmen für die Unabhängige Doberaner Initiative ausgezählt. An zweiter Stelle landet hier jedoch die CDU mit 40 Stimmen und auf dem dritten Platz der Bürgerbund mit 24 Stimmen. Für die Linke gab es 14 Kreuze, für Jochen Arenz 13 und die SPD landete mit 10 Stimmen auf Platz sechs. Die FDP und der HGP lagen mit je 5 Stimmen gleichauf, die NPD folgte mit vier Stimmen, der Tourismusbund spielt in Heiligendamm nur für 3 Stimmen eine Rolle und ganz hinten landeten wieder die Rentner mit 2 Stimmen.

Die Unabhängige Doberaner Initiative und der Bürgerbund hatten in der MEDIAN-Klinik erwartungsgemäß ihre besten Ergebnisse, die SPD und der HGP erwartungsgemäß die schlechtesten. Auch der Tourismusbund kommt bei den Heiligendammern und Vorder Bollhägern nicht an und hat hier sein schlechtestes Ergebnis.

 

Wahlbezirk 5: Gymnasium Alexandrinenplatz:

Einer der beiden größten Bezirke umfasst 296 Straßen. Vom Fuße des Buchenberges ausgehend bis zum Kellerswald und vom Quellholz bis zur Linie Rosenwinkel – Maxim-Gorki-Platz und Tempelberg umfasst er die halbe Innenstadt. 1.598 Wahlberechtigte durften im Gymnasium wählen gehen.

Zuhause sind hier allein 5 der UDI-Kandidaten, drei des Tourismus-Bundes, je zwei von Bürgerbund und FDP und je einer von HGP, CDU und SPD. Von den alten Stadtvertretern wohnen hier Baor (HGV, jetzt HGP) und Roggelin (Bürgerbund, jetzt UDI) sowie Ex-Bürgermeister und SPD-Kandidat Polzin.

Bei 1.598 Wahlberechtigten wurden 1.093 Stimmen verteilt. Führend war hier die Unabhängige Doberaner Initiative mit 224 Stimmen, gefolgt von der SPD mit 165 Stimmen. Die Linke landete mit 128 Stimmen auf dem dritten Platz, die CDU mit 118 auf dem vierten und der Bürgerbund mit 113 auf dem fünften. Der Tourismusbund errang hier 104 Stimmen, gefolgt vom HGP mit 95 Stimmen. Jochen Arenz schaffte es auf 57 Stimmen, die FDP auf 50 und die NPD auf 33. Letzter Platz: Die Rentner mit 15 Stimmen.

Im Gymnasium feierten Handwerk & Gewerbe Plus und der Tourismusbund ihre Erfolge, während für Jochen Arenz hier der schlechteste Bezirk liegt.

 

Wahlbezirk 6: Regionale Schule am Kamp:

Der andere große Wahlbezirk umfasst den Rest der Doberaner Altstadt von der Linie Rosenwinkel – Maxim-Gorki-Platz bis hin zur Dammchaussee. Auch hier sind 29 Straßen verzeichnet und hier dürfen 1.887 Wahlberechtigte in der Kamp-Schule wählen.

Der Bezirk ist die Heimat von 7 der FDP-Kandidaten, aber auch von 6 der CDU-Liste. 5 Bürgerbund-Kandidaten sind hier zuhause, 3 UDI-Kandidaten, 2 vom HGP und je einer der SPD und der NPD. Viele der in den anderen Bezirken wohnenden Kandidaten arbeiten hier und sind namentlich deshalb bekannt. Zuhause sind von den alten Stadtvertretern hier Klink und Stracke (beide FDP), Kuchenbuch Seehaus und Brandt (alle CDU), Susemihl (NPD) und Meyer (Bürgerbund).

Bei 1.887 Wahlberechtigten wurden 1.562 gültige Stimmen abgegeben. Führend ist hier die Unabhängige Doberaner Initiative mit 246 Stimmen, gefolgt von der CDU mit 242 Stimmen. Auf den Dritten schaffte es der Bürgerbund mit 204 Stimmen, gefolgt von der SPD mit 193 Stimmen. Für Arenz gab es 147 Kreuze und auf dem sechsten Platz landete die Linke mit 133 Stimmen. Für die FDP gab es hier 106 Stimmen und für den Tourismus-Bund 101. Weit unter hundert landeten die NPD mit 43 und die Rentner mit 17 Stimmen.

Am Kamp kam die FDP auf ihr bestes Ergebnis, während hier die Linke ihren schwächsten Bezirk hatte.

 

Wahlbezirk 7: Johanneshaus Kammerhof:

Der siebte Wahlbezirk reicht von der Dammchaussee bis zur Randstraße und umfasst den ganzen alten und neuen Kammerhof, den Thünenhof und die Nienhäger Chaussee, Seestraße und Alte Gärtnerei. Hier waren 1.798 Wahlberechtigte aufgerufen, im Johanneshaus wählen zu gehen. In diesem Bezirk sind je zwei Kandidaten der SPD und FDP zuhause und je einer des Bürgerbundes und des Tourismusbundes. Außerdem wohnt hier Jochen Arenz, der zugleich das Johanneshaus leitet. Außer ihm wohnt hier von den alten Stadtvertretern Birgit Mersjann (SPD).

Bei 1.798 Wahlberechtigten wurden 1.419 Stimmen verteilt. Der klare Sieger ist hier Heimleiter Jochen Arenz mit 430 Stimmen, dem mit großem Abstand die SPD mit 212 und die Linke mit 203 Stimmen folgen. Die Unabhängige Doberaner Initiative erreicht hier mit 124 Stimmen den vierten Platz, gefolgt von der CDU mit 101 Stimmen. Unter hundert rutschen der Bürgerbund mit 91 Stimmen, HGP mit 79 und der Tourismusbund mit 66 Stimmen. Unterhalb der 50er Marke landen die NPD mit 48 und die FDP mit 45 Punkten und als Schlusslicht die Rentner mit 20 Stimmen.

Im Johanneshaus hatte erwartungsgemäß Jochen Arenz sein bestes Ergebnis, die CDU und der Bürgerbund ernteten hier ihre schlechtesten Ergebnisse.

 

Fazit Viel Bewegung, wenig Veränderung.

 

Viele kleine Wählergruppen mit vielen neuen Gesichtern machten diese vom Gericht verordnete Wahl besonders spannend.

Wer mit irgendetwas rechnete, dürfte sich verrechnet haben: Die CDU bewegt sich nicht und verharrt bei ihren drei Plätzen und verliert eher noch eine Stimme; auch die SPD legt nicht zu, sondern eher nach. Sie kann sich freuen, stärkste Fraktion zu sein, es bleibt aber der Nachgeschmack eines Nebeneffekts.

Die Linke hingegen bewegt sich, nur nicht in die gewünschte Richtung: Sie verliert einen Sitz und Gerlinde Heimann muss den Platz als Stimmenbeste an Jochen Arenz abtreten. Sie bleibt die Frau mit den meisten Stimmen und eben hinter Arenz auf Platz zwei der Stimmenbesten.

Jochen Arenz ist dann auch die eigentliche Überraschung: Zittern musste er nicht, aber mit dem Ergebnis war nicht zu rechnen. Die Doberaner haben einen Menschen gewählt. Nicht den gebildeten Professor, nicht den umsichtigen Rechtsanwalt, nicht den sparsamen Betriebswirt, sondern den Heimleiter, der nebenan in der Platte wohnt und zu dem man gehen kann, wenn man ein Problem hat. Das haben sie 2009 bei Gerlinde Heimann auch getan und es zeigt, dass die Bürger „ihre Stadt“ gern menschlicher haben möchten. Wo Verwaltung nur noch aus Akten besteht und Vertretung nur noch aus Gegensätzlichkeit, da suchen die Wähler einen Menschen und glauben, ihn mit Jochen Arenz gefunden zu haben.

Das Kalkül, mit vielen bekannten Namen zu punkten, ging nach hinten los und kostete der FDP einen Sitz, womit sie wieder da ist, wo sie vor 2009 war: Harry Klink muss es allein machen. Beim Bürgerbund ging derselbe Plan ganz anders aus: Drei bekannte Namen haben es geschafft, aber dafür dürften nun die drei eigentlichen Macher des Bürgerbundes in den Hintergrund rücken. Das ging mit Lex und Roggelin nicht gut, sodass zu befürchten bleibt, dass der Bürgerbund 2018 noch ein Kind kriegt.

Von null auf hundert schaffte es Guido Lex, wenngleich man nicht übersehen darf, dass zwei der drei nun für die Unabhängige Doberaner Initiative in das Rathaus einziehende UDI-Mitglieder ja bisher schon für den Bürgerbund drin saßen. Dennoch: Für Guido Lex hat es sich gelohnt, dass die Stadtvertreter ihn lange und ausführlich öffentlich bekämpft haben. Die Ursachen und Gründe sind längst vergessen und Lex hat die Solidarität von mindestens 300 Menschen. Hannes Roggelin tat gut daran, Lex zu folgen – dieses Ergebnis hätte er im Bürgerbund nicht erreicht.

Für den Bürgerbund sitzen nun altbekannte Doberaner auf den Stühlen, die nicht einfach nur gegen etwas sein können, sondern von denen die Doberaner erwarten, dass sie nicht nur Augen für Heiligendamm, sondern auch Ohren für die Doberaner haben. So wurden damals die Grünen erwachsen. Die wiederum gibt es gar nicht mehr in Bad Doberan: Der Plan, den grünen Abstiegskandidaten Heinz Keuer mit einem Rettungsring auf das Boot des Bürgerbundes zu retten, ging nicht auf und Keuer ist raus.

Anders bei den Handwerkern: Handwerk & Gewerbe Plus wollte sich für die Sportler öffnen und damit eine breitere Wählergruppe ansprechen. Das ist gelungen: Zwar hat es keinen Sitz mehr gebracht, dafür aber sitzen nun statt zwei Handwerker ein Handwerker und ein Sportler im Rathaus und machen dem neuen Namen Ehre.

Gewinner ist auch der Tourismus-Bund. Sich von der FPD zu trennen und selbst zur Wahl zu stellen – und damit das quer durch alle Partei kommunizierte „Mach es doch selbst, wenn du es besser kannst“ zu realisieren – war mutig und ein Wagnis. Der Lohn für eine gute Zusammenarbeit mit Experten, ein großes Netzwerk, gutes Marketing und die Kunst, sich selbst zu verkaufen, sind zwei Sitze. Tom Wosar wird vom einst sachkundigen Bürger zum Stadtvertreter und mit Tillmann Hahn zieht jemand ein, der zwar Neuland betritt, der aber – siehe „Butt“, Torhaus und Klosterküche – in dieser Sache gute Referenzen hat.

Eine Wahl kennt ja bekanntlich keine Verlierer. Die NPD zieht wieder ein, hat aber wie die FDP einen Sitz verloren. Die Rentnerpartei war durchaus präsent und klang auch vernünftig, aber wie der HGV eine zu kleine Zielgruppe hatte und sich deshalb öffnete, hätten das auch die Rentner tun müssen. Alt sein reicht nicht als Argument, die Rentner zu wählen und auch wenn die Konzepte noch so gut sind, geht keiner zum Stammtisch, wenn er dort nur Greise vermutet. Vielleicht haben wir 2018 so etwas wie Rentner & Junggebliebene Plus und vielleicht klappt es dann auch mit einem Sitz im Rathaus des einstigen und wieder werdenden Pensionopolis.

Statt 25 wird es nun 23 Stühle geben, auf denen die Verantwortung für unsere Stadt ruht. Die „Riege“ wurde nicht ausgetauscht, es gab nur einige personelle Neubesetzungen, hinter denen aber immer noch dieselbe Gruppen mit denselben Zielen und Wegvorstellungen stehen. Nach wie vor wird es gegensätzliche Auffassungen geben und die Zersplitterung in noch mehr Gruppen zeigt, dass die Gegensätze nicht kleiner, sondern größer geworden sind. Trotzdem ist es in Bad Doberan nicht weniger, als in anderen Gemeinden möglich, sich konstruktiv und sachlich zu verständigen.

Transparenz – auch in der Verwaltung – ist das A und O einer funktionierenden Gemeindepolitik. Antworten zu auf seine Fragen zu kriegen und Unklarheiten erklärt zu bekommen ist unerlässlich für die Arbeit der Stadtvertreter. Sie sollen sich gar nicht groß eine Meinung bilden oder sich überzeugen oder gar überzeugen lassen. Sie sollen nur verstehen, worüber sie da abstimmen und was das für die Stadt und seine Bürger bedeutet.

Nicht ihre Meinung soll über ihr Handzeichen bestimmen und schon gar nicht ein politischer Zwang, sondern ihr Gewissen. Um mit gutem Gewissen abstimmen zu können, braucht es einen gewissenhaften Umgang mit Informationen, aus denen gewissenhaft erstellte Beschlussvorlagen werden, über die man mit gutem Gewissen abstimmen kann. Sodass auch wir mit gutem Gewissen sagen können, unsere Kreuze richtig gemacht zu haben.

Martin Dostal