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Richtfest für Pearl 8 – Tolle Aussichten und trübe Ausblicke

Am 19. Juni 2020 feierte Klaus König im kleinen Rahmen Richtfest für „Pearl 8“. Gold-weiß weht die Richtkrone über dem Dach des neuen Hauses in Heiligendamm. Die Aussicht von da oben ist gigantisch, aber Investor Klaus Königs Aussichten sind es nicht, denn aus dem Rathaus gibt es Gegenwind.

Dies ist ein sehr persönlicher Beitrag, der auch meine sehr persönliche Meinung widerspiegelt. Ich begleite die Entwicklung Heiligendamms seit 2003, kenne die Konzepte und Pläne, das Für und Wider und die öffentliche Diskussion. Nach so vielen Jahren ist es mir nicht möglich, völlig objektiv und neutral über Heiligendamm zu schreiben und da ich das auch nicht beanspruche, mache ich das hiermit kenntlich.   

 

Richtfest im Regen

Klaus König beim Richtfest für Pearl 8 in Heiligendamm

Der Himmel weinte wieder mal über Heiligendamm, als sich die Handvoll geladener Gäste auf dem Parkplatz versammelte und erwartungsvoll zu dem großen Gebäude aufsah, auf dem die Richtkrone hochgezogen werden sollte. Der Bürgermeister war doch noch gekommen, weil die Dreharbeiten für „Kreuzfahrt ins Glück“ an diesem Tag ins Wasser fielen. Sonst wäre er als Komparse ein paar Meter weiter westlich im Grand Hotel aktiv gewesen. Der Landrat kam dieses Mal nicht und so war die Gästeschar von Doberaner Seite auf den Bürgermeister, die Tourismuschefin nebst Familie, den Stadtvertreter Harry Klink, einen Journalisten der OZ und mich zusammengeschrumpft. Schon im Vorfeld war klar, dass es diesmal kein leckeres Buffet geben wird – wegen Corona sollte das Richtfest möglichst gefahrlos und mit Abstand gefeiert werden.

 

Abstand auch ohne Corona

Für den Abstand brauchte Klaus König gar nicht zu sorgen – die kühle Distanz war im Raum geradezu zu spüren. Hier die Leute, die Pearl 8 geplant haben und bauen und dort die Gäste. Der Bürgermeister stellte sich zu ersteren dazu, ging dann aber nach einiger Zeit doch zu denen, mit denen er gekommen war. Die Rede Klaus Königs war kurz. Er sagte, er hat sein Wort gehalten, stellte einige Leute vor, bedankte sich und erklärte die Farbgebung der Richtkrone. Nicht schwarz, wie die Farbe der Billardkugel mit der Acht, sondern gold-weiß wehten die Bänder und war auch der Weg dorthin geschmückt. Die Eltern von Königs Lebensgefährtin hatten Goldene Hochzeit an diesem Tag und er widmete das Richtfest dem Goldenen Paar.

„Dort“ – das war der schönste Raum des Hauses, wie König findet. Im obersten Stockwerk mit Blick von oben auf die Weiße Stadt am Meer ist die Aussicht einmalig. Wobei die andere Seite Richtung Osten nicht weniger schön ist. Der Architekt hielt die Richtfest-Rede, zusammen mit dem Bauleiter und dem Bauherrn wurde geprostet und die Flaschen auf dem Betonboden zerschlagen. Zuletzt schwebte durch das runde Loch in der Decke die Richtkrone ein. Klaus König band sie auseinander und ließ sie dann gen Himmel steigen. Es hätten noch Fragen gestellt und Gespräche geführt werden können, aber es blieb bei ein paar Fotos der wichtigsten Personen.

Die Doberaner Gäste verabschiedeten sich und so ging man diesmal früher als bei der Grundsteinlegung in den inoffiziellen gemütlicheren Teil über. Ich verabschiedete mich auch, machte aber noch Fotos. Weil es immer noch regnete hatten wir vereinbart, dass ich noch mal wieder komme. Ich hatte ohnehin meinen Schirm vergessen und da ich wusste, dass es Probleme gibt und auch die andere Seite hören wollte, bat ich um ein Gespräch in Ruhe.

 

Stunk mit dem Rathaus

Das fand gleich am Sonntag bei schönstem Sonnenschein statt. Diesmal mussten wir die Leiter nehmen, um ins höher liegende Erdgeschoss zu kommen. Zwei Tage Regen hatten die Baustelle zumindest so tief unter Wasser gesetzt, dass es über den Sohlenrand reichte und dafür hatten wir beide das falsche Schuhwerk an. Oben auf dem Balkon erklärte mir Klaus König die aktuelle Situation – oder wie er am Freitag sagte, den „Stunk“.

Für den zweiten Bauabschnitt hat er bereits ein Grundstück erworben, aber um die beiden Gebäude in einer Flucht zu bauen, möchte er vorn einen etwa 350 Quadratmeter großen Streifen kaufen. Zu einem Drittel wächst darauf Unkraut, aber zu zwei Dritteln gibt es dort 13 Parkplätze. Um diese Parkplätze geht es nun.

Bauamtsleiter Norbert Sass sah kein Problem darin, auf 8 Parkplätze zu verzichten. Im Bauausschuss hingegen gab es Diskussionen. Sass erklärte den Stadtvertretern die Sache mit den Bebauungsplänen und dem Planungswillen und fragte indirekt, was die Stadt denn nun will – ein neues Strandzentrum oder lieber Parkplätze. Denn wenn die Stadt die Fläche nicht verkauft, hat das Strandzentrum keine Terrasse. Die Terrasse aber ist Klaus König wichtig, denn durch eine lockere Auf- und Ab-Situation entstehen angenehme Verweilmöglichkeiten.

Es geht nicht darum, eine große lange Terrasse vor das Haus zu setzen, sondern für jede Gastronomie und jedes Geschäft einen Eingangsbereich zu schaffen, der zum Angebot passt. Das Restaurant braucht eher viele Tische mit vielen Stühlen, das Café eher kleinere Sitzgruppen, die Bar eher eine Lounge und das Strandartikelgeschäft nur Platz für ein paar Körbe und Aufsteller. Damit sich nicht wie auf einem Boulevard alles aneinanderreiht und nach Massentourismus aussieht, hat Königs Planer eben diese aufgelockerte Anordnung gewählt.

 

König schlug Misstrauen entgegen

Ob König das nicht rüberbringen kann oder die Ausschussmitglieder es nicht verstehen, muss ich aus Unkenntnis offen lassen. Einige Ausschussmitglieder werfen König vor, erst bis an die Grundstücksgrenze zu planen und dann mehr zu fordern. Hier ist König in eine Böse-Erfahrungen-Falle getappt: In Börgerende wurde bei vielen Bauten absichtlich genau das getan: Erst die maximale Fläche bebaut und dann für die Parkplätze Land zu einem günstigeren Preis dazu gekauft. Darum stehen dort die Häuser dicht an dicht und gibt es kaum Grün.

Auch in einer anderen Sache ist das Misstrauen groß: Selbst aus der Kreisverwaltung sickerten Befürchtungen durch, König würde zwar Gewerbe planen, aber letztlich nur Ferienwohnungen bauen. In Börgerende war eine Segelschule geplant, für die von der Gemeinde extra eine Holzbrücke für den Strandzugang geschaffen wurde. Die Segelschule kam nicht, stattdessen freuen sich Gäste der Ferienwohnungen über den komfortablen Strandzugang. Mir sind aus der vergangenen Legislaturperiode auch ganz persönliche Abneigungen bekannt, bei denen Königs Äußeres und die Marke seines Autos eine Rolle spielten. Das wäre kein Problem, wenn solche Leute nicht zu den Entscheidungsträgern gehört hätten.

 

Bauausschuss war offen für den Antrag

Königs Planung ist von 2013, seine Visualisierungen sind lange bekannt. Allerdings nicht allen Stadtvertretern, denn die meisten sind erst 2019 neu ins Stadtparlament gekommen. Fast schien es, als wäre das eher ein Vorteil: Der Bauausschuss war gar nicht grundsätzlich dagegen, König das Grundstück zu verkaufen, aber er solle am 15. Juni wiederkommen und eine neue Visualisierung vorlegen, die zeigt, was er genau vor hat. König fragte nicht nur sich selbst, was er denn noch alles planen soll, aber letztlich hatte er gar keine andere Wahl, als auch diesem Wunsch der Stadtvertreter nachzukommen.

Die Beschlussvorlage aus der Verwaltung sagte aus, dass König die Fläche kaufen und die weggefallenen Parkplätze quasi entschädigen soll. Damit hat er auch gar ein Problem, wenngleich die Parkplätze nicht nur seiner Ansicht nach laut Bebauungsplan gar nicht existieren dürfen. Er würde der Stadt trotzdem Geld für den Wegfall von Parkplätzen geben, die demnach gar nicht existieren dürften.

 

Verwaltung diktierte plötzlich neue Bedingungen

Doch es kam anders: Der Beschlussvorlage wurde seitens der Verwaltung noch etwas hinzugefügt. Die Veräußerung solle unter weiteren Maßgaben erfolgen.

Alle geplanten Anlagen sollen Anlage zum Kaufvertrag werden und für alles eine Bauverpflichtung bestehen. Über einen Vertrag soll König die öffentliche Zugänglichkeit und barrierefreie Erreichbarkeit der Gewerbeflächen und Terrassen zusichern. Zusätzlich soll die öffentliche Nutzung der Terrassen vor beiden Gebäuden auch dann weiter bestehen, wenn sich die Nutzung ändert.

Außerdem soll König Toiletten mit öffentlicher Nutzbarkeit bauen und die Dachterrasse öffentlich zugänglich machen. Auch der Weg zwischen den Gebäuden soll öffentlich sein, sonst müsse er entfallen. Wenn König bis zum 31.12.2021 mit dem Bau des 2. Bauabschnittes nicht beginnt, soll die Teilfläche entschädigungsfrei an die Stadt zurückfallen.

 

Im Klartext:

Klaus König soll also verpflichtet werden, die Terrassen, Treppen, Geländer, Rampen und Grünflächen zu errichten. Soweit kein Problem – er will ja die Terrassen haben. Die Verwaltung traut ihm scheinbar zu, die dazu gekaufte Fläche anders zu nutzen. Aber alles was sich auf dem dazu gekauften Streifen befindet, soll öffentlich sein. Und nicht nur das, sondern auch alles, was vor dem jetzt im Bau befindlichen Gebäude befindet.

König soll alle Terrassen, Rampen, Treppen und Grünflächen öffentlich machen. Es dürfte dann auch keine abschließbaren Tore geben, sodass man sich auch nach Schließung der Läden und Gaststätten dort aufhalten könnte. Wie das aussieht, kennt man vom Kamp, dem Rosengarten, den beiden Ruinen im Kloster, einigen Spielplätzen, Waldlichtungen und auch einigen Strandabschnitten:

Am Morgen liegen die leeren Flaschen überall herum, die Mülleimer sind überfüllt, Bänke umgekippt und deutlich die Pinkelpfützenreste zu sehen. Wohl gemerkt hier in einem Strandzentrum unterhalb von Ferienwohnungen oder Hotelzimmern. Weg machen dürfen es die Mieter bzw. Pächter.

 

Der B-Plan lässt genau das zu, was die Stadt nicht will

Wenn König dann die Gewerbetreibenden weglaufen, müsste nach dem Beschluss trotzdem alles eben genannte öffentlich bleiben. Wenn also im Erdgeschoss kein Gastronom mehr einziehen und kein Händler mehr arbeiten möchte, müsste König genau das tun, was man ihm insgeheim unterstellt, ohnehin zu wollen: Er müsste die Gewerbeflächen zu Ferienwohnungen oder Hotelzimmern umbauen.

Laut B-Plan darf er das, denn der schreibt nichts vor, sondern nennt nur Möglichkeiten: „Im Erdgeschoss sind Gewerbeflächen zulässig“ heißt es dort. Das Wörtchen „nur“ (Gewerbeflächen) würde alles ändern – dann dürfte er dort „nur“ Gewerbeflächen haben. Wenn die Stadt ihren Planungswillen nicht deutlich formuliert, muss sie sich nicht wundern, wenn er verfehlt wird.

Aber auch mit Ferienwohnungen wären die Terrassen vor den Wohnungen trotzdem noch öffentlich und das rund um die Uhr und mit den gerade genannten Nebenwirkungen. Also würden auch diese Wohnungen nicht funktionieren – schlimmstenfalls das ganze Projekt schlechte Bewertungen kriegen und somit die Gäste ausbleiben. Statt eines Strandzentrums hätte man dann eine Invest-Ruine und einen Investor, der nicht mehr kann. Auch das spricht sich rum und schon investieren potenzielle neue Arbeitgeber, Gewerbesteuerzahler und vielleicht auch Altbauretter oder Schandfleckverschwindenlasser lieber woanders.

 

Erst Jagdfeld, dann Morzynski, nun König

Doch das ist nicht alles: Der private Investor soll der Stadt öffentlich nutzbare Toiletten bauen. Ohne Zweifel werden diese in diesem Bereich benötigt, aber Infrastruktur ist Hausaufgabe der Stadt und wenn sie es nicht schafft, über Dixi-Klo-Niveau hinaus vernünftige Toiletten zu realisieren, dann darf das nicht privaten Investoren regelrecht aufgezwungen werden. Denn König hat ja gar keine Wahl: Die Beschlussvorlage sagt, dass er entweder alle Bedingungen erfüllt oder das Grundstück nicht bekommt. Es ist dasselbe Spiel, wie seit 1997. Die EntwicklungsCompagnie Heiligendamm hat der Stadt den Kurwald gebaut, die städtischen Anteile für den Bau des Waldparkplatzes und der Umgehungsstraße übernommen, eine Reihe weiterer Wünsche erfüllt und in der Mediation sogar noch dafür gesorgt, dass Heiligendamm eine Badeinsel und Vorder Bollhagen einen Spielplatz bekommt. Das sind alles Aufgaben der Stadt.

Trotzdem wollte man noch einen öffentlichen Weg über das Hotelgelände oder zwischen den Villen hindurch und das hat man auch beim Insolvenzverwalter durchzudrücken versucht und beim neuen Hoteleigentümer Paul Morzynski. Auch heute ist wieder die Rede von einer Öffnung zu bestimmten Zeiten und der Bürgermeister favorisiert einen öffentlichen Weg auf der Steilküste über das Hotelgelände und durch den Hotelpark.

Es ist, als wäre die teuer bezahlte Mediation 2012 schon wieder vergessen. Planungssicherheit sieht anders aus. Davon können nicht nur Jagdfeld und Morzynski sowie Goedeke, sondern auch König ein Lied singen. Übrigens wäre die Lösung ganz einfach, wenn man sich mal zusammensetzen und miteinander reden würde: Die Stadt hätte König auch anbieten können, dass er Toiletten baut und die Stadt sie mietet oder betreibt oder ihm Geld für die öffentliche Mitnutzung der sowieso im Haus nötigen Toiletten zahlt. So hätten beide Seiten gewonnen, aber bisher schaffte König es gar nicht bis zu einem Besprechungstisch, sondern war immer nur Gast – der auch mal eben vor die Tür geschickt wurde, wenn man nichtöffentlich beriet. Es gibt übrigens zwei Aussagen. Die eine ist, dass König öffentliche Toiletten zugesagt oder beantragt hat und die andere, dass er sie ablehnt.

 

Stadt macht Druck und droht König mit Heimfall

Der Wunschzettel ist noch nicht zu Ende: Nicht nur die Terrassen vor dem Haus soll jedermann wie einen Boulevard nutzen können, sondern auch die Dachterrasse auf dem Hotel. König müsste also extra einen Zugang für die Öffentlichkeit schaffen oder die Leute durch das Hotel laufen und die Hotelfahrstühle nutzen lassen. Auch das Grand Hotel hat eine Dachterrasse, genau genommen sogar zwei – eine auf dem Severin-Palais und eine um die Weiße Turmsuite herum. Es würde wohl keiner auf die Idee kommen, diese der Öffentlichkeit zu jeder Zeit zugänglich zu machen zu wollen.

Bei König aber soll alles öffentlich sein. Übrigens auch der Weg zwischen den beiden Bauten, wo sich die Lieferzufahrt befindet. Um noch mal richtig Druck auszuüben, wird auch das Instrument „Zeit“ mit eingebaut, welches wir aus dem Werbefernsehen kennen: „Nur wenn Sie jetzt kaufen, ist es billiger.“ Für König heißt es: „Nur wenn er jetzt zustimmt, schafft er es überhaupt, bis 31.12.2021 zu bauen. Ansonsten will die Stadt das von ihm bezahlte Grundstück zurück, ohne ihm auch nur einen Cent mehr zu geben, als man von ihm bekommen hat.

König kann seinen Unmut nicht verbergen. Er zeigt die Fläche, in der eine Gaststätte entstehen soll. Sie ist riesig, nimmt allein gut ein Drittel des Geschosses ein. Gleich links ist Platz für einen großzügigen Küchenbereich und auch weitere Räume sind nach hinten hin möglich. König hat nur die wichtigsten Wände bauen lassen – den genauen Grundriss entwickelt er zusammen mit denen, die die Flächen nachher nutzen wollen. Ein tortenstückförmiger Gastraum erstreckt sich nach der Passage der Tür. Aus den hohen Fenstern und von der noch nicht vorhandenen Terrasse davor geht der Blick auf den Deich und wenn er nicht bewachsen wäre, gäbe es sogar Seeblick. Das Blau der Ostsee schimmert durch die Büsche, die man in Schleswig-Holstein und Niedersachsen niemals auf einen Deich pflanzen würde. Schon 2004 zeigte die ECH mit einem Entwurf von Hass & Briese, was man hier machen könnte:

Visualisierung eines Strandzentrums (C) Hass + Briese
Visualisierung eines Strandzentrums (C) Hass + Briese

Der Gedanke war, wenn dies das neue Strandzentrum wird, den Strand auch mit einzubeziehen – auch wenn Düne, Deich und Straße das Haus vom Wasser trennen. König würde das gern auch tun und er gehört zu denen, die eine verkehrsberuhigte Seedeichstraße vorziehen würden. Auch diese Gedanken sind nicht neu: Das schlugen schon 2004 die Planungsbüros vor, als es darum ging, in einem Werkstattverfahren die festgefahrenen Fronten zwischen der Stadt und dem Investor Anno August Jagdfeld zu lockern und wieder voran zu kommen in Heiligendamm.

 

König will nicht unterschreiben

Fläche für eine Gastronomie

Auch Jagdfeld sollte einen städtebaulichen Vertrag abschließen, aber der enthielt Reihenfolgen und keine starren Fristen und auch nur Kategorien und keine genauen Vorgaben. Schließlich soll sich Heiligendamm am Markt entwickeln. Die Verträge mit Jagdfeld regeln die Details des Bebauungsplanes. König aber soll einen Vertrag abschließen, der etwas festlegt, das im Bebauungsplan gar nicht festgelegt ist. Er soll „nur“ Gewerbeflächen im Erdgeschoss einrichten. Der Investor erinnerte noch einmal daran, dass er Diplom-Betriebswirt ist und sich mit der Materie auskennt.

Wie soll er garantieren, dass Gastronomen und Händler ihm jetzt während der Corona-Krise die Türen einrennen? Wie soll er garantieren, dass selbst, wenn er jetzt alle Gewerbeflächen vermarktet kriegen würde, nicht noch eine zweite Corona-Welle kommt, das Land wieder alles dicht macht und die gerade eröffneten Gewerbebetriebe gleich wieder aufgeben müssen? Wie soll ein privater Investor garantieren, dass der Markt genauso funktioniert, wie die Verwaltung es gern hätte? Und wie soll er garantieren, dass alles genauso läuft, wie er selbst sich das vorstellt.

Er führt zwei Beispiele an: Was wäre, wenn seine Freundin schwanger werden würde und er weniger Zeit hätte? Oder was wäre, wenn er krank werden würde und sich gar nicht mehr um das Projekt kümmern würde? Er müsste dann jemand anders beauftragen, vielleicht auch verkaufen. So ist das Geschäft, so ist das Leben und so kann es jedem Privatinvestor gehen. Wenn das der Maßstab ist, einen Investor nicht zu wollen, dann kann man nur noch große Investorengruppen annehmen. König betont, er habe keine Jagdfeld-Gruppe hinter sich und die ganze Verantwortung auf seinen Schultern. Wer von uns hätte den Mut, das alles allein zu machen?

Eine Lobby hat er auch nicht. Es gibt keine zwei großen Lager für oder gegen sein Vorhaben, wie es bei Jagdfeld oder auch Goedeke der Fall war. Offen dafür bekennt sich nur Harry Klink, einst in der FDP, seit der letzten Wahl für KUSS – Kurort- Seebadstatus) im Stadtparlament. Freunde hat der provokante Lokalpolitiker dort im Zweifelsfall keine, aber er weiß, wie man Stimmung macht. Klaus König hält nichts von Lobbyismus. Ihm reichten die wohl vier Sitzungen, zu denen er als Gast kommen und sich immer wieder erklären musste und dann ging, ohne das Gefühl zu haben, seine Zeit sinnvoll investiert zu haben.

Die Konstellation im Rathaus ist weiter pikant. UDI-Fraktionschef Hannes Roggelin schaut genau hin, was Bürgermeister Jochen Arenz macht, gegen den er vor über einem Jahr als Kandidat der damals noch von Guido Lex geführten UDI angetreten war. Roggelin warf Arenz jüngst vor, sich einen Aufsichtsrat für die WIG „backen“ zu wollen und die Stadtvertretung bei der Stundung der Gewerbesteuern wegen Corona in drei Fällen „umgangen“ zu haben. Auch die Kommunalaufsichtskeule wurde von ihm schon geschwungen, wie nach einem Jahr Amtszeit in Bad Doberan üblich.

Gewiss haben sich die Verfasser des Nachtrags ihre Gedanken gemacht, haben ihre Befürchtungen und möchten Schaden von der Stadt abwenden. Vielleicht sind sie übervorsichtig, vielleicht ist es gerade richtig – das werden wir nie erfahren und darum kann niemand der Verwaltung ernsthaft Vorwürfe machen. Doch die Verwaltung hat mit ihrem Nachtrag bei aller Rechtmäßigkeit die Sitzung des Bauausschusses sinnlos im Nachhinein werden lassen. Sie hätte die Vorlage auch gleich so einbringen können, statt sie nach der Sitzung zu ändern. Für die Ausschussmitglieder waren das eineinhalb Stunden pure Zeitverwendung und für König war das ein Vorgang, den kein Investor je erleben möchte. Das sind Sachen, die man anprangern kann und wer anprangern will, der hat ein gefundenes Fressen.

König interessiert das nicht – er will endlich Planungssicherheit, nachdem er schon acht Jahre gekämpft hatte, um mit dem ersten Bauabschnitt beginnen zu können. Darum heißt es „Pearl 8“ und hinter dem Gedanken, den zweiten Abschnitt „Pearl 9“ zu nennen, steckt gewiss nicht der Wunsch, noch einmal neun Jahre kämpfen zu müssen.

 

Dann kriegt das Haus eben einen Knick

Er hat die Wahl: Wenn er das Grundstück kaufen will, muss er die Bedingungen akzeptieren. Akzeptiert er sie nicht, kriegt er das Grundstück nicht. Er überlegte am Sonntag, einen veränderten Bauantrag einzureichen, der die glatte Gebäudefront des zweiten Gebäudes zerstört. Der Planer hat die Terrassen zurückgesetzt, sodass König das Grundstück davor nicht zwingend braucht. Das eigentliche Gebäude wird dadurch flächenmäßig kleiner, was auch wieder echtes Geld kostet. In der Fassade ist dann ein sichtbarer Knick, der die ursprüngliche Einheit beider Gebäudeteile stört. Dafür wurde von den Experten sogar ein Begriff gefunden: Der „Gemeindeknick“.

Klaus König macht das Beste aus diesem Gedanken: Man könnte ja eine Erinnerungstafel anbringen und den „Gemein(d)eknick“ so zu einem Alleinstellungsmerkmal machen. Für den Bürgermeister als Repräsentant der Gemeinde wäre es das erste Denkmal. Gewiss nicht das, was er sich vorstellt, aber auch für König ist das alles auch nicht das, was er sich vorstellte, als er hörte, die Stadt wolle ein Strandzentrum, das Grundstück kaufte, ein Strandzentrum plante und dann mit Ablehnung und Änderungswünschen überhäuft wurde. Als Diplom-Betriebswirt fragt er sich, warum die Gemeinde dann nicht gleich selbst ein Strandzentrum gebaut hat.

Bei der Grundsteinlegung erzählte er mir sinngemäß, dass er mit dem Baubeginn extra gewartet hat, bis Bürgermeister Torsten Semrau nicht mehr im Amt ist, weil er einfach die Befürchtung hatte, dass ihm kurz vorm Ziel noch Stöcke zwischen die Beine geworfen werden. Jochen Arenz war seine große Hoffnung – die nun bitter enttäuscht wurde. Auch menschlich, wenn man vom Bürgermeister geschrieben kriegt, dass er nun doch kommt, weil die Dreharbeiten abgesagt werden. Für König fühlt sich das an, wie die zweite Wahl. König erzählte, dass vor dem Richtfest noch eine Kontrolle der Baustelle erfolgte – also das, was er zur Grundsteinlegung schon befürchtete. Damit das nicht falsch verstanden wird. Der Bürgermeister muss nicht der Initiator und nicht der Verfasser der Zusätze in der Beschlussvorlage sein und selbst wenn, hat er seine Gründe, die er ja auch genannt hat. Es geht einfach um den Umgang miteinander oder eben das Fehlen eines Umgangs miteinander.

 

Von oben sieht man das große Ganze

Während wir nach oben gingen, flog ein Vogel auf. Klaus König nannte seinen Namen (ich glaube Gartenrotschwanz) und sagte, dass er Glück bringen soll. Den Vogel hätte er wohl schon eher gebraucht. König schwärmte von den Sonnenuntergängen – gerade am Samstag war wieder so ein spektakulärer, der auf Instagram ganz oft zu sehen ist. Wir kletterten durch das Loch, durch das zwei Tage zuvor die Richtkrone schwebte. König war immer um meine Sicherheit bemüht – ich sollte vorgehen und beim Abstieg der Bauarbeiter vor mir herunter steigen, damit ich aufgefangen werden könnte. Oben standen wir erst einmal vor einer riesigen Badewanne, denn das Dach ist zwar dicht, aber noch nicht fertig, sodass die Notabläufe deutlich über der Betonplatte liegen. Die Sonne glitzerte in den Wellen, die vom doch recht frischen Wind gemacht wurden. Unten rauschte das Meer und König zeigte mir, was ihn so begeistert:

Diese Aussicht – dort die Weiße Stadt am Meer, dahinter Kühlungsborn und dann noch eine Bucht. Dasselbe zur anderen Seite: Dort die Schleuse, Börgerende und die Steilküste des Gespensterwaldes, dann die Hafeneinfahrt von Warnemünde und dahinter die Küste der Rostocker Heide. Solch einen Ausblick hat man nicht noch einmal. Nicht von der Terrasse des Severin-Palais, deren Rundblick durch das Haus Grand Hotel und die Bäume verstellt ist, auch nicht von der Dachterrasse auf dem Haus „Mecklenburg“, weil der Kleine Wohld im Weg ist. Selbst von den neuen „Waterkant Suites“ in Börgerende gibt es diesen Blick nicht, weil es viel zu weit zurück liegt. Der neue Baumwipfelpfad, der an der Rennbahn geplant ist, wird das auch nicht können.

König sagt, er könne ja auch einen Aussichtsturm hinten anbauen, Zutritt mit einem Geldschlitz. Wir sinnieren über eine Seilbahn über den Conventer See. Der Mann hat Visionen, auf die man in Bad Doberan gar nicht kommt. Und er richtet sich an die Masse – eben die, für die das Strandzentrum sein sollte. Jagdfeld und Morzynski machen ihres für die Klasse, König seines für alle anderen. Wobei er sich auch Partner vorstellen kann. Das Grundstück gibt nach hinten noch viel Platz her. Er kann es natürlich belassen oder auch bebauen – der Bebauungsplan gibt viel Freiheit und es ist das letzte Stück, das in Heiligendamm in der ersten Reihe überhaupt noch bebaut werden darf.

Schon 2004 und dann wieder 2007 und 2012 sagten Gutachter, Planer und selbst Gegner des Grand Hotels, dass es noch ein Hotel unterhalb der fünf Sterne in Heiligendamm braucht. Natürlich muss so ein Hotel in Meeresnähe sein. Königs zweiter Bauabschnitt mit dem Plannamen „Pearl 9“ könnte so ein Hotel sein. Doch für Hotelketten ist das zu klein. Es wäre Platz für 100 Betten da und König ist offen für mehr. Er hatte auch Gespräche mit einem benachbarten Projektentwickler, unter dem er nur Pächter seines eigenen Projekts geworden wäre. Das war nicht, was er wollte, aber um seinen Traum zu verwirklichen, hätte er auch darüber nachgedacht. Das Thema erledigte sich, nachdem die Stadt den B-Plan änderte und er dann doch sein Projekt umsetzen konnte.

 

Es geht um mehr

Foto: M. Sander

Ob mit kleinem oder großem Hotel: Das Strandzentrum würde erstens den bereits nach Osten verlagerten Besucherandrang bedienen und zweitens noch mehr Attraktivität im Ostteil Heiligendamms schaffen. Es würde den Druck von der Mitte nehmen, Heiligendamm attraktiv machen, obwohl die Promenade nach Westen eine Sackgasse und die Seebrücke nur eine Verlängerung der Promenade ohne maritime Funktion ist. Das Strandzentrum würde in der ersten Reihe die Angebote schaffen, die der Tagesgast, der Normalverdiener und auch der Einheimische suchen und bisher nicht finden.

Hier könnte das Restaurant entstehen, in dem die Pizza nicht 20, sondern 10 Euro kostet und das Eis nicht 12, sondern 6 Euro. Das alles wäre keine Konkurrenz: Wer seinen Moet Chandon schlürfen will, tut das weiterhin in der Nelson Bar, wer Gourmetküche will, geht ins Friedrich Franz, ins Medinis oder ins Jagdhaus. Die „Schönen und Reichen“, wie sie hier leider genannt werden, haben schon jetzt nicht die Frittenbude und den Fischimbiss gestürmt und werden auch die Angebote im Strandzentrum nicht überrennen. Von einigen profitieren auch diese Gastronomen, aber man nimmt sich keine Gäste weg. Darum gibt es seitens der Jagdfeld-Gruppe auch keinen Argwohn gegenüber Königs Perlen. Die ECH hatte ja selbst ein Strandzentrum dort konzipiert. Bloß machen wollte sie es nicht – weil es nicht ihr Metier ist und auch, weil ihr das Grundstück nicht gehörte. Sie hat es nie erworben, auch nicht als es möglich war. Die Weiße Stadt am Meer wird dort enden, wo sich der östliche Turm des Ayurvedazentrums hinter dem Golfteich erheben wird. Daneben ist Königs Solitär – extra, anders und extra anders.

Die Stadt wollte auch kein Strandzentrum selbst bauen. Sie wäre nach der Kammerhof-Pleite dazu auch bis heute nicht in der Lage. Zuerst wollte sie eine Strandversorgung westlich des Golfteiches bauen, in das Gerhard Butze mit seinem Bistro am Strand und Bernd Walter mit dem Schwanencafé einziehen sollten, aber als die beiden die Konditionen erfuhren, winkten sie ab. Damit war die Strandversorgung gestorben, bis Ralf Goedeke sie nach ebenso langem Kampf realisierte. Auch ganz anders als geplant, denn ihm lief am Ende nach langem Gezerre mit und zwischen den Stadtvertretern die Zeit davon. So, wie Goedeke statt echter Architektenarbeit mit geschwungenen Linien nur eine gerade Kolonnade baute, um rechtzeitig fertig zu werden, so bleibt auch König nichts anderes übrig als das Minimum. Und das sind Ferienwohnungen statt Gastronomie und Gewerbe. Oder eben der „Gemeindeknick“ als ewiges Andenken an das, was 2020 geschah.

 

Das bittere Ende

Inzwischen ist es Dienstag, die OSTSEE-ZEITUNG berichtete über das Richtfest und Bürgermeister Jochen Arenz wird zitiert: „Mit diesem Beschluss hat die Stadtvertretung klare Kante gezeigt, um die Interessen der Bürger zu vertreten“. Damit hat der Bürgermeister das letzte Wort gesprochen und Klaus König hat es verstanden. Er baut den Baukran ab.

Es wird in Heiligendamm nur Pearl 8 geben. Nur ein halbes Haus mit abgeschnittener Ostseite, gefühlt kein Abschluss, da die Spitze in den Ort zeigt. Nur eine halbe Strandversorgung – wenn überhaupt, denn er muss es ja nicht. Er kann Ferienwohnungen draus machen, einen Zaun drum und damit genau die Erwartungen erfüllen, die man voller Misstrauen und Vorurteile an ihn hatte.

Man wird dann sagen, er habe das ja von vornherein gewollt und er wollte ja gar keine Ferienwohnung. So, wie man bei Jagdfeld sagte, er wollte ja gar nicht sanieren. Mit dem Unterschied, dass der nun Villa für Villa Tatsachen schafft, die man nicht mehr leugnen kann.

Das Grundstück für Pearl 9 läuft König nicht weg. Er kann warten oder verkaufen – vielleicht sogar noch mit Gewinn. Die Parkplätze hingegen könnte er wohl wegklagen. Dann hätte die Stadt dort keine Parkplätze, kein Strandzentrum und gar nichts von den ganzen gewünschten öffentlichen Dingen. Was die Stadt und ihre Bürger damit gewonnen haben – das wird die Verwaltung erklären müssen.

 

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