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Teepott, Moorbad, Villa BALTIC – Wie der Aufbau Ost nicht funktioniert.

Die Städte wollen ihre „Grundstücke in 1A-Lage“ lieber nicht an private Investoren verkaufen. Was aber wollen sie dann damit? Und warum erst jetzt?

Beispiel Warnemünde: Der marode Teepott.

Der Teepott in Warnemünde muss dringend saniert werden. Sein möglicher Retter steht schon vor der Rathaustür: Friedemann Kunz, bekannt als Scanhaus-Chef, will mit seiner Stiftung den Teepott kaufen und sanieren.

Aber er möchte auch das Grundstück unter dem Hyparschalenbau mit dazu kaufen, denn nur so sei das Konzept tragfähig.

Das mag einleuchten: Einmal alles bezahlen und dann refinanzieren ist einfacher, als neben der Refinanzierung noch Pacht oder ähnliche Ausgaben tragen zu müssen. Das würde jeder private Häuslebauer nicht anders wollen, schließlich sind die Zeiten der Erbpachthöfe, und Erbpachtmühlen längst vorbei.

Im Rathaus hadert man mit dem Verkauf des Teepott-Grundstücks. So ein Filetstück in erster Lage solle die Stadt Rostock nicht her geben.

Warum eigentlich nicht?
Will die Stadt den Teepott dann selbst sanieren und sich um die Instandhaltung und Vermietung kümmern? Und wenn ja: Warum nicht gleich so? Warum hat die Stadt dann nicht schon von Anfang an die volle Verantwortung über das Wahrzeichen Warnemündes übernommen?

Oder will sie warten, bis die Spannbetondecken einstürzen, um dann den DDR-Bau abreißen und durch etwas „Modernes“ ersetzen zu können?

Moment mal – ist das nicht genau das, was in der geäußerten Sorge um den Verkauf an einen privaten Investor mit schwingt – dass er den Teepott abreißen und da irgend etwas anderes hin bauen könne? Vielleicht Fewo-Komplexe?

Beispiel Kühlungsborn: Die leer stehende Villa BALTC.

Nächster Schauplatz – nur ein paar Kilometer weiter. Kühlungsborn. Da ist es die Villa „BALTIC“, die nach dem Willen einiger Stadtvertreter am Liebsten wieder in den Händen der Stadt wäre.

Für das einstige „Judenschloss“ gab es durchaus Pläne, die aber alle darauf hinaus zielten, den Gründerzeit-Prachtbau in etwas Neues zu integrieren. Der letzte private Eigentümer wollte ein Hotel mit Schwerpunkt im Konferenzbereich und Schwimmbad bauen – dem Wunsch vieler Kühlungsborner entgegen kommend mit öffentlichem Schwimmbereich.

Hier hat seit DDR-Zeiten eine Meerwasserschwimmhalle gestanden, die lange leer stand und einen Schandfleck im Herzen des Ostseebades darstellte und im letzten Jahr dann abgerissen wurde. So eine Schwimmhalle war damals etwas, das erfüllte die Kühlungsborner mit Stolz und es ist nur verständlich, dass ein Ostseebad gern so ein saisonverlängerndes Angebot wieder haben will.

Am Besten für lau, denn das ist die Mentalität an der mecklenburgischen Ostseeküste. Und natürlich soll der Investor genau das tun, was die Stadtväter und Bürger sich wünschen, denn schließlich will er ja Geld verdienen und da das per Se schon verwerflich ist, soll er vorab Gutes tun. Was gut ist, bestimmt ein erlesener Kreis.

Nun, da der Investor aus privaten Gründen das Projekt nicht mehr umzusetzen in Aussicht gestellt hat, will die Stadt die Villa „BALTIC“ entwickeln. Zu was – da ist man sich nicht ganz einig und einige kühle Rechner haben bemerkt, dass ein Totalverlust – sprich Abriss – billiger wäre, als jedes nicht tragfähige Konzept.

Die traurige Villa am Balticplatz ist nur ein äußeres Merkmal innerer Probleme Kühlungsborns. Auch mit der Auslagerung der Tourismusverwaltung hadert man im Rathaus und will sie nach Jahren rückgängig machen.

Tourismus bringt nicht nur Geld – er kostet auch Geld.
Und regelmäßig muss man erst investieren, um dann zu partizipieren – ein Prinzip, das in manchen Köpfen auch drei Jahrzehnte nach dem Ende von Sozialismus und subventionierter Planwirtschaft noch nicht angekommen ist. Immer dann, wenn die Investitionen am nötigsten wären und man damit das Ruder noch herum reißen könnte, dreht irgendwo ein Uneinsichtiger den Geldhahn zu. Danach heißt es „Es hätte sowieso nichts gebracht“. Und so wird ein Projekt nach dem anderen zu Grabe getragen. Der Sündenbock ist am Ende der private Investor – weil das hier im Nordosten mental einfach funktioniert. So einfach, wie PEGIDA & Co..

Beispiel Bad Doberan: Die Moorbad-Ruine.

Letzter Schauplatz, gleiche Geschichte, nur schon weiter fortgeschritten und darum wie ein Mahnmal: Das Moorbad in Bad Doberan.

Nachdem es lange Zeit wegen überzogener Preisvorstellungen des Eigentümers – einer Krankenkasse – ein Ladenhüter war, geriet es in verschiedene Hände – von denen man heute wohl sagen würde, es seien die falschen gewesen. Nach dem Brand im Jahr 2006 kam es sogar zum Zoff zwischen der Stadt und dem Landkreis um das private Eigentum, weil der Landkreis eine Wand abreißen ließ, damit sie nicht auf den Gehweg kippen kann. Seitdem verschandelt das historische Bauwerk den zweitwichtigsten Ortseingang Bad Doberans.

Von Enteignung war schon die Rede, am Ende kam es zu einer Zwangsversteigerung und im Doberaner Rathaus machte man sich Hoffnungen, das Bauwerk in die Hände der Stadt zu kriegen. Schnell wurde man überboten und so ging die Ruine an den nächsten privaten Investor.

Ganz unglücklich dürfte der Chef der stadteigenen Wohnungsgesellschaft WIG nicht gewesen sein, denn seine Leute hätten das mondäne Denkmal entwickeln sollen und erstens ist das nicht originär das, was ein Wohnungsbau- und verwaltungsunternehmen in städtischer Hand tut und zweitens ein Fass ohne Boden. Zudem hatte man den privaten Investoren allerhand Wünsche aufgebürdet, um das historische Ensemble möglichst öffentlich zu halten und die hätte man jetzt selbst umsetzen müssen – vom öffentlichen Park bis hin zum öffentlichen Schwimmbad, ob es sich nun rentiert oder nicht.

Beim Moorbad gibt es jetzt wieder Bewegung und die dürfte ganz im Sinne der Stadt sein, denn im Prinzip hat der private Investor sein Konzept aufgegeben und will jetzt das tun, was die WIG auch hätte tun müssen, wenn die Stadt die Versteigerung gewonnen hätte.

Dass schon zwei vor ihm ganz ähnliche – fast identische – Pläne hatten und es damals jede Menge Bedenken gab, scheint längst vergessen. Oder man hat in Bad Doberan gemerkt, dass private Investoren eine Chance sein können, dass privates Geld und privates Engagement die wahren Retter der Ruinen sind und die wahren Sprungnetze nach der Wende tief gefallener Touristenorte. 

Fazit: Aufbau Ost scheitert manchmal an Mentalität Ost.

So hat jeder private Investor seinen Teil zum Aufschwung Ost beigetragen – auch wenn er einfach nur ein Haus für sich zum Wohnen gekauft und saniert hat und auch, wenn er es gar nicht gekauft, sondern rück übertragen bekommen hat. Erst Recht, wenn er ein Geschäftshaus saniert hat, um damit Geld zu verdienen, denn dann hat er auch Flächen für neue Gewerbe und deren Arbeitsplätze geschaffen. Eigentlich sollte man als Einheimischer diesen Menschen nicht neiden, nur weil man selbst gerade nicht in der Lage war, zu investieren. Eigentlich sollte man ihnen danken, dass sie es getan haben, als man es selbst nicht konnte, denn sonst wäre so manches Haus, so manches Gefüge und so manche Existenz heute nicht mehr da. Nur danken – nicht zu Füßen kriechen.

Und wir sollten froh sein über jeden, der auch heute nach so langer Zeit und nach oft gar nicht so guten Erfahrungen noch bereit ist, statt auf der grünen Wiese billig und manchmal auch geschmacklos neue Unterkünfte hochzuziehen, teuer in alten Gemäuern bei Weitem nicht so gewinnbringende Projekte zu verwirklichen. Ein wenig Offenheit kann da nicht schaden: Erst zuhören, dann beurteilen.

Nicht zuletzt war es das viele Geld, das vornehmlich aus dem Steuersäckel von West nach Ost fließt und das im Osten vielerorts als Selbstverständlichkeit fast schon eingefordert, ja verteidigt wird, während im Westen das Verständnis angesichts fehlender Gelder zunehmend maroder Straßen, Schulen und Kindertagesstätten stetig abnimmt und die Mauer in den Köpfen wieder wachsen lässt.

Der Aufbau Ost – Mit Herz und Verstand gesteuert wurde er gut, ohne Sinn verstreut wurde er nichts. Daraus kann man lernen und man muss es auch, denn der Soli geht nicht ewig und verliert dann seine Grundlage, wenn das Stärken des Schwachen den Starken schwächt. Der Starke meint, das sei jetzt der Fall – der Schwache meint, da geht noch was. Wollen wir es wirklich ausprobieren, wie es ist, wenn alle gleich schwach sind?

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