Verhüllung während Moorbad-Sanierung?
Das alte Moorbad in Bad Doberan gilt zu Recht als Schandfleck Nummer eins. Nun soll es vorübergehend ein Kunstwerk werden.
Der jahrzehntelange Leerstand des 1822 durch Baumeister Severin errichteten und später aufgestockten Prachtbaus hat dem Gebäude stark zugesetzt. Die AOK hatte das historische Bauwerk übernommen, konnte aber nach dem Auszug des Sanatoriums nicht den gewünschten Kaufpreis erzielen und ließ es darum zunächst leer stehen. Vandalismus und Kokeleien setzten dem Gebäude zu und verminderten seinen Wert. Zuletzt verkaufte die AOK die Liegenschaft dann unter ihren Preisvorstellungen. Von nun an war das alte Moorbad ein Spekulationsobjekt, das mehrmals den Besitzer wechselte, während immer neue Investoren genannt wurden.
2006 brannte das Gebäude und erlitt große Schäden, die den Eigentümer zum Umdenken zwangen. Der Stadt dauerte das Umdenken zu lange – sie pochte auf Sicherung der inzwischen baufälligen Giebelwand und drohte, selbst einzuschreiten. Das tat sie nach erfolglosen Aufforderungen auch in Form von eigentlich wirkungslosen Gerüsten, die zwar einzelne Steine aber nicht die ganze Mauer abhalten konnten.
Der Landkreis kam der Stadt zuvor und ließ den Straßengiebel abreißen. Das machte den Schandfleck zwar sicherer aber auch hässlicher. Und es behinderte den Fortschritt enorm, denn nun regierte Trotz von Seiten des Zwischeninvestors Reinhard Wiese.
Nun gibt es aus Elmenhorst die Idee, das Moorbad zu verhüllen. Wie die Ostsee-Zeitung am 05.05.2012 berichtet, hat die Firma „BigBlock Media GbR“ der Stadt und dem Investor Reinhard Wiese vorgeschlagen, das Gebäude mit Foto-Planen zu verhüllen, die das historische Aussehen des Moorbades wieder geben. Im Rathaus ist man davon begeistert und auch Wiese ist von der Idee angetan, will gleich in der kommenden Woche Kontakt zur Firma aufnehmen. Allerdings muss er Sponsoren finden, denn die Verhüllung kostet 15.000 Euro im Jahr. Laut Ostsee-Zeitung hat die Deutsche Bank in Lübeck ein ähnliches Projekt gesponsert.
Unterdessen hat Investor Reinhard Wiese eine „VPM Project-Gesellschaft mbH & Co. Bad Doberan Hotel KG“ gegründet und versichert, die Planungen schnellstmöglich abzuschließen. Bürgermeister Thorsten Semrau kündigte gegenüber der OZ einen „strammen Sitzplan“ an – bereits im Juni sollen die Pläne auf einer gemeinsamen Sitzung von Wirtschafts- und Stadtentwicklungsausschuss vorgestellt werden. Die Baugenehmigung für das Moorbad ist laut dem Blatt bereits erteilt, strittig sind aber die Neubauten. Hier fällt dem Investor der jahrelange Stillstand auf die Füße: Es hat sich ein Wildwuchs gebildet, der im rechtlichen Sinne „Wald“ ist und darum nicht einfach abgeholzt werden darf. Da Wald zudem auch noch stets öffentlich ist und zum Privatwald umgewidmet werden muss, um ihn auch nur einfrieden zu dürfen, ist die Angelegenheit etwas komplizierter geworden. Forstamtsleiter Felix Weisbrich ist aber optimistisch, zusammen mit dem Investor vor Ort eine Lösung für das Moorbad zu finden.
14 Millionen Euro sollen investiert werden, drei Anbauten neben und hinter dem denkmalgerecht zu sanierenden Moorbad entstehen, 130 Hotelzimmer, 10 Suiten, ein SPA-Bereich und Kosmetiksalon werden in dem Komplex Platz finden. Laut Investor Reinhard Wiese steht die Finanzierung in der kommenden Woche und vielleicht schon 2012 kann mit den Bauarbeiten begonnen werden – wenn es klappt, unter eine historischen Verhüllung.
Zum Artikel mit besserem Bild in der Ostsee-Zeitung:
http://epaper.ostsee-zeitung.de/dob/2012-05-05/oz.html