Villa „Anker“ (Haus E, Haus V, Haus 12, John-Brinckmann-Haus)
Alte Namen: Haus E, Haus V, John-Brinckmann-Haus (Haus 12)
Standort:
Prof.-Dr.-Vogel-Str. 13
54°08’38.4″N 11°50’49.3″E
Bauzeit: 1856-1857
Bauherr: Großherzogliche Badeintendantur / Großherzog Friedrich Franz II. von Mecklenburg
Architekt: August Rathsagg
Sanierung: EntwicklungsCompagnie Heiligendamm GmbH & Co. KG
Architekt: über den Projektentwickler EntwicklungsCompagnie Heiligendamm GmbH & Co. KG
Eigentümer: Großherzogliche Badeintendantur / Großherzöge von Mecklenburg(bis 1873), Aktiengesellschaft Baron Otto von Kahlden (1873-1900), Rudolf von Kahlden (1900-1911), Herzog Hugo von Hohenlohe-Öhringen und Ujest (1873-1885), Walter John (1911), Ostseebad Heiligendamm GmbH unter Gläubigerkonsortium (1911-1922), unter Baron O. A. Rosenberg (1922-1938), Beschlagnahmung durch das Deutsche Reich (1938), Reichsmarine (1938-1945), Beschlagnahmung durch die SMAD, herrenloses Gut (1945-1949), DDR über den FDGB (1949-1952), DDR über die Sozialversicherungsanstalt (1952-1990), Ostseeklinik Heiligendamm GmbH (1990-1993), BRD über Oberfinanzdirektion (1993-1997), FUNDUS-Gruppe über EntwicklungsCompagnie Heiligendamm I GmbH & Co. KG (1997-2012), Wohneigentümergesellschaft (seit 2012)
Nachgewiesene Nutzungen Vermietung durch die (Groß)herzogliche Badeintendantur (bis 1872), Badedirection (1872-1938), Kraft durch Freude (1936-1938), Reichsmarine (1938-1945), SMAD (1945-1948), Sanatorium für Werktätige Heiligendamm (1948-1990), Ostseeklinik Heiligendamm (1990-1997), Leerstand (1997-2022), Sanierung (2021-2022), Eigentumswohnungen (seit 2022)
Beschreibung:
Das letzte in dieser Kubatur gebaute Logierhaus stammt wieder aus der Feder August Rathsaggs. Es entstand vor den Villen „Hirsch“ und „Schwan“ nebenan und sollte neben einer lang gestreckten Restauration stehen. In diesem Kontext muss man Villa „Anker“ sehen.
Der große rundum zweimal zweiachsige und dreigeschossige Kubus steht nach allen Seiten hervor. Er bildet einen Übergang zur geplanten Restauration an der Westseite, während der kleinere Teil des Baus einen Übergang zum Haus „Bischofsstab“ bildet.
Als Eckbetonung sind an den äußeren Geschossen Veranden vor die äußere Achse gesetzt. Das obere Geschoss ist mit zwei Rundbogenöffnungen bekrönt und mit einem flachen Giebeldreieck abgeschlossen. Zu den Seiten hin gibt es Rundbogenfenster. Der obere Teil hob sich ursprünglich massiv hervor, während der Unterteil durch die Ranken derart verdeckt wurde, dass man den Eindruck hatte, das Oberteil würde gar keine Verbindung mit dem Erdboden haben. Der Zeichner der folgenden Lithografie hat sich offenbar genau davon täuschen lassen.
Ein wenig erinnert das Haus an Villa „Greif“ und damit an venezianische Motive. Hier aber sind die Loggien offen und die Berankung verbindet das Innere mit dem Äußeren. Damit kommt man Jahre nach dem Bau der Villa „Greif“ dem Verständnis der Romantik noch ein Stück näher. Perfektioniert wurde das später bei Villa „Adler“. Dennoch ist die restliche Fassade der Villa „Anker“ sehr verhalten gegliedert und folgt nicht – oder einfach nicht mehr – den Rundungen der Neorenaissance. Es wurden ausschließlich rechteckige Fenster verbaut. Ohne den Erker wäre das Haus zwar repräsentativ, aber recht schmucklos.
Nur im Ostgiebel findet man ein kleines Rundbogenfenster. Der flachere Bau hat in beiden Etagen je zwei Zwillingsfenster rechts und links seiner durch eine geschlossene Veranda mit Balkon und Baldachin dominierten Mitte. Im Erdgeschoss verschwinden die Fenster hinter einer offenen Veranda, von der man direkt in den Garten gelangte.
An der westlichen Wand gelangte man durch eine Eingangsloggia. Eine Besonderheit bei dieser Villa ist das Fehlen eines Mezzaningeschosses. Es ist davon auszugehen, dass die Bediensteten im dritten Geschoss des höheren Gebäudeteils untergebracht wurden.
Das Haus diente als Logierhaus für vier Familien. Die mitgebrachten Angestellten wurden im Mezzaningeschoss untergebracht. Man konnte sich Kanonenöfen ausleihen, nach dem Verkauf Heiligendamms 1872 bekam es feste Öfen.
Die Eisenelemente waren auch an dieser Villa schmückend und tragend zugleich. Das hatte zur Folge, dass nach dem 2. Weltkrieg die Entfernung der Gusseisenelemente stets zur Entfernung der ganzen Balkone führte. Es wurde zu DDR-Zeiten versucht, Einzelwohnungen für Mitarbeiter des Sanatoriums zu schaffen.1953 wurde Villa „Anker“ in „John-Brinckmann-Haus“ umbenannt. 1990 erhielt es den alten Namen zurück. Gemeint ist der Anker des Schiffes.
Das Haus diente dann als eben solches Wohnhaus, bis es 1997 geräumt an die FUNDUS-Gruppe verkauft wurde. Seitdem steht es klimatisiert leer und wird 2021/2022 saniert.
Ursprünglich war vorgesehen, hier fünf Eigentumswohnungen einzurichten, Stand 2020 gibt es einen Interessenten für das ganze Haus.