Von Tourismus, Bürgermeistern und Steckenpferden.
Ohne Tourismus ginge an der Ostseeküste nichts. In den einen Städten ist er das Steckenpferd des Bürgermeisters, in anderen hat man sich für einen Eigenbetrieb oder die Auslagerung entschieden. Zum Beispiel in Kühlungsborn, wo mit der Touristik Service Kühlungsborn GmbH seit 2001 ein privates Unternehmen alle Aufgaben der klassischen Kurverwaltung übernimmt. Private Unternehmen vor Ort sind an der Gesellschaft beteiligt und mehr als 20 Personen kümmern sich professionell um die Gäste und Gastgeber, organisieren Feste und repräsentieren Kühlungsborn in der Ferne. Natürlich hat so ein „Outsourcing“ auch Nachteile: Die Stadt gibt einiges an Mitbestimmung ab und muss am Ende doch Geld bezahlen. So gab es dann auch in Kühlungsborn immer mal wieder verschiedene Meinungen zur TSK. Letztlich liebäugeln aber viele Städte mit dem Modell. Wo nämlich Tourismus das Steckenpferd des Bürgermeisters ist, gibt es regelmäßig Zoff. In Boltenhagen schlug ein Streit zwischen Bürgermeister Olaf Claus und Kurdirektorin Claudia Hörl Wellen bis zum Landrat und in Prerow waren es Bürgermeister Andreas Meller und Kurdirektorin Ulrike Förster, die sich zuletzt gegenseitig anzeigten. Für das Ostseebad war es der vierte Personalwechsel in acht Jahren und auch in Rerik gab es jüngst einen Wechsel. In Bad Doberan herrscht offenbar Eiszeit zwischen Bürgermeister Thorsten Semrau und Kurdirektorin Kerstin Morgenroth. Es soll hierbei um eine angemessene Bezahlung gehen. Kurdirektoren in Steckenpferd-Position haben nämlich in allen Städten ein Problem: Sie sind für alles verantwortlich, machen quasi mehrere Jobs und haben meistens zu wenige professionelle Mitarbeiter. Gerade in Bad Doberan fällt das selbst den Gästen ins Auge, denn im Gegensatz zu Kühlungsborn müssen in der Münsterstadt eine Hand voll Leute allein die Saison vorbereiten und auswerten, Planungen für Veranstaltungen, Werbematerialien und Präsentationen machen, nebenbei die Touristinformation betreuen und Gastgebern und Gästeführern bei ihren Fragen und Anliegen zur Verfügung stehen und Pressearbeit tätigen. Wird einer krank, ist das sofort spürbar und der Service leidet. Das spricht sich schnell herum und auch in Vereinen und Verbänden leidet der Ruf der Stadt, wenn diese die Mängel spüren. Schnell wird der Ruf laut nach entweder mehr Mitarbeitern oder einem Outsourcing. In Bad Doberan mag es am Geld Willen fehlen, hauptsächlich aber am Verständnis: Was läuft schief, wenn die Stadt nur dann schön gemacht wird, wenn sich hoher Besuch ankündigt? Sollte nicht den Kurtaxe zahlenden und Geld ausgebenden Gästen gegenüber Sauberkeit im Stadtbild selbstverständlich sein? Das fällt nicht in die Pflicht von Tourismuschefs, aber kaum ein Steckenpferdreiter will dafür verantwortlich sein.