Gezerre um den neuen Bürgermeister
Bad Doberans neuer Bürgermeister Thorsten Semrau hat die ersten 100 Tage im Amt gemeistert. Als Fazit gab es Kritik aus SPD und CDU für den neuen Führungsstil im Rathaus und die noch nicht erfolgte Positionierung zu dringenden Problemen der Stadt. Zugleich lobten andere Stadtvertreter den Bürgermeister für eben diesen Stil der Zusammenarbeit und nahmen ihn ein Stück weit in Schutz, in 100 Tagen angesichts der Größe einiger Probleme noch nicht tief genug in die Materie vorgedrungen sein zu können, um sich eindeutig zu positionieren. In der Folgezeit regnete es regelrecht Lob auf den wegen seiner Präsenz und Aufmerksamkeit bei den Bürgern beliebten Bürgermeister. Die einen stellen sich aus Überzeugung hinter ihn und sagen ihm weitestgehend bedingungslose Unterstützung zu, die anderen formulieren klare Bedingungen, die der Bürgermeister erfüllen soll, wenn er ihre Unterstützung will. Wieder andere verknüpfen ihr Lob an Thorsten Semrau mit Kritik an anderen, vornehmlich in der Diskussion um das größte Problem der Stadt: Heiligendamm. So will jeder den Bürgermeister auf seine Seite ziehen. Wir brauchen aber keinen Bürgermeister, der hin und her gerissen ist und der sich nicht bewegen kann. Wer ihn unterstützen will, gibt ihm Zeit und alle Informationen die er braucht, um sich seine eigene Meinung von den Problemen der Stadt zu bilden. Alle Lokalpolitiker die vor ihm da waren, haben diese Probleme entweder mit verursacht oder beschäftigen sich schon seit Jahren erfolglos mit dessen Lösung. Sie können dem Bürgermeister nicht helfen, weil man Probleme nicht über den Weg lösen kann, über den sie verursacht wurden. Es braucht eine eigene und differenzierte Sichtweise, um die Knotenpunkte zu erkennen und es bedarf einiger unpopulärer Worte und Taten, um zu beenden, was sich in einem Jahrzehnt festgefahren hat. Einige Dinge – wie z.B. die Strandversorgung – wurden in 22 Jahren nicht realisiert und das kann kein Bürgermeister allein. Er kann die Stadtvertreter auf eine gemeinsame Vision einschwören, sie immer wieder an ihre selbst gesteckten Ziele erinnern und dabei stets das Wohl der Stadt und seiner Bürger im Auge behalten. Aber allein regieren und bestimmen kann er nicht und soll er auch gar nicht. Die Stadtvertreter müssen mit Thorsten Semrau zusammen klare Ziele ausarbeiten, formulieren und sie ansteuern und wer sie unterstützen mag, der soll das tun können. Dann gibt es in 100 Tagen auch die so lang ersehnten Fortschritte und Resultate.