Alte Probleme im neuen Jahr
Außer guten Vorsätzen nimmt man auch alte Probleme mit ins neue Jahr. So auch Bad Doberan-Heiligendamm. Die „Kurorte mit Tradition“ haben ihre Titel nur mit Augezudrücken. Bad Doberan hat keinen Kurpark, aber das viele Grün wird akzeptiert und Heiligendamm hat einen Kurwald, der rechtlich gesehen nicht den Anforderungen an einen Kurpark entspricht. In der Münsterstadt kommt ein Heilwald hinzu, was nicht zu verachten, aber auch kein Kurpark ist.
Größtes Manko sind die Einrichtungen zur Verabreichung der Kurmittel. Nachdem ein Badearzt aufgab, gibt es nur noch eine Badeärztin. Das Moorbad verfügt zwar über Kurmittel (Moor), aber die Einrichtungen wurden für den Eigenbedarf konzipiert und können langfristig nicht der Anforderung gerecht werden, das Kurmittel an alle Kurgäste zu verabreichen. Gerade das macht aber einen Kurort aus.
Noch prekärer ist die Situation in Heiligendamm: Nach der Auflösung der dermatologischen Abteilung in der Median-Klinik gibt es faktisch keine Verabreichung des Kurmittels „Meerwasser“ außerhalb der Badesaison. Das Rathaus sucht händeringend nach einer Lösung, mancher hofft auf das Grand Hotel. Ein Luxushotel ist aber ungeeignet für die Verabreichung von Kurmitteln an Kurgäste.
Ein Joint Venture beider wäre vielleicht eine Lösung und so etwas hatte man damals im Kopf, als man das Thalasso-Zentrum neben der Perlenkette plante. Vier Jahre nach dem Verkauf des Grand Hotels braucht es dafür nicht zwei, sondern drei Partner und selbst dann wäre es ein Risiko. In Bad Bevensen haben die Stadt selbst und der Landkreis Uelzen eine Kurgesellschaft gegründet. Wie bei uns ist der der Tourismus damit aber der Verwaltung unterstellt, in dem Fall zwei. Seit Jahren läuft das defizitär.
In Heiligendamm hingegen wäre es möglich, mehrere Wirtschaftsunternehmen mit ins Boot zu holen, deren Kunden wiederum von einer Therme mit Kurmittelabteilung profitieren könnten, so wie auch die ganze Stadt davon profitieren würde. Auch für Seebrücken und Yachthäfen gibt es anderswo Kooperationen. Man muss über den Tellerrand hinaus schauen.
Und man muss Bad Doberan-Heiligendamm als Ganzes sehen. Dass dem nicht so ist, zeigt der Unterschied bei der Stadtmöblierung: Jetzt kommen auch verschiedene Hundetoiletten.