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Bauwerke in Heiligendamm

Villa „Greif“ (Haus B, Haus II., Haus 7, Käthe-Kollwitz-Haus)

Alte Namen: Haus B, Haus II. Villa „Greif“, „Käthe-Kollwitz-Haus“ (Haus 7)

Standort:
Prof.-Dr.-Vogel-Str. 8
54°08’38.8″N 11°50’40.1″E

Bauzeit: 1853-1854
Bauherr: Großherzogliche Badeintendantur / Großherzog Friedrich Franz II. von Mecklenburg
Architekt: Wilhelm Stern
Sanierung 2016-2017
Bauherr: EntwicklungsCompagnie Heiligendamm GmbH & Co. KG
Architekt: über den Projektentwickler EntwicklungsCompagnie Heiligendamm GmbH & Co. KG
Eigentümer: Großherzogliche Badeintendantur / Großherzog Friedrich Franz I. von Mecklenburg, , Friedrich Franz II. von Mecklenburg, Aktiengesellschaft Baron Otto von Kahlden (1873-1900), Rudolf von Kahlden (1900-1911), Herzog Hugo von Hohenlohe-Öhringen und Ujest (1873-1885), Walter John (1911), Ostseebad Heiligendamm GmbH unter Gläubigerkonsortium (1911-1922), unter Baron O. A. Rosenberg (1922-1938), Beschlagnahmung durch das Deutsche Reich (1938), Reichsmarine (1938-1945), Beschlagnahmung durch die SMAD, herrenloses Gut (1945-1949), DDR über den FDGB (1949-1952), DDR über die Sozialversicherungsanstalt (1952-1990), Ostseeklinik Heiligendamm GmbH (1990-1993), BRD über Oberfinanzdirektion (1993-1997), FUNDUS-Gruppe über EntwicklungsCompagnie Heiligendamm I GmbH & Co. KG (1997-2012), Wohneigentümergesellschaft (seit 2012)
Nachgewiesene Nutzungen Vermietung durch die (Groß)herzogliche Badeintendantur (bis 1872), Badedirection (1872-1938), Kraft durch Freude (1936-1938), Reichsmarine (1938-1945), SMAD (1945-1948), Sanatorium für Werktätige Heiligendamm (1948-1990), Ostseeklinik Heiligendamm (1990-1997), Leerstand (1997-2018), Sanierung (2018), Eigentumswohnungen (seit 2018)
Größe: 590 qm
Wohnungen: 6 Wohneinheiten zu 70-120 qm

 

Beschreibung

Urzustand (Lithografie, Urheber unbekannt, Quelle: ECH-Archiv)

Villa „Greif“ wurde 1853/54 als zweites Logierhaus der Villenreihe zeitgleich mit Villa „Perle“ errichtet. Es folgte der Gliederung der Villa „Perle“ mit zwei Achsen links und zwei plus zwei Achsen rechts. Allerdings entsprechen hier die Balkonachsen den Fensterachsen. Eine Besonderheit ist das Motiv der Rundbogenfenster, die der Villa einen ganz anderen Akzent geben. Der Risalit steht bei dieser Villa viel weniger hervor und ist mit einem Dreiecksgiebel bekrönt. Damit in Verbindung mit den Rundbögen erinnert Villa „Greif“ schon eher an venezianische Palazzi.

(Quelle: ECH-Archiv, Urheber unbekannt, verm. A. Beckmann)

Wie bei der Villa „Perle“ umfassen die Balkone im Westen nur zwei Achsen, während die anderen beiden Achsen ohne Balkone bleiben. Auch hier sind die Balkone eher offene Loggien. Die dreiflügeligen Fenster im Seitenrisalit sind ebenfalls von der „Perle“ übernommen.  

1930er Jahre (Quelle: A. Beckmann)

Nach Westen hin erinnert ein Erker an den Risalit der „Perle“, aber er fügt sich in der Höhe in das Gebäude ein und steht auch nicht hervor. Die Rückseite ist hingegen ein Imitat der „Perle: Zweimal drei Achsen und ein Balkon in der Ecke führen die Linie so fort, dass man von seitlicher Betrachtung aus Südost ein typisches Straßenbild sieht. Die Westseite ist zweckmäßig mit nur einer zurückliegenden Achse mit Blick in den Garten.

Angebaute Dachgaube, 2010

Schon in den 1970ern wurde das Mezzanin vergrößert, indem man an der Westseite der Fassade eine Dachgaube eingebaut hat. Die Zimmer dort wurden dem Chemiekombinat Bitterfeld zur Verfügung gestellt. Im Sanatorium kam nämlich ein Deal zu Stande, dass der Kombinat dem Landwirtschaftsbetrieb des Kreises dringend benötigte Chemikalien lieferte, wofür dieser sich beim Sanatorium mit dem Bau des Blockheizkraftwerks für Heiligendamm bedankte.

Zustand vor der Sanierung, 2010

Man orientierte sich am Risalit und realisierte auch hier einen Dreiecksgiebel und eckige Fenster, deren Proportionen und Anordnung man aber von den darunter liegenden Fenstern übernahm. Farblich wurde dieser nachträgliche Aufbau nicht an das Haus angepasst, sodass er sich nie einfügte.

Visualisierung 2004, damals noch ohne Balkone im Dachgeschoss (Quelle: EntwicklungsCompagnie Heiligendamm)

Bei der Sanierung wurde die Gaube nicht zurück gebaut, aber farblich angepasst und erst dadurch integriert. Da man nun das gesamte Dachgeschoss ausbaute, wurden Dachgauben mit Rundbogentüren eingebaut und auch im Mezzanin Balkone installiert. Zur Gartenseite hin wurde eine Dachterrasse an der westlichen Seite gebaut.

Als einzige Treppe in allen Villen konnte die Wendeltreppe aus der Bauzeit hier restauriert und damit im Original erhalten werden. In allen anderen Villen waren sie bereits entfernt, ersetzt oder verändert worden.

Nachträgliche Unterkellerung und Wandaufbau um HDI-Verfahren (Quelle: EntwicklungsCompagnie Heiligendamm)

Dieses Haus wurde bei der Sanierung voll unterkellert. Dazu wurde unter dem Baukörper ein Gestell aufgebaut und dann der Boden unter dem entkernten Haus entfernt. Im Hochdruck-Injektionsverfahren (HDI-Verfahren) wurden zwei Kellergeschosse unter das Haus gespritzt. Bei der Freilegung wurden in den Boden eingelassene Granitblöcke gefunden. Nach der Sanierung mussten Maßnahmen gegen Grundwassereintritt getroffen werden.  

Entfernung des Erdgeschosses (Quelle: EntwicklungsCompagnie Heiligendamm)
Entkernter Zustand (Quelle: EntwicklungsCompagnie Heiligendamm)

Das Haus diente als Logierhaus für vier Familien. Die mitgebrachten Angestellten wurden im Mezzaningeschoss untergebracht. Das Haus hatte Schornsteine, aber keine Öfen. Man konnte sich Kanonenöfen ausleihen, nach dem Verkauf Heiligendamms 1872 bekam es feste Öfen.

Zustand 2010

Während der Nutzung durch die Reichsmarine 1938-1945 wohnten Kadetten und zuletzt auch Flüchtlinge in der Villa. Nach der Umwandlung zum Sanatorium diente die Villa als Patientenhaus. Im Erdgeschoss an der Westseite wohnte Dr. Cuno Serowy. Das Bad dieser Wohnung hatte keine Fenster, sondern ein kippbares Oberlicht zum Treppenhaus hin. An der Ostseite befand sich auch bei der Ausschreibung durch die TLG anno 1995 ein Labor. Im Dachgeschoss wurden vorrangig Mitarbeiter des Chemiekombinates Bitterfeld untergebracht. Im Dezember 1997 wurde den Mietern gekündigt.

Südansicht 2013

1953 wurde Villa „Greif“ in „Käthe-Kollwitz-Haus“ umbenannt. 1990 erhielt es den alten Namen zurück. Der Name bezeichnet ein Fabeltier, das im Wasser leben soll. Es ist auch im Wappen der Stadt Rostock und im Namen der Stadt Greifswald zu finden.

Südansicht 2015

Bis 2015 stand die Villa leer. 2016 erfolgte der Sanierungsbeginn, im Januar 2017 war die Villa entkernt, am 30.06.2017 wurde Richtfest gefeiert und bis August 2018 zogen die Erwerber in die Wohnungen ein. Die sechs Wohnungen sind 70-127 qm groß. Die beiden Dachgeschosswohnungen werden derzeit als Ferienwohnungen vermietet.

 

Richtfest 2017, Redner: Julius Jagdfeld
Entkernung
Fassadengestaltung und Innenausbau
Resultat 2018
Rückseite 2018

Innenansichten gibt es hier: Selbst getestet: Urlaubsbericht live aus der Villa „Greif“

 

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