Hilfsaktionen für die Ukraine in Bad Doberan
07.03.2022
Alles begann mit einer Friedenstaube auf dem Rathaus-Balkon. Bürgermeister Jochen Arenz ließ das weiße Transparent dort anbringen. Es sollte aber nicht bei einem stummen Zeichen bleiben. Am 2. März rief er in den sozialen Netzwerken zu einer Hilfsaktion auf. Initiiert hatte sie Anton Tolstonoh, der vor 6 Jahren aus der Ukraine nach Deutschland kam und in Bad Doberan wohnt und arbeitet. Zusammen mit dem Doberaner FC und vielen Helfern wurden am 3. März die Spenden entgegen genommen.
Und die Leute kamen scharenweise und nicht nur aus Bad Doberan, entluden Kartons, Kisten, Taschen, Tüten und Säcke auf die sich gar nicht mehr leerenden Klapptische vor dem Vereinsgebäude. Mancher hatte extra eingekauft und brachte kartonweise Konserven, Babynahrung und Pflegemittel. Über 300 Auto-Verbandskästen wurden abgegeben, das Krankenhaus Bad Doberan spendete ganze Paletten medizinisches Material. Die Bedarfsliste umfasste Isomatten bzw. Schlafmatten, Schlafsäcke, Decken, Windeln für Babys als auch für Erwachsene, Babynahrung, Thermoskannen, Taschenlampen und Batterien, bittere Schokolade, Energieriegel/ Müsliriegel, Tee, Kaffee, trockene Suppen, Kartoffeln, Nudeln (, die mit kochendem Wasser aufgebrüht werden müssen), Konserven, die nicht gekühlt werden müssen, Thermo-Unterwäsche, Stirnlampen LED, Wärmere Kleidung wie Handschuhe, warme Socken und Unterwäsche in allen Größen, kleine Taschen und Rucksäcke, Medikamente (auch abgelaufene), Einweg-Handschuhe, Mullbinden, Desinfektionsmittel, Schmerzmittel, Spritzen, Blutdruckmedikamente und Beruhigungsmittel.
Das alles war mehr, als in die Transporter ging. Zickert-Umzüge kam mit einem Lkw und einen Anhänger und löste das Problem selbstlos. Am nächsten Tag wurden noch einmal Spenden angenommen. Die Bürger von Bartenshagen-Parkentin spendeten ebenfalls große Mengen, die von den Doberaner Helfern gleich mitgenommen wurden.
Am Freitag, den 4. März fuhr der Konvoi dann los: Zwei Transporter voran, der Lkw mit Anhänger hinterher. Über Facebook hielt der DFC die Fangemeinde auf dem Laufenden. Am Freitagabend erreichte der Konvoi Polen, um 22:17 Uhr gab es ein Pausen-Bild 90 Kilometer vor Breslau um am Samstagmorgen um 6:30 Uhr kam der kleine Konvoi am Ziel ab. Um kurz vor 8 Uhr gab es erst einmal eine Frühstückspause mit Rostocker Pils – die Hanseatische Brauerei fand es „mega“.
Um 9:16 Uhr berichteten die Helfer von ihren Eindrücken:
„Hier an der Grenze zur Ukraine gibt es sehr viele Sammelstellen für die Hilfsgüter. Es ist der Wahnsinn was hier los ist. Die Autos aus vielen Ländern Europas stauen sich vor den Lagerhallen. Und alle packen mit an. Der Laster von Jens ist gleich leer.“
Um 10:55 Uhr musste sich Jens Zickert gleich nach dem Entladen wieder auf den Rückweg machen, um vor dem Sonntagsfahrverbot wieder in der Heimat zu sein. Fast zur gleichen Zeit wurde das Verbot für Hilfstransporte aufgehoben. Das wussten die Helfer aber da noch nicht. Der Rest der Truppe musste noch über zwei Stunden warten. Ein Krankenwagen aus der Ukraine sollte die Medikamente entgegen nehmen, damit sie nicht unbeaufsichtigt in der Lagerhalle bleiben. Der Krankenwagen hing jedoch an der Grenze fest.
Am Samstag gegen 14:15 Uhr folgte dann wieder ein Pausenbild – diesmal mit warmer Mahlzeit 35 Kilometer vor Krakau. Am Sonntagmorgen um halb Eins waren die Helfer dann endlich wieder zuhause. Gewiss nicht die Zeit für einen herzlichen Empfang mit Umarmungen, aber den Dank und Respekt gab es in den Kommentaren. Auch die Helfer richteten ihren Dank an die Leser: