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Analyse: Stadt Bad Doberan will Verträge mit Jagdfeld überprüfen. Was bedeutet das?

Drei Themen bestimmten in dieser Woche die lokalen Medien: Der neue Bürgerbund-Chef Ulrich Ludwig fordert den Bau des Stichweges, notfalls über das Hotelgelände, der neue UDI-Chef Guido Lex (vormals Bürgerbund) fordert die Auflösung des Hotel-Parks zu Gunsten eines öffentlichen Waldes und die Stadt Bad Doberan will die Verträge mit Jagdfeld und seinen Unternehmen prüfen.

 

Thema Nummer eins: Der Stichweg ins Herz von Heiligendamm.

Der Stichweg erledigte sich schnell und der erste Vorstoß des Bürgerbund-Fraktionschefs zeigte seine Uninformiertheit: Das Hotel-Grundstück gehört noch gar nicht den neuen Eigentümern und somit können diese auch nicht darüber verfügen. Solange das Berliner Konsortium aus Palladio und De&De am Auslassungsvermerk festhält und kein Gericht es löscht, solange bleibt der Stichweg der Traum einiger weniger.

 

Thema Nummer zwei: Umwandlung des Hotelparks in öffentlichen Wald.

Beim Hotelpark mag es etwas länger dauern. Das Forstamt prüft die Sache, aber solange die EntwicklungsCompagnie Heiligendamm (ECH) als Eigentümer des Waldstücks keine Nutzungsgebühren verlangt, gibt es keinen Grund zur Umwidmung. Sowohl Jagdfelds Pressesprecher, als auch das Grand Hotel bestätigen, dass für den Hotelpark keine Nutzungsgebühren entstehen, sondern das Grand Hotel den Hotelpark ganz selbstverständlich pflegt, auch wenn die Fläche im Prinzip der ECH gehört. Schließlich hatte die ECH schon 2009 den Hotelpark für das Hotel erworben und gestaltet und nicht für sich selbst (was auch nicht möglich gewesen wäre). Das Forstamt muss nun entscheiden ob es Gründe gibt, dem Grand Hotel seinen Park wegzunehmen und zum normalen Wald zu machen, wie es Lex möchte.

 

Thema Nummer drei: Verträge „prüfen“, nur weil sie nicht mehr gefallen.

Das dritte Thema ist die Überprüfung der Verträge zwischen der Stadt und Jagdfelds Unternehmen, namentlich der EntwicklungsCompagnie Heiligendamm GmbH & Co. KG. Das Thema ist etwas komplexer, sodass ein einfaches alltägliches Beispiel zur Einleitung dienen soll:

 

Praxis-Beispiel: Die Ehe.

Stellen Sie sich vor, Sie haben einen Menschen geheiratet, der jung und schön ist, mit beiden Beinen im Leben steht und der Sie auf rosa Wolken schweben lässt. Sie leben nun schon seit Jahren mit diesem Menschen zusammen, haben seine Macken kennen gelernt und müssen feststellen, dass er nicht mehr jung ist und auch nicht mehr so schön, wie damals.

 

Was würden Sie tun?

Viel Auswahl haben Sie ja nicht:

Entweder Sie besinnen sich auf die Zeit vor Ihrer Ehe und führen sich vor Augen, welche Gemeinsamkeiten Sie hatten, welche Träume und Wünsche Sie sich gemeinsam erfüllen wollten und Sie reden miteinander und finden einen Weg, diese Gemeinsamkeiten wieder zu entdecken und wieder gemeinsam zu träumen und sich gemeinsam Ihre Wünsche zu erfüllen…

…ODER SIE LASSEN SICH SCHEIDEN!

Wenn Sie sich scheiden lassen bedeutet das, dass die Ehe, ihre Verpflichtungen und etwaige Eheverträge ungültig werden. Der finanziell Bessergestellte muss u. U. den finanziell Schlechtergestellten Ex-Partner entschädigen, also für seinen Unterhalt und ggf. den gemeinsamer Kinder aufkommen, wobei diese Regelungen gerade aufgeweicht worden sind und den Schlechtergestellten immer weniger zusteht, insbesondere wenn sie neu heiraten. Ansonsten gibt es keinerlei Verpflichtungen mehr: Jeder kann tun, was er will, sich neue Partner suchen und eine neue Ehe eingehen. Das ist die logische Konsequenz einer jeden Scheidung und alles andere findet man unter den Begriffen „Tyrannei“ oder „Stalking“ .

 

Am Anfang war die Einigkeit: Jagdfelds Konzepte überzeugten.

Die Stadt Bad Doberan ist nun in einer ähnlichen Situation: Sie lernte 1996 einen Mann kennen, der eine von Experten ausgearbeitete und selbst das Land überzeugende Vision hatte, Heiligendamm wieder zu dem zu machen, was es einmal war – einen mondänen Badeort, der wohlhabende Leute anzieht. Weil das immer nur vorübergehend funktionierte, sollte Heiligendamm erweitert werden, wie es schon 1872 und 1983 geplant, aber aus Geldmangel nicht voll umgesetzt werden konnte. Jagdfelds Pläne überzeugten, wohlbetuchte Gäste versprachen gutes Geld in die Stadt zu spülen und Villenviertel und Apartmentkomplex sollten dafür sorgen, dass genug von ihnen immer wieder kommen oder gar bleiben. Golf, Pferdezucht, Reitsport, Biolandgut, Thalasso, Ayurveda, Schönheitschirurgie, Konferenzzentrum und als Grundlage von allem das 5-Sterne-Grand-Hotel versprachen Erfolg. Etwa 1900 Anleger ließen sich davon ebenso überzeugen und stellten zusammen die unvorstellbare Summe von über 127 Mio. Euro zur Verfügung. Fördermittel, Eigenkapital und Kredite stockten die Summe auf 300 Mio. Euro auf und die Fördermittelvergabe und Banken hatten keinen Zweifel daran, dass das Geld gut angelegt sei – sie gaben bereitwillig und schmückten sich zusammen mit vielen Größen aus der Politik mit dem Mann Anno August Jagdfeld. Die renommierte Kempinski-Gruppe stieg recht überraschend in das Geschäft ein und betrieb das 2003 eröffnete Grand Hotel. Das Land sprach von einem „Leuchtturmprojekt“ und wurde nicht müde, Jagdfeld zu loben – bis hin zum Bundesverdienstkreuz.

 

Ausgehandelt: Verträge regeln Rechte und Pflichten bis ins Detail.

In den Jahren 1996 und 1997 wurden Verträge zwischen der Stadt und der ECH und dem Grand Hotel abgeschlossen, welche die Grundlage für die Zusammenarbeit zwischen Kommune und Investor bilden sollten. Einem Grundlagenvertrag folgten mehrere städtebauliche Verträge, welche die Einzelheiten regeln sollten. So recht etwas selbst machen wollte die Stadt nicht und konnte es zugegebenermaßen nach der selbstverschuldeten Kammerhof-Pleite auch nicht. Die ECH verpflichtete sich unter anderem zur Übernahme des städtischen Anteils an den Kosten für den Bau der Touristischen Erschließungsstraße um Heiligendamm, weil der Ort davon profitiert, dass der Durchgangsverkehr außen herum fährt und die Straße den Zugang zum Biolandgut, dem Villenviertel und dem touristischen Gewerbegebiet bildet. Weiterhin verpflichtete sie sich zum Bau eines Kurwaldes für die Stadt, wofür sie sich dann einen etwa gleich großes Waldstück als Hotelpark einrichten durfte. Ebenso verpflichtete sie sich zum Bau eines Steges über das Packwerk unterhalb des Alexandrinen-Cottages, um den einstigen als Wanderweg genutzten Pfad auf der Küstenkante schließen wollte. Mit dem Bau der Ausgleichsmaßnahme durfte sie dies. Trotz eines gewissen Grades von Eigennutz sind diese Abmachungen eher besonders, als alltäglich.

 

Das Grauen jedes Investors: Stadtvertreter wollen eigene Vorstellungen durchsetzen.

Diese Vereinbarungen wurden von einzelnen Stadtvertretern stets torpediert: Als die ECH den für die weitere Anerkennung des Seeheilbadstatus unabdingbaren Kurwald fertig gestellt hatte, wollte sie mit der Einrichtung des Hotelparks im Kleinen Wohld beginnen. Statt dies zu genehmigen und den Vereinbarungen damit Folge zu leisten,  stritten die Stadtvertreter fast drei Jahre lang zu diesem Thema, gründete sich gar eine Bürgerinitiative und schaltete Medien-Kampagnen gegen die vereinbarte Waldumwandlung. Die Ostsee-Zeitung interviewte einen Ex-Förster auf Kur aus Sachsen, der wissen wollte, dass die Markierungen an den Bäumen deren Fällung bedeuten. Auch der Heiligendammer Ex-Förster Helmut Mattke kam in diesem Medium gegen die Waldumwandlung zu Wort, während Fachleuten die Erklärungen in den Sitzungen im Munde umgedreht wurden.

 

Vorwärts nimmer, rückwärts immer: Neue Verträge stets mit Heimfallklauseln.

Nach den Kommunalwahlen genehmigte die neue Stadtvertretung die vereinbarte Waldumwandlung – auch, weil sie gar keine andere Wahl hatte, als sich an die Verträge zu halten. Allerdings lassen Äußerungen u.a.  vom Bürgerbund von 2012 darauf schließen, dass es eine Heimfallklausel für den Fall einer Insolvenz des Grand Hotels gibt, denn damals bemühte sich der Bürgerbund um eine Auflösung des Hotelparks mit dem Argument, dass das Hotel insolvent sei und darum keinen Hotelpark mehr bräuchte. Inzwischen ist es Ex-Bürgerbund-Fraktionschef Guido Lex, nun mit der Unabhängigen Doberaner Initiative (UDI) im Stadtparlament, der weiterhin versucht, dem Grand Hotel den Hotelpark zu entziehen. Schon nach der durch die Stadtvertreter mit verursachten Insolvenz des Grand Hotels landeten Beschlussvorlagen auf dem Tisch, vom Heimfall Gebrauch zu machen und ungeachtet der damit riskierten Unverkäuflichkeit des Hotels die Wege über das Hotelgelände wieder für alle zu öffnen. Nur die Drohung des Insolvenzverwalters Jörg Zumbaum, die Stadt wegen Behinderung des Insolvenzverfahrens zu verklagen, ließ Bürgermeister Thorsten Semrau die Beschlüsse kippen.

 

Geplante Pleite? Heimfallklauseln nützen immer nur einem Vertragspartner.

Da viele Verträge Heimfallklauseln enthalten waren und sind sie ein gefundenes Fressen für Befürworter des Stichweges und der Öffnung des Hotelgeländes für alle. Wer den Stichweg wollte musste nur verhindern, dass die ECH die Villen bis Ende 2011 mit einem Volumen von mindestens 20% des Ganzen saniert. Tatsächlich wurde acht Jahre lang verhindert, dass die ECH die Villen wirtschaftlich vernünftig sanieren kann (wirtschaftlich unvernünftig geht es immer – Prinzip „Bauen und hoffen“): Nachdem das Grand Hotel nicht wie erwartet lief, musste die ECH die Pläne zur Einrichtung von Hotelsuiten in der Perlenkette mangels Bedarf fallen lassen. Die nun geplanten etwa 100 Ferienwohnungen brauchen aber im Gegensatz zu den ursprünglich geplanten Hotelsuiten ebenso viele Parkplätze, wozu die ECH eine Tiefgarage plante. Die Interessenten für die Ferienwohnungen wollten darüber hinaus selbst darin wohnen dürfen, denn bei Preisen im sechsstelligen Bereich und neben dem Grand Hotel gelegen konnten sie die Wohnungen eher nicht an Fremde vermieten, zumindest rechnet sich das erst sehr langfristig. Der Bebauungsplan gab aber kein Dauerwohnrecht her und musste daher geändert werden, ebenso musste die Tiefgarage darin aufgenommen werden. Beides wurde erst Ende 2009 und wieder erst durch die die neu gewählte Stadtvertretung genehmigt, wobei der voraus gehende Streit deutschlandweit für Schlagzeilen sorgte, die auch die letzten Interessenten verschreckten und vergraulten.

Selbstverständlich war es mit Baubeginn Anfang 2010 nicht zu schaffen, bis Ende 2011 die geforderten 20% (bezogen auf das Investitionsvolumen) zu sanieren, sodass die Stichweg-Befürworter pünktlich Ende 2011 den Stichweg wieder auf den Tisch brachten. Dabei stand Aussage gegen Aussage, denn die ECH sah die Bedingungen als erfüllt. Der Vorstoß des Stadtvertreters Jochen Arenz (parteilos), ein Gericht endgültig in dieser Sache entscheiden zu lassen, fand keine Mehrheit, obwohl genau das endgültig und rechtssicher Klarheit gebracht hätte.

 

Immer einen Plan B: Hintergründe zum Entzug der Baugenehmigungen für die Villen.

Kurz vor Fertigstellung der Villa „Perle – Großfürstin Marie“ entzog der Landkreis – nach eigener Aussage auf Drängen des Doberaner Rathauses und nach Rücksprache mit dem Land- die Baugenehmigungen für die restlichen Villen und machte damit eine Sanierung praktisch unmöglich. Die Stadtvertreter gründeten einen durch nur die Beteiligung der Fraktionschefs elitären, aber demokratisch nicht legimitierten „Heiligendamm-Beirat“, in den sie u. a. die IHK holte, nicht aber als gleichberechtigtes Mitglied die ECH oder Jagdfeld (der wurde nur als Gast eingeladen und lehnte dies ab, weil er gleichberechtigt sein wollte). Dieser „Heiligendamm-Beirat“ nutzte nun offenherzig und von der Ostsee-Zeitung zitiert die Baugenehmigung als Druckmittel, um Jagdfeld zur Zustimmung zum Stichweg zu „bewegen“, wonach er dann die Baugenehmigungen wieder erhalten sollte. Dieser Plan ging nicht auf:

 

ECH siegt vor Gericht gegen den Landkreis.

Die ECH ging in Widerspruch gegen die Bescheide des Landkreises, die Widersprüche wurden aber einfach nicht bearbeitet, sodass die ECH eine Untätigkeitsklage einreichen musste. Das alles kostete in erster Linie Zeit, in der man – vielleicht – einen Retter für das Grand Hotel zu finden hoffte, der so potent sei, auch die Perlenkette sanieren zu können. Vielleicht, um ihm das zu ermöglichen, dachten Stadtvertreter und IHK-Chef Sturmowski auch über Enteignung der ECH nach. Ende 2013 gab das Verwaltungsgericht Schwerin jedoch der ECH in der Klage gegen den Landkreis recht und urteilte, dass der Entzug der Baugenehmigung unrechtmäßig war. Der Steuerzahler zahlt für diesen „Fehler“ des Landkreises.

 

Nächster und aktueller Akt: Diktieren oder ruinieren.

Die Stadt, der Landkreis und auch das Land  haben durch ihre offensichtlich gewordene gemeinsame Aktion gegen Jagdfeld und das Gerichtsurteil zu ihren Ungunsten das Gesicht verloren und kommen auf der von Jagdfeld gefahrenen juristischen Schiene nicht weiter, weil das Recht einfach nicht auf ihrer Seite steht, solange sie mit Unrecht versuchen, ihre Eigeninteressen durchzusetzen. Also wollen sie jetzt die Verträge überprüfen.

Der Ehemann findet seine Gattin nicht mehr attraktiv und will deshalb nun – nein, keine Scheidung und auch keine Annullierung – den Ehevertrag ändern. Das können Sie sich nicht vorstellen? Weil es das nicht gibt. Es würde bedeuten: Die Frau soll gehen, darf aber nichts mitnehmen und bekommt auch keinen Unterhalt und keine Entschädigung. War nicht vereinbart, will der Mann aber so.

Auf Heiligendamm bezogen:

Jagdfeld soll entweder sich dem Diktat der Stadtvertrteter- und -verwaltung beugen und bauen, was die Herrschaften sich wünschen (evtl. 3-Sterne-Hotels, öffentliches Schwimmbad, Frittenbuden – so recht weiß die Stadt nicht, was sie in Heiligendamm eigentlich will, weil sie kein Konzept hat) oder das Handtuch nehmen, seine tausenden Quadratmeter Grundstücke zur Verfügung stellen und unterschreiben, dass er auf jegliche Ansprüche verzichtet.

 

Kurzer Seitenblick: Das Los anderer Investoren in Mecklenburg-Vorpommern.

Ein ähnliches Spiel spielt Kühlungsborn mit dem Inverstor der „Villa Baltic“, der auch nicht mit seinem Eigentum machen darf, was er will, weil es sich wirtschaftlich rechnet, sondern das tun soll, was einige Stadtvertreter, Hoteliers und Verwaltungsbeamte wollen, das sich aber nicht rechnet (namentlich eine öffentliche Schwimmhalle unter einem Vier-Sterne-Hotel oder „ganz was Besonderes“ ohne nähere Angaben).

Das hat System: Harald Lochotzke sollte Olympia nach Rostock holen und wurde hofiert, aber als die Bewerbung scheiterte, wurde er mit Füßen raus getreten und konnte seine Visionen nicht umsetzen. Jürgen Klechowitz sollte den „Glatten Aal“ bebauen, als er aber nicht das bauen wollte, was die Stadtväter wollten und für deren Pläne verständlicherweise keine Investoren fand, starb er als Verstoßener. In Kummerow bei Malchin wollte der FC Hansa Rostock das dortige Schloss sanieren, aber die Gemeindevertreter lehnten es ab, Unruhe in ihr Dorf zu holen, sodass das Schloss über Jahre verfiel, bevor es nun einen Käufer fand. Schlossherren mit ähnlichen Erfahrungen lassen sich regelrecht auflisten, denn in den Dörfern ist diese Mentalität wirkungsvoller, als in den Städten.

Der aktuell prominenteste Fall ist Peer Harald Lökkevik, der die für die Olympia-Bewerbung wichtige Yachthafen-Residenz bauen sollte und auch baute, den aber niemand fragte, ob und wie das Ganze finanziert werden kann. Nach der erfolglosen Olympia-Bewerbung drohten in Schwerin einige damals etwas „unaufmerksame“ Fördermittel-Bearbeiter (allen voran Ex-Wirtschaftsminister Otto Ebnet) in Schwierigkeiten zu geraten. Heute stehen nicht die „unaufmerksamen“ Geldgeber vor Gericht, sondern Lökkevik, der das Projekt in zwei Teile geteilt hat und zweimal Fördermittel bekam, die man nun aber nicht einfach so bekommt, sondern die nach eingehender Prüfung gezahlt werden. Jetzt soll geklärt werden, ob die beiden Projekte jeweils ohne das jeweils andere existieren können. Können sie es, ist Lökkevik ein freier Mann und saß unschuldig in U-Haft, können sie es nicht, geht er ins Gefängnis, ungeachtet dessen, was bei der Vergabe in Schwerin getan oder unterlassen wurde.

 

Die große Frage: Spielt Jagdfeld mit oder nicht?

Zurück zu Heiligendamm: Wenn Jagdfeld nicht die gute Fee für die Stadtvertreter- und -verwalter (inklusive dem Bürgermeister Thorsten Semrau) spielt und sein letztes Geld für die Erfüllung deren wie auch immer gearteten Wünsche spielt, oder wenn er schlicht und einfach das Geld dazu nicht hat (Womit hat die ECH, womit das Gut Vorder Bollhagen, womit das Golfresort, womit die ECW Wustrow bisher Geld verdienen können, was hingegen musste gerade erste alles für die Stadt bezahlen?), dann soll er die Grundstücke freigeben und anderen ermöglichen, die Wünsche der Stadt zu erfüllen. Und natürlich auch auf alle Ansprüche verzichten, denn die wären so riesig, dass die Stadt allein mit den Entschädigungen die nächsten hundert Jahre pleite wäre.

Diese zweite Alternative ist aussichtslos, das hat Jagdfeld auf Wustrow gezeigt, das hat Rerik begriffen und Wustrow aufgegeben und das begreift man auch in Bad Doberan langsam aber sicher. Rerik kann ohne Wustrow leben – Bad Doberan aber nicht ohne Heiligendamm. Und Jagdfeld kann nicht zaubern und nicht einfach Häuser bauen und hoffen, dass sie sich füllen oder – siehe Rennbahn-Ausbau-Pläne – Angebote für einen Bedarf bauen, den es gar nicht gibt. Auch die leeren Villen anzupinseln, nur damit es besser aussieht (2007 vorgeschlagen)macht wirtschaftlich keinen Sinn.

Also liegt es nahe, den neuen Grand-Hotel-Eigentümer (namentlich Paul Morzynski) mit in die Sache hinein zu ziehen und dafür zu sorgen, dass Jagdfeld an ihn verkauft. Die Option, dass Jagdfelds Unternehmen die Grundstücke gehören und niemand sie zwingen kann, sie zu verkaufen, ist nicht vielen, aber doch einigen klar. Darum muss man natürlich dafür sorgen, dass er es auch will. Aus Erfahrung weiß man im Osten, dass Leute etwas wollen, das sie eigentlich nie wollten, wenn man nur dafür sorgt, dass sie es wollen müssen. Bei der Frage, ob man lieber mitmachen oder „ernsthafte Probleme bekommen“ möchte, fiel vielen DDR-Bürgern die Entscheidung nicht schwer. (Es gäbe noch schlimmere Beispiele). Die „Zukunft Heiligendamm“ entdeckte bereits im Umgang des Stadtvertreters Guido Lex mit seinem ihn der Spionage verdächtigenden Kontrahenten Klaus-Peter Behrens jene „Stasi-Methoden“ und wenn man sich einige sehr persönliche (und persönlich werdende) Leserbriefe anschaut, dann kommen einem durchaus Begriffe wie „Zersetzung“ in den Sinn.

 

Kann die Stadt Jagdfeld mit ihren Plänen „etwas anhaben“?

Kurz und knapp: Nein. Sie kann die Verträge vielleicht aufkündigen, sich also scheiden lassen, dann muss sie aber Jagdfeld und seinen Unternehmen die Freiheit zugestehen, zu tun, was er will und rechtlich darf. Zudem muss sie ihn entschädigen. Ihn an den Verhandlungstisch zwingen kann sie nicht und die bisherige „Zusammenarbeit“ und besonders die Aussichten, die bereits durch die Ostsee-Zeitung gemacht wurden, dürften ihn nicht dazu animieren, sich freiwillig – bildlich – mit den Kindern neben dem Sandkasten zu treffen, die ihn bisher stets mit Sand beworfen haben. Es gibt Kinder, die des Friedens willen auf ein Freundschaftsangebot eingehen und dann derbe Enttäuschungen erleben, weil es doch nicht ernst gemeint war. Kinder haben aber auch keine Rechtsberatung an ihrer Seite. Jagdfeld muss also gar nichts, weder Zusagen machen, noch überhaupt nachverhandeln. 

Man kann nicht einfach Verträge ändern oder beenden, weil man meint, die Geschäftsgrundlage sei nicht mehr gegeben. Wenn man einen 2-Jahres-DSL-Vertrag abschließt und dann nach einem Jahr auf das Land zieht, wo es kein DSL gibt, dann hat man Pech gehabt und zahlt trotzdem weiter und wenn man sein auf Kredit finanziertes Auto zu Schrott fährt, dann interessiert das die finanzierende Bank kein bisschen – man zahlt trotzdem bis ans Ende der Laufzeit weiter. Wenn es so einfach wäre, einfach auf eine veränderte Geschäftsgrundlage zu pochen, dann gäbe es keine Verträge, keine Planungssicherheit und nur noch Willkür in unserem Land.

Jagdfeld kann der Stadt den Stinkefinger zeigen und wie auf Wustrow alles liegen lassen. Den Schaden hat dann die Stadt, denn das Grand Hotel kann im verfallenen Umfeld nicht überleben. Er kann auch mit Morzynksi zusammen arbeiten, aber dann steht auch er in der Schusslinie. Bestenfalls sind sie gemeinsam stark und die Stadt muss zur Vernunft kommen, schlimmstenfalls sind es zwei Alphatiere und kommen nicht miteinander klar.

 

Fazit: Keine Chance!

Entweder hält die Stadt sich an die von ihr nicht mehr geliebten Verträge, so wie sie es von jedem Grundstückseigentümer, Gewerbetreibenden, städtischen Angestellten, Vertragspartner usw. auch erwartet oder sie lässt es bleiben und muss dann die Konsequenzen tragen, so wie sie ihren gescheiterten Versuch, dem Kammerhof-Investor die eigenen Wünsche zu diktieren, teuer bezahlen musste. Der Vorstoß die Verträge zu prüfen, ist Unsinn, Zeitverschwendung, soll einfach nur der Person Jagdfeld schaden und hat damit Sandkasten-Niveau. Ohne irgendwelche Kinder damit beleidigen zu wollen, denn streitende Kinder finden wenigstens nach ein paar Stunden oder Tagen wieder zueinander und alles ist wieder gut.

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