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Anne Maria Jagdfeld schließt Departmentstore in Heiligendamm.

Der Ableger des Departmentstore im Quartier 206 in der Friedrichstraße in Berlin ist dicht: Inhaberin Anna Maria Jagdfeld hat die Luxus-Boutique zum 21.09.2012 geschlossen; die vier Mitarbeiter haben Angebote bekommen, im Muttergeschäft in der Hauptstadt zu arbeiten.

 

Das wäre die eigentliche Meldung aus Heiligendamm: Kurz und knapp und sachlich. Der Ostsee-Zeitung ist das allerdings zu wenig, denn der Platz am Wochenende lässt mehr zu. Also bemühte Chefredakteur Andreas Meyer sich, schoss ein Foto und mit seinem „Bericht“ über das Ziel hinaus.

„Die weiße Stadt am Meer kommt aus den Negativschlagzeilen nicht heraus.“ beginnt er seinen Artikel. Ist es nun eine Negativschlagzeile, dass der Departmentstore schließt? An sich nicht, denn Meyer fragt FUNDUS-Pressesprecher Christian Plöger und der bestätigt: „Ja, wir haben unsere Dependence in Heiligendamm mit sofortiger Wirkung geschlossen.“ Auch die Infos mit den Angeboten für die Mitarbeiter in Berlin kommt von Plöger. Das ist alles so gar nicht aufregend.

Also bemüht Meyer Gerüchte, der Departmentstore hätte nicht die erwarteten Umsätze gemacht. Plöger sagt dazu , dass die Umsätze „zufriedenstellend“ waren, was in PR-deutsch heißt, sie waren nicht gut aber auch nicht so schlecht, dass man aufgeben würde. Gerade der Friseur, so betont Plöger, lief gut und hatte auch viele Kunden aus der Region. Auch das ist nicht aufregend.

Statt nun Schluss zu machen und die Meldung als sachliche Meldung ohne Aufreger zu belassen, greift der OZ-Chefredakteur in die Trickkiste und zitiert „Herrn Insgeheim“. „Insgeheim“ geht immer dann, wenn man nicht „Ich“ sagen will und auch nicht andere Leute zitieren möchte. „Insgeheim“ sagt nun, Jagdfeld habe das Geschäft nur geschlossen, weil er sich über den Insolvenzverwalter Jörg Zumbaum geärgert hätte, der sich mehrfach kritisch über Jagdfelds Rolle in Heiligendamm geäußert hätte.

Woher Herr Insgeheim diese Info hat, wäre interessant, sagte doch Zumbaum Mitte August mir und dem Stadtanzeiger gegenüber wörtlich „Herr Jagdfeld und ich haben dasselbe Ziel aber unterschiedliche Vorstellungen vom Weg dorthin.“  Zumbaum muss das Grand Hotel aus dem Geflecht der FUNDUS-Gruppe entwirren und dabei wird er einige Fäden durchschneiden, die der Investorengruppe weh tun – es wird unterschiedliche Meinungen geben. Aber zu vermuten, Zumbaum, der weiß, dass es ohne Jagdfeld in Heiligendamm nicht geht würde sich streiten mit Jagdfeld, der große Hoffnungen in Zumbaum setzt, ist irgendwie nicht nachgedacht.

Plöger räumt mit Meyers Vermutungs-Unsinn auf: „Der Mietvertrag für die Geschäftsräume im Grand Hotel ist im Einvernehmen mit dem Insolvenzverwalter gekündigt worden.“ und weiter „Wir wollen Herrn Zumbaum damit helfen. Nun kann er das Hotel ohne Mieter besser an einen Verkäufer vermarkten.“ So macht es dann auch Sinn: So wie Zumbaum das Restaurant Medinis aufgekündigt und die Flächen an die ECH zurück gegeben hat, damit ein neuer Eigentümer die Verträge nicht ungewollt übernehmen muss, so hat auch Anna Maria Jagdfeld dem Grand Hotel die Flächen in der Orangerie zurück gegeben, damit ein neuer Eigentümer nicht erst kündigen muss, wenn er selbst etwas in der Orangerie unterbringen will.

Zugleich gibt es auf die Orangerie grundbuchrechtliche Ansprüche Dritter, was eine Übernahme so schon komplizierter macht, sodass ein Mieter allenfalls störend wäre. Wenn der Departmentstore so gut lief, dass davon die Miete zu zahlen war und etwas übrig blieb – warum sollte Anna Maria Jagdfeld die Dependance dann freiwillig aufgeben? Um Zumbaum zu ärgern? Wer verzichtet auf Geld, um andere zu ärgern? So mag vielleicht handeln, wer selbst so denkt aber die Jagdfelds haben schon allein dadurch kaufmännisches Gespür bewiesen, den Departmentstore nicht wie Zumbaum das Medinis vor der Saison zu schließen, sondern erst nach dem Sommer. Denn beides – Medinis und Department Store – liefen nur im Sommer richtig gut. Anna Maria Jagdfeld hat das Geld aus dem Sommergeschäft noch mitgenommen – Jörg Zumbaum hat gleich ganz darauf verzichtet. Natürlich stellt sich auch die Gegenfrage: Wenn  der Departmentstore gut lief, warum macht man ihn dann zu? Vielleicht, weil er eben nur „zufriedenstellend“ lief und die Herausnahme von Burg und Orangerie aus der regulären Buchung des Grand Hotels nicht mehr, sondern weniger Erfolg verspricht.

Jeder hat seine Gründe und jeder ist selbst dafür verantwortlich. Die ECH hat gute Gründe, Zumbaum zu helfen: Die Interessenten für die Perlenkette warten ab, was mit dem Grand Hotel passiert und ob es ein 5-Sterne-Hotel bleibt. Eher kaufen sie ihre Wohnungen nicht – reservieren nur und bringen der ECH kein Geld, das sie für weitere Sanierungen braucht. Auch die Versorgung, wie Housekeeping, SPA und Restaurants sollte das Grand Hotel in der ersten Zeit für die Perlenkette übernehmen, bis sich der Bau eines eigenen Versorgungsgebäudes für die Perlenkette rentiert. So wartet auch die ECH selbst, wie es mit dem Grand Hotel weiter geht und muss alles dafür tun, dass es mit fünf Sternen weiter gehen kann. Zumbaum wiederum weiß, dass ohne Jagdfeld in Heiligendamm wenig geht, weil viele Flächen der ECH gehören und diese vertraglich in die Stadtentwicklung eingebunden ist.

Beide Seiten wären sehr schlecht beraten, sich zu beharken und so läge die Vermutung viel näher, dass es sich hier um eine Annäherung handelt, als Meyers Vermutung, es handele sich um einen schwelenden Streit. Natürlich: Ein schwelender Streit lässt sich besser verkaufen und lange ausschlachten. Aber am Ende leidet die ganze Stadt und Region unter den Vermutungen eines Mediums, das transportieren und nicht nach DDR-Manier  Meinung bilden soll. Denn nun denkt Dank Andreas Meyer wieder halb Deutschland, Zumbaum und Jagdfeld würden sich streiten. Wer will da investieren und das Hotel kaufen?

 

Quelle: http://www.ostsee-zeitung.de/ozdigital/epaper.phtml

 

Ein Kommentar

  1. Wie erwartet, hat die Ostsee-Zeitung auch diesen Leserbrief verschwinden lassen, wohingegen sie meine Kritik an der Stadt vor einigen Monaten gern veröffentlichte. Hier noch einmal für Sie, damit er nicht ganz weg ist:

    Jörg Zumbaum hat in einem Interview, das Mitte August im Stadtanzeiger veröffentlicht wurde betont, dass er mit der Schließung des „Medinis“ und der Aufgabe von ge- oder vermieteten und/oder gepachteten Flächen der ECH diese zurück gibt, um Kosten zu sparen und wie Sie treffend wiedergeben, um die Flächen frei von Verpflichtungen zu halten. Mit der Aufgabe des Department Store tut Frau Jagdfeld dasselbe, wie Herr Zumbaum. Es ist völlig logisch, dass die ECH dem Grand Hotel helfen muss, denn auch die Perlenkette braucht das 5-Sterne-Hotel. Muss man da wirklich etwas hinein dichten, das nur aus Vermutungen besteht? Der negative Touch des an sich sachlich möglichen Berichtes kommt erst eben durch Ihre unbelegten Vermutungen. Dass es sich auch um Annäherungen handeln könnte, kommt Ihnen nicht in den Sinn? Die „Negativschlagzeilen“ schreiben Sie selbst – dafür kann die Weiße Stadt am Meer nichts.  

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