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Ostsee-Zeitung schießt wieder gegen ECH und Jagdfeld / Bürgermeister macht mit.

Die Schockstarre löst sich auf: Nach dem langen Schweigen seit der Eröffnung des Insolvenzverfahrens des Grand Hotels preschen die Doberaner Lokalpolitiker wieder nach vorn. Ihr Sündenbock bleibt der alte: Anno August Jagdfeld. Neu im Geschehen ist Bürgermeister Thorsten Semrau, der Bürgerbund-Parolen nachplappert und damit zeigt, wo es in Heiligendamm lang geht: Weiter gehen die Wand. Hier der Bericht:

 

Der Artikel der Ostsee-Zeitung vom 28.09.2012 stammt diesmal nicht von Andreas Meyer, sondern vom alt bekannten Klaus Walter. Darum kommen darin auch keine anderen Leute zu Wort, als Hannes Meyer vom Bürgerbund und indirekt Harry Klink von der FDP. Weil es sein muss, wird auch der Bürgermeister zitiert, was angesichts seiner wörtlich vom Bürgerbund übernommenen Aussagen aber gar nicht aus dem Rahmen fällt.

Anlass für den Artikel ist eine Begehung von Bürgermeister Semrau, Landeskonservator Dr. Klaus Winands, Denkmalpfleger Andreas Baumgart von der unteren Denkmalschutzbehörde des Landkreises Rostock und einigen freiwilligen Teilnehmern, wie Hannes Meyer und wenn ich auf dem Bild richtig sehe, auch sein „Ziehkind“ Hannes Roggelin – beide Stadtvertreter für den Bürgerbund.

Voraus gegangen war ein Auftrag der FDP (also von Harry Klink und Sylvia Stracke), der Bürgermeister solle sich über den Zustand der Gebäude, eventuelle Auflagen zur Sicherung und die Möglichkeiten der Denkmalschützer erkundigen. Mit dabei war auch Bauamtsleiter Norbert Saß. Insofern schleppt Walter also die Kanone nicht an, sondern bedient nur, was seine meist-zitierten Stadtvertreter schon selbst angeschleppt haben. Von Benutzung Walters als Sprachrohr kann aber keine Rede sein – er redet selbst:

 

Rundgang der Blinden: „Rundgang vor Zäunen – quasi ausgesperrt“.

Zunächst sollte auch die ECH dabei sein, sagte aber aus terminlichen Gründen (Klaus Walter setzt diese in Anführungszeichen) ab. Klaus Walter nutzt das für einen Seitenhieb nach Bürgerbund-Manier:
„… der (Termin) deshalb vor dem Zaun stattfinden musste. Quasi ausgesperrt.“

Für Sie als Erinnerung: Das Grand Hotel hat ein Tor, über dieses man auf das Gelände kommt und das fast immer offen steht, ansonsten muss man klingeln. Wenn die Teilnehmer der Besichtigung das noch immer nicht wissen, sollten sie statt Rundgänge erst einmal Schulungen starten und sich auf den Stand von nach 2009 bringen.

Es zeigt sich auch, dass die Teilnehmer auf einem Auge blind sind: Sie sollen die Denkmäler besichtigen und meinen damit nur die Perlenkette. Zu der gelangen sie tatsächlich nicht über das Hotelgelände, weil die Baustelle ja eingezäunt ist. Für die wirklich wichtigen Bauten Heiligendamms – Kurhaus, Grand Hotel, Haus „Mecklenburg“ und die Burg, sowie Orangerie, Krone, Marie und Brahn und auch für die Alexandrine interessierten sich die Besichtigungsteilnehmer scheinbar gar nicht. Dabei macht das Ensemble erst Heiligendamm aus und war bis 2000 das größte Sorgenkind der Stadt.

Kein Wort über Erfolge, kein Lob, auch kein Wort zum Baufortschritt an Villa „Perle„.

Klaus Walter ist scheinbar betriebsblind, sieht vielleicht nur auf einem Auge und auch die Akteure selbst sehen nur das Schlechte. Wer nur das Schlechte sieht, wird nie das Gute erreichen, denn er steuert es ja gar nicht an. Insofern zeigt uns der neueste Artikel, wo es hin geht: Es geht in ihm nur um das Schlechte.

Wo soll da der Anreiz her kommen, in Heiligendamm irgendetwas gut zu machen?
Sieht doch eh keiner!

 

Sprechen statt Zwingen: Denkmalschützer erteilten keine Auflagen.

Nun geht es an den Inhalt: Die Denkmalschützer haben heraus gefunden, dass die Dächer abgedichtet werden müssen und Baumgart ist dazu (und überhaupt) mit der ECH im Gespräch. Auflagen könne auch nur Baumgart erteilen, da aber Gespräche stattfinden (das steht so nicht in der Zeitung) muss man gar nicht zu diesem Mittel greifen. Hannes Meyer hakt dennoch sogleich nach und bringt in Erfahrung, dass Auflagen noch nicht erteilt wurden. Eben da ja Gespräche stattfinden, was Herr Baumgart aber zu seiner Rechtfertigung nicht einbrachte und so durch seine bloße Aussage auf Unverständnis stieß. Denkbar, dass er jetzt politisch unter Druck gesetzt wird, der ECH Auflagen aufzubrummen – aus ganz unterschiedlichen Intentionen.

 

Nachgeplappert: Semrau benutzt von Lex vorgefertigte Phrasen des Bürgerbundes.

Nun ergriff Bürgermeister Semrau das Wort und will das genau so wieder gegebenen sehen:

Semrau: „Die Stadt hat alles getan, was möglich ist. Es besteht Baurecht, der Eigentümer kann mit der Sanierung beginnen.“

Warum legt er solchen Wert auf diesen Wortlaut? Nun, Stadtvertretervorsteher Guido Lex hat mehrmals genau diesen Wortlaut benutzt. Als Richter weiß er, ob eine Formulierung rechtssicher ist und nach ihm haben auch Hannes Meyer und Harry Klink fast exakt diesen Wortlaut benutzt. Eine eingeschworene Truppe?

 

Olle Kamellen: ECH saniert nicht, sondern fordert immer neue Zugeständnisse.

Klaus Walter springt darauf an, bringt auch gleich die Beispiele für die LexMeyerKlinkSemrau-Floskel:

„Das der das seit Jahren nicht tut, statt dessen immer weitere Zugeständnisse vonseiten der Stadt einforderte und erhielt, ohne seine Sanierungsversprechen zu erfüllen, ist bekannt: Sperrung der  Promenade, Einzäunung des Hotelkomplexes, Tiefgarage, privater Hotelpark und mehr.“

Da zeigt sich dann leider wieder, dass Walter den Unsinn glaubt, den er schreibt. Man soll immer glauben, was man schreibt aber man sollte auch recherchieren, bevor man schreibt.

Ist eine Tiefgarage ein Zugeständnis? Ist es in einem kleinen engen Ort wie Heiligendamm nicht ein Segen, wenn über hundert Autos unter der Erdoberfläche verschwinden? Die Alternative ist, noch einen neuen Parkplatz zu errichten – am Ortsrand, wo keiner der Villen-Wohnungs-Käufer ihn akzeptiert. Das Parken am Haus war eine Bedingung der Käufer der Villen-Wohnungen, die ECH hat eine Tiefgarage daraus gemacht – hätte genauso gut auch beantragen können, Bäume fällen und eine viel billigere Parkpalette bauen zu dürfen.

Genauso uninformiert ist Walter in Sachen „Sperrung der Promenade„. Die Stadt und die ECH haben Flächen getauscht, so hat die Stadt einen zusammenhängend großen und gleichförmigen Seebrückenvorplatz bekommen, das Hotel dafür das letzte Stück Promenaden-Sackgasse im Westen. Da wurde nicht einmal drüber debattiert: Der Tausch wurde gemacht und fertig. Ein Problem damit hat nur Klaus Walter. Und Harry Klink, der Bürgerbund und diverse Bürgerbündnisse.

Der private Hotelpark war schon in den Verträgen seit 1997 festgelegt worden, lediglich sollte er eigentlich an Stelle des heutigen Kurwaldes entstehen, die Stadt überlegte es sich dann aber anders und wollte dort lieber einen Kurwald, was der ECH nicht weniger Recht war, sodass man tauschte. Erst als es zur Ausführung dieser zehn Jahre zuvor besiegelten Vereinbarungen kam, war das Geschrei groß.

 

Das hat Heiligendamm mit Stuttgart-21 gemein: Die Bürger interessieren sich nicht für B-Pläne und Amtsblätter, informieren sich nicht und wenn dann die Bagger anrollen, schreien sie und gehen auf die Straße, verbraten mit ihrem komischen Demokratieverständnis ihr eigenes Steuergeld.

 

Jagdfeld verkloppen lohnt sich: OZ-Redakteure bekommen „Schmerzensgeld“.

Klaus Walter hat am lautesten geschrien, als es 2009 um den Hotelpark ging. Er könnte einfach Gras über die Sache wachsen lassen, statt sich jedes Mal aufs Neue öffentlich selbst zu demontieren aber er glaubt an die Sache und macht weiter. Sein Chef Andreas Meyer hat im Juli auf Frau Morgenroths Frage in der Runde der Vermieter Heiligendamms, ob er denn nachts ruhig schlafen könne geantwortet „Ich bekomme gutes Schmerzensgeld.“

Vielleicht kriegt auch ein Klaus Walter genug Geld, damit ihm Heiligendamm egal sein kann, wenn denn nur Auflage und Lohn stimmen. Andreas Meyer sagte auch „Komme ich aus dem Rathaus, könnte ich die ECH würgen, komme ich von der ECH, könnte ich das Rathaus würgen.“ Auch das kann ich nachvollziehen. Aber was nützt das Gewürge der Ostsee-Zeitung? Warum glauben Meyer und Walter, sich für eine Seite entscheiden zu müssen? Ist die Mitte so unpopulär? Ist Zeitung nur interessant, wenn sie nach alter Manier Meinung bildet und Denken abnimmt? Dann ist das Ende nah.

 

Andere sollen es richten: Ostsee-Zeitung würde ECH enteignen.

Nun soll man Klaus Walter aber auch nicht unterstellen, keinen Plan zu haben. Den hat er wohl: Er möchte ganz nach linker und rechter Weltanschauung den Investor enteignen:

„Mit der letzten Konsequenz, die das Denkmalschutzgesetz zulässt, die Enteignung, tun sich aber alle schwer.“

Wer enteignet, hat das Ding und muss es selbst sanieren – und zwar genau so, wie er es zuvor vom Enteigneten verlangt hat. Das sehen einige Leute nicht, weil sie ihre Brille nicht dabei haben. Wenn die Stadt oder das Land 40 Millionen Euro zur Sanierung der Perlenkette hätte, warum hat sie dann nicht 1993 mal eben aus der Portokasse die Villen saniert? Oder sind Stadt und Land so viel reicher geworden, heute zwar nicht die Buchenberg-Schule aber die Villen teuer sanieren zu können? Oder – um noch einmal auf Tom Wosar und Harry Klink zurück zu kommen – gibt es schon anderwärtige Interessenten für die Villen, die man unterstützen möchte und für die man jahrelang das ganze Theater abgezogen hat? Dann sollte man diese Interessenten vielleicht zu Zumbaum schicken, denn das Grand Hotel braucht noch nötiger einen Erfolg, als die Perlenkette, die sich ohne Hotel kaum noch vermarkten ließe.

Zumindest hier aber denkt Semrau selbst und stimmt nicht mit seinem Vertrauten Lex (mit dem er auch gemeinsam in Schwerin war – was natürlich schon eine gewisse persönliche Nähe dokumentiert) überein.

Semrau: „Wir wollen mit dem Eigentümer im Gespräch bleiben. Die Entwicklung soll ja weiter gehen.“ Wenigstens ein paar vernünftige Worte im Sinne der Stadt. Auch die Denkmalschützer erläutern:

„Der Enteignungsparagraf nach dem Denkmalschutzgesetz ist in Deutschland noch nie angewendet worden. Das müsste politischer Wille des Landes sein“, so Winands. .Baumgart ergänzt: „Selbst die Erteilung von Auflagen ist im Gesetz aufgeweicht worden; Auflagen dürfen nur nach Zumutbarkeit erteilt werden und das ist ein Gummiband.“

Walters (und auch Andreas Meyers – siehe Moorbad) Traum von einer Enteignung wäre also so einmalig und pikant, dass es nicht in Frage kommt. Zugleich – und darum ist es schade, dass die ECH nicht abkömmlich war – ist ja offensichtlich, dass die ECH ein großes Interesse an der Erhaltung der Bausubstanz hat. Schon rein kaufmännisch betrachtet lohnt es sich, ein Denkmal zu sanieren, weil es Fördermittel und Anschreibungen bringt. Marketingtechnisch bringen sanierte Perlen mehr, als noch so originale Nachbauten, denn die Käufer wollen ja das Original. Bei der Perle war es insofern egal, dass die sowieso gefragt wäre (wenn denn das Umfeld stimmen und die Zukunft des Hotels sicher wäre).

Beim Blick ins Innere wird klar, dass die ECH es sich Geld kosten lässt, die Gebäude zu erhalten: In den Perlen (außer den beiden Abrisskandidaten) und im Fürstenhof werkeln Klimaanlagen, die für eine konstante Temperatur und Lufttrockenheit sorgen, sodass die Gebäude – wenn Fenster, Türen und Dächer dicht sind – noch viele Jahre ohne weitere Schäden stehen bleiben. Nicht alle Häuser werden so behandelt, das sei angemerkt. Aber bei denen, um die es bei der Besichtigung ging, ist offensichtlich, dass die ECH sich kümmert. Dass man bei Abrisskandidaten die Dächer nicht mehr flickt, mag einleuchten. Für welche Häuser speziell was gesagt wurde, hat ja leider wegen der ganzen Seitenhiebe keinen Platz gefunden.

 

Was haben Jagdfeld, Zumbaum, Enteignung, Güstrow, Schwerin und reicher Investor X gemeinsam?
Ich möchte ein Zitat für sich selbst reden lassen:

„Es rettet uns kein höh’res Wesen – kein Gott – kein Kaiser -noch Tribun.
Uns aus dem Elend zu erlösen – können wir nur selber tun.“ (Die Internationale)

 

Noch einmal zurück zu „Die Stadt hat alles getan…“ Wirklich?

Den Satz nutzte Semrau auch schon in Bezug auf das Strandzentrum, das noch nicht in Sicht ist. Es scheint eine Standardfloskel zu sein, die man auch am Moorbad, in der Severinstraße 8, am Markt und überall da anwenden kann, wo ein Investor vorhanden ist. Bei der Seebrücke geht das freilich nicht und beim Kurwald ebenso wenig. Da aber findet man Gründe, um mit dem Finger auf den Investor zu zeigen.

Warum die Stadt nur eine „Alles-hat-ein-Ende-nur-die-Wurst-hat-zwei“-Sackgassenpromenade hat, es keine Geschäfte, keinen Yachthafen und keine Angebote für die Nebensaison gibt, lässt sich mit „Die Stadt hat alles getan…“ nicht beantworten. Warum man nur eine lächerliche Kurtaxe einnimmt, die kaum höher ist, als die Gewerbeabgaben von ECH und Grand Hotel, kann man auch nicht so beantworten. Hier müsste die Antwort lauten „Die Stadt hat nichts getan….“

Überhaupt sei Semrau die Gegenfrage erlaubt: „Getan? Für oder gegen Heiligendamm?“ Denn: Was tut die Stadt FÜR Heiligendamm, wie unterstützt sie das Grand Hotel und den Investor, die vielen privaten Vermieter und Einwohner, wie entwickelt sie das Umfeld und wie macht sie Heiligendamm attraktiv?

 

Bürgermeister will auch Stichweg und Heimfall. Wem nützt es? Wem schadet es?

Thorsten Semrau hat auch mir gegenüber genau diesen Wortlaut benutzt und er hat auch Lex’s Wortlaut beim Stichweg und Heimfall benutzt: „Wir brauchen den Stichweg.“ Wer „wir“ ist, sagte er nicht aber ein Bürgermeister spricht ja in der Form entweder für die Verwaltung oder für die Bürger.

Und Unrecht hat Semrau ja nicht: Einige Bürger wollen (das Brauchen sei dahin gestellt) einen Stichweg. Damit verkommt dieser aber zu purem Eigennutz, der für den Seeheilbadstatus überhaupt keine Bedeutung hat. Einige faule Bürger wollen kürzere Wege zum Strand und einigen gehetzten Tagesgästen wäre das Recht.

Beides ist bei der Anerkennung zum Seeheilbad aber untergeordnet und die einzig wichtige Klientel – die Median-Kurgäste – haben bereits einen kurzen Weg zum Strand oder sollen nach dem Wunsch der Klinikleitung ruhig etwas länger an der frischen Luft verweilen. Das angebliche Problem auf dem Rücken der Kurgäste ist also nur hausinterner Populismus:

Man hat den Wählern „freie Wege“ versprochen und wenn man 2014 wieder Sitzungsgelder kassieren will, muss man seine Versprechen einhalten – koste es was es wolle und um jeden Preis – auch den eines Scheiterns des ersten deutschen Seebades.

Denn wer kauft ein Grundstück, das von öffentlichen Wegen durchzogen ist und wer nimmt in Kauf, dass Tagesgäste einem das Konzept der Ruhe zerstören. Wer das als Investor in Kauf nimmt, muss ein ganz anderes Konzept haben, als Jagdfeld: Trubel und Remmidemmi in Heiligendamm. Dann aber ist Zoff vorprogrammiert: 2003 klagten die Heiligendammer über nächtliche Feuerwerke und Partys und Heiligendamm versank im Verkehrschaos. Da erscheint Ruhe doch das für den kleinen Ort passendere Konzept. Zumindest aber sollten sich alle Beteiligten über eine Richtung einig werden und das ist derzeit nicht gegeben.

Der Bürgermeister macht mit beim Polit-Populismus. Warum ist unklar, denn er hat sieben Jahre Zeit, um vernünftige Lösungen zu erarbeiten und mit Verstand und Gemeinsamkeit zu einer vernünftigen Lösung zu kommen. Aber scheinbar ist er zum Spielball geworden, den jeder mal in der Hand halten und zum Anderen werfen darf. Damit ist er dann das entgegen gesetzte Extrem zu Hartmut Polzin, an dem sich die Stadtvertreter die Füße wund getreten und ihn doch kaum bewegt haben. Allerdings darf nicht vergessen werden, dass Polzins Verfahrensweise bei der Ausstellung des Negativattests erst die Hotel-Insolvenz als Resultat hatte.

 

Wie geht es nun weiter?

Klar ist: So nicht. Mit einem Bürgermeister, der zu allem Ja sagt und in verschachtelten Reden den Leuten nach dem Mund redet und dabei wenig sagt; der am Ende nichts tut und mit dem Finger auf andere zeigt, ist es allenfalls schwierig, das Boot in den Hafen zu kriegen. Aber Bürgermeister kann man lernen und Semrau hat eine Chance verdient. Wenn er jedoch parteilos bleiben will (auch ein Grund, warum so viele ihn gewählt haben), dann darf er eben nicht Politparolen anderer nachplappern, sondern muss sich seine eigene Meinung bilden, sich informieren, auch in Güstrow und Schwerin über die Sachen reden und sich Fakten statt Meinungen einholen. Er muss seinen eigenen Stil finden, um nicht weiter als „Lexrau“ bezeichnet zu werden und er muss seinen eigenen Weg gehen, um nicht Bürgerbundmeister“ zu sein.

 

Es geht munter weiter gegen die Wand, seit der Insolvenz hat der Karren zwar ein Rad ab (inwiefern das auch auf die Insassen zutrifft, ist Spekulation) aber er kippt noch lange nicht um und wird die Wand noch miterleben. Die Zeichen stehen bestens für Kammerhof die Zweite.

 

Warum sollte noch jemand in Heiligendamm Geld investieren?

Warum sollte jemand ein seit 200 Jahren nie Gewinne abwerfendes Hotel kaufen – gerade jetzt, wo Stadtvertreter und Bürgermeister da Wege quer drüber ziehen wollen? Und warum sollte jemand ein Teil eines Gesamtkonzeptes entwickeln, wenn der Erfolg des Restes des Konzeptes völlig offen ist, sogar das Ansinnen besteht, da ganz etwas anderes draus zu machen?

Nicht die ECH muss sich bewegen – die kann nur warten und sich auf das Tagesgeschäft konzentrieren, bis sie weiß, wie es mit dem ihr nicht mehr gehörenden und vom Insolvenzverwalter verwalteten Kernstück ihres Konzeptes weiter geht. Sie kann ihre Grundstücke sauber halten, womit sie ja nun auch begonnen hat aber wozu sollte sie leere Häuser weiß anstreichen und allen etwas vorspielen?

Auch Zumbaum unter Druck zu setzen, ist Unsinn, denn der macht seinen Job, eines von vielen Unternehmen zu sanieren und an den Mann zu bringen und das braucht solange, wie es braucht und dann ist er weg. Danach muss der Neue zusehen, wie er allein klar kommt oder es geht in die nächste Pleite.

 

Die Frage ist doch:
Wie sieht das Bett aus, das wir den Interessenten des Grand Hotels machen?

Streuen wir nur ein wenig Stroh aus, wird nur ein Landstreicher sich bei uns niederlassen – stellen wir „Omas altes Sofa in die Garage“ werden nur anspruchslose Leute mit wenig Geld zu uns kommen und Heiligendamm wird zur „Sachsenfalle“. Bauen wir aber zusammen mit dem Landkreis und dem Land, mit der Median-Klinik und der ECH als Stadt (Stichwort: Kurgesellschaft) einen Palast mit einem Himmelbett (oder besser: Maritim nutzbare besondere Seebrücke mit Yachthafen, lange Promenade bis Börgerende, gemeinsamer schöner und echter Kurpark, Bimmelbahn, Bummelmeile, Strandzentrum, Konferenzzentrum, Thalasso-Zentrum), dann kommt jemand, der bereit ist, viel zu geben und selbst anzupacken, um das Schöne noch schöner zu machen.

 

Dann hat Heiligendamm eine Zukunft, dann nimmt der Karren Fahrt auf und wir durchbrechen die Wand, verlassen die Sackgasse im Überflug nach vorn – Richtung Zukunft. Aber damit müssen wir HEUTE beginnen. JETZT und HIER. Denn es ist 5 nach 12 in Heiligendamm.