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Es lohnt sich, für das Grand Hotel zu kämpfen. Ein Gespräch mit Insolvenzverwalter Jörg Zumbaum.

Seit Mai lenkt der Dürener Rechtsanwalt Jörg Zumbaum als Insolvenzverwalter die Geschicke des Grand Hotels in Heiligendamm. In einem persönlichen Gespräch redet er über Eindrücke, Perspektiven und Probleme bei der Suche nach einem Käufer des insolventen Hotel-Ensembles.

Das erste Mal in Heiligendamm war der gebürtige Rheinländer etwa 2004. Damals war er gerade nach Potsdam umgezogen und suchte ein neues Segelrevier. „Wo eine Seebrücke ist, da wird man auch segeln können“ dachte er sich und machte Urlaub im Grand Hotel Heiligendamm. Sein Segelrevier fand er hier und auch in Kühlungsborn damals nicht, sondern erst an der Nordsee aber das Grand Hotel blieb ihm in guter Erinnerung. Heute soll er dieses Hotel in eine gute Zukunft führen.

Wie läuft das Hotel derzeit?

Zumbaum: „Es ist Sommer, da läuft es immer gut aber der Herbst steht vor der Tür und jeder weiß, was das bedeutet“.

Wie viele Interessenten gibt es denn derzeit für das Hotel?

Zumbaum: „Es sind dreißig Interessenten, sechs davon auf der „Short-List“, also im engeren Kreis der Verhandlungen.“

Zumbaum bestätigt auch, dass noch eine renommierte amerikanische Hotelkette dabei ist, Details nennt er aber auf Grund garantierter Diskretion nicht. Am Ende soll ein Käufer präsentiert werden und alle anderen Interessenten möchten ungenannt bleiben.

Kann man von einer „Bieterschlacht“ sprechen?

Zumbaum: „Nein, wenn es die gäbe, hätte ich das Hotel längst an den Meistbietenden verkauft.“

Was hindert die Interessenten daran, sofort zuzuschlagen?

Zumbaum: „Das Grand Hotel ist kein Ferienhaus und auch keine Antiquität, die sich einfach so verkaufen lässt“.

Es handelt sich um ein Unternehmen, das nie Gewinne gemacht hat und wo jeder Interessent sein eigenes Konzept entwickeln muss, um dieses Unternehmen in die Gewinnzone zu führen und dort zu halten.

Zumbaum weiter: „Viele Interessenten fragen sich, warum gerade sie es schaffen sollen, das Hotel gewinnbringend zu führen.“

Zumbaum führt auch weitere Probleme aus: Die Interessenten sehen auch die Perlenkette und einige wollen sie mit dazu kaufen aber sie gehört der ECH, deren Kerngeschäft die Sanierung der Bauwerke in Heiligendamm ist. Für die Interessenten sind die Villen nur Ruinen, für die ECH aber wertvoll und so ergeben sich unterschiedliche Preisvorstellungen.

Zumbaum dazu: „Heiligendamm ist Gold aber kaum einer erkennt das und darum muss ich das immer wieder zeigen.“

Sein Wunsch: „Ich brauche einen Käufer, der genau das sucht, was ich ihm biete und dem alles andere egal ist.“

Kommt auch ein Verkauf einzelner Gebäude in Frage?

Zumbaum: „Das macht keinen Sinn – man könnte das höchstens mit der Orangerie machen aber auch das wäre keine gute Idee“.

Was ist, wenn sich kein Käufer findet?

Zumbaum: „Dann kann ich das Hotel weiter führen, bis sich einer findet oder ich muss es schließen.“

Eine Schließung würde bedeuten, ein „totes“ Unternehmen zwangsversteigern zu müssen, für das sich schon zu Lebzeiten kein Käufer fand.

Im Falle einer Zwangsversteigerung könnte jeder das Hotel per Höchstgebot erwerben und weitgehend damit machen, was er will.

Wie kann man dabei helfen, einen Käufer zu finden? Was kann die Stadt, der Kreis und das Land tun?

Zumbaum: „Nichts, was sie nicht schon tut. Ich kann mich nicht beschweren – sie lassen mich meine Arbeit machen, äußern nicht ständig unsinnige Wünsche oder Ratschläge und halten sich auch sonst zurück“.

Und Heimfall und Stichweg sind kein Problem für das Hotel?

Zumbaum: „Sie fördern das Hotel nicht aber schädigen würden sie es auch nicht.“

Dann fügt er hinzu: „In den Endverhandlungen kann es schon sein, dass es damit Probleme gibt“.

Erst muss sich aber ein Käufer finden und dann kann mit ihm über Details verhandelt werden.

Stört die öffentliche Diskussion bei den Verhandlungen?

Zumbaum: „Die Interessenten wollen das Hotel kaufen, wie es jetzt ist und machen Pläne für die Zukunft. Die Vergangenheit interessiert sie nicht. Aber wenn man in der Zeitung vom Sterben des Seebades liest, dann stört das die Verhandlungen.“

Von den 270 Mitarbeitern kämpfen fast alle, machen einen guten Job und stehen hinter dem Hotel. Als er anfing, waren viele von ihnen mutlos und glaubten, das Ende sei gekommen.

Zumbaum: „Die Mitarbeiter trifft es immer wieder hart, wenn so negativ über ihr Hotel berichtet wird“.

Es fällt auf, dass die Schilder „Zugang für Hotelgäste“ entfernt und ein neues Tor an der Promenade gebaut wurde. Welche Gedanken stecken dahinter?

Zumbaum: „Das Tor ist für die Median Klinik. Bisher mussten die Leute zum Strand und dann mit Rollator über die Steine. Für mich ist das ein Mindestmaß an sozialem Verständnis, ihnen einen glatten Weg zur Promenade zu bieten.“

Zugleich erfüllt das Hotel damit die Forderungen der Stadt nach einem Durchgang für Median-Patienten. Die Schilder fand Zumbaum unpassend – sie riefen in ihm etwas Unbehagen hervor.

Steht eine Öffnung des Grand Hotels bevor?

Zumbaum betont: „Ich kann nicht alle Zäune weg nehmen, dann kommen alle und wollen gucken.“

Das geöffnete Tor am Haupteingang wird an warmen Tagen von etwa zehn Leuten in der Stunde genutzt, die zwar hinten nicht wieder heraus kommen aber dann zum Eingang zurück kehren und dabei vielleicht noch einen Kaffee trinken.

Dieser Versuch hat bisher keine negativen Auswirkungen, seit 2003 sei viel Zeit vergangen und wichtig sei, die Leute nicht auszusperren.

Diesen Versuch befürworten nicht alle der Mitarbeiter: Viele von ihnen haben die Touristenströme vor 2004 mit erlebt und mussten empörte Gäste beruhigen.

Wie ist das Verhältnis zur FUNDUS-Gruppe heute, in die das Hotel ja stark eingeflochten war?

Zumbaum: „Neutral. Herr Jagdfeld und ich haben dieselbe Vision, es gibt lediglich unterschiedliche Vorstellungen vom Weg dahin“.

Letzte Frage: Sie haben die Burg und die Orangerie aus der Vermietung heraus genommen, das „Medini’s“ und das Quartier 206″ geschlossen und das soll Ersparnisse bringen. Dennoch müssen die Gebäude beheizt und gepflegt werden, wie rechnet sich das?

Zumbaum: „Ich habe nur die von der ECH gemieteten, gepachteten oder überlassenen Flächen und Räume zurück gegeben und die Burg und Orangerie werden trotzdem genutzt, nur nicht dauerhaft vorgehalten. In der Burg gibt es Mitarbeiterwohnungen, sie wird für Events genutzt und es macht einen Unterschied, ob ich im Winter auf 22 oder 8 Grad heizen muss“ – den Räumen schadet es nicht.

„Fein ist meistens auch klein“ und die Konzentration bringt große Einsparungen.

Zum Abschluss des Gespräches betont der Insolvenzverwalter noch einmal:

„Es lohnt sich wirklich, für das Hotel zu kämpfen“.

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