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Gästeführer Martin Dostal bei der OZ-Serie „Die Urlaubsmacher“.

Die OSTSEE-ZEITUNG gewährt mit ihrer Serie „Die Urlaubsmacher“ einen Blick hinter die Kulissen des Tourismus im Landkreis Rostock. Jetzt hat auch der Autor dieser Seite Einblicke in die Tätigkeit als Gästeführer geben können.

 

Lang ist die Serie der OZ und Potenzial ist noch für viele Sommer.
Eisverkäuferin Anja Mietzelfeld, Kite- und Surfanbieter Wolfgang von Oechelhaeuser, Molli-Zugführerin Mandy Giertz, Hafenmeister Jens Buchwald aus Kühlungsborn, Strandkinobetreiber Peer Kretzschmar, Strandkorbvermieter Mathias Schunowski, Fahrradverleiher Hans Ulrich und Christian Thon, und Fahrradladenbesitzer Jörg Schomacker, Angellehrer Michael Lorenz und Museumsleiter Thomas Köhler aus Rerik, Kinderanimateurin Anja Domke,  Hannah Schnemilch von den Rettungsschwimmern in Heiligendamm, Maik Steffen und Norbert Harms vom Bauhof Bad Doberan, Petra Schulz vom Housekeping im Hotel „Hübner“ in Warnemünde, Campingplatzbetreiber Leander Lange und meine Mitschülerin Diana Müller von der Touristinfo Börgerende-Rethwisch wurden schon vorgestellt.

 

Ich bin von hier.

Letzte Woche erhielt auch ich eine Anfrage und ein paar Tage später traf ich die freie Mitarbeiterin für die OZ auf der Promenade in Heiligendamm. Mit Tasche und Fotomappe ging es in etwa die Führungsrunde über das Hotelgelände und die Promenade und ich durfte über mich erzählen. Darüber, dass ich hier in Hohenfelde bei Bad Doberan geboren wurde, in Bad Doberan zur Schule ging, als Wahlpflichtfach Heimatgeschichte bei Herrn Büttner hatte, 1996 bis 2000 zur Ausbildung in Husum an der Nordsee war, aber wieder zurück kehrte, sieben Jahre in Rostock und fünf in Bad Doberan wohnte, die Geschichte Heiligendamms studierte und dokumentierte, für den Stadtanzeiger tätig war und schließlich im Besucherzentrum und in dieser Saison als einer der Strandvögte. 

 

Ich bin nicht der einzige.

Ich bin auch nur „einer der Gästeführer“, denn die gibt es schon seit gleich nach der Wiedervereinigung. Wir sind eine Interessengemeinschaft mit Satzung und Mitgliedschaft im Bundesverband Deutscher Gästeführer, haben alle entweder lange Praxiserfahrung oder einen Kurs an der Volkshochschule gemacht. Dazu gehöre ich zum Beispiel. Wir sind etwa 20 Leute, manche mehr und andere weniger aktiv. Auch die Münsterführer sind in unserer Runde. Einige der Mitbegründer der Gästeführungen wie – Peter Mahncke – sind heute noch aktiv. Er ist einer von vier Heiligendamm-Führern – Peter Mahncke, Susann Ehrlich, Andreas Klein und ich wechseln uns immer ab.

Wir führen von Anfang Mai bis Ende Oktober jede Woche am Mittwoch um 11 Uhr und am Sonntag um 10 Uhr. Aktuell wollten wir wegen der Corona-Krise die Führungen an den Sonntagen nicht anbieten, aber die Median-Klinik bat darum, wenigstens für ihre Patienten Führungen anzubieten, denn die haben sonntags keine Anwendungen und manche möchten gern etwas unternehmen. So lernte ich in unserem glücklicherweise am wenigsten von Corona betroffenen Land und Landkreis doch noch Menschen kennen, die Corona hatten, geheilt sind, aber eben doch echte Folgen haben. 

 

Ich bin mit Geschichte aufgewachen.

Überhaupt lernt man als Gästeführer viele Menschen kennen und erfährt viele Geschichten. Manchmal lernt man wirklich noch etwas dazu, wenn die Gäste ganz früher schon mal hier waren. Von meiner Oma erfuhr ich auch erst auf dem Sterbebett, dass sie als Kind aus Pommern flüchtend in Heiligendamm landete und dort untergebracht wurde. Mein Opa gehört zu den echten „Ureinwohnern“ slawischen Ursprungs und konnte mir Geschichten aus der Kriegszeit erzählen. Er sah und roch das brennende Rostock von seiner Kammer aus. Mein Vater wiederum konnte mich Jahrgang 1951 mit vielen Infos zu Bad Doberan versorgen.

 

Ich liebe, was ich tue und tue, was ich liebe.

Über die Führungen lernte ich viele Leute kennen, die selbst Bilder oder Infos sammelten. Am Ende landete alles bei mir zur Digitalisierung und nun sitze ich regelmäßig an einem „Stammtisch“ zusammen mit Ortschronisten aus Althof und Stülow, der Stadtarchivarin und Dr. Wilfried Steinmüller. Wir bringen Bad Doberan und seine Ortsteile in das Portal ORTSCHRONIKEN-MV.DE. 

Zu den Gästeführern kam ich durch Zufall. Ich hatte zwar schon an Führungen teilgenommen, aber nie die Idee, das auch mal zu tun. Als ich eines Tages in Heiligendamm die ganzen Häusern von allen Seiten fotografierte, sah ich zum Ende der Dokumentationsarbeiten Peter Mahncke mit Gästen eine Führung machen. Ich hängte mich dran, aber schon bald konnte ich nicht mehr zuhören, weil die damalige Tourismuschefin Kerstin Morgenroth auch zu den Gästen gehörte, mich erkannte und sich mit mir unterhielt. Am Ende lud sie mich zu einem Eis ein, fragte mich, ob ich nicht auch Gästeführer werden wolle, erzählte mir davon und begeisterte mich dafür. 

Bald darauf begann ein Kurs in der VHS und nach einem halben Jahr hatte ich das Zertifikat in der Hand und konnte pünktlich zur Saison los legen. Nun ja, den Rest der Geschichte gibt es unter  ERSTES SEEBAD – Über die Entstehung und den Autor. nachlesen.

Woher hat man aber die Zeit, eine Internetseite zu pflegen, Gästeführer zu sein, ein Besucherzentrum zu betreuen und sich mit Ortschroniken zu beschäftigen? Ich wurde mit einem Defekt geboren, der mehrere Operationen nötig machte, von der die letzte dazu führte, dass ich bestimmte Sachen nicht kann. Zum Beispiel mich stundenlang auf eine Sache konzentrieren. Für den Arbeitsmarkt reichen meine Fähigkeiten nicht – ich habe es versucht, aber es funktioniert nicht.

Zum Zuhause sitzen sind sie aber schon wieder zu viel. Mehrere kleine ungefährliche Tätigkeiten gehen hingegen. Die öffentlichen Gästeführungen sind ehrenamtlich, die privaten Führungen alle paar Wochen und Webseite und Ortschonisten Hobbies. Einzig die Betreuung des Besucherzentrums oder eben in diesem Jahr die Strandaufsicht sind Nebenjobs. Da hat man auch mit Frau und Kind einfach andere Möglichkeiten, seine Woche einzuteilen. Klingt sicherlich verlockend, aber ein Blick auf das viel kleinere Einkommen dürfte jeden Neid verfliegen lassen. 

Für mich sind die Führungen, aber auch diese Webseite und früher auch die Mitarbeit beim Stadtanzeiger die Erfüllung zweier Bedürfnisse: Ich teile gern Wissen und ich suche gern Fakten. Beides lässt sich gut miteinander vereinen. Den Gästen und Lesern bereitet es Vergnügen, weil sie auch etwas erfahren oder gar lernen können und weil ich oft ganz spontan auf die Interessen eingehe. Bei den Führungen erkenne ich das an den Fragen und auf der Webseite an den Suchbegriffen. Und wenn ich etwas nicht weiß, dann recherchiere ich so lange, bis ich Fakten zusammentragen kann. Das treibt mich an und das hält mich fit.  

Auf jeden Fall war ich froh, Einblicke in die Tätigkeiten der Gästeführer geben zu können. Hier geht es zur Webseite der Gästeführer: https://doberan-heiligendamm.de.

 

Hier geht es zum Beitrag in der OSTSEE-ZEITUNG:
https://www.ostsee-zeitung.de/Mecklenburg/Bad-Doberan/Heiligendamm-Martin-Dostal-ist-Gaestefuehrer-und-Stadtkenner

 

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