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Geschichte & Architektur

Wer war Hedwig Symanzik und was tat sie in der Büdnerei 202 in der Baumstraße?

„Katz und Frosch“ heißt die aktuelle Ausstellung im Roten Pavillon auf dem Kamp in Bad Doberan. Bekannte Motive hängen an den Wänden. Bilder, mit denen viele von uns aufgewachsen sind. Werner Schinko hat sie geschaffen und viele seiner Motive illustrierten DDR-Kinderbücher.

Der erste Blick jedoch fällt auf Tierplastiken aus Keramik. Katzen, Schafe, Ochsen, Eisbären und viele andere Tiere in verschiedensten Formen und Fertigungen bilden den Mittelpunkt der Ausstellung. Sie stammen von einer Doberanerin: Hedwig Symanzik.

 

Wer war Hedwig Symanzik?

Sie studierte an der Fachschule für Angewandte Kunst Heiligendamm und lebte über 20 Jahre in Bad Doberan, wo sie 1975 starb. In ihrem kleinen Atelier in der Nähe des Marktes formte die Keramikerin/Bildhauerin Katzen und andere Tierplastiken. Viele Stunden und Tage verbrachte sie im Rostocker Zoo mit Tierstudien. Wie Ernst Barlach fand sie ihre Inspiration in der Stille und Einsamkeit ihres Ateliers im Hinterhof der Büdnerei 202 in der Baumstraße.

Eher spartanisch lebte sie dort und ging in ihrer Arbeit auf. Die Anerkennung ist genauso still, wie ihr Schaffensort. Ihre Werke lagern heute sicher verpackt und gut sortiert in Kisten und warten nur darauf, entdeckt zu werden. Diese Ausstellung ist ein Meilenstein auf dem Weg dorthin, aber selbst der Rote Pavillon wäre zu klein, um all ihre Werke angemessen auszustellen. Das wäre auch gar nicht nötig, denn in der Büdnerei 202 ist Platz und auch genug Raum für ein ganzes Hedwig-Symanzik-Museum.

 

Büdnerei 202 in der Baumstraße soll Museum werden

Genau das haben sich die heutigen Eigentümer des Hofes in der Baumstraße 3 auf die Fahnen geschrieben. Ein Museum für das Lebenswerk soll im Erdgeschoss des Hinterhauses entstehen, ihr künstlerisches Gesamtwerk aufgearbeitet werden und Ausstellungskooperationen geschaffen werden, um die Kunst der Absolventen der FAK Heiligendamm zu präsentieren und aktiv an diese Epoche zu erinnern. Immerhin hat die Fachschule viele bekannte Künstler hervor gebracht, mit allgegenwärtigen Namen, wie Gunter Uecker und Feliks Büttner. Die Formgestalter haben das Gesicht des Sozialismus geprägt. Jeder hat schon einmal etwas gesehen und doch weiß fast keiner, dass es in Heiligendamm entstand.

Doch nicht nur die Tradition soll gepflegt werden. Ein Atelierbereich im Dachgeschoss hat Potenzial für Workshops, ein Wechselraum für Kunst- und Kulturausstellungen schafft eine Brücke zu allen anderen Bereichen von Kunst und Kultur und von Geschichte und Gegenwart. Eine Sommerküche im Garten macht den Aufenthalt zum runden Erlebnis.

Die Ansprüche sind hoch: Die plastischen Kunstwerke sollen für Blinde und Menschen mit Sehbehinderung aufbereitet werden. Brailleschrift und ein Audioguide sollen Kunst auch für Menschen erlebbar machen, die sie nicht sehen können. Die alten Häuser sollen barrierefrei werden, damit auch Menschen mit verschiedenen Behinderungen daran teilhaben können. Inklusion ist ein Thema, das noch ganz neu ist. Die Büdnerei 202 kann Trendsetter werden. Und das im Hinterhof einer Kleinstadt in Mecklenburg, von dem Bismarck einmal sagte, dass hier die Welt 50 Jahre später untergeht.

 

Förderverein sucht Unterstützung

Allerdings ist das alles gar nicht so einfach. Die Eigentümer sind eine junge Familie, aus Dresden an die Ostsee gezogen, hier beruflich tätig, aber eben noch dabei, neue Kontakte zu knüpfen. Nicole Hey und ihr Partner Dr. Partrick Westfeld haben einen Förderverein „Büdnerei 202 – Museum Hedwig Symanzik“ e. V. gegründet und fangen quasi nicht bei null, sondern bei minus hundert an. Es gibt viel zu tun, denn das Hinterhaus war lange Zeit als Werkstatt und Lager genutzt worden und ist mit Baujahr um 1799 in Fachwerkbauweise natürlich mit keinem neuen Museum zu vergleichen. Es reicht nicht, in den leeren Räumen Kunst aufzustellen. Viel wurde baulich schon geschafft, aber viel bleibt zu tun, besonders um das Haus barrierefrei zu machen.

Hier braucht es Hilfe – ob tatkräftiges Anpacken am Bau, fachliche Beratung auf der Baustelle und für die Entwicklung, Geldspenden, eine Partnerschaft oder gar Schirmherrschaft ist dabei jedem selbst überlassen. Bis die Kunstwerke aus den Kisten in die Vitrinen ziehen können, braucht es andere Möglichkeiten, sie zu zeigen. Und es braucht Kooperationen, die schon jetzt auf das Museum mit all seinen verbindenden Brücken hin arbeiten.

Wenn Sie Interesse haben, schauen Sie auf www.buednerei-202.de. Dort gibt es Kontaktmöglichkeiten Infos zum Verein und auch die nötigen Daten, wenn Sie spenden möchten.

 

Ausstellung bis Ende Oktober geöffnet.

Wenn Sie sich selbst ein kleines Bild vom großen Schaffen der Künstlerin machen möchten, besuchen Sie die Ausstellung „Katz und Frosch“ im Roten Pavillon auf dem Kamp. Sie ist bis 31. Oktober jeden Mittwoch, Donnerstag und Samstag von 14 bis 17 und Freitag von 15 bis 18 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei.

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