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Bauwerke in Heiligendamm

Burg „Hohenzollern“ (Haus „Glück auf“)

Alte Namen: Haus „Glück auf“

Standort:
Prof.-Dr.-Vogel-Str. 4
54°08’36.7″N 11°50’25.5″E

Bauzeit: 1844-1848
Bauherr: Großherzogliche Badeintendantur / Großherzog Paul Friedrich. von Mecklenburg / Großherzog Friedrich Franz II.
Architekt: vermutlich Georg Adolph Demmler
Umbauten: 1948/49 Entfernung der Türme und Zinnen und Bau eines Walmdaches
Sanierung: 2000-2003
Architekt: über den Projektentwickler EntwicklungsCompagnie Heiligendamm GmbH & Co. KG
Eigentümer: Großherzogliche Badeintendantur / Großherzöge von Mecklenburg (bis 1873), Aktiengesellschaft Baron Otto von Kahlden (1873-1900), Rudolf von Kahlden (1900-1911), Herzog Hugo von Hohenlohe-Öhringen und Ujest (1873-1885), Walter John (1911), Ostseebad Heiligendamm GmbH unter Gläubigerkonsortium (1911-1922), unter Baron O. A. Rosenberg (1922-1938), Beschlagnahmung durch das Deutsche Reich (1938), Reichsmarine (1938-1945), Beschlagnahmung durch die SMAD, herrenloses Gut (1945-1949), DDR über den FDGB (1949-1952), DDR über die Sozialversicherungsanstalt (1952-1990), Ostseeklinik Heiligendamm GmbH (1990-1993), BRD über Oberfinanzdirektion (1993-1997), FUNDUS-Gruppe über EntwicklungsCompagnie Heiligendamm I GmbH & Co. KG (Jagdfeld) (1997-2012), Grand Resort Heiligendamm GmbH & Co. KG (Morzynski) (seit 2013)
Nachgewiesene Nutzungen Vermietung durch die Großherzogliche Badeintendantur (1848-1873), Badedirection (1873-1936), Kraft durch Freude (1936-1938), Reichsmarine (1938-1945), SMAD (1945-1948), Sanatorium für Werktätige Heiligendamm (1948-1990), Ostseeklinik Heiligendamm (1990-1997), Leerstand (1997-2000), Sanierung (2000-2003), Hotel (seit 2003

Beschreibung:

(Quelle: Trau & Schwab, Dresden)

Die Burg am Ostseestrand ist einzigartig, ihre Entstehung aber nachvollziehbar. Großherzog Paul Friedrich heiratete 1822 Prinzessin Alexandrine von Preußen. Er lernte also die preußische Königsfamilie, seinen Schwager Wilhelm, später als König der „Romantiker auf dem Thron“ und das Preußische Arkadien“ an der Havel rund um Babelsberg kennen.

Kleines Schloss Babelsberg (Quelle: Wikimedia)

Im Schlosspark Babelsberg gibt es das „Kleine Schloss“ und wenn man das mit der Burg in Heiligendamm vergleicht ahnt man, wie die Idee zu dieser entstand. Aber auch Schinkels Entwurf für das Schloss Babelsberg selbst ist in großen Teilen der Burg sehr ähnlich.

(Quelle: ECH-Archiv)

Allerdings wollte der Großherzog diese Burg nicht für sich und seine Gemahlin. Sie sollte ein großes Logierhaus werden. Das brauchte der Regent, weil das Bad ihn Geld kostete, das er einsparen wollte. Er plante nämlich die Rückverlegung des Regierungssitzes von Ludwigslust nach Schwerin und wollte im Alten Garten ein neues Schloss bauen.

(Quelle: ECH-Archiv)

Dazu kam es nicht und auch die Fertigstellung der Burg „Hohenzollern“ in Heiligendamm erlebte der 1842 jung gestorbene Regent nicht. Sein Sohn Friedrich Franz II. setzte den Plan um, während er den Schlossbauplan in Schwerin stoppte und die Grundmauern des neuen Schlosses abtragen und das Schweriner Schloss sanieren und umbauen ließ.

(Quelle: ECH-Archiv)

Als Baumeister der Burg „Hohenzollern“ gilt Georg Adolph Demmler. Die Pläne dürften von ihm stammen, die Ausführung kann er aber nicht mehr überwacht haben, da er aus dem Dienst entlassen wurde. Sein Mitarbeiter Hermann Willebrand gab an, beteiligt gewesen zu sein, aber das ist nicht bewiesen.

(Quelle: ECH-Archiv)

Selbst die genaue Bauzeit der Burg ist nicht bekannt. Die Bauakten beginnen 1844 und enden 1847, auf 1843 datierte Fotos von Beckmann zeigen die Burg aber bereits vollendet. Georg Adolf Demmler schrieb in seiner Autobiografie, dass er in den letzten Jahren seiner amtlichen architektonischen Tätigkeit einen Entwurf für die Burg schuf. Er kündigte 1851 sein Dienstverhältnis.   

Sicher ist, dass an Stelle der Burg seit 1810 ein Armenkrankenhaus stand, das Prof. Dr. Vogel initiiert und die Freimauerloge „Zum Tempel zur Wahrheit“ gestiftet hatte. Das Baumaterial stellte Großherzog Friedrich Franz I. zur Verfügung. In diesem karreeförmigen Hof konnten minderbemittelte Leute zwei Wochen auf Kosten der Loge Kur machen. Zum Bau der Burg wurde das Armenkrankenhaus abgerissen und am südlichen Ortsrand als „Seehospiz“ neu gebaut. Überliefert ist hier das Jahr 1846. Da 1847 die Revolution ausbrach, passt dieses Datum besser als das bisher angenommene Jahr 1848 für die Fertigstellung.

(Quelle: SLG Ges. gesch.)

Der Park um die Burg wurde noch von Demmler geplant. Er gestaltete den offenen Garten zusammen mit den Schweriner Gartendirektor Theodor Klett. Dieser Park folgte einem neuen Architekturempfinden: „Hier, wo die umschließenden Grenzen gefallen sind, ist das Unbegrenzte, das von den Achsen her Ordnung empfängt“ beschreibt H. Beenken das neue „offene Prinzip“. Die Burg selbst steht für einen Stilbruch vom Klassizismus zur Romantik. Prof. Joachim Skerl erklärt:

Die Wahl der Bauweise ist für Demmler geistiges Programm und nicht ausschließlich architektonisches Stilmittel. So hat er es in den Vorlesungen bei Hegel, die er in Berlin besuchte, erfahren. Hegel vermeidet den Terminus „neogotisch“. Die Gotik des Mittelalters ist für ihn „der charakteristische Mittelpunkt des eigentlich Romantischen“. Die in der Romantik einsetzbaren Stilkriterien definiert er aber epochenübergreifend als „die höchste Mannigfaltigkeit“. Durch die Architektur wird das „Geteilte, Zerstückelte“ in Hegels Theorie zur Einfachheit zurückgeführt. Weite und Breite bunter Einzelheiten werden zur sichersten Einheit zusammengefasst.

Die Burg folgt diesem Stilprinzip: Der Reiz des Gebäudes besteht in seiner Vielfalt und Einheitlichkeit zugleich. Eine Fülle pittoresker Einzelformen an Türmen, Zinnen, Giebeln, Erkern und Fenstergliederungen geben jeder Fassadenansicht des freistehenden Gebäudes einen eigenen Charakter. Von Osten dominiert der seitliche Rundturm, der von der fensterlosen Rustika-Mauer des Risaliten optisch im Gleichgewicht gehalten wird. Turm und Treppenanlage bestimmen die Südansicht. An der Westfassade verbinden sich asymmetrisch unterschiedliche Baukörper und Bauformen, während von Norden her das Gebäude durch die von Türmchen bekrönten Risalite symmetrisch gegliedert erscheint.

Die Burg imitiert den Tudor-Stil, ohne ihn zu übernehmen. Man nennt das „Castellated Style“. Die Fenster deuten mit den Sprossen dreieckige Spitzbögen an, sind aber rechteckig. Ursprünglich war die Burg nicht komplett weiß, sondern hatte eine eher sandsteinfarbige Fassade und dunkelbraune Fenster. Man passte sie aber schon vor 1900 an die Legende der „Weißen Stadt am Meer“ an.

Den Namen „Hohenzollern“ trägt die Burg einerseits wegen der Ähnlichkeit zum Stammsitz der Hohenzollern auf Burg Stolzenfels, aber auch wegen der Nähe des mecklenburgischen Herrscherhauses zum von den Hohenzollern regierten Preußen. Immerhin war mit Alexandrine die Tochter des einen und Schwester des folgenden Königs von Preußen mit dem Großherzog von Mecklenburg verheiratet.

(Quelle: SLH Ges. gesch.)

Genutzt wurde die Burg nicht als Wohnsitz der Großherzöge. Alexandrine wohnte in ihrem Cottage und eine Nutzung durch Friedrich Franz II. ist auch nicht überliefert. Die Burg war auch nicht dafür konzipiert. Sie hatte 9 Suiten, die sich durch Schließen der Zwischentüren zu 18 Zimmern machen ließen.

Entwicklung des Parks (Quelle: A. Beckmann)

Die Burg entstand zu einer Zeit, als die Herren nicht mehr allein oder in Begleitung der Dame, sondern mit der ganzen Familie anreisten. Sie war der erste Versuch, viele Ferienwohnungen in einem großen Gebäude zu schaffen.   

Das Bauwerk wurde 1938 bei einem Brand beschädigt. Insbesondere das Dach hatte Schäden, die aber offenbar repariert wurden, denn Folgeschäden wie durch eindringenden Regen wurden nicht gefunden. Auch die Ursache ist nicht überliefert. Die Bomben auf Heiligendamm fielen erst später.

(Quelle: ECH-Archiv)

Nach dem Krieg und den Verzicht auf die Sprengung wurde die Burg als Bestandteil des neu entstehenden Sanatoriums saniert. Den Auftrag dazu erhielten 1947 nach einem Wettbewerb Lutz Elbrecht und Adolf Kegebein. Bei ihnen standen wirtschaftliche Erfordernisse im Vordergrund. Sie sollten das Gebäude möglichst günstig wieder nutzbar machen. Was nicht benötigt wurde, musste nicht erhalten werden.

(Quelle: ECH-Archiv)

Es war aber auch die in den ersten Nachkriegsjahrzehnten allgemein verbreitete Ablehnung der Romantik, die der Burg ihr Aussehen nahmen. Die Türme und Zinnen wurden abgebaut oder auf Deckenniveau gekürzt und dem Haus ein Walmdach aufgesetzt. Später wurden auch Fenster und Türen verändert und Fensterläden angebaut.

(Quelle: Heldge Verlag)

Noch 1993 schrieb Cuno Serowy, langjähriger medizinischer Direktor des Sanatoriums:

„So malerisch-romantisch dieses Gebäude an einem anderen Standort auch gewesen sein mag, so passte es überhaupt nicht zu der durch das klassizistische Kurhaus geprägten Baugesinnung von Heiligendamm. Dagegen ist der Anfang 1950 erfolgte Umbau zu dem heutigen Haus 4 (Haus Glückauf) als eine glückliche architektonische Lösung zu werten!“ (Quelle: Manuskript zum 200-jährigen Jubiläum des ersten deutschen Seebades, 1993, S. 23)

Die Befürworter der Umgestaltung beriefen sich unter anderem auf Goethe, der erklärte: „Das Klassische nenne ich das Gesunde und das Romantische das Kranke.“ (Quelle: Johann Peter Eckermann „Gespräche mit Goethe in den letzten Jahren seines Lebens“, Berlin und Weimar 1982, S. 286).

Goethe fährt im Gespräch jedoch so fort, dass er Klassisches und Romantisches nicht grundsätzlich wertet, sondern nach Qualitäten angesichts der zeitgenössischen Mode unterscheidet.

(Quelle: Heldge Verlag)

Das Gebäude wurde im Zuge der Umbenennungen 1953 in Haus „Glück auf“ umbenannt. Es diente vorrangig für Kurgäste aus Bergwerken. Auch Inhalationstherapien wurden hier gemacht.

(Quelle: ECH-Archiv)

Die höher liegenden und von Brüstungen umgebenen Terrassen waren nicht einsehbar und auch der Strandabschnitt für diese Patienten hatte einen Blickschutz. Bergarbeiter hatten oft sichtbare Hautkrankheiten und hörbare Atemwegserkrankungen. Es kann spekuliert werden, dass dieser Anblick nicht zur sozialistischen Ideologie passte.

(Quelle: ECH-Archiv)(Quelle: ECH-Archiv)

Die Burg erhielt als einziges ihren alten Namen nicht schon 1990 zurück, weil sie eigentlich keine Burg mehr war. 

(Quelle: ECH-Archiv)

Es ist im TLG-Prospekt von 1995 keine Nutzung mehr erwähnt.

(Quelle: GuD Planung)

1997 wurde sie als Teil eines 26 Immobilien umfassenden Paketes an die FUNDUS-Gruppe verkauft und 2000 bis 2003 saniert.

(Quelle: GuD Planung)

Die Burg wurde großteils entkernt, Zinnen und Türme wieder aufgebaut, die alten Fensterformen wiederhergestellt und das alte Aussehen rekonstruiert.

(Quelle: Grand Hotel Heiligendamm)

Das Grand Hotel wurde von 2003 bis 2012 durch ein Tochterunternehmen der Jagdfeld-Gruppe betrieben, bis 2009 mit einem Management durch die Kempinski-Gruppe, danach in Eigenregie.

(Quelle: Grand Hotel Heiligendamm)

Im Insolvenzverfahren kaufte die Familie Morzynski das Hotel und betreibt es seitdem in Eigenregie. 

Die Burg wird hauptsächlich als Eventlocation für Hochzeiten, Konferenzen etc. vermarktet. Im Keller befindet sich die Davidhoff-Lounge, die 2008 durch Rudolf Assauer, César Herrera, dem Member of the Executive Board Davidhoff Raymond M. Scheuer und dem damaligen Kempinski-Hoteldirektor Martin M. Kolb eröffnet wurde.

 

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