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Bauwerke in Heiligendamm

Villa „Krone“ (Villa S.K.H., Haus 3, Haus „Magdeburg“)

Alte Namen: Villa S.K.H., Haus „Magdeburg“ (Haus 3)

Standort:
Prof. Dr.-Vogel-Straße 3
54°08’36.5″N 11°50’23.4″E

Bauzeit: 1839-1840
Bauherr: Großherzog Paul Friedrich von Mecklenburg
Architekt: Georg Adolph Demmler

Eigentümer: Großherzöge von Mecklenburg, Beschlagnahmung durch die SMAD, DDR über den FDGB (1948-1952), DDR über die Sozialversicherungsanstalt (1952-1990), Ostseeklinik Heiligendamm GmbH (1990-1993), BRD über Oberfinanzdirektion (1993-1997), FUNDUS-Gruppe über EntwicklungsCompagnie Heiligendamm I GmbH & Co. KG (Jagdfeld) (1997-2009), Privatbesitz (seit 2009)
Nachgewiesene Nutzungen: Gästehaus für die preußische Königsfamilie, (1840-1945), SMAD (1945-1948), Sanatorium für Werktätige Heiligendamm (1948-1990), Ostseeklinik Heiligendamm (1990-1997), Leerstand (1997-2008), Sanierung (2008-2011), Wohnhaus (seit 2011)

Beschreibung:

(Quelle: Archiv Beckmann)

Nach dem Tod des Großherzogs Friedrich Franz I. wurde sein Enkel Paul Friedrich 1837 Großherzog von Mecklenburg. Er war seit 1822 mit Alexandrine von Preußen verheiratet und somit Schwiegersohn des Königs von Preußen. Um der Königsfamilie um Friedrich Wilhelm III. ein angemessenes Gästehaus zu schaffen und dem Wunsch Alexandrines nach einem Rückzugsort am Heiligen Damm zu entsprechen, beauftragte er Georg Adolph Demmler mit dem Bau eines Gästehauses und zweier Sommerhäuser.

(Quelle: A Beckmann)

Das Gästehaus entsprach dem, was man im Großformat in preußischen Städten finden konnte, passte sich aber der Kubatur der Heiligendammer Bauten an. Wie die neben stehende Burg „Hohenzollern“ hat es zur Seeseite zwei überragende Seitenrisalite. Zwischen ihnen liegen vier recht weit auseinander liegende Achsen mit den bekannt verschieden hohen Fenstern im Hochparterre und Dachgeschoss.

Im Hochparterre liegt eine breite offene Loggia mit Treppe in den Garten und im Obergeschoss eine offene Loggia mit Markise. Zugänge gibt es hier von den beiden Seiten. Die Fenster ähneln denen der Burg, imitieren aber im Obergeschoss den Tudorstil nicht, sondern sind tatsächlich dreieckig. Im unteren Teil wählte man Fensterpaare, die durch eine gemeinsame Putzfläche miteinander verbunden wurden. Der Zierrat an den Giebeln nimmt die Motive englischer Cottages wieder auf.

Die Westseite des Hauses ist konsequent dreiachsig. Auch hier kommen im unteren Teil Rundbögen und im oberen Teil Tudor-Fenster zum Einsatz. Nach Osten wiederholt sich das Motiv.

Die Rückseite ist einfacher gestaltet. Die Seitenrisalite haben hier jeweils nur eine Achse, auch hier mit Rundbogen unten und Tudor-Fenster oben. Vor die mittlere der drei Achsen des mittleren Teils wurde ein fünfeckiger Risalit vorgesetzt, wie er auch beim Alexandrinen-Cottage zu finden ist.

Allerdings steht er bei Villa „Krone“ weiter hervor, hat verschieden lange Seiten und nur an der Front ein Fenster und eine Tür. Die Giebelverzierungen setzen sich auch hier fort. Die Fenster sind im Erdgeschoss mit waagerechten Bekrönungen betont und im Obergeschoss mit der Form folgenden dreieckigen. Die beiden großen Fenster zur See waren scheinbar auch schon zu Anfang mit halbrunden Bekrönungen abgeschlossen.

Die Fenster im Mittelteil sind oben gar nicht bekrönt, sondern dezent umrahmt. Auffällig und einzigartig ist die Verzierung der Ecken der Seitenrisalite mit Bossen. Diese für städtische Bauten typische Verzierung kommt sonst nirgendwo in Heiligendamm zum Einsatz, aber sie wiederholt sich schräg gegenüber bei Haus „Brahn“.

(Quelle: A. Beckmann)

Villa „Krone“ diente als Gästehaus der königlichen preußischen Familie – also den Familien von Friedrich Wilhelm IV. (bis 1861), Wilhelm I. (bis 1888), Friedrich III. (bis 1888) und Wilhelm II. (bis 1941). Es gehörte der großherzoglichen Familie und wurde nie mit dem Bad mitverkauft. 1945 beschlagnahmte die SMAD das Gebäude und überführte es 1948 nach Abschmetterung des Restitutionsanspruchs von Christian Ludwig als Volkseigentum an das Sanatorium für Werktätige. Hier diente es zunächst als Ärztehaus für Behandlungen, aber 1956 wurden die separaten Abteilungen im Haus „Mecklenburg“ zusammengefasst. Seitdem diente das Haus als Patientenhaus. 1953 wurde es in Haus „Magdeburg“ umbenannt.

(Quelle: Postkartenverlag Kurt Mader, Berlin-Karlshorst)

1938 wurde die Villa offenbar beim Brand der benachbarten Burg beschädigt, aber repariert. 1979 erfolgte eine Renovierung. In der DDR-Zeit wurden im Hochparterre alle nach Osten und Westen, im Obergeschoss jeweils das mittlere und die oben nach Süden zeigenden Fenster in den Seitenrisaliten zugemauert Auch die seitlichen Eingänge zu den Loggien wurden zugemauert.

Stets blieben aber die Fensteröffnungen angedeutet, also „blind“. Die obere Loggia verschwand, mit ihr auch zwei Fenster, aber der Zierrat blieb. Die oberen seeseitigen Fenster an den Seitenrisaliten wurden durch rechteckige Fenster ersetzt. Die Dreiecksform deutete man an, nahm dafür aber ein eher klassizistisches Dreieck.

 

Bei der Ausschreibung durch die TLG im Jahr 1995 stand es bereits leer. Villa „Krone“ wurde 1997 zusammen mit 25 anderen Immobilien an die FUNDUS-Gruppe verkauft und stand bis 2008 leer.

 

Ein Hamburger Unternehmer, der nicht genannt werden möchte, erwarb das Haus und ließ es bis 2011 originalgetreu sanieren. Dabei wurden die Fenster samt ihrer umgebenen Verputzung und den Bekrönungen wiederhergestellt.

Auch die Loggien mit ihren Seitentüren wurden rekonstruiert. Entgegen dem Trend bei der Sanierung der anderen Häuser ließ der Bauherr die Fensterrahmen und Türrahmen, die Brüstungen und den Zierrat in der originalen brauen Farbe rekonstruieren. Selbst zu DDR-Zeiten wurden sie weiß gehalten. So ist Villa „Krone“ das einzige Beispiel des ursprünglichen Aussehens der Gebäude Heiligendamms.

 

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