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Bauwerke in Heiligendamm

Mariencottage (Villa S.K.H., Haus 2, Haus „Dresden“)

Alte Namen: Villa S.K.H., Haus „Dresden“ (Haus 2)

Standort:
Prof.-Dr.-Vogel-Str. 2
54°08’36.9″N 11°50’22.1″E

Bauzeit: 1838-1840
Bauherr: Großherzog Paul Friedrich von Mecklenburg
Architekt: Georg Adolph Demmler
Sanierung: 2009-2012
Architekt: über den Projektentwickler EntwicklungsCompagnie Heiligendamm GmbH & Co. KG
Eigentümer: Großherzöge von Mecklenburg, Beschlagnahmung durch die SMAD, DDR über den FDGB (1948-1952), DDR über die Sozialversicherungsanstalt (1952-1990), Ostseeklinik Heiligendamm GmbH (1990-1993), BRD über Oberfinanzdirektion (1993-1997), FUNDUS-Gruppe über EntwicklungsCompagnie Heiligendamm I GmbH & Co. KG (Jagdfeld) (1997-2012), Anno August Jagdfeld (seit 2012)
Nachgewiesene Nutzungen: Sommerhaus der Großherzogin (Mutter) Alexandrine (1840-1892), Sommerhaus der Großherzoglichen Familie (bis 1945), SMAD (1945-1948), Sanatorium für Werktätige Heiligendamm (1948-1990), Ostseeklinik Heiligendamm (1990-1997), Leerstand (1997-2012), Sanierung (2012), Wohnhaus (seit 2012)

 

Beschreibung:

Draufsicht 1930er (Quelle: A. Beckmann)

Das Marien-Cottage wurde zeitgleich mit den beiden anderen Villen gebaut. Georg Adolph Demmler nutzte zunächst dasselbe Motiv, wie beim zeitgleich geplanten Alexandrinen-Cottage mit achteckigem Turm mit Pagodendach und mit ungleichen Achsen. Aber er nutze hier links zwei Achsen und rechts drei. Rechts nahm er das Motiv der Villa „Krone“ auf und setze einen Seitenrisalit als Abschluss an. Der hatte eine breite Achse mit dem bekannten dreiflügeligen Fenster im Obergeschoss. Insgesamt bildeten sich so vier Achsen rechts und zwei links vom Turm.

(Quelle: Verlag Joh. Bitter, Doberan)

Unten wurden gleich große Fenster verwendet. Links vom Turm gab es eine dreiflügelige Tür, über der auch das Fenster dreiflügelig war. Auch die Tür in der zweiten Achse von links vorn hinter der Loggia war dreiflügelig. An den Seitenrisalit baute Demmler um eine Achse nach hinten versetzt einen fünfeckigen Erker an, der wie der Turm Rundbogenfenster hatte.

Obenauf befand sich eine offene Loggia mit Markise. Eine Tür und ein Fenster führten zur Loggia. Entlang der gesamten Seeseite entstanden Loggien. Die erste Achse des Erkers wurde auch mit in die Loggia einbezogen und diese somit um die Ecke zu einer Tür gezogen. Allerdings wurde sie hier geschlossen und mit einer Markise versehen. Dadurch war sie gegen kalte Nordwinde geschützt.

(Quelle: Verlag Joh. Bitter, Doberan)

Links und rechts des Turms führten Treppen in den Garten und der untere Gebäudeteil war komplett berankt. Die Rückseite war sehr zurückhaltend. Die acht Achsen verteilten sich gleichmäßig auf stets gleich große rechteckige Fenster. Lediglich zwischen der vierten und fünften Achse (von links) gab es eine Tür mit seitlich angesetzter Treppe. Auch die Ostseite war mit drei Fensterachsen dezent.

(Quelle: Verlag H. Ziemssen Nachf. M. v. Ehrenberg, Doberan)

Um das Gebäude nicht zu wuchtig wirken zu lassen, wählte Demmler ein umlaufendes Gesims unmittelbar unter den oberen Fensterbrettern. Dadurch wirkt das untere Geschoss höher als das obere. Die unteren Fenster wurden dezent oben eingerahmt, um die Beletage zu betonen. Ein Mezzanin gab es nicht. Wie ursprünglich auch beim Alexandrinen-Cottage wurden ein Dach mit geringer Neigung verwendet. Dafür war das Haus aber unterkellert, wozu imposante Felssteinmauern verwendet wurden.

(Quelle: Privatarchiv, verm. Privatfotografie, Urheber unbekannt)

Zu DDR-Zeiten wurden die Loggien an der rechten Seite entfernt, aber die Terrassen stehen gelassen. An der Ostseite wurde das obere mittlere Fenster zugemauert und die beiden unten links und rechts. An der Waldseite wurde das Fenster oben rechts zugemauert. Wie bei der Villa „Krone“ wurden die Öffnungen „blind“ gelassen.

Das Marien-Cottage wurde wohl zunächst von Alexandrine bewohnt, bis ihre Villa fertig war. Ihre Stiefmutter Auguste Fürstin von Liegnitz wohnte auch in diesem Haus – offenbar zur selben Zeit und auf jeden Fall darüber hinaus. Sie wohnte allerdings nicht dauerhaft in dieser Villa, sondern in der Villa „Liegnitz“ am Rande des Parks Sanssouci. Sie starb 1873 bei einem Kuraufenthalt in Bad Homburg. Nach ihr ist der Liegnitzsteg unterhalb des Alexandrinencottages und der Strandzugang östlich des Cottages benannt. Hintergrund ist, dass sie ungefähr an der Stelle einen Steg ins Wasser bauen ließ, auf dem sie sich gern aufhielt und der nach ihr benannt wurde.  

1868 heiratete Großherzog Friedrich Franz II. in dritter Ehe Marie von Schwarzburg-Rudolstadt. Sie bewohnte das Cottage spätestens nach dem Tod Augustes und darum wurde es nach ihr benannt. Als Teil des großherzoglichen Besitzes wurde das Cottage nie mit dem Bad zusammen verkauft. 1945 wurde es enteignet, der Restiutionsanspruch Christian Ludwigs abgeschmettert und die Villa 1948 als Volkseigentum dem Sanatorium für Werktätige zugeordnet.

Nordseite, ca. 1995 (Privatarchiv, vermutlich selbst fotografiert, Urheber unbekannt)

Hier diente es zunächst als Ärztehaus für Behandlungen, aber 1956 wurden die separaten Abteilungen im Haus „Mecklenburg“ zusammengefasst. Seitdem diente das Haus als Patientenhaus. 1953 wurde es in Haus „Dresden“ umbenannt. Zunächst diente es als Inhalatorium für Lungenerkrankungen. Seit 1984 war die Abteilung Physiotherapie im Haus untergebracht.

Nordseite vor der Sanierung, 2009

Bei der Ausschreibung durch die TLG im Jahr 1995 stand es bereits leer. Anders als das Alexandrinen-Cottage wurde es nicht an Fachschüler vermietet. Das Gebäude war zuletzt von dichtem Gebüsch umgeben und anders als auf diesem Foto nur das Dach zu sehen.

Westseite vor der Sanierung, 2009

Das Cottage wurde 1997 zusammen mit 25 anderen Immobilien an die FUNDUS-Gruppe verkauft und stand weiterhin bis 2009 leer. Als die benachbarte Villa „Krone“ einen Käufer fand und saniert wurde, ging die EntwicklungsCompagnie in Vorleistung und sanierte das Cottage, ohne einen Interessenten zu haben. Damit wollte man verhindern, dass der neue Nachbar in Zukunft von Baumaßnahmen beeinträchtigt wird.

Südseite vor der Sanierung, 2009

Die EntwicklungsCompagnie Heiligendamm sanierte das Mariencottage von 2009 bis 2012. Die lange Sanierungszeit resultiert aus dem großen Aufwand, den man betrieb. Da das Grundwasser von der Wasserscheide südlich Heiligendamms in Richtung Ostsee drückt, stehen die Cottages (und auch die Villen der Perlenkette) in einem Bett, das sich immer wieder mit Wasser füllt.

Da die Sommerhäuser keine Keller hatten, war das bisher kein Problem. Wenn man nachträglich Keller unter die Häuser baut, müssen sie dementsprechend dicht sein. Das Mariencottage hatte einen Keller aus der Entstehungszeit. Dieser wurde freigelegt und das Haus auf Stelzen gestellt.

Sanierung mit Wanne (Quelle: EntwicklungsCompagie Heiligendamm)

Dazu musste ein Gestell unter das Haus gebaut werden. Die Kellerwände wurden bis auf einige Originalwände ersetzt und eine wasserdichte Wanne um das Haus herum gebaut, um das Eindringen von Grundwasser ins Gebäude zu verhindern.

Im Kellergeschoss wurden noch die ursprünglichen Felssteine gefunden. Diese wurden freigelegt gelassen, sodass ein möglicher Erwerber sie sichtbar integrieren konnte. Die Räumlichkeiten im Kellergeschoss waren so gestaltet, dass sie als Weinkeller, Heimkino, Partyraum oder Hobbyraum genutzt werden können.

Die Sanierung war dem Aufwand entsprechend teuer und der Kaufpreis hoch. Nachdem sich bis 2018 kein Käufer fand, bezog Anno August Jagdfeld mit seiner Frau das Haus selbst. Er nutzt es nicht als Erstwohnsitz, sondern, wenn er sich in Heiligendamm aufhält. Bis dahin wohnte die Familie in einer Wohnung im Haus „Bischofsstab“.

 

Bilder:

sanierte Nordseite, Impression
sanierte Ost- und Südseite
sanierte Westseite
Heiligendammer Profil

Die Bilder sind 2012 bei einer Besichtigung am Rande des Richtfests für Villa „Großfürstin Marie – Perle“ entstanden. Der Zutritt bis ans Haus ist heute zum Schutz der Privatsphäre nicht mehr erwünscht.

 

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