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Ergebnisse der Leserumfrage: Wut und Ohnmacht in Bad Doberan.

Am 31. August starteten wir eine Umfrage unter dem Motto „Wo geht es hin in Bad Doberan?“. Per Post und im Internet wurden insgesamt 107 Antworten auf die vier gestellten Fragen angekreuzt und sarüber hinaus Kommentare eingesandt und Briefe eingeworfen. Heute möchten wir Ihnen eine Auswertung der Leserumfrage geben.

Noch aussagekräftiger, als die Zahlen sind die eigenen Worte der Umfrage-Teilnehmer:

„Die Stadtvertreter sollten sich nicht so viel mit sich selbst beschäftigen, sondern sich vordergründig mit den Interessen der Einwohner und Touristen auseinandersetzen“ schreibt einer, andere bezeichnen die Volksvertreter als „Verhinderer“ oder gar “ anspruchslose, ideenlose Alles-Verhinderer“ und ein Schreiber meint, dass sie „bewiesen haben, dass sie es nicht können“ und fordert wütend: „Sie sollten wegen Unfähigkeit endlich entlassen werden“.

Außer Wut ist auch Ohnmacht aus den Zeilen zu lesen: „Die Doberaner haben bereits vor Jahrzehnten resigniert.“ Viele gute Ideen wurden niedergeschrieben, einige Bürger hatten sie schon an die Verwaltung heran getragen, erhielten jedoch keine Reaktion.

„Die Stadt/der Kreis muss/müssen endlich die Menschen, die mit guten Ideen kommen und diese auch noch selber umsetzen wollen unterstützen und es ihnen nicht so schwer machen“, schreibt eine Doberanerin und nennt die Sommerrodelbahn als Beispiel.

„Alle Aktionen in Doberan stehen unter dem Motto „gewollt, aber nicht gekonnt“ resümiert ein anderer und ein weiterer zeigt, wie die Doberaner Verhältnisse zu Politikverdrossenheit führen: „Wenn sich die Bürger einer Stadt vertreten lassen, sollten sie auch erfahren, wofür sich der von ihnen gewählte Stadtvertreter einsetzt. Auf den Sitzungen der Stadtvertreter geht es selten um die brennenden Punkte der Stadt. Deshalb lässt das Interesse der Bürger nach, sich auf den Weg zu diesen Sitzungen zu machen.“ Sein Vorschlag: „Wie in vielen Städten sollten die Sitzungen im Internet übertragen werden“. Bisher konnte man sich im Ratssaal dazu nicht durchringen.

So gering das Vertrauen in das Rathaus ist, so laut ist der Ruf nach Fachleuten und Zusammenarbeit mit anderen Orten, um als Region gemeinsam aufzutreten. Nur wenige glauben, dass sich Bad Doberan jetzt noch so wie andere Orte allein gut entwickeln kann. Das Resümee eines Kommentars: „Was ist in Bad Doberan entwickelt worden? Nichts.“ Eine Doberanerin schreibt: „Wir sind so eine tolle Region, mit so viel Potenzial. Es fehlen innovative Ideen und Konzepte, die ja nicht immer riesengroß und extravagant sein müssen, nur durchdacht.“ und bekräftigt damit den Ruf nach echten Experten.

Ein großes Thema ist Heiligendamm. „Traurig, traurig, traurig“ wird ein Kommentar eingeleitet und gefragt: „Warum werden engagierten Investoren nur Steine in den Weg gelegt?“. Unverständnis für den Umgang mit Investoren äußern viele und einer fordert: „Jedem, der ehrlich bereit ist, in Heiligendamm zu investieren, müsste man alle Steine aus dem Weg räumen, damit es vorwärts geht.“

Eine Leserin schlägt vor, erst als Stadt selbst auch zu investieren. Gäste meldeten sich ebenfalls zu Wort: „Seit langer Zeit beobachten wir mit Traurigkeit, wie Heiligendamm dahinvegetiert“ schreiben sie und schließen aus dem Fehlen von Restaurants und Geschäften, „dass wir Gäste nicht erwünscht sind“. Unsere Gäste sehen das älteste deutsche Seebad „stiefmütterlich behandelt und abgebunden, bis es abstirbt“ und meinen sogar: „Vielleicht wäre eine Zugehörigkeit zu Kühlungsborn zielführender“.

Einheimische und Touristen sind sich einig, dass das Seebad mehr braucht. Eine Klatsche für das Rathaus: Während ein Stichweg in keinem Kommentar auftaucht, vermissen fast alle – auch Bad Doberaner – Geschäfte, Boutiquen, maritime Angebote und einen Rad- und Wanderweg nach Börgerende. Die Parkplatzsituation wird weiterhin kritisiert und ein schon ähnlich vor Jahren geforderter Bus-Pendelverkehr zum Strand angeregt. Selbst für die Jemnitz-Schleuse gibt es Ideen und hier hält Nachbarin Nienhagen als Beispiel her.

Insgesamt attestieren fast alle Teilnehmer der Stadt in Heiligendamm Versagen: Die einen vermissen Angebote für die Einheimischen und die anderen fordern eine deutlich bessere touristische Infrastruktur. Anders gesagt: Heiligendamm hat nichts – weder für Einheimische, noch für Touristen.

Unter dem Strich wollen 71,4% mehr hochwertige Angebote und 28,6% sehen das Luxus-Segment befriedigt und wollen mehr Angebote für das einfache Segment. Es gibt noch immer Erklärungsbedarf im Rathaus, warum man sich im kleinen Heiligendamm gerade für den Luxustourismus entschieden hat. Gemeinsam sehen beide Gruppen die Weiße Stadt als ungenutzte Goldgrube und wollen den wirtschaftlichen Erfolg des Seebades, sehen aber die Politiker am Bürgerwillen vorbei entscheiden und wollen darum Fachleute.

Alles in allem sind die Umfrageergebnisse Dank Ihrer Mithilfe sehr aufschlussreich. Mit ihnen werden nun die Stadtvertreter befragt, denn wir alle wollen wissen, wie sie eine zukünftige sachorientierte Arbeit sicherstellen wollen, ob eine Form der Bürgerbeteiligung für sie denkbar ist, welche Pläne sie für das Gespann Bad Doberan-Heiligendamm haben und ob sie die Entwicklung Bad Doberans weiterhin nach Feierabend machen oder Fachleute beauftragen werden. Mit den Worten eines Gastes formuliert wollen wir wissen: „Wann geht es endlich vorwärts?“

Die Antworten darauf lesen Sie am 16. November hier im Stadtanzeiger.

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