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Bauwerke in Heiligendamm

Haus „Grand Hotel“ (Neuer Flügel, Neues Logierhaus, Grand Hôtel, Haus 5, Haus Berlin)

Alte Namen: Neuer Flügel, Neues Logierhaus, Grand Hôtel, Haus „Berlin“ (Haus 5)

Standort:
Prof.-Dr.-Vogel-Str. 6
54°08’36.9″N 11°50’34.9″E

Bauherr: Aktiengesellschaft Baron Otto von Kahlden und Herzog Hugo von Hohenlohe-Öhringen und Ujest
Architekt: Kayser & Großheim, Berlin
Umbauten: 1980er Schließung des Lichthofes, Einbau von Fahrstühlen
Sanierung: 2000-2003
Architekt: über den Projektentwickler EntwicklungsCompagnie Heiligendamm GmbH & Co. KG
Eigentümer: Aktiengesellschaft Baron Otto von Kahlden (1873-1900), Rudolf von Kahlden (1900-1911), Herzog Hugo von Hohenlohe-Öhringen und Ujest (1873-1885), Walter John (1911), Ostseebad Heiligendamm GmbH unter Gläubigerkonsortium (1911-1922), unter Baron O. A. Rosenberg (1922-1938), Beschlagnahmung durch das Deutsche Reich (1938), Reichsmarine (1938-1945), Beschlagnahmung durch die SMAD, herrenloses Gut (1945-1949), DDR über den FDGB (1949-1952), DDR über die Sozialversicherungsanstalt (1952-1990), Ostseeklinik Heiligendamm GmbH (1990-1993), BRD über Oberfinanzdirektion (1993-1997), FUNDUS-Gruppe über EntwicklungsCompagnie Heiligendamm I GmbH & Co. KG (Jagdfeld) (1997-2012), Grand Resort Heiligendamm GmbH & Co. KG (Morzynski) (seit 2013)
Nachgewiesene Nutzungen Vermietung durch die Badedirection (1873-1936), Kraft durch Freude (1936-1938), Reichsmarine (1938-1945), SMAD (1945-1948), Sanatorium für Werktätige Heiligendamm (1948-1990), Ostseeklinik Heiligendamm (1990-1997), Leerstand (1997-2000), Sanierung (2000-2003), Hotel (seit 2003

Beschreibung:

Sommerresidenz vor dem Verkauf (Quelle: ECH-Archiv, Urheber unbekannt)

Nach der Sturmflut von 1872 konnte Großherzog Friedrich Franz II. das Bad nicht mehr halten. Der Beitritt zum Deutschen Bund im Jahre 1866 führte zur Schließung der Spielbanken, sodass eine wichtige Einnahmequelle wegbrach. Der Großherzog verkaufte das Bad an Baron Otto von Kahlden. Der preußische Rittmeister a. D. war ein Industrieller, der unter anderem über mehrere Gruben verfügte. Er übernahm Anfang 1873 das Bad außer die drei Cottages.

Entwurf von Kayser&Großheim, Berlin (Quelle: Archiv Rochow)

Schon zuvor ließ er das Architekturbüro Kayser & Großheim eine Studie anfertigen, die den Ausbau des Seebades zum Ziel hatte. Die genauen Zielsetzungen sind nicht überliefert, offensichtlich sollten aber mehr Kapazitäten und mehr Aufenthaltsqualität geschaffen werden. Durch Vergrößerung und Neubau von Gebäuden sollte erstes geschaffen werden und durch Arkadengänge zweites. Kayser & Großheim war zu dieser Zeit sehr renommiert und baute repräsentative öffentliche, aber auch viele private Gebäude.

Viele neureiche Industrielle ließen sich von Heinrich Joseph Kayser und Karl von Großheim repräsentative Villen errichten. Das Berliner Architekturbüro setzte alle Wünsche der Auftraggeber um, egal welcher Baustil es sein sollte. Somit ist nicht zu sagen, wer welche Ideen für welche Elemente hatte. Offensichtlich haben sich die Architekten an der vorhandenen Bebauung orientiert, andererseits schlugen sie aber auch eine massive Veränderung am Kurhaus vor.

Der „Berliner“ Plan wurde nicht vollständig umgesetzt, aber zwei wichtige Elemente kamen sofort zur Umsetzung: Das Badehaus bekam einen „Seeflügel“, damit mehr Zimmer mit Seeblick zur Verfügung stehen. Zudem wurde ein „Neuer Flügel“ gebaut – das heutige Hauptgebäude des Grand Hotel Heiligendamm.

Die „Perlenkette“ war zu diesem Zeitpunkt bereits fertig gestellt und da die Architekten entgegen dem ersten Vorschlag des Regenten diese Reihe nicht hinter dem Denkstein begonnen, sondern etwas nördlich, gab es hinter dem Findling genug Platz. Dieser Platz war keine Freifläche, sondern begann am Bahnhof (der sich damals noch dort befand, wo heute die Bushaltestellen sind) und erstreckte sich immer breiter werdend bis zum Badehaus. Auf diesem Platz entstand ein neues Logierhaus. Die Architekten richteten es parallel zum Badehaus aus, um ein schlossartiges Karree zu schaffen. Für sie war das eine logische Konsequenz. Die Architekten, die schon 1853 ein neues Logierhaus planten, sahen das damals noch nicht so und hätten das Haus weit weg vom L-förmigen Ensemble parallel zur Uferlinie gebaut.

Der Neue Flügel ist im Grunde eine Kopie des Badehauses. Beide haben nach Norden hin eine betonte vierachsige Mitte mit dreiachsigen vorgesetzten Loggien und Balkon im Mezzaningeschoss und bei beiden wiederholt sich dieses Bild an der Ostseite und Westseite, sodass jeweils ein deutlich hervor stehender Kubus den nördlichen Abschluss des Hauses bildet.

Westseite mit Eingang im Turm (Quelle: Verlag Konsum Magdeburg / Thür. Volkskunstverlag, Weimar)

An den Längsseiten unterscheiden sich die beiden Häuser, weil beim neuen Flügel auf einen Mittelrisalit verzichtet wurde. Der bildet beim Badehaus den Eingangsbereich, während der neue Flügel seinen Eingangsbereich an der kurzen Südseite hat.

Doberan-Heiligendamm_20er_Grandhotel-Oldtimer
(Quelle: ECH-Archiv / Archiv Rochow, Beckmann)

Dort wiederholte man das Motiv des vierachsigen Mittelteils, stellte aber nach hinten versetzt zwei überhöhte Eckrisalite ein. Diese ähneln dem Turm auf dem Badehaus und bilden bei diesem Haus einen repräsentativen Eingang. Der Baldachin (Vorhalle) entstand erst später.

Grand Hotel von hinten (Quelle: Fotohaus Eggers)

Wie in Heiligendamm üblich wurde die Beletage durch Putzfugen betont und die Geschosse durch breite Gesimse und barockisierende Fensterfassungen. Dadurch wurde dem großen Baukörper die Strenge genommen. Ein markantes Element sind auch die dreiteiligen Fenster mit eingestellten Säulen.

Grand Hotel von vorn (Quelle: Willy Ramm Heiligendamm)

Bei den Fenstern und Türen orientierte man sich wie schon Demmler bei der Aufstockung des Badehauses an Severins Kurhaus. Das Mezzaningeschoss hat zwar auch bei diesem Neubau kleinere Fenster, aber sie sind doch bedeutend höher als beim Badehaus und den Villen. Unter dem Dach war kein halbes Geschoss mehr, weil man keine Bediensteten der Gäste mehr unterbringen musste. Dieses Haus war kein Logierhaus mehr, sondern ein Hotel mit eigener Belegschaft.

Gesellschaftliches Geschehen (Quelle: Photographischer Verlag von C. Thiel)

Und da es ein großes und komfortables Hotel war, durfte man es „Grand Hôtel“ nennen. Es wurde zum Namensgeber des ganzen Ensembles. Zur besseren Unterscheidung nannte man das Badehaus offiziell „Haus Mecklenburg“.

Terrasse des Grand Hotels – (Quelle: WIG-Archiv, Urheber unbekannt, verm. Joh Bitter)

Obwohl es stets das Hauptgebäude des Ensembles war, dominiert das neue Haus nicht. Es fügt sich in das Ensemble mit dem unverwechselbaren Kurhaus und dem markanten Badehaus ein.

Lichthof heute

Erschlossen wurde das Gebäude durch einen imposanten Lichthof mit filigranen Stahl-Glas-Abdeckungen. Wie im römischen Atrium bildete eine große Brunnenschale den Mittelpunkt des beeindruckenden Raumes.

Grand Hotel mit überdachter Terrasse (Quelle: A. Beckmann)

Umbauten erfuhr das Haus zunächst kaum. Zwischen dem Findling und dem Haus gab es einen Unterstand, der wohl zunächst für ein Rettungsboot genutzt wurde, auf einigen Bildern aber auch wie eine Restauration aussieht. Der wurde abgerissen.

Blick aus dem Vorraum im Turm Quelle: A. Beckmann)

Weiterhin gab es im Westturm einen Eingangsbereich, der später überbaut wurde. Schon zu Zeiten von Kahldens und später in den 1980ern gab es die Idee, das neue Haus mit einem Arkadengang mit dem Kurhaus zu verbinden. In beiden Fällen verhinderten die Denkmalschützer dies. Sie verhinderten auch den Bau weiterer Gebäude in der ersten Reihe.

Umbau in den 1980ern (Quelle: ECH-Archiv)

In den 1980ern erfuhr das 1953 in Haus „Berlin“ umbenannte Hauptgebäude des Sanatoriums dann doch einen Umbau. Der Lichthof im Inneren wurde geschlossen, um Raum zu gewinnen. Dazu wurden Fahrstühle und Stützen eingebaut und die Geschossdecken daran aufgehängt.

Umbau in den 1980ern (Quelle: ECH-Archiv)

Das Haus diente auch als Sitz der Sanatoriumsverwaltung. Außerdem waren hier die Speisesäle und die Großküchen untergebracht.

Haus „Berlin“ (Quelle: Heldge Verlag)

Für Selbstzahler – das waren ausschließlich Gäste aus der BRD, also Westdeutschland – gab es einen eigenen Speisesaal mit einem angepassten Angebot. So erhielten diese Gäste z. B. auch Südfrüchte.

(Quelle: ECH-Archiv)

Nach dem Ende der DDR wurde 1991 eine Renovierung des Gebäudes ohne besondere Sanierung vorgenommen. Durch Umfirmierung vom Sanatorium zur Ostseeklinik Heiligendamm GmbH ging der Kurbetrieb mit weniger Betten bis zum Umzug in die neue Klinik 1997 weiter.

(Quelle: ECH-Archiv)
(Quelle: ECH-Archiv)

Nach dem Verkauf an die FUNDUS-Gruppe im Jahr 1997 wurde das Haus von 2000 bis 2003 entkernt und mit Lichthof wieder aufgebaut.

Lobby
Nelson-Bar 2009
Zimmerbeispiel Quelle: Grand Hotel Heiligendamm)

Seitdem dient es als Hauptgebäude des Grand Hotel Heiligendamm mit Rezeption, Lobby, Bibliothek, Nelson-Bar und Verwaltungs- und Funktionsräumen im Erdgeschoss.

Westansicht
Nordwstansicht

In den oberen Etagen befinden sich ausschließlich Zimmer und Suiten. Das Grand Hotel wurde von 2003 bis 2012 durch ein Tochterunternehmen der Jagdfeld-Gruppe betrieben, bis 2009 mit einem Management durch die Kempinski-Gruppe, danach in Eigenregie. Im Insolvenzverfahren kaufte die Familie Morzynski das Hotel und betreibt es seitdem in Eigenregie. 

Nordansicht mit Kurhaus
Ostansicht

 

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