Heiligendamm-Beirat will Weg für Verkauf der Orangerie ebnen.
Nein, die Orangerie ist noch nicht verkauft und nein, das wird auch nicht in den nächsten Tagen geschehen: Die Berichterstattung einiger Medien war etwas voreilig und übersah einige Details:
Der Heiligendamm-Beirat aus Land, Landkreis, IHK und Stadt kann die Orangerie nicht verkaufen. Das kann nur der Gläubigerausschuss (GAS), der im Namen der Gläubigerversammlung über die Insolvenzmasse bestimmt. Der GAS will die Orangerie an die Median-Klinik verkaufen, die Stadtvertreter müssen dazu aber den B-Plan ändern und die Orangerie aus dem „Sondergebiet Hotel“ in das „Sondergebiet Klinik“ umschreiben. Das wollte Ex-Stadtvertretervorsteher Guido Lex verzögern, um Druckmittel gegen den GAS in der Hand zu halten. Dieser Weg ist aber inzwischen frei: Die Stadt wird den B-Plan ändern.
Die zweite Hürde ist „bona“, ein Beteiligungsunternehmen der Jagdfeld-Gruppe, das vom Grand Hotel noch drei Millionen Euro zu kriegen hat und deshalb einen Grundbucheintrag auf die Orangerie gesichert hat. Über „bona“ könnte Jagdfeld theoretisch den Verkauf der Orangerie verhindern, denn als Gläubiger hat „bona“ Mitspracherecht bei der Entscheidung. Da man weiß, dass Jagdfeld gegen die Filetierung des Grand Hotels ist und im Einzelverkauf der Orangerie einen Anfang dessen sieht, misstraut der GAS ihm und erwartet Widerstand gegen den Verkauf. Schwierig macht es die Forderung des GAS, „bona“ solle nicht nur dem Verkauf zustimmen, sondern auch auf seine drei Millionen Forderungen verzichten – von einem Verzicht der anderen Gläubiger auf ihre Forderungen ist keine Rede,
Der Heiligendamm-Beirat nun hat offenbar etwas mehr Macht und will Jagdfeld zwingen, dem Verkauf zuzustimmen. Und er setzt alles auf eine Karte und fordert auch den Stichweg. Der Beirat hat sich ein „Verhandlungsszenario“ ausgedacht. Die Ostsee-Zeitung vermutet – und diese Option liegt auch auf der Hand – dass Jagdfeld dem Stichweg und Orangerie-Verkauf zustimmen soll und dann das „Baurecht“ (Verlängerung der Baugenehmigung) für die Perlenkette wieder bekommt. Stimmt er nicht zu, soll er angeblich enteignet werden. Insofern ist das Wort „Verhandlung“ etwas unpassend.
Die Ostsee-Sparkasse will das Ganze unterstützen, indem sie Jagdfeld wegen eines Vier-Millionen-Euro-Kredites verklagt. Diese Klage soll „ein Zeichen setzen“ und ihn dazu bewegen, den Verkauf der Orangerie nicht zu blockieren. Für den einfachen Bürger stellt sich die Frage, ob „bona“ die drei Millionen nicht gerade deshalb einfordern, statt darauf verzichten wird.
Fazit: Die Orangerie ist noch nicht verkauft aber es ist ein „Verhandlungsszenario“ erschaffen worden, um dieses zu vereinfachen. Die von mir hervor gebrachten Bedenken, ein Interessent für das ganze Hotel könnte im Nachhinein ein Problem darin sehen, dass die Orangerie nicht mehr dazu gehört, möchte ich wieder verstreuen: Es gibt ja Verhandlungen mit Interessenten für das gesamte Grand Hotel und es ist davon auszugehen, dass der Einzelverkauf mit ihnen besprochen wurde, also keiner von ihnen die Orangerie haben will und darum mit dem Verkauf einverstanden ist. Sollte jetzt noch ein neuer Interessent in die Verhandlungen einsteigen, muss er „nehmen, was da ist“.
Kommentare sind geschlossen.