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Hintergrundinformation: Das sind die Öffnungs-Pläne von FDP und Bürgerbund.

Der Heimfall ist in aller Munde. Er soll die Öffnung Heiligendamms ermöglichen. Was nach einem noblen Ansinnen klingt, ist der Todesstoß für das Grand Hotel und ruiniert Bad Doberan endgültig. Was es mit „Heimfall“ und „Öffnung“ auf sich hat, wer dahinter steckt und was die Folgen wären – ZAM erklärt:

Von der Insolvenz des Grand Hotels in Heiligendamm sind auch die Verträge betroffen, die die Stadt direkt mit dem Grand Hotel geschlossen hat. In den Erbpachtverträgen über die Grundstücke, auf denen sich das Grand Hotel befindet, gibt es eine „Heimfall-Klausel“ die besagt, dass im Falle einer vorzeitigen Insolvenz oder sonstigen Aufgabe des Grand Hotels die Grundstücke an die vererbpachteten Stadt zurück fallen können. Diese Klausel macht Sinn, denn die Stadt behält rein theoretisch für den Fall der vorzeitigen Aufgabe des Hotels den Fuß in der Tür und kann verhindern, dass die Grundstücke gegen ihre Vorstellungen verwertet werden. In Heiligendamm ist ein solches Szenario schwer vorstell- und umsetzbar aber ein Jahrzehnt nach der Wende wollte man lieber auf Nummer sicher gehen. Erbpachtverträge laufen in Heiligendamm in der Regel 99 Jahre, danach gilt das Grundstück als Eigentum des Erbpächters und dann erlischt auch die Möglichkeit des Heimfalls.

 

Stadt kann dem Grand Hotel den Boden unter den Füßen wegziehen.
Konkret bedeutet die Möglichkeit des Heimfalls in Heiligendamm nun, dass die Stadt jetzt Möglichkeiten hat, Grundstücke zurück zu nehmen und selbst zu bestimmen, was damit geschieht. Immer im Rahmen des Flächennutzungsplanes, der Bebauungspläne, städtebaulichen Verträge und des Baurechts könnte die Stadt also irgendwo zwischen Haus „Mecklenburg“ und Burg „Hohenzollern“ eine Imbissbude errichten oder ein Toilettenhäuschen vor die Nasen der Hotelgäste setzen. Ganz so irre sind die Stadtvertreter jedoch nicht: Harry Klink von der FDP und Stadtvertretervorsteher Guido Lex vom Bürgerbund wollen „nur“ die Wege zurück und ein paar Zäune fallen lassen. Was das vor Ort bedeutet, zeigt folgende Grafik der „Zukunft Heiligendamm“:

 

Die Heiligendamm-Torte: Einmal herum und dreimal hindurch.
Schon vor dem „Heimfall“ war der Stichweg in den Medien und davor wiederrum der Rundweg. Kurz zur Erklärung: Stadt und Grand Hotel hatten sich 2004 darauf geeinigt, mehrere Wege durch das Grand Hotel zu schließen, weil das Hotel durch die Touristenströme nicht lief, was Prof. Behnkenstein von der Universität Rostock attestierte. Man einigte sich darauf, auf einen Stichweg bis Ende 2011 zu verzichten. Dann sollte neu verhandelt werden: Das Grand Hotel sollte nachweisen, dass es ohne Stichweg besser läuft, das Hotel sollte eine Vereinbarung mit der Median-Klinik treffen, damit diese einfacher zum Strand gelangen und in die Perlenkette sollten 20% der Investitionssumme geflossen sein. Man möchte den Stadtvertretern fast unterstellen alles dafür getan zu haben, dass das Grand Hotel diese Auflagen nicht erfüllen konnte: Über B-Plan-Änderungen für die Perlenkette wurde fünf Jahre lang gestritten, bevor sie dann 2009 genehmigt wurden, das Image des Grand Hotels wurde durch übertriebene bis gelogene Äußerungen einiger Stadtvertreter gründlich beschädigt und so waren es dann die guten Zahlen der letzten Saison und die Vereinbarung mit der Median-Klinik, an denen Jagdfeld sich festklammern musste. Dass erst Anfang 2010 mit der Sanierung der Perlenkette begonnen werden konnte, weil das 2004 erteilte Baurecht ohne die erst 2009 genehmigten B-Plan-Änderungen unbrauchbar war, verschwiegen einige Stadtvertreter einfach. Auch CDU-Mann Andreas Unterfranz ließ sich immer wieder dazu hinreißen, auf das Baurecht zu pochen, sodass das Unverständnis gegenüber der Problematik der ganzen Parteienlandschaft bescheinigt werden kann.

 

Rundweg war Kompromiss an Stelle des Stichwegs.

Da die Investorengruppe immer wieder betonte, dass ein Stichweg „einen Stich ins Herz Heiligendamms“ bedeutet, kam es Ende 2009 zu Verhandlungen zwischen der FDP-Stadtvertreterin Sylvia Stracke und der ECH, an dessen Ende der Kompromiss stand, einen Rundweg um Heiligendamm herum an Stelle eines Stichweges quer hindurch zu bauen. Die Kosten dafür wollte die ECH übernehmen, damit die Stichweg-Diskussion endlich ein Ende hat. Harry Klink verkaufte diesen Kompromiss als Erfolg seiner Partei, obwohl er selbst (nach meinen Infos) nicht viel Anteil an den Verhandlungen gehabt haben soll. ECH-Chefkaufmann Heiner Zimmermann betonte, dass der Rundweg ein „sehr schmerzhafter Kompromiss“ ist. Der Rundweg sieht vor, eine feste Verbindung zwischen der Seebrücke und dem Liegnitzsteg (Strandabgang 2, zwischen Alexandrinen-Cottage und Kinderstrand) zu errichten, den Liegnitzsteg zu sanieren und an die Straße zum Kinderstrand anzubinden. Kosten für die ECH: 300.000 Euro – die ersten 100.000 Euro sind bereits in den hochwertigen und auch für Fahrzeuge von Bauhof, Forst und StAUN nutzbaren Liegnitzsteg investiert, der Rest fließt in die Verbindung zur Seebrücke.

 

Einige Stadtvertreter wollen den Stichweg trotzdem.

Scheinbar hat man es bei der ECH versäumt, die Bedingung dingfest zu machen, dass wenn der Rundweg gebaut wird, auf den Stichweg verzichtet wird. Bisher galt es unter Juristen als Ass in Jagdfelds Ärmel, dass die Stadt die Verträge mit dem Grand Hotel geschlossen hatte aber der Stichweg über ECH-Grundstücke geht. Nach der Hotelinsolvenz nun haben einzelne Stadtvertreter die Hoffnung, den Stichweg über heimgefallenes Hotelgelände führen zu können – ungeachtet Liegewiesen, Terrassen oder Einblicken in den SPA-Bereich, die Hotelzimmer und die Wohnungen in der Perlenkette.

 

Wahlslogans werden eiskalt umgesetzt und Sitzungsgelder für sinnlose Sitzungen kassiert.

Wie schon erwähnt: Den Hardlinern von FDP und Bürgerbund interessieren das Hotel und seine Gäste nicht – sie haben freie Wege für alle versprochen und diese Wahllosung wollen sie bis zur Wahl 2013 ohne Rücksicht auf Verluste umsetzen. Auch Sitzungsgelder läppern sich zusammen – besonders, wenn man Sitzungen einberuft, um über Dinge abzustimmen, über die es gar nichts abzustimmen gibt. Allein der völlig zwecklose Sitzungsmarathon in Sachen Vorkaufsrecht dürfte um die 2000 Euro gekostet haben – jeder Kindergarten oder Jugendclub hätte sich über dieses Geld gefreut.

Apropos Geld: Die Stichweg-Kämpfer wissen auch schon, wer den Stichweg bezahlen soll. Nämlich der Erstochene – die ECH. Stadtvertreter Jochen Arenz (parteilos) sieht die Stadt für die Finanzierung verantwortlich und weist darauf hin, dass diese sich den Bau eines Stichweges nicht leisten kann. Die Stadt muss nachweisen, dass dieser Weg ihr Vorteile bringt, die mehr wert sind, als die Investitionskosten. Rechnet man da die drohende Hotel- und Perlenketten-Pleite gegen, wird es schwierig, den Beweis anzutreten.

Nun aber zurück zur Heiligendamm-Torte. Die Stadtvertreter von FDP und Bürgerbund (teilweise auch Linke und Grüne) wollen einen Weg um das Grand Hotel herum und drei Wege durch das Hotel hindurch. Zusätzlich wünschen sich gerade FDP und Bürgerbund aber auch die Initiative „Pro Heiligendamm“ (nicht zu verwechseln mit „Pro Seebad Heiligendamm“ – diese sind den ECH-Plänen gegenüber aufgeschlossener), dass der Weg unterhalb der Küstenkante auf die Küstenkante verlegt wird, also das Hotel auf die gesamte Küstenlinie seines Hotelparks verzichtet und Jagdfeld die Touristenmassen vor seinem Alexandrinen-Cottage (gehört seiner Frau Anna Maria Jagdfeld) entlang laufen lässt. Einige Aktivisten können sich sogar vorstellen, ungeachtet aller Eigentumsverhältnisse Jagdfelds Ferienhaus zu einem Café oder Restaurant umzufunktionieren. Heiligendamm war schon immer ein Traum – manche träumen eben von einer eigenen Welt.

 

Hier nun für Sie frisch aus der „ZUKUNFT HEILIGENDAMM“ die Heiligendamm-Torte aus der Rathaus-Bäckerei:

 

 

Die ZUKUNFT HEILIGENDAMM gibt es übrigens hier zum Download: http://www.fundus.de/pub/ZHD.htm
Die aktuelle Ausgabe April/Mai 2012 finden Sie hier: http://www.fundus.de/zhd/ZHD_2012_04_05.pdf

 

Wegeführung zerschneidet Hotellogistik und belästigt Hotelgäste.

Was auf dem ersten Blick verlockend aussieht, weil es dem Tagesgast, Kurpatienten und Einwohnern ein paar Meter kürzere und optisch sehr wertvolle Wege bringt, ist in Wirklichkeit der letzte Nagel zum Sarg: Die Menschenströme – nach der Hoteleröffnung waren es in Spitzenzeiten bis zu 5000 Menschen pro Tag und das Hotel ist seitdem bekannter geworden – würden an den Zimmerfenstern, Terrassen und Gaststätten des Hotels vorbei fließen. Sie würden die Logistik zwischen dem Wirtschaftsgebäude im Westen und dem Hotelkomplex im Osten zerschneiden, die Lieferwege zwischen den Hotelgebäuden zweimal komplett von Norden nach Süden durchtrennen und damit den Hotelbetrieb zerstören. Die Touristen würden mit den Elektromobilen des Grand Hotels zusammen stoßen (250 Hotelgäste begegnen seltener einem E-Auto, als 5000 Tagesgäste) und die Ströme würden selbst über den Hotelparkplatz, am Hoteleingang entlang und zwischen Grand Hotel und Kurhaus hindurch – direkt an zwei Terrassen vorbei – fließen. Sensible Bereiche, wie die Küche des Luxusrestaurants oder der SPA-Bereich wären empfindlich berührt und wer im Bademantel vom Grand Hotel ins SPA will (oder anders herum), der muss durch Touristenströme hindurch – so als träte er in Bad Doberan aus dem Friedrich-Franz-Palais auf die Straße.

 

Wegeführung bedeutet den sicheren Tod für das Grand Hotel.
Für das Hotel bedeutet dies den sicheren Tod und wer solchen Nonsens fordert, der kann nur das beabsichtigen. 300 unmittelbare und ca. 150 mittelbare Arbeitsplätze sind in Gefahr, weil eine Hand voll Stadtvertreter das Grand Hotel zu Gunsten eigener Vorstellungen sterben sehen wollen. Die Insolvenzverwalter des Grand Hotels haben bereits angekündigt, gegen derartige Beschlüsse Widerspruch einzulegen, um Schaden vom Grand Hotel abzuwenden und die Gläubiger zu schützen. Auch der Bürgermeister hat die Möglichkeit, derartige Fehlentscheidungen anzufechten, um Schaden von der Stadt abzuwenden. Denn der Widerspruch der Insolvenzverwalter würde die Stadt in einen jahrelangen Rechtsstreit verwickeln und die bei solcher Fehlentscheidung drohende endgültige Insolvenz des Hotels würde möglicherweise Schadenersatzklagen mit sich bringen.

 

Der Schaden für die Stadt ist schon jetzt unermesslich.

Schaden richten Lex und Klink schon jetzt an, denn jeder Interessent für das Grand Hotel weiß heute schon, dass es in der Stadtvertretung Menschen gibt, denen die Rückgewinnung ehemaliger Fußwege mehr bedeutet, als das Grand Hotel. Diese Interessenten wissen heute schon, dass es sehr schwer wird, mit diesen Stadtvertretern zum Wohle des Grand Hotels und seiner Gäste zusammen zu arbeiten und dass der politische Erfolg einzelner Stadtvertreter bei ihren Wählern stets über der konstruktiven Zusammenarbeit stehen werden. Dem Grand Hotel mangelte es weniger an Kompetenz oder Konzeption, sondern mehr an Durchhaltevermögen. Dem Fonds ging angesichts der Reibereien und Querelen und des damit verbundenen Misserfolgs einfach die Puste aus. Wer die jüngsten Vorstöße der FDP und des Bürgerbundes sieht muss sich als Investor in erster Linie fragen, wie dick das eigene Fell und wie groß das Durchhaltevermögen ist. Kurzum: Einige Investoren werden sich dreimal überlegen, ob sie Jagdfelds schweres Erbe antreten oder doch lieber irgendwo investieren, wo man sich auf die Gemeinde verlassen kann. Für Bad Doberan ist das ganze ein einziges großes und trauriges Armutszeugnis und es darf dafür gebetet werden, dass wie einst der Heilige Damm nun heute der neue Bürgermeister ein Absaufen der Münsterstadt verhindern kann.

 

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