Jahresrückblick 2012: Mit Vollgas… gegen die Wand.
War DAS ein Jahr! Wer Ende 2009 glaubte, der Gipfel sei erreicht, der wurde genauso eines Besseren belehrt wie der, der Ende 2010 dachte, dass mehr nicht geht. Die „Provinz“ ist voller Überraschungen, im „Dorf“ ist immer was los. Ganz von vorn:
Vorkaufsrechts-Streit, Bürgermeister-Wechsel und Hotel-Insolvenz
Das erste Ereignis 2012 betrifft Heiligendamm und warf seine Schatten schon 2011 voraus. Mitten in die Bürgermeister-Wahlen fiel der Verkauf der Perlenkette und weiterer Immobilien in Heiligendamm und Vorder Bollhagen durch die ECH an die ECHII und wohl auch ein oder zwei Privatleute.
Was eigentlich ein ganz normaler Akt der Risikominimierung ist, wurde zum Politikum, denn Investor Anno August Jagdfeld hatte ein Attest zu bekommen, das ihm bescheinigt, dass die Stadt nicht von seinem Vorkaufsrecht Gebrauch macht. Da die Stadt rechtlich kaum und finanziell keine Möglichkeiten dazu hat, war die Ausstellung dieses Attestes eigentlich obligatorisch.
Eigentlich, denn Bürgermeister Hartmut Polzin konnte wahrlich nichts gebrauchen, woraus man ihm einen Strick drehen konnte und gerade mit Hinblick auf einige besonders klagewütige Stadtvertreter wollte er vielleicht lieber nicht das Attest ausstellen, sondern die Stadtvertreter darüber entscheiden lassen. Gerade jene klagewütigen versetzte das in ganz andere Wut, denn sie wussten, dass sie gar nicht über so ein Attest abzustimmen haben, sondern der Bürgermeister es einfach ausstellen muss. Der Plan, kein Material zum Strickedrehen zu liefern, ging nicht auf: Polzin erntete öffentlich heftige Kritik von sich in ihrer Freizeit wegen Nichtigkeiten beraubt sehenden Stadtvertretern.
Nun ergab sich aus Polzins Fortschieben der Verantwortung aber auch die Möglichkeit, durch lange Diskussionen und viele Sitzungen die Ausstellung des Negativattests zu verzögern und damit Jagdfeld enorm zu schaden, denn ohne Attest ist keiner der Verkäufe rechtskräftig; fließt kein Geld; kann nicht mit der Sanierung begonnen werden. Wer also weiter mit dem Finger auf die unsanierten Villen zeigen will, macht einfach mit.
In der Folge nun wollten einige Stadtvertreter überraschend doch selbst über das Attest entscheiden, von dem sie gerade noch sagten, dass sie darüber nicht entscheiden können und wollen, sondern Polzin es einfach ausstellen solle. Das Politikum zog sich schon 2011 über Monate hin , verschlang unnötig Sitzungsgelder und sonstiges Steuergeld und kostete viel Zeit. Beschlüsse wurden nicht gefasst: Das Theaterstück taugte einzig der Profilierung einzelner Stadtvertreter und Parteien und dazu, die Diskussion um Heiligendamm aufrecht zu erhalten, denn damit konnten die Parteien, die nur dieses eine Thema haben, ausgiebig zu Wort kommen. 2014 stehen wieder Wahlen an und auch 2012 sollte es ja darum gehen, den vermeintlich Jagdfeld-freundlichen SPD-Bürgermeister los zu werden.
Zumindest das gelang – wenn auch aus anderen Gründen. Was man Polzin anlasten konnte, das wurde ihm angelastet und was man ihm eigentlich nicht anlasten konnte, das auch. Er verlor gegen den parteilosen Thorsten Semrau, der nun im März 2012 im zweiten Anlauf (er hatte 2004 knapp gegen Polzin verloren) Bürgermeister von Bad Doberan werden sollte.
Polzin dachte nicht daran, vorzeitig seinen Platz zu räumen (was sein gutes Recht ist), verkündete zusammen mit seinem Stellvertreter Sass im Januar 2012, dass es kein Vorkaufsrecht gibt, dass alle Fristen abgelaufen sind und das Attest ausgestellt werden muss. Statt es aber einfach kraft seines Amtes zu tun, beließ er es bei seiner Verkündung. Die Stadtvertreter berieten dreimal über das Attest. Eigentlich nicht über das Attest, sondern über eine Willenserklärung, dass sie „verzichten aber nicht verzichten“ oder „haben aber nicht nehmen“ wollen – im Prinzip also darüber, das letzte Wort zu haben, denn Taten waren zu dem Zeitpunkt längst nicht mehr möglich.
Zugleich sollte Jagdfeld die Kaufpreise für die Villen nennen, weil die Stadtvertreter diese Fakten angeblich brauchten, um abstimmen zu können, worüber es längst nichts mehr abzustimmen gab. Weil Jagdfeld die Kaufpreise nicht nennen musste, tat er es auch nicht, was von einigen Stadtvertretern und besonders einigen OZ-Redakteuren dazu benutzt wurde, wildeste Spekulationen über linke Geschäfte Jagdfelds anzustellen. Dass der die Preise nicht nennen würde, dürfte nach Ansicht von Kritikern der Stadtvertreter von Anfang an klar und einkalkuliert gewesen sein: So könne man stets mit dem Finger auf ihn zeigen und sagen, er sei selbst schuld, dass er das Attest nicht bekäme, weil er die Kaufpreise nicht nennen würde. Untermauert wurde diese These durch Gerüchte, er würde die Perlen für „nen Appel und ’n Ei“ verkaufen wollen.
Zweimal verhinderten die oft nicht vollzählig abstimmenden Stadtvertreter mit Abstimmungsgleichstand und Ablehnung die Ausstellung des Negativattests, als sie Ende Februar das Attest wieder nicht ausstellen wollten, ging Jagdfeld quasi direkt von der SV-Versammlung zum Gericht und meldete Insolvenz für den Fonds 34 und die Grand Hotel Heiligendamm GmbH & Co. KG. an. Schon zu spät, wie sich später heraus stellte: Ihm wurde die Verschleppung der Insolvenz vorgeworfen, weil er zu lange gewartet hatte.
Möglicherweise hoffte er, das Negativattest doch noch rechtzeitig zu bekommen, sodass die ECH Millioneneinnahmen hätte, von denen sie wie bisher dem Grand Hotel aushelfen konnte: Dort standen dringend Erweiterungen des SPA-Bereichs und der Angebote für die schwache Nebensaison an, für die die Fonds-Anleger kein Geld mehr locker machen wollten, womit sie ihren eigenen Untergang besiegelten.
Die ECH hätte rein theoretisch das Geld gehabt, um zumindest diese Angebote zu realisieren und damit das Grand Hotel bis zur starken Hauptsaison über Wasser zu halten. Bis zur nächsten Nebensaison wären die Angebote dann theoretisch fertig gewesen und das Grand Hotel hätte in den Wintermonaten nicht mehr diese hohen Verluste eingefahren. So ist es die Überlegung von Ökonomen und so mag die Überlegung Jagdfelds gewesen sein.
Nun aber kam das Attest nicht, die ECH bekam ihr Geld nicht, die Anleger wollten nichts mehr beisteuern, Geld drucken kann Jagdfeld auch nicht und die Millionen aus seinem Privatvermögen reichten nicht zur Rettung. Er meldete die Insolvenz an und seinen Platz im Grand Hotel nahm der Dürener Rechtsanwalt Jörg Zumbaum als Insolvenzverwalter ein.
Die Stadtvertreter wären nun ohne Gesichtsverlust aus der Sache nicht wieder heraus gekommen, denn jetzt ohne erkennbaren Grund für statt bisher gegen das Attest zu stimmen, hätte komisch ausgesehen. Also musste ein Grund her: Der neue parteilose Bürgermeister Thorsten Semrau und Stadtvertretervorsteher Guido Lex (Bürgerbund) ließen Jagdfeld gegen seinen bisherigen Willen die Kaufpreise nennen, die einige Stadtvertreter schon seit Monaten ohne jede rechtliche und logische Grundlage forderten. Es wurde vereinbart, dass die Kaufpreise im nicht öffentlichen Teil der Sitzung laut verlesen werden, was Guido Lex dann auch Anwesenden zu Folge in einem Tempo tat, das keinem ermöglichen sollte, Notizen zu machen.
Einen Tag später standen die geheim zu haltenden Kaufpreise in Euro und Cent aus dem nichtöffentlichen Teil der Sitzung in der Ostsee-Zeitung. Das Rathaus gab bekannt, dass ein Aufzeichnungsgerät benutzt wurde. Gegen den Täter wurde jedoch nicht ermittelt, die Ostsee-Zeitung äußerte sich nicht weiter dazu und so wurde der größte Abhör-Skandal der Region einfach überspielt. Zugleich wurde aber jedem klar, dass die Stadt zu keiner Zeit vorkaufen hätte können, selbst wenn sie es rechtlich gedurft hätte: Keine Villa ging für weniger als eine Million Euro an den Käufer – das ist mehr, als die Stadt für den gesamten Haushalt zur Verfügung hat. Die „Appel-und-Ei-These“ fiel einfach um.
Alles dicht in Heiligendamm: Medinis, Departmentstore, Burg, Orangerie.
Während des Insolvenzverfahrens muss das Grand Hotel gesund geschrumpft werden, um wieder in die Gewinnzone zu kommen.
Alles was nicht zum Unternehmen gehört und wofür Pacht oder Miete bezahlt werden muss, ist Insolvenzverwaltern stets ein Dorn im Auge.
So auch Jörg Zumbaum: Zuerst schloss er das italienische Restaurant „Medinis“ an der Promenade, was angesichts dessen, dass das mitten im Saisonauftakt geschah, für Unverständnis und wilde Gerüchte sorgte, es wäre zum Bruch zwischen ihm und Jagdfeld gekommen.
Auch die Burg und die Orangerie nahm der Insolvenzverwalter aus den Buchungssystemen heraus. Die Burg soll als „Event-Location“ gebucht werden können. Was nicht dauerhaft vorgehalten werden muss, kostet weniger und laut Zumbaum hat er „nur der ECH ihre Flächen zurück gegeben“.
Jagdfelds Frau Anna Maria tat kurz darauf dasselbe: Sie schloss den Department Store Heiligendamm – eine Filiale des Quartier 206 in der Berliner Friedrichstraße. Das sorgte zunächst für neue Zwist-Gerüchte, wurde dann aber recht logisch begründet: Eine leere Orangerie lässt sich besser verkaufen, als eine mit Mietern, die dazu auch noch Jagdfeld heißen. Von Zwist jedoch kann keine Rede sein: Obwohl Jagdfelds Firmen zu den drei Hauptgläubigern zählen, haben sie freiwillig darauf verzichtet, im Gläubigerausschuss zu sitzen, damit es nicht so aussieht, als wolle Jagdfeld weiter seine Interessen durchsetzen. Im Umkehrschluss weiß Jagdfeld aber auch nicht, was im Gläubigerausschuss besprochen wird, sodass es weder ein Miteinander, noch ein Gegeneinander, sondern ein „Ohneeinander“ gibt: Keiner weiß, was der andere will. Da sind Misstrauen und Spannungen vorprogrammiert.
Stichweg-Forderung und Heimfall-Klausel.
Einige Stadtvertreter um Vorsteher Guido Lex erkannten nun einige interessante Vertragsdetails: Ob es nun größte Vorsicht war oder die Absicht, sich irgendwann ins gemachte Nest zu setzen – einige Verträge enthalten Heimfallklauseln die besagen, dass im Falle einer Insolvenz des Grand Hotels die einst öffentlichen Wege wieder an die Stadt zurück fallen.
Man kann eigentlich nur gute Ansichten für die Stadt unterstellen aber wer hätte 1997 geahnt, dass 2012 einige Stadtvertreter aus dieser Klausel einen Strick drehen der dazu taugt, ganz Heiligendamm und damit auch Bad Doberan einfach aufzuhängen?
Bürgerbund und FDP forderten Semrau auf, vom Heimfall Gebrauch zu machen. Zudem solle die ECH den Stichweg bauen – ungeachtet des von der FDP geforderten und mit ihr vereinbarten Rundweges.
Die Ostsee-Zeitung klinkte sich in das Geschehen ein, zwei Redakteure und zahlreiche Leser machten wie schon die Jahre zuvor Stimmung gegen Jagdfeld und die ECH und holten damit eine Diskussion wieder hervor, die unpassender nicht sein konnte: Die Interessenten für das Grand Hotel mussten von dieser Diskussion mitbekommen.
Es wurde ruhig um das Grand Hotel – der Insolvenzverwalter hatte zunächst viele Interessenten, von denen aber einer nach dem anderen absprang. Zunächst war von sechs oder vier amerikanischen Hotelketten die Rede, später sollte nur noch eine im Rennen sein. Die Zahl der Interessenten, mit denen im engsten Kreis verhandelt wurde, sank mit jedem neuen Bericht, zuletzt verzichtete man ganz auf Berichte. Ein Hotel an der Ostsee ist kein Renditeobjekt, wenn dann das Umfeld nicht 100%ig stimmt, ist es schon nicht einmal eine Nullrechnung und Heiligendamm ist etwas, wovor schon damals viele Experten Jagdfeld gewarnt haben. Als er aber sein Konzept vorlegte, rechneten sie ihm Chancen aus, wenn nicht Rendite, dann doch wenigstens solide Gewinne zu machen – die eigentlichen Rendite würden durch die Erweiterungen Heiligendamms nach Süden auch irgendwann fließen – wenn alles glatt läuft.
Heute ist die Situation noch schwieriger: Wer das Grand Hotel kauft, muss ein Konzept für genau dieses Areal und diese Anzahl an Häusern und Quadratmetern haben, denn das Grand Hotel kann nicht so wachsen, wie es unter Jagdfeld möglich war – da ja um das Hotel herum vieles in Händen der ECH und von Privaten ist. Die ECH signalisierte Gesprächsbereitschaft, wenn es um Erweiterungen geht aber sie machte auch klar, dass Zumbaum nicht einfach pauschal sagen kann, dass er „das und das braucht“, sondern einen Interessenten finden soll und mit dem würde die ECH dann verhandeln.
Baugenehmigungs-Verweigerung und Median-Gebot
Dieser Grundlage sollte die ECH aber sehr bald beraubt werden: Der Landkreis Rostock entzog der ECH im Sommer das Nutzungsrecht (irrtümlich „Baurecht“ betitelt) für die Perlenkette.
Die Folge: Die ECH dürfte zwar bauen aber die Villen nicht nutzen. Praktisch ist das völlig unmöglich, denn ohne Nutzungsrecht finden sich keine Nutzer, sprich: keine Käufer und ohne Käufer fließt kein Geld, kann nicht saniert werden.
Der Grund scheint fadenscheinig: Der Landkreis begründet das Vorgehen damit, dass die ECH für die Perlenkette „Wohnen mit Hotelservice“ anbieten wollte, durch die Insolvenz des Grand Hotels wäre das nun nicht mehr gegeben.
Dass das Grand Hotel weiterhin ganz normal geöffnet ist, ignoriert der Landkreis dabei und die Pläne der ECH scheint man in Güstrow gar nicht zu kennen: Das neu zu bauende Ensemble-Palais soll den Hotelservice sicher stellen und das Grand Hotel war von vornherein nur eine Übergangslösung.
Selbst die Tatsache, dass das Ensemble-Palais noch nicht gebaut ist, macht einen so gravierenden Schritt nicht nötig: Eine einfache Aufforderung an die ECH, einen Hotelservice nachzuweisen, hätte diese dazu gebracht, entweder eine Vereinbarung mit dem Grand Hotel zu treffen und vorzulegen oder eben einen Hotelservice in einem der leeren Gebäude einzurichten.
Da erscheint es nicht gerechtfertigt, gleich die Nutzung für die Perlenkette zu versagen und damit der ECH die Sanierung unmöglich zu machen mit der Folge, dass die Perlenkette weiter verfällt.
Den Schuh wollte sich der Landkreis dann auch nicht anziehen: Man handle nur auf Anraten des Doberaner Rathauses. Damit liegt der Ball bei Bürgermeister Semrau, der nun als der Bürgermeister in die Geschichte der Stadt einzugehen droht, unter dem Heiligendamm gescheitert ist. Es sei denn, es fände sich ein potentieller Interessent, der mehr Geld hat, als Jagdfeld derzeit. Darauf hofft der Bürgermeister und darauf hoffen auch Jagdfeld und die ganze Stadt.
Diesen Interessenten aber fand Zumbaum bis dato nicht. Die Verhandlungen laufen, fast sah es dann im Oktober auch so aus, als gäbe es einen Interessenten: Die Stadtvertreter machten Druck und wollten Zumbaum befragen, warfen ihm dabei auch gleich einiges vor – er aber sagte den Termin ab. Schon hier war klar, dass er einen Interessenten präsentieren würde. Das tat er dann nicht aber die Ostsee-Zeitung bekam trotzdem heraus, wer geboten hat:
Es war die Median-Klinik, die nebenan seit 1996 existiert und die seit der Hotel-Eröffnung auch schwarze Zahlen schreibt. Der ehemalige Bürgermeister Polzin fing nach seiner Wahlniederlage als Berater bei der Median-Klinik an. Gleich nach Bekanntwerden dieser Tatsache bot die Median-Klinik für das Grand Hotel. 25 Millionen Euro sollen es gewesen sein und eigentlich sollte diese Info gar nicht öffentlich werden, denn wie zu erwarten, wurde die Klinikgruppe gleich wieder überboten. Offen ist auch, woher die Ostsee-Zeitung diese und weitere sehr detaillierte Informationen aus dem Hause Median hat. Spontan fiel da einigen der ehemalige Bürgermeister ein.
Nach und nach kam ans Licht, dass hinter der Median-Gruppe seit 2009 mit der Advent International aus New York (die sich Median mit dem Londoner Immobilienunternehmen Marcol teilt) ein Private Equity Unternehmen steckt, also das, was seit Franz Münteferings Äußerung allgemein als „Heuschrecke“ betitelt wird. Diese Tatsache ist nicht so allgemein bekannt: Median gilt als der „Saubermann“ in Heiligendamm, tatsächlich hat sich die Klinik nie zu irgendetwas positioniert (aber auch nie an irgendetwas für Heiligendamm beteiligt). Die eigentliche Gefahr geht dann auch nicht von der „Heuschrecke“ aus: Die ist darauf bedacht, möglichst viel Geld aus dem Unternehmen zu saugen und optimiert das Unternehmen nach rein betriebswirtschaftlichen Kriterien.
Dazu gehört natürlich, dass man sich von Mitarbeitern trennt, die ineffizient oder gar überflüssig sind. In Heiligendamm wurde seit der „Sanierung“ durch Advent die Klinik aufgestockt, um mehr Geld einnehmen zu können und das Café wurde öffentlich gemacht und wird offensiv beworben, weil man so auch an Tagesgästen verdienen kann. Das eigentliche Problem ist, dass PE-Gesellschaften durchschnittlich fünf Jahre ein Unternehmen halten und es dann wieder verkaufen.
Die Median-Klinik Heiligendamm könnte also in zwei bis drei Jahren wieder abgestoßen werden – würde das Grand Hotel auch dazu gehören, würde auch dieses wieder zum Verkauf stehen – als Gesamtes oder einzeln, wie es eben mehr Geld bringt. Alle Verträge, die man heute mit der Median-Klinik abschließen würde, könnten schon in zwei Jahren wieder zur Disposition stehen – das Theater um den Stichweg und Heimfall ginge wieder von vorn los. Das erkennend, wurde man vorsichtiger mit der anfänglichen Euphorie des „Zurück-zum-Sanatorium“.
Küstenwanderweg-Diskussion und Medienpopulismus.
Wieder von vorn los ging im November die Diskussion um den Hotelpark. Auslöser war der Diebstahl mehrerer Zaunfelder in demselben. An sich hätte das gar keiner bemerkt, wenn nicht Klaus Walter in der Ostsee-Zeitung einen riesigen Artikel aufgemacht hätte, in dem er von den geklauten Zaunfeldern zur ECH ausholte, deren Kritiker zu Wort kommen ließ und die vermeintliche Unrechtmäßigkeit der ordnungsgemäß erfolgten Waldumwandlung in den Raum stellte.
Walter wusste auch schon, was zu tun ist: Mit der Insolvenz des Grand Hotels solle der Hotelpark wieder öffentlich werden. Die Logik dahinter verstanden viele nicht: Hotel ist insolvent, also muss es keinen Hotelpark haben. Als was soll Zumbaum denn das Hotel verkaufen? Nach Ansicht einiger Bürger wollen einige ihrer Mitmenschen scheinbar kein Hotel mehr haben, lieber ein Museum, wo man sich alles ansehen und anfassen kann. Hauptsache, es wird wieder alles „öffentlich“ oder auch „erlebbar“. Wer das bezahlt und unterhält? Darauf gibt es keine Antwort.
Denselben Tenor veröffentlichte die Ostsee-Zeitung in Form von Leserbriefen – anders klingende Leserbriefe wurden wieder nicht veröffentlicht oder verschwanden auf mysteriöse Art und Weise.
Ob Chefredakteur Meyer „überhaupt ruhig schlafen könne“, wurde er auf dem Vermieter-Treffen gefragt. Seine Antwort… enthalte ich Ihnen vor, sonst wäre er seinen Job los. Sie macht mir jedoch vieles viel klarer und hilft mir, die Berichterstattung der Ostsee-Zeitung in einem neuen Kontext zu sehen.
Übrigens: Wenn der Rundweg erst fertig ist, hat sich jede Forderung nach einer Öffnung des Küstenwaldes erübrigt. Da gibt es schon erste Vermutungen, dass man sich im Rathaus nur nicht über eine Variante des Steges einig wird, um mit dem Rundweg nicht fertig zu werden und weiterhin die Öffnung des Küstenwaldes fordern zu können. Bemerkenswert ist, dass die FDP hier nicht für die Umsetzung des von ihr ausgehandelten Kompromisses kämpft – die Sache ruht schon fast ein Jahr lang.
Rückzieher und Zukunftsängste.
Im Dezember nun zeichnet sich ab, wie es wirklich um Heiligendamm steht: Die Median-Klinik hat ihr Gebot zurück gezogen, will nur noch die Orangerie haben.
Die anderen Interessenten sind natürlich auf die öffentliche Diskussion aufmerksam geworden und keiner will ein Risiko eingehen, denn als Seebad ist Heiligendamm das Schlusslicht und daran scheint sich so schnell auch nichts zu ändern.
Wenn schon das Umfeld nicht stimmt, ist die immer wieder hitzige öffentliche Diskussion einfach ein zu hoher Risikofaktor für eine Investition in Heiligendamm.
Die Verhandlungen dürften knallhart sein, die Stadt steht dank ihrer eigenen Manöver mit dem Rücken an der Wand und jeder Interessent ist in einer viel besseren Verhandlungsposition, als die Stadt.
Die abgesehen davon auch im Insolvenzverfahren nichts zu sagen hat : Wer das Grand Hotel bekommt, entscheidet allein die Gläubigerausschussversammlung – nicht einmal der Insolvenzverwalter, denn der verwaltet nur und entscheidet nicht.
Und übrigens auch nicht die ECH: Die sitzt als drittgrößter Gläubiger nicht in der Gläubigerausschusssitzung, um auch nur den Anschein von Interessenkonflikten zu vermeiden. Das heißt auch, dass sie gar nicht richtig weiß, was da besprochen und ausgehandelt wird – ein gewisses Misstrauen Jagdfelds aus Mangel an Informationen gegenüber dem Insolvenzverfahren sickert da in den Medienberichten schon durch.
Nun schwant wahrscheinlich auch dem Bürgermeister, dass sein erstes Regierungsjahr das letzte für Heiligendamm sein könnte, wenn die Stadt nicht auf eine vernünftige Ebene zurück kehrt und von populistischen Forderungen zur Erfüllung von Wahlversprechen absieht. Semrau hat punkto Heiligendamm nie irgendetwas versprochen: Das einzige was er sagte war, dass er sich drum kümmern wolle, dass Heiligendamm wieder auf einen richtigen Weg kommt. Da leuchtet es schon ein, dass nur er ohne Gesichtsverlust Beschlussvorlagen zum Heimfall zurück ziehen kann. Zugleich muss er auch vom Bürgerbund abrücken, um seinen in „Fachkreisen“ verliehenen Titel als „Bürgerbundmeister“ und den Namen „Lexrau“ los zu werden. Dass keiner der anderen Stadtvertreter sich dagegen wehrt zeigt, wie ernst die Lage ist. Natürlich wird nie jemand sagen, wie es wirklich in den Verhandlungen zu geht, was besprochen und gefordert wird. Auch ich möchte Sie nicht erschrecken: Wenn alle Beteiligten ein paar Schritte zurück gehen und wieder den Blick auf das große Ganze haben, dann ist es nicht so aussichtslos: Heiligendamm war immer für eine Pleite gut und immer geschahen Wunder. Das Wunder von Bad Doberan kann im Rathaus geschehen – und in den Köpfen der Beteiligten und Interessierten.
Moorbad-Teilabriss und Landkreis-Ärgernisse.
Bleiben wir in Bad Doberan: Auch hier hat sich 2012 einiges nicht getan.
Das Moorbad wurde nicht wieder aufgebaut, stattdessen vom „bösen“ Landkreis teilweise abgetragen, um den Einsturz auf die Landesstraße zu verhindern. Diese Aktion bildete den Auftakt für einen Schimpftiraden-Chor auf den Landkreis, der das ganze Jahr über anhalten soll.
Am Ende war der Investor Reinhard Wiese insolvent, ein Rostocker Inkassounternehmen will das Moorbad als Ganzes kriegen und dann aus der Insolvenzmasse heraus an einen Käufer veräußern, der dann auch ein Konzept oder zumindest ausreichend Mittel haben soll.
Ob der dann auch die Ruine wieder aufbaut oder lieber zu Gunsten eines Neubau abreißt und was aus dem Parkplatz-Problem und dem „Wild-Wald“ wird (der dann entwidmet werden muss), steht in den Sternen.
Wenn es etwas gibt, das aussichtsloser als Heiligendamm ist, dann ist es das Moorbad.
Gut, das alte Gaswerk ist auch ein aussichtsloser Fall. Die vermüllte Ruine gehört einem Senioren aus den alten Bundesländern, der schon so senior ist, dass er sich gar nicht mehr darum kümmern kann (Er ist älter als das Gaswerk selbst). Die Stadt kann ihn auffordern und mit Bußgeldern belegen wie sie will: Er kann sich weder drum kümmern, noch die Bußgelder bezahlen.
Eigentlich müsste die Stadt entweder die Anlage sichern aber auf den Kosten sitzen bleiben oder ihn enteignen aber dann würde sie Eigentümer werden, wie es eine Enteignung ja nun einmal an sich hat und wie es auch der Fall wäre, wenn die Stadt die ECH enteignen würde oder Wiese das Moorbad enteignet hätte. Eigentum verpflichtet und was die Stadt heute von Eigentümer fordert, muss sie morgen als neuer Eigentümer auch tun. Darum will die Stadt natürlich dem alten Mann sein Gaswerk nicht weg nehmen. Das fordert ja auch keiner.
Das heißt… doch, der „böse“ Landkreis will, dass die Stadt das Gaswerk kauft (geht nämlich schneller und unkomplizierter, als enteignen). Die Stadt sieht aber so gar nicht ein, warum sie eine vermüllte Ruine kaufen soll, die sie dann noch abreißen und das Umfeld aufwändig säubern muss, um es wieder verkaufen zu können. So fühlt es sich also an, einer Kreisstadt Untertan zu sein. Die Stadt weiß auch schon, was sie tun muss: Klagen.
Auch die Jugendherberge auf dem Tempelberg hat einfach kein Glück. Heiß her ging es dort letztmalig durch Brandstiftung, inzwischen sind zumindest Abrissbagger angerollt, um alles was nicht Hauptgebäude ist abzureißen. Im Auftrag der Stadt, die sich durch das Herausputzen Interessenten verspricht – eine Chance, die sie in Heiligendamm nicht begreift.
Interessenten für die Jugendherberge hat es auch schon gegeben aber das Rathaus hat die Angewohnheit, Interessenten immer ihre eigenen Wünsche auftragen zu wollen. Es solle ein Ort für die Öffentlichkeit her (das Lieblingswort auch in Bezug auf Heiligendamm), zum Beispiel ein Café oder Restaurant oder eine Jugendherberge oder oder… womit dann schon mal sehr stark eingeschränkt wird.
Ein Interessent wollte dort nur wohnen und arbeiten. Das fiel aus dem Rahmen.
Eifrig machte man sich im Bauamt daran, den Rahmen zu vergrößern und die rechtlichen Voraussetzungen zu schaffen.
Dazu müssen Beschlüsse gefasst und Pläne erarbeitet werden, was Bauamtsleiter Sass und sein Kollege Urgast auch mit vollem Einsatz taten. Groß war die Enttäuschung, als der Landkreis klar machte, dass es für die ganzen Pläne gar keine Rechtsgrundlage gibt, weil die Jugendherberge schon so lange leer steht, dass sie nicht mehr einfach genutzt werden kann, sondern erst neue Bauanträge gestellt werden müssen.
Hier erweist es sich als schwierig, dass das Gebäude am Wald steht, das Forstamt also einem Bauantrag rein gesetzlich nicht zustimmen darf, es sei denn… und hier kommt ein langer Schwanz von möglichen Nutzungen für die Öffentlichkeit – dann nämlich dürfe das Forstamt zustimmen. Im Klartext: Wohnen und Büro geht sowieso nicht – Jugendherberge schon, Café ist grenzwertig aber möglich, Schulen, Museen, Veranstaltungsräume wären kein Problem.
Nur: Dafür einen Investoren finden? Es bleibt schwierig. Ach so: Schuld ist natürlich laut Bauamt der „böse“ Landkreis. Dass das Bauamt geschlafen hat, mag man ja nicht zugeben. So auch im letzten Fall: Randstraße als Fledermaus-Piste:
Fledermaus-Ärger und Jugendklub-Vagabunden.
Dieser Fall ist besonders lustig, denn hier geht es um die Einzigartigkeiten des deutschen Naturschutzes. Ganz von vorn: Die Randstraße ist grob gesagt die Straße von der Buchenberg-Kreuzung über den Kreisel bis zur Dammchaussee-Kreuzung im Großen Wohld. Diese Straße sollte der Erschließung des Wohngebietes auf dem neuen Kammerhof dienen, wurde in die Pläne eingezeichnet und hätte den Status als Gemeindestraße. Alles wäre gut gewesen, wenn der Kammerhof nicht zu eine, Debakel geworden wäre. Die Kammerhofgesellschaft ging pleite, die Bebauungspläne wurden ungültig und ohne Bebauung ist eine Straße nicht mehr Gemeindestraße, sondern Randstraße.
Das wusste die Stadt, setzte aber neue Pläne auf und tat so, als sei die Randstraße im Bereich zwischen Penny-Markt und Einfahrt nach Walkenhagen immer noch Gemeindestraße. Solange es keiner merkt, ist das gar kein Problem. Da nun die Stadt aber weitere Baufelder ausschreiben will und dabei auch die Ackerflächen um den Thünenhof im Visier hat war es nur eine Frage der Zeit, bis jemand die Schummelei merkt. Wieder war es der „böse“ Landkreis, der die Stadt dazu verdonnert, die Randstraße bitte im genannten Bereich auch den Normen für Randstraßen anzupassen. An einer Gemeindestraße sind Häuser und von diesen können sich Fledermäuse in den Gleitflug stürzen.
Eine Randstraße aber hat keine Häuser und wenn Fledermäuse in der Nähe sind, muss ihnen eine Überflughilfe gebaut werden. Das sind in der Regel Holzwände. Außerdem muss ein vier Meter hoher Erdwall aufgeschüttet werden – nicht nur wegen der Fledermäuse, sondern auch wegen Lärm- und Emissionsschutz. Schauen wir hier wieder nach Heiligendamm – die Straße Richtung Wittenbeck – dort existieren diese Wälle. Die Holzwände nicht, weil dort keine Fledermäuse wohnen.
Im Klosterareal und im alten Industriegebiet aber soll es Fledermäuse geben und darum muss eine Holzwand errichtet werden, ihnen das Überfliegen der Straße ermöglicht. 65.000 Euro soll das kosten – Baumamtsleiter Sass rechnet vorsichtshalber mit einer halben Million. Der Landkreis ist gnädig: Bad Doberan könne auch der Umwandlung der Randstraße in eine Landessstraße zustimmen, dann würde der Landkreis selbst die Kosten übernehmen, weil die Straße ja ihr gehören würde.
Das heißt aber auch, dass der Winterdienst und die Instandhaltung nicht mehr vom städtischen Bauhof gemacht werden, sondern vom Straßenverkehrsamt in Güstrow beauftragt werden. Folglich müsste die Stadt dafür an den Landkreis eine Umlage bezahlen – wenn sie es selbst macht, kommt sie durch Sparsamkeit und Hinauszögern billiger bei weg. Auch hier sieht die Stadt nur zwei Möglichkeiten: Entweder bezahlt der Landkreis die Maßnahmen (also der Landkreis bezahlt dafür, dass die Stadt ihn beschummeln wollte) oder die Stadt verklagt den „bösen“ Landkreis für ihr eigenes Vergehen.
Zuletzt machten die Fledermäuse auch kurz vor Weihnachten von sich reden. Die wohl zahlreich in der Münsterstadt vertretene aber dort kaum sichtbare (da nachtaktiv) Population könnte sich auch in den alten Mauern der einstigen POS „Ernst Schneller“ am Kamp breit gemacht haben. Dem droht nun ein Baustopp, denn ein Gutachter soll prüfen, ob Fledermäuse im Gebäude vorhanden sind. Wenn ja, müssen sie umgesiedelt werden, wofür aber erst Ausweichquartiere geschaffen werden müssen.
Außer möglicherweise Fledermäuse besiedelten auch junge Münsterstädter die einstige Schule. Nachdem sie aus der Lessingschule am Alexandrinenplatz wegen des Umbaus zum Hotel weichen mussten, kamen sie in der Schule am Kamp unter. Aber auch dort durften sie nicht bleiben, ein engagierter Immobilienbesitzer bot ihnen eine riesige Fläche in der ehemaligen Schuhfabrik an, die später zum Kaufhaus „Aldoberan“ umfunktioniert und zuletzt als Bildungszentrum genutzt wurde. Auch dem Sozialkaufhaus bot er eine große Fläche an – günstig und wahrscheinlich einfach nur aus Nächstenliebe. Nun könnte alles gut sein, wenn dieses Gebäude nicht am äußersten Stadtrand liegen würde. Die Discothek „Kiss Night“ lag zwar auch nicht viel dichter an der Stadt aber der Jugendklub liegt noch etwas weiter weg.
Das mag für einige ein Hinderungsgrund sein – für andere aber ist es einfach ungerecht, dass die Doberaner Jugend immer nur umher geschoben wird – der letzte Umzug vom Stadtzentrum an dessen Rand wirkte für viele wie eine Abschiebung. Überhaupt möchten Jugendliche auch mal gefragt werden, auch mal selbst etwas entscheiden können. Ein Jugendklub ist eben kein Hotel, in dem man etwas anbietet und wer es haben will, der kommt. Ein Jugendklub ist ein Rückzugspunkt, auch ein Bezugspunkt und eine kleine Heimstatt für die Jugend. Darum laufen solche Klubs immer dann am besten, wenn die Jugendlichen mitreden, mitmachen und mit anpacken können.
FDP-Mann Harry Klink nun will den Jugendklub zurück in die Stadt holen und ihn in genau dem Flügel der Kampschule unterbringen, in dem er zuvor auch angesiedelt war. Der Bürgermeister soll prüfen, ob das möglich ist. Inwiefern man da bei der Planung der Schule dran gedacht hat und nun tatsächlich einen autarken Raum anbieten kann, muss tatsächlich erst geprüft werden. Wäre Klink mal schon bei den Planungen mit seiner Idee gekommen. Aber spät ist immer noch besser, als nie.
Grundbuch-Streit und Gläubiger-Klage.
Apropos Klagen: Der Gläubigerausschuss beauftragte den Insolvenzverwalter kurz vor Weihnachten, Jagdfeld ein besonderes Geschenk zu machen.
Bisher waren sich Investor und Insolvenzverwalter des zerbrochenen Heiligendamms einig im Ziel aber uneinig im Weg dorthin. Zumbaum weiß um die Wichtigkeit einer Zusammenarbeit mit Jagdfeld und die Investorengruppe hofft auf Zumbaum.
Nun soll Zumbaum Jagdfeld dazu zwingen, das Jagdfeld-Unternehmen „bona“ auf seine 3 Millionen Euro hohe Forderung verzichten zu lassen, während alle anderen Gläubiger an ihren Forderungen festhalten.
Es geht auch gar nicht so sehr um die Forderung: Durch den Grundbucheintrag hat Jagdfeld das Recht, über „bona“ mitzubestimmen, ob die Orangerie verkauft wird oder nicht. Wenn also der Verkauf an ein Jagdfeld nicht genehmes Unternehmen stattfinden soll oder die Orangerie Teil einer Zerstückelung wird, kann er das verhindern.
Und in der Tat gibt es da einen Interessenten für die Orangerie, das von jenem Mann beraten wird, der eigentlich Jagdfeld ein Attest hätte ausstellen sollen, es dann aber sehenden Auges durch den Reißwolf geschickt hat: Ex-Bürgermeister Hartmut Polzin ist nach seinem überraschenden aber wahltaktisch nutzlosen Sinneswandel nach verlorener Wahl als Berater in die Median-Klinik gewechselt – jenem Unternehmen, das als erstes nach der Insolvenz die Chance witterte, sich dort ein paar Filetstücke schuldenfrei einzukaufen. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt – solche Schelme mehren sich derzeit.
Die angekündigte Klage derweil entpuppt sich bei genauerem Hinsehen als Säbelrasseln: Um überhaupt Jagdfeld aus dem Grundbuch hinaus zu befördern, müsste dieser im vollen Bewusstsein eine separate Vereinbarung unterschrieben haben. Das ist eher unwahrscheinlich und so beauftragt der Gläubigerausschuss Zumbaum mit der Quadratur des Kreises. Einen Nutzen hat es dennoch: Man kann später sagen, Jagdfeld habe den Verkauf des Grand Hotels verhindert. Und das passt ja ganz gut zu dem Bild, das die Öffentlichkeit von ihm hat.
Der uninformierte Bürger weiß nichts davon, dass die Orangerie schon zu Jagdfelds Zeiten aus dem regulären Buchungsangebot des Grand Hotels heraus genommen wurde und dass auch während der Insolvenz die Orangerie nicht zur Buchung angeboten wird. Laut Zumbaum läuft das Grand Hotel besser, wenn nicht alle Zimmer bereit gehalten werden müssen. Dass die nicht bereit gehaltene Orangerie nicht haben zu können also einem Interessenten stört ist – auch angesichts dessen, dass sie ja an die Median-Klinik gehen und damit sowieso aus dem Hotel heraus fallen soll – eher unwahrscheinlich.
So ist dann auch der Insolvenzverwalter als Hoffnungsträger und eigentlich zweiter Mann am Ruder des gemeinsamen Bootes dazu beauftragt worden, seinem Mitstreiter Steine in den Weg zu legen. Dumm nur, dass er dann allein rudern muss.
Strand-Versorgung und Zinssatz-Bedenken.
Es wurde eben schon angedeutet: Wenn andere zahlen, gibt es immer eine Lösung.
Im Rathaus rechnet man fest mit Fördergeldern und hat es sich zur Gewohnheit gemacht, zuerst die Frage nach Fördermöglichkeiten zu stellen, bevor man über Eigenfinanzierung nachdenkt.
An sich ist da nichts dran vorzuwerfen, wenn Steuergelder dann auch sinnvoll und bedacht eingesetzt werden.
Wenn zum Beispiel die Stadt in Heiligendamm die Grundstücke für ein Strandzentrum durch die WIG selbst bebauen und betreiben ließe, wäre das eine äußerst sinnvolle Investition. Die Stadt könnte bestimmen – wo sie das ja so gern tut – was angeboten wird und sie könnte daran verdienen.
Zugleich wäre sie flexibel, wenn irgendwann einmal für die Anerkennung als Seebad eine Einrichtung gefordert würde, die es derzeit nicht gibt.
Die Stadt hätte dann Räumlichkeiten in Heiligendamm – aktuell hat sie gar nichts – nur unbebaute Grundstücke.
Nun wurde aber irgendwann einmal im Rathaus klar gemacht, dass ein Heiligendammer Architekt das Grundstück bekommen und darauf eine Strandversorgung bauen soll. Damit er es nicht teuer kaufen muss, sollte er einen Spielplatz bauen, dafür würde er dann nur einen sehr geringen Erbpachtzins bezahlen müssen. Wie genau das Ganze zu Stande kam, beschäftigt heute noch einige Bad Doberaner, hier besonders die FDP-Fraktion, die sich an gar keine Ausschreibung erinnern kann.
Die Kommunalaufsicht (die auch wieder zum „bösen“ Landkreis gehört) sah ein Problem im niedrigen Erbpachtzins und kassierte die Verträge, sodass die Strandversorgung nicht gebaut werden konnte. Ende Dezember nun sind neue Verträge gemacht – die Stadt baut den Spielplatz selbst (wenn es Fördermittel gibt) und der Heiligendammer Architekt baut seine nierenförmige Imbiss“bude“. Nun ist es der Stadtvertretervorsteher, der sich am Erbpachtzins stört: Bei 8% ist das Grundstück nur einige hundert Euro wert und das passt ja gar nicht zu Heiligendamm.
Es passt in der Tat eher in eine Kleingartenanlage – da sind 8% üblich. Schon werden Kungelei-Vorwürfe laut: Jemand im Rathaus (im Zweifelsfall Polzin) hätte mit dem Heiligendammer Architekten eine Abmachung. Bleibt zu hoffen, dass daran nicht die Strandversorgung scheitert: Nächstes Jahr ist Jubiläum und da immer noch mit Buden am Schotterparkplatz zu „trumpfen“ ist doch recht peinlich für das erste und mondänste deutsche Seebad.
Seebrücken-Sperrung und (K)urwald-Verwahrlosung.
Der Artikel fing eigentlich mit Fördermitteln an. In Heiligendamm hat die Stadt sie nicht eingesetzt, obwohl es hier sinnvoll wäre. Aber in Heiligendamm zahlt ja in der Regel auch die ECH, was die Stadt haben möchte: Waldparkplatz, Randstraße, Kurwald, Rundweg, am liebsten auch den Stichweg und irgendwann auch die Sanierung des noch unbefestigten Teils der Promenade.
Was die Stadt dabei vergisst: Was sie heute nichts kostet, das kostet morgen die Unterhaltung. Der Kurwald muss gepflegt werden, die Seebrücke braucht ständige Pflege und wenn man die unterlässt, dann wird sie auch schon mal einsturzgefährdet.
So geschehen im Sommer diesen Jahres: Mitten in der Saison musste das Bauamt die Seebrücke sperren, weil Geländer marode geworden sind und trotz schon bereit liegender Materialien nicht mit der Reparatur begonnen wurde.
Schuld war am Ende nach Ansicht der FDP die „ECH-Lobby“ aber statt lange darüber zu diskutieren, rettete Bauamtsleiter Sass lieber seinen Kopf und sorgte dafür, dass die Seebrücke schleunigst repariert und wieder freigegeben wird.
Beim Kurwald dauerte die Diskussion länger: Hier schoben sich Stadt und ECH gegenseitig die Schuld zu, bis die Stadt dann endlich den Kurwald wenigstens so gut es auf die Schnelle ging aufräumte.
Nun stockt auch der Rundweg, denn die Stadtvertreter wollen eine Luxus-Variante (weil durch ECH und Fördermittel bezahlt) aber einigen wird klar, dass die Stadt sich den Unterhalt nicht leisten kann.
Eigentlich müssten die Stadtvertreter der abgespeckten Variante des parteilosen Jochen Arenz zustimmen aber aus Prinzip können das einige nicht, weil sie dazu über ihren Schatten springen und einem „ECH-Lobbyisten“ zustimmen müssten.
Fördermittel-Gräber und Weltkulturerbe-Bewerbung.
Mehr Einigkeit herrscht da bei der Galopprennbahn: Wenn es dafür Fördermittel gibt, dann sollen da feste Tribünen errichtet werden, wie sie früher auch schon existierten (aber nie lange, weil sie ständig verfielen oder man Heizmaterial brauchte). Die Bekundung des Willens ist da – wie viele Jahre es dauert, bis wir Resultate sehen, hängt wohl in erster Linie davon ab, wie engagiert der Rennverein selbst ist.
Ein weiteres Fördermittel-Grab soll im Klosterareal ausgehoben werden. Klar ist: Das Klosterareal braucht neue Bürgersteige, Sandwege, einen festen Parkplatz und eine ordentliche Straße. Ein Gestaltungskonzept muss her und der Park als Ganzes wieder erlebbar und vor allem mit vielen geschichtlichen Informationen gespickt werden. Das Klosterareal ist ein großartiges geschichtliches Erbe, das riesige Chancen birgt, mit ihm das Ansehen der Stadt zu erhöhen, die Bekanntheit auszuweiten und nebenbei auch ordentlich Geld damit zu verdienen. Über das Klosterareal lassen sich Menschen in die Stadt locken – und zwar auch richtig in die Stadt mit ihren Geschäften und Gaststätten.
Im Rathaus feilt man unterdessen an einem recht eigenwilligen Konzept: Die Ruine des Wirtschaftsgebäudes soll ein neues Dach bekommen (was der Münsterbauverein ja auch schon lange plant aber wofür das Geld fehlt). So, dann hat das Haus ein neues Dach. Und nun? Man könnte das Haus für Veranstaltungen nutzen, vielleicht auch eine Gaststube einrichten, irgendetwas für die berühmte Öffentlichkeit.
Die Kaufleute unter den Münsterstädtern schüttelten ihre Köpfe: Das soll ein Konzept sein? Millionen für ein Dach auf einem Gebäude, für das es nur vage Ideen gibt?
Das Bauamt konterte schnell ein paar weitere Dinge in den Raum: Auch den Bauhof, der ja auf den Thünenhof umzieht und dessen Unordnung dann verschwindet, könnte ja saniert werden, wenn sich jemand findet, der es macht. Und die Wege müssten natürlich auch gemacht werden – auch an der Beleuchtung sei zu arbeiten und da arbeite gerade jemand an einem Konzept. Da der Jemand ein Münster-Liebhaber ist, könnte zumindest das was werden.
Aber Fördermittel für ein Konzept, das keines ist? Da muss schon ein Welterbe-Wunder geschehen und warum sollte Schwerin da nachhelfen, wo das Münster doch gegen das Schweriner Schloss angetreten ist?
Einsturz, Brand und Abriss.
Ein paar Wehmutstropfen gibt es noch in der schönen Münsterstadt:
Das historische Gebäude in der Severinstraße 8 hat schon 2011 das Zeitliche gesegnet. Gerade als darüber beraten wurde, wie es zu sichern sei, stürzte ein Teil des Gebäudes ein, weitere Teile folgten Tage später. Die Stadt sah keinen Ausweg, als den Totalabriss zu verfügen. Nicht alles durfte abgerissen werden: Ein schäbiger Schuppen gehört einem anderen Eigentümer und die Stadt muss warten, bis er zur Gefahr wird und sie auch ihn abreißen kann.
Besonders zuversichtlich scheinen die Bad Doberaner indes nicht zu sein, dass diese Lücke bald geschlossen wird: Die anliegenden Häuser wurden geputzt und gestrichen und der ansässige Optiker nutzt die kahle Außenwand für großflächige Werbung. Manchmal fehlt es eben an Feingefühl: In Rostock hat man verlorene Gebäude auf Hauswänden verewigt, indem man ein Bild von ihnen auf die großen leeren Wände des stehen gebliebenen Nachbarhauses malte.
Auch in der Kröpeliner Straße gab es einen architektonischen Todesfall: Dort brannte ein bewohntes Mehrfamilienhaus aus dem 19. Jahrhundert lichterloh. Ein Großeinsatz verhinderte eine Ausbreitung des Feuers auf Nachbarhäuser aber das alte Stadthaus konnte nicht mehr gerettet werden und brannte aus.
Wo wir gerade bei verlorenen Gebäuden sind: Auf dem Klosterhof zwischen Kornhaus und Wirtschaftshausruine soll auch ein Gebäude verloren gehen. Das einstige Orchesterhaus diente nach seiner doch recht aufwändigen Sanierung vor fünf Jahren zuletzt als Toilettenhaus und Abstellräumlichkeit. Da es ungenutzt ist und die Stadt kein Geld – die Rede ist von 280.000 Euro, weil ja wenn schon, denn schon nicht gekleckert, sondern geklotzt wird – für die Erhaltung von Ungenutztem ausgeben will und kann, hat das Bauamt den Abriss empfohlen.
Wer nun denkt, die Stadtvertreter würden voller Zornesröte darüber lautstark und unter medialer Beachtung diskutieren und hoch zu Ross als Verfechter des Denkmalschutzes und Retter alter Bausubstanz oder auch nur Moralapostel daher kommen, der irrt. Ja, es gab Diskussionen: Einige Stadtvertreter wie Frank Pieplow erkannten, dass die einzige Rettung ist, das Gebäude einer Nutzung zuzuführen. Er brachte den Feuerwehr-Verein ins Spiel, stieß damit aber auf Ablehnung.
Stadtvertretervorstehervorsteher Guido Lex sagte dazu, diese Nutzung würde nicht zu einem möglichen Welterbe und der Entwicklung des Areals passen. Im Umkehrschluss passt also ein Abriss alter Klostergebäude besser zum Welterbe, als ihr Erhalt.
Herzog Ulrich wäre sicherlich nicht begeistert, verhinderte er doch 1552 den vollständigen Abbau der Klosteranlage durch seinen Bruder. Immerhin: Die Stadt will die alten Backsteine nicht für den Bau einer Festung oder die Sanierung eines Schlosses benutzen. Sie sucht eine Möglichkeit, die 3000 Steine trocken, luftig und sicher zu lagern.
Das seit vierzig Jahren einfach nur als Ruine da stehende Wirtschaftsgebäude soll ein Dach und Nutzungskonzept (oder wenigstens vage Nutzungsideen) bekommen, während daneben ein noch intaktes Gebäude abgerissen werden soll, weil man es nicht mehr zu nutzen weiß. In Heiligendamm ist das gar nicht vorstellbar. Aber da wird ja auch mit anderem Maß gemessen.
Eigentlich wäre es nun wieder Sache des Münster- und des Klostervereins, einzuspringen, Konzepte zu erarbeiten, Spenden zu sammeln und zu retten, was die Stadt dem Erdboden gleich machen will. Vielleicht spekuliert man im Rathaus längst auf die Schmerzen der Münster-Liebhaber, denn die Bagger sollen erst anrollen wenn klar ist, wer den Abriss bezahlt. Da aber das Bauamt Vorarbeit geleistet hat und nach gewohnter Manier bei Vereinen hausieren gegangen ist und da diese alle abgelehnt haben, mag die Hoffnung doch unerfüllt bleiben und das alte Orchesterhaus schon 2013 dahin schwinden. Und diesmal kann kein Herzog das verhindern.
Goethestraße-Fertigstellung, Stadtvillen-Sanierungen und Schulumbau.
Aber es gibt auch gute Nachrichten aus dem Jahre 2012:
Die Goethestraße ist fertig. Gut, sie ist nicht so glatt wie eine Asphaltstraße aber es fährt sich gut. Auch für beidseitige Gehwege und eine Radfahrspur konnte man sich durchringen und die Befürchtung, es kämen doch keine Bäume, hat sich nicht bestätigt.
Die Lampen sind für so eine historische Straße nicht gerade passend, die Bänke auch nicht aber alles ist dem Zweck und Preis geschuldet.
Allen kann man es nicht Recht machen und auch eine eigentlich dringend benötigte Unterstellmöglichkeit hätte sicherlich dem nächsten wieder gestört.
Die Straße ist fertig – hoffen wir, dass sie diesmal länger hält.
Sichtbare Fortschritte gibt es auch an den Häusern in Bad Doberan: In der Beethovenstraße erstrahlt die ehemalige Kindergrippe im neuen Glanz und in der Goethestraße lässt die strahlende Villa „Lotte“ ihre Stasi-Vergangenheit vergessen machen.
Quer gegenüber tut sich auch etwas und auch am Markt ist das letzte graue Haus an einen engagierten Doberaner Unternehmer verkauft worden. Harald Frehse hat auch die Post am Alexandrinenplatz wieder erstrahlen lassen – man darf also guter Hoffnung sein.
Zumindest hoffen darf man auch für die „Marktlücke“, also jenes wilde Dreieck, in dem zwar keine Flugzeuge und Schiffe aber allerhand Kleinabfälle verschwinden.
Nun endlich hat das Grundstück den Besitzer gewechselt und mit einem Rostocker Unternehmer scheint die Stadt besser klar zu kommen, als mit einem aus Schleswig-Holstein.Jedenfalls soll es da nächstes Jahr mit dem Bau eines architektonisch ganz gut passenden Wohn- und Geschäftshauses los gehen.
Ein neues Haus entsteht auch in Heiligendamm: In der Kühlungsborner Straße an der Stelle des ehemaligen Hauses „Waldfriede“ wurde bereits die Grundplatte für die „Residenz von Flotow“ gegossen.
Auch der letzte Bauabschnitt des Schulkomplexes läuft gerade an:Die ehemalige Ernst-Schneller-POS wird entkernt, um eine Etage verkleinert und soll der spiegelverkehrte Pendant zum schon bestehenden Gebäude der Regionalschule am Kamp werden. Gekrönt wird das Ganze durch ein Glasdach über beide Gebäude, kleine Schmankerl sind eine Skaterbahn und eine Tribüne zum Sportplatz hin.
Sommerrodelbahn, Amtsgericht und Brückenneubau.
Apropos Sportplatz: Am Stülower Weg entsteht gerade eine Sommerrodelbahn. Zuerst waren einige Stadtvertreter ja skeptisch, was deren Nutzen und Erfolgsaussichten angeht aber letztlich haben sie doch zugestimmt.
Beim Amtsgericht hat Doberan nicht so viel Glück: Der Versuch, die Kleine Lessingschule in der Lessingstraße nach ihrem Umzug kostengünstig als Sitz des Amtsgerichtes zur Verfügung zu stellen, stieß in Schwerin auf taube Ohren. Gehört wurde der Protest der Rechtsanwälte und Notare der einstigen Kreisstadt aber genützt hat es dennoch nichts: Schwerin macht keine Hoffnung auf eine Weiterführung des Amtsgerichtes. Leer stehen sollen die Räumlichkeiten dennoch nicht: Es könnte eine Nebenstelle werden, in der Beratungen stattfinden. Also weg aber nicht ganz weg.
Auch die Brücke über den Althöfer Bach, welche bei der Sommerflut 2011 verloren ging, vereint ab 2013 wieder Bad Doberan: Landwirtschaftsminister Backhaus kommt dieser Tage mit einem Zuwendungsbescheid nach Bad Doberan.
Zugleich wird elegant ein Fehler behoben, den man irgendwann einmal bei der Erschließung Börgerendes machte:
Die Villen auf dem einstigen Waterkant-Areal stehen im Überschwemmungsgebiet des Randkanals und davon wussten alle, außer die vielen privaten Leute, die zur Altersvorsorge ihr hart verdientes Geld in den Kauf einer Ferienwohnung investierten. Um nun eine Klageflut abzuwenden, baut man schnell außer der Brücke noch ein paar Überflutungsschutzeinrichtungen.
Hoffen wir, dass 2013 in unserer Stadt auch noch andere Brücken gebaut werden!
Das war mein ganz persönlicher Jahresrückblick 2012, der natürlich auch nur meine ganz persönliche Sichtweise auf die Dinge darstellen kann.
ZEIT AM MEER IN 2013 – Was steht an?
Auch für Sie, liebe Leserinnen und Leser von ZAM, wird sich in 2013 einiges ändern. Die Diskussion um Heiligendamm hat aufgehalten und wird auch weiterhin Zeit stehlen. Wir alle könnten schon acht Jahre weiter sein, wenn 2004 die Beschlüsse gefasst worden wären, die erst 2009 gefasst wurden. Die Diskussion hat viel Schaden angerichtet, gleichwohl etwas aber zu wenig Nutzen hervor gebracht, weil sie stets mit Pauken und Trompeten begann und dann sang- und klanglos endete. Noch immer wird zu viel in der Vergangenheit herum gestochert und auch dieser erste Absatz ist voll von „hätte“ und „könnte“, um Ihnen die Sinnlosigkeit dieses Denkens vor Augen zu führen.
Heiligendamm als erstes deutsches Seebad wird nächstes Jahr 230 Jahre alt. In dieser abwechslungsreichen Zeit kennt die einstige Sommerresidenz der großherzoglichen Familie alle Höhen und Tiefen, stand mehr als schon einmal vor dem Abgrund und wurde immer wieder nur durchgeschliffen, um nicht unterzugehen. Wirklich rentabel war Heiligendamm nie aber am Besten lief es immer dann, wenn der Ort mit seinem Umfeld einmalig und besonders war.
Viele Jahrzehnte lang war Heiligendamm der Trendsetter für alle Seebäder ganz Europas, setzte Maßstäbe und gab stets die Richtung vor. Heiligendamm war stets modern, weltoffen und voller Ideen. Das erste deutsche Seebad war immer besonders: Besonders schön, besonders einzigartig und besonders luxuriös. Solange diese drei Faktoren stimmten, lief das Geschäft. Nahm man nur eine Zutat weg, drohte der Untergang. Zuerst nahm man dem Bad die Einzigartigkeit, indem man es zum KdF-Bad machte. Dann nahm man ihm den Luxus, indem man eine ganz normale Kurklinik draus machte. Jagdfeld gab dem Ensemble beides wieder aber es fehlt die Schönheit. Schön ist – da sind wir doch ganz ehrlich – ganz vorn nur das Grand Hotel. Und dann kommen schon die Eigenheime der Gartenstraße.
Heiligendamm ist mehr, als das Grand Hotel aber alle Welt versteift sich nur auf das Grand Hotel, das da genau die Wunder vollbringen soll, die es selbst am Nötigsten braucht, um zu überleben. Die Zukunft Heiligendamms wird JETZT geschrieben. HEUTE bestimmen wir, wie Heiligendamm morgen aussieht. Und wir sind wirklich nicht gut darin. Im Gestern finden wir nur die Ursachen für das Problem, jedoch nicht dessen Lösung. Die können wir eher im Vorgestern suchen; besser aber ist, sich auf die Zukunft zu konzentrieren: Wie soll Heiligendamm sein, wie möchten wir es haben, wie nützt es uns, wie nährt es uns und unsere Kinder? Die Antworten auf diese Fragen finden wir nicht im Gestern, sondern indem wir über den Tellerrand schauen – hin zu denen, die uns gnadenlos überholt und abgehängt haben; denen wir einst gezeigt haben, wie es geht und die uns nun daran erinnern mögen, was wir ihnen einst gelehrt haben.
Wir müssen Heiligendamm die Schönheit wiedergeben – auf dem Niveau von Klasse statt Masse – also Luxus, der aber die Erlebbarkeit nicht ausschließt – und auf der Basis von Einzigartigkeit. Wir müssen Heiligendamm zu etwas Besonderen machen.
Und da das Wort „machen“ für ganz praktische Arbeit steht, ist damit nicht gemeint, darüber zu reden oder gar zu diskutieren, sondern anzupacken. Das bedingt auch, sinnloses einfach auszublenden und sich nicht mit end- und ergebnislosen Diskussionen aufzuhalten. Kurzum: ZAM wird sich verändern.
Ganz speziell werde ich mich in den nächsten Wochen weiterhin um die Überarbeitung der Chronik, des Geschichtsführers und der Gebäudedatenbank kümmern; von der Diskussion nur das Nötigste transportieren und das auch nicht wie bisher im Tagestakt und immer mit dem Anlegen, Klarheit zu verschaffen. Die Kommentarfunktion wird dann wieder aktiviert, wenn die Seiten in ihrer richtigen und vor allem endgültigen Form sind. Die meisten alten Kommentare konnten nach der Datenpanne beim Serverumzug gerettet werden – jedoch nicht alle und gerade die langen nicht in ganzer Länge. Ein weiterer Grund für das temporäre Abschalten der Kommentarfunktion ist die weitere Verquickung von ZAM mit den sozialen Netzwerken, wofür erst noch einige Tests gemacht werden müssen. Anfang 2013 wird es ein Spezial zum 220. Jubiläum Heiligendamms geben, in Folge dessen ich auch einige der bisherigen Analysen überarbeiten oder dispositionieren werde. Neue Erkenntnisse bringen neue Schlüsse. Für Sie wird es dann auch neue Erkenntnisse geben, aus denen auch Sie – denn das machen Sie bitte selbst – neue Schlüsse ziehen können.
Ich wünsche Ihnen einen guten Start in ein gutes Jahr 2013!
Martin Dostal