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Juli 2016: Neues aus Heiligendamm

Martin Dostal
Martin Dostal

Liebe Leser!

Über ein halbes Jahr ist seit dem letzten Editorial vergangen und darin war angekündigt, dass ZAM sich verändern soll. Stillstand ist zwar auch Veränderung, aber nicht das, was ich gewollt habe. Die Gründe sind vielfältig: Lange Krankheit hielt mich davon ab, die Seiten zu überarbeiten und nach der Genesung musste so vieles nachgeholt werden, das liegen geblieben war. Bisher konnte ich wenigstens den Laptop mit in den Garten nehmen, um dort in Pausen zu arbeiten. Seit August letzten Jahres haben wir dort keinen Strom und ohne hält das Akku einfach nicht lang genug. Wenigstens ist hier eine Lösung in Sicht und genesen bin ich auch wieder.

Dennoch: Der Journalismus vereinnahmt mich angesichts sich immer weiter ziehender Kreise von skandalösen Entwicklungen und immer neuer Kontakte sehr. Die Gästeführungen sind zum festen Ablauf geworden, im Juni buchte mich überraschend ein Bildungswerk für einen Vortrag mit anschließender Spezialführung und auch das Engagement in Sachen touristische Entwicklung kostet Zeit. Allen voran natürlich die kleine Familie, die bei alledem nicht zu kurz kommen darf.

2016 wird also auch nicht das Jahr, an dem ZAM neu entsteht.

2016 ist aber auch nicht das Jahr, in dem Heiligendamm fertig ist oder in dem das Moorbad oder die Jugendherberge saniert werden oder die Vitakost-Ruine ein Dach bekommt. Aber es ist das Jahr, in dem Stillstand beendet wird. Das möchte ich mit diesem Artikel auch für ZAM machen: Den Stillstand beenden. Und Ihnen einen Überblick über die Entwicklung seit dem Ende der Mediation zwischen der Stadt und Jagdfeld geben. Denn es gibt viel Neues aus Heiligendamm:

Tatsachen geschaffen: Das Linden-Palais ist fertig

Wo 2014 die Pension „Café im alten Golfhaus“ abgerissen wurde, ist nun das „Linden-Palais“ fertig gestellt. Dass der Ferienwohnungs-Komplex dort nach dem B-Plan nicht entstehen durfte, hatte ich ausführlich dargelegt, aber in Wild-East interessiert das keinen und so entstand ein Fewo-Komplex, obwohl nur eine Pension – also ein kleiner Betrieb des Beherbergungsgewerbes – erlaubt ist.

Für die Vermietung und Vermarktung ist meerfun verantwortlich, die Fewo sind zwischen 55 und 120 Euro pro Nacht zu haben. Das heißt: Wenn man sie mietet. Die Erwerber zahlten ab 99.957 Euro (für die kleinste Ferienwohnung).

Die gute Nachricht: Es gibt im Erdgeschoss eine Boutique, in der man Kleidung und Accessoires kaufen kann. Das ist etwas, das ein Seebad braucht und für das älteste deutsche Seebad wenigstens ein Anfang. Für die besser betuchte Klientel gibt es auch eine Boutique in der Orangerie. Während der Saison präsentieren hier freitags und samstags von 11 bis 19 und sonntags von 11 bis 15 Uhr die Designer Nicola Hinrichsen, Simone Bruns, Andrea Kummerfeldt und Jens Aselmeyer ihre Kollektionen und Schmuckkreationen. Nach wie vor existiert auch die „Galerie Orangerie“ von Franz N. Kröger.

2015 hieß es aus der Führung des Grand Hotels, es solle in der Orangerie auch eine Pizzeria einziehen, inzwischen ist auch von einem Umzug der Sushi-Bar die Rede. Ob nun als Alternative zur Pizzeria oder zusätzlich, war nicht zu erfahren. Auf jeden Fall hat man die Tagesgäste im Visier, die das Haus gut erreichen können, ohne das Hotelgelände zu betreten. Apropos „Hotelgelände betreten“: Das ist inzwischen vereinfacht worden, mehr dazu weiter unten. Das Grand Hotel bietet auch eine Vitrine mit Haus-Souvenirs, die ja quasi auch gleich Heiligendamm-Souvenirs sind.

Zweite Neuigkeit im Linden-Palais: Es gibt wieder ein „Schwanen-Café“, das aber nichts mit dem Betreiber des gleichnamigen 2007 geschlossenen Cafés in den Kolonnaden – Bernd Walter – zu tun hat. Walter führt das „Café Walter“ in Kühlungsborn. Das neue Schwanen-Café kann ja eigentlich nur von einem kommen, der das alte kennt. So ist es auch: Die Jagdhaus-Inhaber Familie Ramm führt das neue Café. Es gibt außer Kaffee, Kuchen, Eis, Shakes und Sorbets auch Frühstück und selbst ein kleiner Mittagstisch mit Suppen, Pasta und Fisch ist vorhanden. Sinnig besonders für die Fewo-Gäste: Man kann das Frühstück auch vorbestellen. Geöffnet hat das Café von 10 bis 18 Uhr.

Auch wenn es im Angebot Überschneidungen mit Cocos Eis-Milchbar gibt, ist es doch eher eine Ergänzung, als Konkurrenz. Das Prinzip, billig in Ferienwohnungen zu wohnen und bei Bedarf gegen Aufpreis Frühstück im Haus zu bekommen, hat uns in Heiligenhafen gefallen. In Heiligendamm stört eben „nur“, dass man aus einem Fewo-Komplex ein Pensionshaus macht, nur weil ein Café im selben Haus ist. Wenn das hier die Zukunft von Pensionen ist, dann haben wir bald Geister-Ortsteile.

Stadt investiert: Neues Sanitärhaus, Rollstuhl-Strandzugang, Infotafeln

ZAM-Editorial_07-2016_Sanitaerhaus_aussen-vornAn dieser Stelle hat sich noch einiges mehr getan:

Vor den Balkonen der Ferienwohnungen mit teilweisem Seeblick ist außer dem Spielplatz auch ein Sanitärgebäude entstanden. 

Die Stadtverwaltung ist besonders stolz auf diese neue Unabhängigkeit, die ein eigenes WC-Haus mit sich bringt. Das WC-Haus wird gepriesen, als sei es das Fundament der Zukunft Heiligendamms. 

Die ECH weiß noch nicht, was sie mit dem in die Jahre und stark herunter gekommenen WC-Haus an der Promenade macht, das auf ihrem Grundstück steht.  

Dort soll ja irgendwann ein Thalasso-Zentrum an die Promenade grenzen. Schaden würde es erst einmal nicht, es weiter zu betreiben, denn bei Strandwetter dürfte es auch in den neuen Räumlichkeiten eng werden. 

300.000 Euro hat das neue Sanitärhaus übrigens gekostet. Es beherbergt in der Mitte auch einen Lager- und Aufenthaltsraum für den Bauhof, dessen Mitarbeiter bisher alles erst nach Heiligendamm anschleppen mussten. Die Zufahrt erfolgt auf dem Weg, auf dem die Leute auch zu den Toiletten und die Kinder zum Spielplatz laufen.

Da kann man sich ein Schmunzeln nicht verkneifen, wenn im selben Atemzug von einem Strandzugang für Rollstühle die Rede ist. Der soll gegenüber der Surfschule entstehen, wo bereits eine Abfahrt zum Strand existiert, die aber für den Bauhof gedacht war. Am Ende der Rampe soll eine 3×5 m große Holzplattform mit Bänken als Verweilzone entstehen und von dort aus soll es auf während der Saison ausgelegten Plastikmatten auf 50 Meter langen und geradem Wege zum Wasser gehen. Ein Wasser-Wechselbereich mit Handläufen ermöglicht sowohl das Baden im Strandrollstuhl, als auch das Verlassen desselben. Ausleihen kann ma n sich das dreirädrige Gefährt bei der Wasserwacht.

Am Saison-Parkplatz entsteht an Stelle des Provisoriums ein richtiger Strandzugang und 200 Meter weiter östlich noch ein Zugang. Die Treppe über die Terrasse des DECK am Kinderstrand wird durch eine neue ersetzt, die nicht mehr über die Terrasse führt. Dabei wird auch gleich der Hangfuß gesichert.

Alles zusammen kostet 400.000 Euro, wovon 340.000 Euro aus dem Förderprogramm „Richtlinie für die Förderung der integrierten ländlichen Entwicklung Mecklenburg-Vorpommern“ (ILERL MV) stammen. Landrat Sebastian Constien überreichte am 29. März den Zuwendungsbescheid.

Auch neu sind die Info-Tafeln an den Strandzugängen. Die waren schon unter der ehemaligen Tourismus-Chefin Kerstin Morgenroth geplant und wurden nun im April installiert.

Sie informieren endlich auch ein wenig zu Geschichtsdaten und verbinden das mit moderner Information, nämlich QR-Codes. Die Links führen auf die Internetseite der Stadt zu schnell mal erstellten Infoseiten über die Namensgeber der Strandzugänge.

Soweit die guten Nachrichten. Die schlechten folgen auf den Fuß:

Unrecht legalisiert: B-Plan Nr. 25 im Nachhinein geändert

Nachdem ich über die wider dem B-Plan erfolgten Genehmigungen sowohl für das „Linden-Palais“ in Heiligendamm, als auch für die „Waterkant-Suites“ in Börgerende berichtete, begann man in Güstrow eifrig, das Unrecht im Nachhinein legalisieren zu wollen. In Börgerende wird das auf Grund einer größeren Zahl von Betroffenen und wegen der schon viel länger dauernden Geschichte nicht viel bringen, aber in Heiligendamm sind die Erwerber sich ihrer Rolle noch nicht bewusst und sehen die Probleme noch nicht. Hier wurde der B-Plan Nr. 25 kurzerhand geändert und das zum Zeitpunkt der Genehmigung vorhandene Gebiet „Pension, Gaststätte“ einfach zu Gunsten von Ferienwohnungen abgeändert.

Begründet wurde das damit, dass man auch Gewerbe und Serviceleistungen zulassen möchte und dass ja auch Jagdfeld die B-Plan-Änderung brauche, um die Villen „Sporn“ und „Adler“ als Ferienhäuser zu verkaufen. Das sind aber zwei unterschiedliche Paar Schuhe: Die Herausnahme der beiden Villen aus dem Sondergebiet „Plastische Chirurgie“ wurde in der Mediation zwischen Stadt und Jagdfeld vereinbart und die dazu nötige B-Plan-Änderung sollte die ECH bezahlen. Dass man gleich noch andere Dinge für ganz andere Investoren mit ändert, ist nicht Bestandteil dieser Vereinbarung. Die „Anweisung“ dafür kam aus Güstrow vom Landkreis, der sowohl in Börgerende, als auch in Heiligendamm „empfahl“, die betreffenden B-Pläne zu ändern und Ferienwohnungen somit zulässig zu machen. Die waren längst genehmigt und im Falle des Linden-Palais auch längst fertig, als der B-Plan geändert wurde. Würde man in Börgerende oder Heiligendamm erfolgreich gegen die unrechtmäßigen Genehmigungen vorgehen, wäre von der Nutzungsuntersagung bis zum vollständigen Rückbau alles möglich. Dagegen will sich der Landkreis scheinbar absichern, indem er die nachträglichen Änderungen der B-Pläne ins Spiel brachte. Wer glaubt, man müsse nun mit diesen Gebäuden leben und halt ihre anders als gewollte Nutzung im Nachhinein legalisieren, der irrt.

So oder so sind die Opfer die Erwerber der Ferienwohnungen, denn deren zahlende Gäste werden von der fehlenden touristischen Infrastruktur enttäuscht und das spricht sich rum. Die Gewinner sind immer die Verkäufer, Erbauer und die finanzierenden Kreditinstitute und die damit zusammenhängenden Unternehmen. Zugleich wird dem kleinen Mann im ganzen Land untersagt, seine jahrelang vermietete Ferienwohnung weiterhin anzubieten, wenn diese sich in einem allgemeinen Wohngebiet befindet. Zu Recht, aber es ist eben höchst unfair, gleichzeitig Investoren immer noch neue illegale Fewo zu genehmigen, im Falle des Linden-Palais der WBG. Wenn man bedenkt, dass die Gäste der privaten kleinen Ferienwohnungen irgendwo anders hin müssen, dann wird man zu der Erkenntnis kommen, dass sie ab sofort in den neuen großen Fewo-Kompexen buchen werden, deren Macher also von der Verbotswelle nicht nur nicht betroffen sind, sondern auch noch profitieren. Hier drängt sich die Frage auf, ob das so gewollt ist.

Meinung geändert: Neuer Investor darf nun doch Strandzentrum höher bauen

Um die WBG handelt sich auch die nächste Geschichte – eine unendliche Geschichte. Gemeint ist die vom Strandzentrum, welches schon 2004 von Hass & Briese entworfen wurde, weil die ECH im Osten Heiligendamms ein neues Zentrum für die Tagesgäste schaffen wollte. Es war ohnehin eine Verlagerung des Schwerpunktes nach Osten erfolgt, sodass man den Strandbesuchern dort Gastronomie, Sanitäranlagen und etwas Gewerbe bieten wollte. Die Strandversorgung am Golfteich entstand nach langem Gezerre vor zwei Jahren, beim Strandzentrum aber gab es Streit, weil Investor Klaus König aus Templin eine Tiefgarage und eine Dachterrasse mit Seeblick plante und dazu die Höhenvorgaben des B-Planes um 70 Zentimeter überschreiten würde.

Der Landkreis stellte die Genehmigung zunächst zurück, um abzuwarten, dass die Stadt Bad Doberan den Bebauungsplan anpassen würde. Gegen diese Anpassung wehrten sich mehrere Stadtvertreter und letztlich durfte König nur so hoch bauen, wie es der B-Plan erlaubt. Auch sein Angebot, die Kosten für die B-Plan-Änderung zu übernehmen, wurde ausgeschlagen. Man ändere nicht den B-Plan extra für einen Investor. Aus Gesprächen mit dem Bürgermeister und dem Bauamtsleiter entnehme ich eine persönliche Abneigung gegenüber der Person Klaus König, aber auch gegenüber seinen Planungen, die auf Grund der geringen Grundfläche und dagegen hohen Bauweise als „Turm“ bezeichnet wurde. Darf Heiligendamm keinen Turm haben, von dessen Spitze aus man auf die Ostsee schauen kann – bei Kaffee und Kuchen? Die Stadtvertreter konnten sich jedenfalls nicht dafür begeistern – Dünenblick musste reichen.

Bis vor einigen Wochen. Dann kam WBG Stade und bekundete Interesse an diesem Grundstück und stellte seine Pläne vor. Variabel soll alles sein – vielleicht Gewerbefläche, vielleicht Gastronomie – vielleicht auch einfach nur Ferienwohnungen? Die Stadtvertreter scheinen auch diesen Gedanken gehabt zu haben und fordern einen öffentlichen Zugang zur Dachterrasse. Die liegt übrigens auch über den Vorgaben des B-Planes, aber wenn der Investor nicht mehr Klaus König heißt, sondern WBG Stade, ist es scheinbar plötzlich kein Problem mehr, diesen zu ändern. Ja, Sie lesen richtig: Die Stadtvertreter stimmen zu, den B-Plan für WBG Stade für genau das zu ändern, was sie Klaus König bisher verwehrten!

Guido Lex (UDI) äußerte die Befürchtung, König könne die Stadt auf Schadenersatz verklagen. Harry Klink hatte schon 2014 als FDP-Stadtvertreter davor gewarnt, wie er mir glaubhaft nachweisen konnte. Lex fordert eine Verzichtserklärung, von der die Stadtvertreter die Zustimmung abhängig machen könnten. Klaus König wird einem Bericht der Ostsee-Zeitung zu Folge Betreiber zumindest eines Gewerbes des Strandzentrums. Statt also das Haus zu bauen und zu verpachten, vermieten oder verkaufen und damit langfristig Geld zu verdienen, muss er nun in dem von ihm nicht gebauten Haus etwas pachten, mieten oder kaufen und dafür noch Geld bezahlen, bevor er welches verdienen kann. Gründe für Schadenersatzforderungen hat er also genug. Das hätten sich die Stadtvertreter eher überlegen müssen, statt nun im Nachhinein eine „Absicherung“ zu wollen, die der Grundstein für weiteren Streit und Stillstand sein kann – so fing es schließlich auch nebenan an.

Oder werden hier alle Beteiligten irgendwie und von auß en nicht erkennbar „ausreichend befriedigt“? Das will ich natürlich nicht unterstellen. Je weiter man jedoch im Landkreis an der Küste nach Osten kommt, umso mehr Stoff findet sich für realitätsnahe Krimis.
 

Stillstand beendet: Baustart für Villa „Greif“

Die wohl beste Nachricht aus Heiligendamm ist, dass es mit der Sanierung weiter geht. Auch ich hatte nicht geglaubt, dass nach dem Ende der Mediation und der Negativberichterstattung nun das Interesse an Heiligendamm wieder steigt. Das war eine Fehleinschätzung: Das Interesse war nie wirklich weg, es herrschte nur Unsicherheit bei den Interessenten, ob die Villen denn nun saniert werden und ob die ECH das angesichts des Gegenwindes auch schafft und ob man denn nun einen Stichweg vor der Terrasse haben wird und ob man überhaupt in Heiligendamm willkommen ist. Nun, da nicht nur die ECH und das Grand Hotel ihre Symbiose betonen, sondern auch zwischen Stadt und Jagdfeld wieder von konstruktiver Zusammenarbeit die Rede ist, gibt es auch wieder Planungssicherheit und Investitionssicherheit.

Die erste Reihe Heiligendamms und das oberste Segment und dazu noch das Konzept der Wohnresidenz ist erfolgsversprechend: Hier werden nicht einfach nur wie ringsum im großen Stil massenhaft Ferienwohnungen in der Pampa verscheuert, sondern es entsteht ein Wohnresort für Leute, die sich eine zweite, dritte oder vierte Wohnung in 1A-Lage direkt an der Ostsee und mit 5-Sterne-Niveau direkt neben dem Grand Hotel leisten können und wollen. Diese Klientel wird nicht – wie im Linden-Palais – ihre Wohnungen an massenhaft Gäste vermieten und damit Geld verdienen, sondern sie wird selbst dort wohnen, Urlaube verbringen und die Angebote des Grand Hotels nutzen. Klar, dass man sich dort über jede verkaufte Wohnung freut.

Klar auch, dass angesichts des kargen Umfeldes somit eine Oase in einer Wüste entsteht. Die Wüste auch zur Oase zu machen, ist aber nicht die Aufgabe privater Investoren: Eine abwechslungsreiche Promenade, eine einzigartige Seebrücke, ein besonderer Kurpark, ansprechende Möglichkeiten, bei einsetzendem Regen sich irgendwo unterzustellen (z. B. Pavillons) oder generell Flaniermöglichkeiten bei schlechtem Wetter (z.B. Arkaden), sind Aufgabe der Stadt, des Landkreises und des Landes.

Schleswig-Holstein macht es grandios vor: Primus Strandresort Heiligenhafen, Priwall Waterfront Travemünde und all die neuen Seebrücken, Promenden und Hotels lassen unsere Nachbarn nach drei Jahrzehnten der Flaute wieder nach vorn preschen und den Abstand zu Mecklenburg-Vorpommern schmälern. In Kiel gibt es die „Tourismusstrategie 2025“. In Schwerin gibt es nur das Gießkannenprinzip.

Solange die touristische Infrastruktur nicht Hotel-tauglich ist, entstehen nur Ferienwohnungen.
Die „Residenz von Flotow“ und das „Linden-Palais“ sind das beste Beispiel dafür, der geplatzte Traum vom Waterkant-Hotelresort in Börgerende ebenso. In zweiter und dritter Reihe sind Ferienwohnungen wichtig, um in Stoßzeiten Überschüsse abzuschöpfen, aber wenn sie in erster Reihe entstehen, dann stellen sie dem Ort ein touristisch-infrastrukturelles Armutszeugnis aus. Die erste Reihe ist dann so unterentwickelt, dass sie das Niveau der normalerweise zweiten und dritten hat. In solchen Orten können im Hinterland wenn, dann nur noch Massentourismus-Angebote ohne Wertschöpfung oder Ghettos entstehen.

Solange das Umfeld in Heiligendamm nicht an das angestrebte Niveau des Grand Hotels und der Wohnresidenz angepasst wird, untermauert man diese Gegensätze, die Heiligendamm so behindern und in ein schlechtes Licht rücken. Wäre alles, wie aus einem Guss (worauf sowohl die Großherzöge, als auch die Barone von Kahlden und von Rosenberg stets bedacht waren), dann würde es keine so krassen Gegensätze mehr geben und vielleicht würden sich auch die lähmenden Themen, wie Stichweg & Co. von selbst erledigen.

Zurück zum Greif: In der Villa „Großfürstin Marie – Perle“ sind Stand heute sieben der acht Wohnungen verkauft und die letzte verbindlich reserviert.

In der Villa „Greif“ ist nur noch eine Wohnung verfügbar. Darum beginnt dort jetzt die Sanierung und in zwei Jahren werden die Käufer ihre Wohnungen beziehen. Genau so wird es auch mit den anderen Villen laufen:

Die ECH plant und vermarktet sie und wenn eine gewisse Zahl an Käufern erreicht ist, beginnt die Sanierung. Das muss nicht von rechts nach links geschehen – vielleicht lassen sich mittendrin Villen besser vermarkten.

Aber bei der Villa „Möwe“ sind schon zwei Wohnungen reserviert, sodass absehbar ist, dass dieses bis zur Mediation noch für den Abriss und Neubau vorgesehene Haus als nächstes saniert wird. Die ECH hat die Gebäude noch einmal gesichert und etwas an der Optik gepinselt, damit sie die Interessenten nicht abschrecken.

Im Angebot der ECH sind außer den drei genannten auch die Villen „Sporn“, „Adler“ und das schon seit zwei Jahren fertige Marien-Cottage fertig konzipiert.

Da man hier nicht den Mercedes von der Stange kauft, sondern den maßgefertigten Rolls Royce, sind die Preise auch keine Listenpreise. Aber es gibt Richtwerte: Die kleinste Wohnung in Villa „Greif“ ist 69 qm groß und kostet schlüsselfertig ab 750.000 Euro. Die noch freie Wohnung in der Villa „Greif“ ist 88,3 qm groß und mit 1.298.010 Euro Kaufpreis angegeben. Es hängt auch davon ab, wie viel man die ECH machen lässt oder „selber“ macht.

Kennern wird auffallen, dass die Dachgauben der Villa „Greif“ nicht originalgetreu sind. Das hat mich auch gestört, aber manchmal muss man Denkmäler auch mit in die Gegenwart nehmen. Da hier keine Dachgauben waren, nun aber dort oben auch vollwertige Wohnungen sind, muss man einen Kompromiss zwischen Denkmalschutz und Nutzung finden und hat den hier in halbrunden Gauben gefunden. Sie lassen dem Mittelrisalit und der rechten Gaube ihre Dominanz und bleiben verhalten im Hintergrund. Wären sie eckig, würden sie im gleichen Maße hervor stechen und das Gesamtbild stören. So verhält es sich auch mit den Außenmaßen.

Es wurde oft kritisiert, dass die neue Villa „Großfürstin Marie – Perle“ größer und breiter ist.

Ich dachte zunächst, dass es sich um eine Täuschung handelt, weil nun der Zierrat wieder da ist, aber eine Denkmalschützerin bestätigte Abweichungen im Zentimeterbereich.

Wenn man das Dachgeschoss zu Wohnungen ausbaut, dann ist es genauso dick gedämmt, wie in den Etagen darunter und auf vernünftige Deckenhöhen will man auch kommen. Ohne Wohnungen im Dachgeschoss gibt es weniger Geld, was sich auch auf die Kalkulation der Sanierung auswirkt. Es ist also ein schmaler Grat zwischen Wirtschaftlichkeit und Denkmalschutz. Jeder hält an seinen Vorstellungen fest.

Pläne eingereicht: Erweiterung des Grand Hotels geplant

Auch das Grand Hotel hatte ja große Pläne bezüglich der Erweiterung. Schon 2015 wurden Entwürfe für eine 9 Mio. Euro große Erweiterung des SPA-Bereiches mit Außenbecken, Außensaunen und funktionalen Räumen sowie ein Ausbau der Dachterrasse auf dem Severin-Palais mit Gastronomie vorgestellt. Die Anträge dafür wurden erst Ende April eingereicht. Warum so spät, war nicht zu erfahren – nur sinngemäß so viel, dass gut Ding Weile haben will.  

Gegenüber der Ostsee-Zeitung und dem Tagesspiegel wurde aber gesagt, dass die Erweiterung vom Verzicht der Stadt auf einen Stichweg über das Hotelgelände abhängig gemacht wird.

Mit dem Verzicht auf einen Stichweg über ECH-Grundstücke im Zuge der Mediation zwischen Stadt und Jagdfeld bestand nun die Gefahr, dass die Stichweg-Kämpfer stattdessen Morzynski bearbeiten, dafür einen Stichweg über das Hotelgelände zuzulassen. Diese Unsicherheit musste erst weg und scheinbar ist sie das nun.

Dem aufmerksamen Leser wird auffallen, dass die Investitionssumme dem entspricht, was Jagdfeld zur Rettung des Hotels gebraucht hätte, 2011 von den Anlegern einsammeln wollte, aber nicht bekam. Die Anleger hätten ihr Hotel damit möglicherweise retten können. Denn eines darf man nicht vergessen: Paul Morzynski hat das Grand Hotel aus der Insolvenz ersteigert und zwar ohne die Schuldentilgung, die das Haus vor der Insolvenz zu leisten hatte. Alles, was das Grand Hotel seit August 2012 verdiente, musste nur das tilgen, was Familie Morzynski selbst investiert hat und das waren zunächst einmal „nur“ ein paar hunderttausend Euro für optische Aufwertungen und technische Verbesserungen. Ohne Schulden sind Gewinne möglich und darum läuft das Haus auch gut, darum war die Insolvenz eine Chance, auch wenn es für das Gesamtprojekt dafür umso schwieriger wird, weil die beiden Hauptakteure Heiligendamms erst einmal zueinander finden und bei aller Gegensätzlichkeit die entscheidenden Gemeinsamkeiten finden müssen. Immerhin haben beide dasselbe Ziel. Ironischerweise schweißen gerade die Gegner dieses Ziels die beiden zusammen.

Wieder da: Modelle von der Zukunft Heiligendamms

In diesem Zusammenhang ist eine Kleinigkeit wirklich erwähnenswert. Insolvenzverwalter Jörg Zumbaum ließ seinerzeit das Modell der ECH für die Zukunft Heiligendamms von der ECH abholen. Mir gegenüber sagte er, er wolle keine Werbung für Jagdfeld machen, er benutzte eine schärfere Formulierung. Das war durchaus nachvollziehbar. Das Modell der Villa „Großfürstin Marie – Perle“ kam bald wieder zurück ins Foyer und seit Juni ist nun auch der große Glaskasten mit dem Heiligendamm der Zukunft samt Thalasso-Zentrum, Ayurveda-Tempel, Ensemble-Villa, Ensemble-Palais und Demmler-Park wieder da. Es fehlt allerdings eine Aktualisierung des Bereiches um den Golfteich, also Imbiss-Kolonnaden (eigentlich „Strandpunkt“, Sani-Haus, Spielplatz und Linden-Palais.

Bitte klingeln: Grand Hotel installiert Klingeln am Tor

Bisher wurde der Eindruck geschaffen, das Grand Hotel würde sich an Tagesgästen stören. Hotel-Geschäftsführer Patrick Weber bemühte sich stets, diesen Eindruck zu beseitigen, indem er offen die Tagesgäste dazu einlud, die Gastronomie und Freizeitangebote des Hauses zu besuchen. Praktisch ging das stets nur von vorn, also von der Kühlungsborner Straße aus und nicht vom viel stärker frequentierten Bereich der Promenade aus. Im Mai installierte das Grand Hotel nun am Eingang am Findling große Anlagen, über die man klingeln kann und Einlass bekommt. Meine Beobachtungen zeigen, dass eine gewisse Scheu besteht und die Leute nicht klingeln, wenn sie einfach nur mal hinein wollen. Wer klingelt, geht dann auch in eines des Häuser und nicht einfach nur durch das Gelände hindurch, so meine – natürlich nicht empirischen – Beobachtungen.

Live und in Farbe: Live-Webcam bei Livespotting

Noch eine Neuerung aus dem Grand Hotel: Die statische Webcam mit Blick vom Kurhaus zur Seebrücke ist weg. Stattdessen wurde am Seeflügel des Hauses „Mecklenburg“ eine Panorama-Kamera installiert, deren Blickwinkel vom Kurhaus bis zur Seebrückenplattform reicht und die genau das live zeigt, was sich gerade abspielt. Kinder spielen auf dem Rasen Fußball, Gäste sonnen sich im Strandkorb oder sitzen auf der Terrasse, Autos kommen und fahren, der Rasen wird gemäht und die Tagesgäste kommen, gucken, gehen zum Tor und wieder zurück. Hier wird Heiligendamm so gezeigt, wie es ist. Dass man nur die sanierte Villa „Großfürstin Marie – Perle“ und das ebenfalls weiß strahlende Haus „Bischofsstab“ sieht, ist keine Sache der Einstellung der Kamera, sondern kommt davon, dass die Perlenkette entlang des Waldessaumes gebaut wurde, der einen Bogen vom Meer weg macht. Durch den breiten Anbau „Großfürstin Marie“ verschwinden die anderen Villen hinter diesem. Wäre die Kamera weiter links installiert, würde man die unsanierten Straßenseiten der Villen sehen, aber die Seebrücke nicht mehr, weil der Erker des Seeflügels des Hauses „Mecklenburg“ im Weg wäre. Also alles andere, als böse Absicht. Ich persönlich würde mir ja eine Live-Cam dort wünschen, wo jetzt der behindertengerechte Strandzugang entsteht, ausgerichtet auf die Promenade, Perlenkette, das Hotel und die Seebrücke. 

Titel verteidigt: Ronny Siewert gewinnt Großen Gourmetpreis 2016

Auch das muss erwähnt werden, auch wenn es eigentlich keine Neuigkeit mehr ist: Sternekoch Ronny Siewert hat seinen Stern verteidigt. Das liest man seit 6 Jahren jedes Jahr, aber auch im siebten Jahr darf man sich darüber freuen, dass der beste Koch Mecklenburg-Vorpommerns aus Heiligendamm kommt. An seinem Gourmet-Restaurant „Friedrich Franz“ hält dann auch Morzynski fest, wenn ihn Medien fragen, ob sich das denn lohnt. Es ist ein Geheimtipp, wegen dem auch extra Gäste kommen.

Ich hoffe, Ihnen mit diesem kleinen Überblick einige neue Informationen zu geben und den treuen Lesern, die mich nach einem Fortschritt auf ZAM fragten, eine Freude zu bereiten. Das nächste Editorial gibt es dann, wenn es wieder etwas Neues gibt auf ZAM.

Einen schönen Sommer wünscht Ihnen

Ihr

Martin Dostal