Pferderennbahn Bad Doberan-Heiligendamm Luftbild
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Kein Rennen, aber Pferde zum Rennbahn-Jubiläum

Zum 200. Geburtstag der Galopprennbahn Bad Doberan-Heiligendamm wird es keine Rennen geben, denn die Rennbahn muss saniert und mit einem Rennverein eine neue Vereinbarung getroffen werden. Auch der Baumwipfelpfad ist vom Tisch, aber die Bernsteinreiter werden zum Jubiläum etwas anbieten, das auch mit Pferden zu tun hat.

 

Rennbahn ist die älteste Deutschlands

Von 1822 bis 1945 gab es eine feste Rennbahn, die meiste Zeit mit Tribünen.
Von 1822 bis 1945 gab es eine feste Rennbahn, die meiste Zeit mit Tribünen. (Foto: A. Beckmann, Archiv Kellermann)

Anno 1822 wurde der Doberaner Rennverein gegründet und die Rennbahn Doberan-Heiligendamm offiziell als solche majorisiert. Keine Geringeren übernahmen die Schirmherrschaft, als Erbprinz Paul Friedrich und seine Gemahlin Alexandrine – eine Tochter des preußischen Königshauses. Großherzog Friedrich Franz I. von Mecklenburg stiftete mit der Goldenen Peitsche den höchsten Preis. 

Vorausgegangen war dem ein Rennen auf freiem Felde im Jahre 1803 an eben dieser Stelle auf einer sanften Erhebung zwischen Doberan und dem damals erst 10 Jahre bestehenden Seebad am Heiligen Damm. Auch wenn die Rennbahn erst fast zwei Jahrzehnte später offiziell wurde, war sie damals die erste in Deutschland und vielleicht sogar auf dem ganzen europäischen Kontinent. Die Idee stammt aus England und von dort machten sich auch Experten auf den Weg nach Doberan, um die neue Stätte in Augenschein zu nehmen. Sie waren trotz der nötigen Portion Lokalpatriotismus sehr angetan von der neuen Rennbahn und so stieg sie auf und die Rennen auf ihr wurden zu offiziellen Leistungsprüfungen. Hier ging es nicht mehr nur um den Pokal und die Ehre des Jockeys, sondern auch um das Ansehen ganzer Gestüte. 

Nach dem 2. Weltkrieg hatten selbst die Russen noch Interesse an dieser zuletzt aus Notlandungsflugplatz genutzten Bahn und veranstalteten ein Rennen. Doch die Bodenreform war bereits im Gange und berücksichtigte dieses Stück Geschichte nicht, sodass das Geläuf der Landwirtschaft zugeschlagen und umgepflügt wurde. Die Alleen im vorderen Bereich blieben bestehen und wurden als Lagerplatz für Steine und Erden genutzt. An eine Rennbahn erinnerte nichts mehr.

 

Rennen lebten nach der Wiedervereinigung wieder auf

Bis 1990, als unter dem Engagement des damaligen ersten demokratisch gewählten Bürgermeisters Berno Grzech der Spirit der Pferderennen wieder nach Bad Doberan-Heiligendamm zurück fand. Die Rennen lebten wieder auf und wurden weit über die Landesgrenzen hinaus beachtet. Die PMU-Prüfstätte war zurück und was Rang und Namen hatte, traf sich in Bad Doberan-Heiligendamm. Erst Recht nach der Wiedereröffnung des Grand Hotels im Jahr 2003.

Doch Spirit allein kann Traditionen nicht retten. So eine Rennbahn muss erhalten werden und sie muss auch wachsen, wenn sie wie 1803 auf freiem Felde steht und keine festen Bauten hat. Die Startmaschine kann man noch unterstellen, ein Kassenhäuschen muss nicht aus Stein sein. Aber eigentlich braucht es schon etwas mehr für so eine Rennbahn und bei so viel Geschichte sind die Erwartungen hoch. 

Die Stadt konnte diese Erwartungen nicht erfüllen: Berno Grzech wurde der Veruntreuung von Geldern für den Aufbau der Rennbahn bezichtigt und musste gehen. Ein privater Verein mit engagierten Menschen kümmerte sich nun um alles auf der Rennbahn und die Stadt um die Rennbahn selbst. Das ging einige Jahre gut, aber dann gab es im Verein Uneinigkeit über die Richtung und bei der Stadt hatte man andere Prioritäten. 

 

Scheitern und neue Pläne

Plan der Galopprennbahn Bad Doberan-Heiligendamm
Plan der Galopprennbahn Bad Doberan-Heiligendamm Grafik: Jan Schmidt, Archiv Kellermann)

Das Ende der Geschichte: Die Rennbahn verkam und ein enormer Sanierungsstau entstand. Der Rennverein ging im eigenen Streit unter, es wurde Insolvenz angemeldet und die Stadt drängte auf Auflösung des Pachtvertrages. Man hatte mit Antenne MV einen Interessenten für Events und mit der Erlebnis Akademie ein neues touristisches Angebot im Auge: Einen Baumwipfelpfad. Zugleich kristallisierte sich auch unter den Stadtvertretern eine gewisse Uneinigkeit oder auch Unschlüssigkeit heraus, was man denn mit der Rennbahn überhaupt machen kann. Denn es gibt auf Grund des Denkmalstatus eine Vorgabe: Ohne Rennen geht es nicht.

Die Idee war nun, den Rennverein sich auf die Rennen konzentrieren zu lassen und den vorderen Bereich mehrmals im Jahr für Veranstaltungen zu nutzen – mit der Option, dass wenn jemand die Fläche pachtet, die Stadt eigene Veranstaltungen ohne Miete machen darf. Damit das Geläuf nicht brauch liegt und verkommt, sollte da irgend etwas mit Pferden entstehen. Aber nur in der Mitte – nicht auf dem Geläuf selbst.

Auch hier gab es mehrere Ideen vom Gestüt bis zum Reiterhof. Doch beides braucht feste Gebäude und wenn es touristisch sein soll, muss man mit dem Pferd an den Strand gelangen. Das sind Hürden, die genommen werden müssen. Es fanden sich sogar zwei Interessenten mit ähnlichen, aber dann doch nicht so richtig ineinander übergreifenden Konzepten. In der Politik konnte man sich nicht so recht vorstellen, wie diese beiden zusammenarbeiten könnten – wie die Verwaltung es gern gesehen hätte. So blieb nur einer übrig: Die Bernsteinreiter, die in Hirschburg und Barth bereits Reiterhöfe betreiben.

 

Bernsteinreiter kommen auf die Rennbahn

Der Pachtvertrag ist unterschrieben und nun sollen 10 Dülmener Wildpferde und 20 weitere Ponys nach Bad Doberan kommen. Fünf Mitarbeiter sollen ab August 2022 eine Ponyreitstation betreiben, Ponys und Kutschen verleihen, einen Streichelzoo und eine kleine Gastronomie betreiben. Man will Kindergeburtstage ausrichten und Kooperationen suchen. Geschäftsführer Tino Leipold betont, für alles offen zu sein. Aber er mahnt auch an, dass man einen Zugang zum Strand braucht. Ohne den würde es schwierig werden. 

Es werden also zum 200. Jubiläum Pferde auf der Rennbahn sein, aber es wird keine Rennen geben. Das Stadt- und Bädermuseum wird aber mit einer Sonderausstellung an die Tradition erinnern:
Sonderausstellung 200 Jahre Galopprennbahn Doberan im Möckelhaus (14.07.-29.10.2022

Beitragsbild: M. Sander

 

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