Neuer Betreiber für das Grand Hotel vielleicht schon vor der Saison.
Die Rettung des Grand Hotels in Heiligendamm könnte schneller gehen, als man dachte. Schon Insolvenzverwalter Jörg Zumbaum hatte sechs Bewerber für die Übernahme des insolventen Luxushotels in die engere Auswahl genommen und sein Sonderbeauftragter vor Ort, Rolf Paarmann, verhandelt nun konkret. In Frage kommen für ihn nur Familienbetriebe, da das Prinzip „Wir sind eine Familie“ im Grand Hotel Früchte trägt und weiter geführt werden soll.
Paarmann sagt gegenüber der OSTSEE-ZEITUNG (Ausgabe vom 27.03.2012), dass die sechs Bewerber alle aus dem europäischen Raum stammen und räumt mit den Gerüchten auf, dass Investoren aus den Golf-Staaten oder China an den Gesprächen beteiligt werden. Das ist nach seiner Aussage ebenso wenig der Fall, wie die Bewerbung von großen Staatsfonds. Auch Investor Anno August Jagdfeld hat nach seiner Aussage kein eigenes Angebot vorgelegt.
Weiterführung als 5-Sterne-Hotel wird angestrebt. Zerschlagung soll verhindert werden.
Wie die OSTSEE-ZEITUNG weiter berichtet, sind die obersten Ziele des Insolvenzverwalters, das derzeit gut ausgelastete Hotel als Fünf-Sterne-Luxushotel weiter zu führen und das Gebäudeensemble komplett in einer Hand zu belassen. Paarmann betont, dass sich das Hotel einen Ruf unter den Fünf-Sterne-Hotels gemacht hat und es daher sinnlos wäre, daraus ein Vier-Sterne-Hotel oder schlimmstenfalls noch eine Jugendherberge zu machen. Paarmann lobt auch die Mitarbeiter, die zum Erfolg des Grand Hotels beigetragen haben und sieht außer den 300 unmittelbaren auch 150 mittelbare Arbeitsplätze, z.B. beim Wachdienst und Zulieferern zu sichern.
Wie geht es mit der Perlenkette weiter?
Die Weiterentwicklung Heiligendamms in der ersten Reihe wird das nicht beeinträchtigen, denn die Sanierung der Perlenkette ist nicht vom Hotelbetrieb abhängig. Eher verhielt es sich bisher anders herum: Die ECH hatte dem Grand Hotel immer wieder mit Stundungen und sogar Darlehen geholfen. Das Jagdfeld immer wieder vorgeworfene Geflecht von Firmen in der FUNDUS-Gruppe hat also auch gute Seiten. Dennoch sollte man nicht denken, Jagdfeld könne einfach Geld von erfolgreichen in erfolglose Projekte umschaufeln. Wenn das möglich gewesen wäre, würde das Grand Hotel jetzt nicht insolvent sein. Nicht zu vergessen: Die ECH wurde seit 2004 daran gehindert, ihre Pläne zur Sanierung der Perlenkette neu auszurichten und konnte darum erst 2010 mit der Sanierung beginnen. Unter anderen Umständen hätte die ECH bereits Millionen mit dem Verkauf von Ferienwohnungen verdient und von den Gewinnen das Grand Hotel unterstützen können. Von satten Gewinnen aber ist die ECH angesichts der festgefahrenen und sich erst jetzt langsam lockernden Situation noch weit entfernt. Die ECH kann quasi jetzt erst beginnen, was sie eigentlich schon fertig haben wollte. Villa „Greif“ ist in Planung, Villa „Perle“ wird spätestens nächstes Jahr fertig – insgesamt wird aber laut Projektleiter Hans Schlag „eine zweistellige Zahl von Jahren vergehen“, bis die Perlenkette wieder im alten Glanz erstrahlt.
Was bedeutet ein neuer Eigentümer für die FUNDUS-Pläne?
Ob alle Vorhaben des Masterplans sich umsetzen lassen, ist derzeit nicht abzusehen. Die Pläne sehen eine eigene kleine Stadt vor, deren Mittelpunkt das Grand Hotel darstellt. Wenn der neue Eigentümer des Grand Hotels sich damit identifizieren und sich auch an den FUNDUS-Vorhaben beteiligen kann (oder anders herum FUNDUS am Grand Hotel beteiligt, denn es muss nun einmal mindestens einen Weg geben, über den Geld aus dem Hotel in die Entwicklung des Umlandes fließt), dann kann zusammen mit der ECH alles umgesetzt werden, was Robert A. M. Stern vorschwebte. Wenn sich die beiden Unternehmen jedoch nicht verstehen, wird die ECH ihre Pläne nicht mehr am Hotel, sondern an den Villen und Appartments orientieren und somit eine eigene Welt um das Grand Hotel herum entwickeln. Das mag auch funktionieren aber für die Vermarktung der Legende Heiligendamm ist es besser, wenn alles ein Paket bleibt.
Insolvenzverwalter würde Öffnungs-Beschluss widersprechen.
Rolf Paarmann macht klar, wohin das Ansinnen einiger Stadtvertreter führt, den Heimfall von Pachtland für eine Entfernung von Zäunen zu nutzen: Als Insolvenzverwalter muss er Schaden von den Gläubigern abwenden und in Widerspruch gehen. Die Folge wäre ein jahrelanger Rechtsstreit, in der Zeit das Grand Hotel dann gänzlich in die Pleite stürzen könnte – sei es, weil Investoren zurück schrecken oder weil das Hotel durch die Wege zerschlagen wird.
IHK will im Wege-Streit moderieren.
Wie die OSTSEE-ZEITUNG weiter berichtet, hat sich die IHK zu Rostock im Streit um die Öffnung der Wege angeboten, zwischen den Interessenvertretern zu moderieren, um eine gemeinsame Lösung zu finden. Ein externer Fachmann soll einen Kompromiss erarbeiten, der auf der einen Seite die Privatsphäre der Gäste des Grand Hotels wahrt und andererseits den Bürgern einen (weiteren?) Zugang zum Meer bieten soll.
Zum vollständigen Artikel in der OSTSEE-ZEITUNG:
http://www.ostsee-zeitung.de/doberan/index_artikel_komplett.phtml?param=news&id=3403593