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Bauwerke in Heiligendamm

Palais „Prinzessin von Reuß“ (Logierhaus S.K.H. Auguste, Haus 14, Max-Planck-Haus, Residenz-Hotel)

Alte Namen: Logierhaus SKH Auguste, „Max-Planck-Haus“ (Haus 14), Residenz-Hotel

Standort:
Prof.-Dr.-Vogel-Str. 16-18
54°08’37.8″N 11°50’51.8″E

Baujahr: 1850
Bauherr: Großherzog Friedrich Franz II. von Mecklenburg
Architekt: unbekannt
Umbauten: Vergrößerung zwischen 1900 und 1910
Bauherr: Großherzogliche Familie
Architekt: August Gaster
Eigentümer: Großherzogliche Badeintendantur / Großherzöge von Mecklenburg (bis 1919), unbekannt (1919-1949), DDR über den FDGB (1949-1952), DDR über die Sozialversicherungsanstalt (1952-1990), BRD über Oberfinanzdirektion (1993-1997), Klaus Metz (1990-2002), Akzent (2002-2004), FUNDUS-Gruppe über EntwicklungsCompagnie Heiligendamm I GmbH & Co. KG (seit 2004)
Nachgewiesene Nutzungen: Sommerhaus der Großherzoglichen Familie (bis 1948), VWR VEB Erholungsheime Kühlungsborn + Heiligendamm (1961-1990), Hotel (1990-2004), Mitarbeiterwohnungen (seit 2004)

 

Beschreibung:

Blick von Osten vor der Erweiterung (Quelle: Archiv Kellermann)

Nachdem Großherzog Friedrich Franz II. am 3. November 1849 Prinzessin Auguste Mathilde Wilhelmine Prinzessin Reuß zu Köstritz heiratete, ließ er für sie ein Palais in Heiligendamm errichten. Auguste war die Tochter des Prinzen Heinrich LXIII. Reuß zu Köstritz und der Gräfin Eleonore zu Stolberg-Wernigerode.

Sie starb 1862 im Alter von 39 Jahren. Am Schweriner Hof ging man von einer „mit Bronchialleiden verbundenen Herzkrankheit“ als Todesursache aus, ein Biograph hielt ein „katharilisches Fieber“ als Ursache und auch Königin Victoria von England erwähnte in ihrem Tagebuch ein „Fieber“. Andere vermuteten eine damals weit verbreitete Tuberkulose-Erkrankung. Das war ein Tabuthema, weil es die Wahrscheinlichkeit senkte, Kinder zu gebären und somit die Chancen, verheiratet zu werden. Ihr ältester Sohn Friedrich Franz III. litt ebenfalls an einer schwachen Lunge. Auguste war auch die Mutter der Großfürstin Marie, für die der Anbau an der Villa „Perle“ entstand.

Ursprüngliches Gebäude (Quelle: A. Beckmann)

Das Prinzessin-von-Reuß-Palais war ursprünglich kleiner. Es war zweigeschossig mit flachem Walmdach und deutlich gekennzeichneter Beletage. Eine offene Veranda mit Balkon bildete den repräsentativen Eingangsbereich. Die zwei Fensterachsen waren links und rechts ganz nach außen gerückt. Unten waren die Fenster größer und oben kleiner und es wurden keine Sprossenfenster, sondern zweiflügelige Fenster mit Oberlicht verwendet.

An der Westseite gab es einen Eingangserker, die Südseite ist nicht überliefert. Ein Zahnkranzgesims sorgte für die Stattlichkeit des Sommerhauses. Es war insgesamt größer als die Cottages. Das Palais stand zwischen Strand und Wald an dem durch den Bau der Villenreihe entstandenen Weg in einem rechteckigen Garten.

Nach dem Umbau (Quelle: Planet Verlag Berlin)

Auguste konnte dieses Haus nur 12 Jahre bewohnen. Laut ROCHOW haben die Nachfahren das Haus umgebaut. Als Architekt konnte August Gaster aus Doberan nachgewiesen werden. Die Fertigstellung wird auf 1910 datiert. Während die Villa zum Anfang noch dem Historismus zuzuordnen war, erfolgte der Umbau im Jugendstil.

Das vorhandene Gebäude wurde zum Wald hin durch ein weiteres Gebäudeensemble ergänzt. Es hat nach Westen zwei Achsen. Nach Osten war der neue Gebäudeteil länger, sodass die Ostfassade aufgelockert ist. Das Verhältnis ist hier eine Achse des linken Gebäudeteils zu zwei des rechten. Die Schauseite zur Straße wurde nicht verändert, an der Waldseite wurde an den neuen Gebäudeteil ein großer gegliederter Anbau über das Souterrain und Erdgeschoss in der Länge des alten Gebäudeteils angebaut. Im Obergeschoss bildet sich so eine große Terrasse. Über der Terrasse präsentiert sich der neue Gebäudeteil zweigeteilt.

(Quelle: A. Beckmann)

Es handelt sich um zwei Gebäudeteile mit eigenen Mansard-Walmdächern Der linke Teil hat vier Fensterachsen und der rechte zwei bei gleicher Kubatur. Die Verbindung zum alten Gebäudeteil wird über zwei im rechten Winkel verlaufende Mansarddächer geschaffen. Zwischen ihnen lieg zurückgesetzt als Verbindung zu allen drei Seiten und zur Terrasse ein zweistöckiger Verbindungsbau mit Flachdach. Das Dachgeschoss mit einer Vielzahl von Dachgauben erschlossen. Auch der obere Teil des Daches wurde mit Fenstern versehen. Die Fenster wurden komplett durch weiße Sprossenfenster ersetzt.

(Quelle: A. Beckmann)

Statt repräsentativ als Landhaus in einem frei einsehbaren Park fand man das stattliche Palais nun westseitig hinter einer schulterhohen Mauer mit Tor vor. Offenbar gab es in dem Gebäude ein Musikzimmer. Das Haus hat eine große Ähnlichkeit mit der Villa „Godeswege“, die Herzog Adolf Friedrich über ein Jahrzehnt später kaufte und in Villa „Feodora“ umbenannte (Kreismusikschule im Stülower Weg).

Das kommt nicht von ungefähr: Adolf Friedrich war der Bruder Friedrich Franz II. und heiratete 1917 die 1889 geborene Prinzessin Viktoria Feodora von Reuß. Am 18.12.1918 kam ihre gemeinsame Tochter Woizlawa Feodora zur Welt, aber Viktoria starb. 1924 heiratete Adolf Friedrich die Witwe seines Halbbruders. Nach welcher Prinzessin von Reuß oder ob sie nach beiden benannt wurde, ist nicht klar. Bei NIZZE wird das Prinzessin-von-Reuß-Palais gar nicht erwähnt.

(Quelle: Planet Verlag Berlin)

Erst auf Fotos aus der DDR-Zeit dokumentiert wurde auf der Terrasse an der Nordostecke ein Wintergarten. Bei der Sanierung um 1990 wurde dieser erneuert. Ursprünglich wiederholte sich hier das Motiv der Eingangsloggia mit aufgesetztem Balkon. Eine große Terrasse reichte über die ganze Breite des Gebäudeteils und rechts befand sich eine Fensterachse.

(Quelle: Thür. Volkskunstverlag, Weimar)

Das Prinzessin-von-Reuß-Palais blieb von Anfang an in Privatbesitz und wurde weder 1872 noch 1911 noch 1997 zusammen mit dem Bad verkauft. 1949 wurde es dem Förderausschuss für Geisteswissenschaften übergeben, der aber kurz darauf in der DDR-Regierung aufging. Ab 1952 wurde das Haus zusammen mit dem Ostsee-Hotel, dem Promenaden-Hotel und dem Union Hotel in Kühlungsborn und dem Fritz-Reuter-Haus nebenan als „Intelligenz-Heime“ der VEB Erholungsheime Kühlungsborn-Heiligendamm geführt.

1957 erfolgte eine Neuaufteilung, in Folge derer alle Gebäude des Sanatoriums außer des Max-Planck-Hauses und des Fritz-Reuter-Hauses an die Sozialversicherungsanstalt der DDR gingen. Das Max-Planck-Haus ging an den Volkswirtschaftsrat VWR VEB Erholungsheime Ostseebad Kühlungsborn und Heiligendamm. Dieser wurde 1965 aufgelöst. 

Die EntwicklungsCompagnie Heiligendamm als jetziger Eigentümer hat noch herausgefunden, dass es „Sitz eines Reisebüros“ war, also wahrscheinlich wie das Fritz-Reuter-Haus nebenan durch da Reisebüro der DDR vermittelt wurde. Es dürfte aber im Volkseigenen Betrieb geblieben sein, weil dieser zuständig blieb. Es soll Mitarbeiter der Volkspolizei beherbergt haben.  

Zum Haus gehören auch zwei Nebengebäude im Hof, die nach Auskunft einer ehemaligen Bewohnerin als Mitarbeiterwohnhäuser für diese beiden Gästehäuser dienten. Das dem Palais näher stehende Haus (Bild 1) ist schon auf Luftbildern von 1953 vorhanden. Das zweite Gebäude entstand erst später.

1990 erwarb Klaus Metz das Haus und das neben stehende Haus „Bischofsstab“ von der Oberfinanzdirektion Rostock und richtete das „Residenz Hotel Am Heiligen Damm“ ein. Im Prinzessin-von-Reuß-Palais, das diesen Namen zu der Zeit nicht trug, gab es nur Zimmer und Suiten und eine Lobby mit Wintergarten.

Im Haus „Bischofsstab“ waren die Küche und das Restaurant. Bis 2002 betrieb die Familie das Hotel, ging dann aber zurück in die Heimat. Das Hotel wurde als „Akzent Residenz Hotel Am Heiligen Damm“ weiterbetrieben, wobei „Akzent“ für die neue Eigentümergesellschaft stand.

Der Betrieb wurde 2004 eingestellt und die Gebäude verkauft. Das Prinzessin-von-Reuß-Palais wurde durch die EntwicklungsCompagnie Heiligendamm GmbH & Co. KG erworben und in ihm Mitarbeiterwohnungen für Mitarbeiter der Gesellschaft und damals auch des zur selben Gruppe (Jagdfeld-Gruppe) gehörenden Grand Hotel Heiligendamm eingerichtet.

Visualisierung des Sanierungsvorhabens (Quelle: EntwicklungsCompagnie Heiligendamm)

Auch heute wohnen Mitarbeiter in dem Gebäude, langfristig sollen aber auch dort hochwertige Eigentumswohnungen mit Seeblick entstehen. Die ECH hat unabhängig davon mehrere Erhaltungsmaßnahmen vorgenommen.

 

 

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