Politikverdrossenheit bei Doberaner Politikern?
Knapp 15 Monate ist es her, dass die Bad Doberaner ihre Stadtvertreter wählten. Damals wurden 23 Leute in die Stadtvertreterversammlung gewählt, die acht Fraktionen bildeten. Der parteilose Jochen Arenz blieb freiwillig Einzelkandidat und weil zu einer Fraktion immer mindestens zwei Leute gehören, blieben auch FDP-Mann Harry Klink und NPD-Mann Dirk Susemihl als einzige Vertreter ihrer Parteien fraktionslos. Diese Konstellation hielt nicht lange an: Zwei der drei Bürgerbund-Stadtvertreter verließen ihre Fraktion, die sich damit auflöste. Nun gab es sechs Einzelkandidaten. Ende 2014 legte Harry Klink das Mandat nieder und vor zwei Wochen erklärte auch Dirk Susemihl den Verzicht. Die FDP wollte mit einem Nachrücker weiter machen, bei der NPD zeichnet sich ein Verzicht auf den Sitz ab. Übrig bleiben vorerst 22 Stadtvertreter, die aber oft auch nicht vollzählig anwesend sind. Schon die Wahlzettel waren lang und offenbarten eine Zersplitterung von Wählergruppen. Blickt man weiter zurück, hat auch das eine gewisse Tradition, entzweiten sogar die so genannten „etablierten Parteien“. Stadtvertreter traten aus und bildeten neue Gruppen und auch von außerhalb drängten neue Gemeinschaften in das Rathaus. Da gab es dann die „Doberaner Mitte“, das „Bündnis für Bad Doberan“, die „Christlich-Demokratische Gemeinschaft“ und aktuell vertreten den „Bürgerbund“, die „Unabhängige Doberaner Initiative“ und den „Tourismus-Bund“. Bis zur nächsten Wahl ist noch viel Zeit, auch für weitere Zersplitterung. Doch warum ist das so? Sind die Lokalpolitiker politikverdrossen? Fast scheint es so, kritisieren doch viele von ihnen den Umgang der Stadtvertreter untereinander. Oft sind sie sop sehr mit sich selbst beschäftigt, dass wichtige Entscheidungen auf der Strecke bleiben. Aber auch Mutlosigkeit ist da zu spüren, wenn die Verwaltung lange braucht, um Informationen bereit zu stellen oder diese nicht so sind, wie benötigt. Immer wieder stellen Stadtvertreter dieselben Forderungen an die Verwaltung und warten oft vergebens auf Resultate oder auch nur Reaktionen. Das geht auch Bürgern so und da kann es schnell zu „Verwaltungsverdrossenheit“ kommen. Stadtvertretung und Stadtverwaltung sind ja eigentlich zwei ganz verschiedene Dinge, die zusammen arbeiten, aber sich nicht vermischen sollen. Die Stadtvertreter dürfen keine Verwaltungsaufgaben übernehmen und dazu kommt es auch eher nicht. Wohl aber benehmen sich vielerorts Mitarbeiter der Stadtverwaltungen gern wie Politiker und heben sich in den Medien hervor, als gelte es, die nächste Wahl zu gewinnen. Für den Bürger ist es dann umso schwerer, Politik von Verwaltung zu trennen. Das wirkt sich natürlich auch auf sein Wahlverhalten aus. Leider nicht immer positiv, je nach Verdrossenheit.