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Was Reuter schon über die Mecklenburger schrieb

Eckart Paap ist einer der wenigen in Heiligendamm, die noch Plattdeutsch verstehen und sprechen können. Als bekennender Mecklenburger kennt und liebt er auch die Werke von Fritz Reuter. Sehr zu seiner Freude hat sich in Bad Doberan ein gebürtiger Stavenhagener niedergelassen, mit dem er sich gern auf Platt unterhält und austauscht. Gemeinsam wandeln beide auf den Spuren des mecklenburgischen Dichters und fanden dabei in den Gesammelten Briefen und Werken ein Manuskript vom unveröffentlichten Buch „Herr von Hakensterz und seine Tagelöhner“. Fritz Reuter beschreibt im 5. Kapitel die Mecklenburger und ihre Eigenarten: „Bei genauer Betrachtung des Volkscharakters finden wir tief in ihm wendische Zähigkeit versteckt, in der Bedächtigkeit des Urteils und Entschlusses, in der Beharrlichkeit und in Anhänglichkeit an Persönlichkeiten, was dann freilich oft in Langsamkeit des Urteils, in starres Festhalten am Alten und Hergebrachten und Knechtsinn ausartet“. Wie treffend doch diese Einschätzung heute noch ist! Doch Reuter wird noch genauer, gibt sehr genau die Zerrissenheit wieder, die in vielen Stadtparlamenten herrscht, die Rivalität, die das Handeln vieler Stadtvertreter bestimmt und das Gegeneinander, das so viele wichtige Entscheidungen immer wieder verzögert oder gar blockiert: „Auch wir Mecklenburger streben einem Siege der Zivilisation und Humanität nach aber nicht, indem wir nebeneinander, sondern indem wir gegeneinander kämpfen. Rivalität ist der Dampf, der die Lokomotive unserer Bildung treibt, politische und soziale. Wir sind die rechten Leute für jene hochweisen Herren, die allen Fortschritt in Bildung, Kunst und Wissenschaft im Vaterlande auf den Neid und die Eifersucht der verschiedenen deutschen Nationen und Natiönchen oder gar auf die bloße Existenz von dreißig und einigen Fürstenhöfen- und -höfchen schieben und die, um altgriechische Zerrissenheit vor Vorwürfen zu schützen, mit der deutschen schöntun“. Schaut man in die Rathäuser wird einem klar, wie Recht Reuter hat. Ob nun in Bad Doberan, Kröpelin oder Rostock – das Miteinander fällt vielen (nicht allen) schwer. In der Münsterstadt sind die Weichen nun gestellt, ein neuer Bürgermeister bricht die alten Strukturen auf. Das ist die Chance Reuter zu zeigen, dass es auch anders geht.

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