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300 Heiligendamm-Anleger verklagen Banken

Während der einfache Bürger auf FUNDUS-Chef Anno August Jagdfeld oder die Bad Doberaner Politiker schimpft, macht eine aktuelle Klageflut klar, dass die eigentlichen Schuldigen an der Insolvenz des Grand Hotels bei den Banken sitzen. Nach Lehmann und der Commerzbank und einer Welle von Pleiten und Pannen bei den Banken fügt sich das Heiligendamm-Dilemma nur in die Bankenkrise ein und lässt Zäune, Marketingfehler und politische Blockaden für einen Moment in den Hintergrund verschwinden.

 

Banken sollen schlecht beraten haben.

Wie mehrere Zeitungen berichten, wollen etwa 300 der 1900 Anleger des insolventen FUNDUS Fonds 34 gegen mehrere Banken vor Gericht ziehen. Vertreten durch Anwalt Andreas Frank aus Stuttgart geht es in erster Linie gegen die Commerzbank als Nachfolgerin der Dresdner Bank, die Anteile an den Fonds 34 in großem Umfang an Kunden vermittelt hat. Laut Frank sollen in den Hotelzimmern des Grand Hotels Prospekte der Dresdner Bank ausgelegt worden sein, die mit der Beteiligung am eben genutzten Hotel warben.

Das ist natürlich keine Methode, um so etwas wie Fondsanteile zu verkaufen. Immerhin geht es um viel Geld, das die Anleger investieren: 200.000 Euro musste jeder Anleger mindestens investieren – mehr war jederzeit möglich. 5% Agio waren obendrauf zu zahlen – angesichts der versprochenen 8% Rendite eine lukrative Anlage.

 

Jagdfelds Botschaft wurde nicht weitergegeben

Die Banken aber vergaßen, Jagdfelds Botschaft weiter zu geben. Der nämlich sagte von Anfang an, dass der Fonds für Liebhaber ist, denen die Beteiligung an der Wiedergeburt der Legende Heiligendamm mehr bedeutet, als die regelmäßige Rendite. Jagdfeld hob immer die Vorzüge hervor, die der Anleger hat – die Vergünstigungen vor Ort. Das Video dazu wurde leider mit Entfernung des Fonds 34 aus dem Beteiligungsangebot auch von der FUNDUS-Internetseite gelöscht.

 

90% Wertverlust durch Kapitalschnitt

In den FUNDUS Fonds 34 wurden von den 1.900 Anlegern insgesamt 127 Millionen Euro eingezahlt, die in die Sanierung des Ensembles und die Einrichtung und den Betrieb des Grand Hotels geflossen sind. Nach dem Kapitalschnitt im Jahre 2011 ist der Fonds nur noch 12,7 Millionen Euro wert was einen Wertverlust von 90% entspricht.

 

Herbe Verluste aber es gibt schlimmere Beispiele

Viele Anleger werden leer ausgehen, andere müssen bis zu 50% Verluste hinnehmen. Dennoch gibt es Schlimmeres: Hätten die Heiligendamm-Anleger zur gleichen Zeit dieselbe Summe in Commerzbank-Aktien investiert, hätten sie jetzt nicht die Hälfte, sondern gute 80% ihres Geldes verloren. Die Verluste sind fast zur Hälfte von der Steuer absetzbar.

 

Pleite-Fonds war für viele Altersvorsorge

Doch unter den Zeichnern waren viele Rentner, denen eine sichere Geldanlage, quasi eine gute Altersvorsorge mit hohen Renditen und Sonderkonditionen für ihr Hotel versprochen wurde. Davon, dass ein Fonds pleitegehen kann, wurde ihnen offenbar nichts gesagt. So gehen die Klagen dann auch nicht gegen Jagdfeld, sondern gegen die Banken. Auch die Ostseesparkasse Rostock (OSPA) gehört zu den Beklagten. Äußern wollte sich gegenüber der Ostsee-Zeitung nach deren Angaben keine der Banken. Gerade für Rentner ist die Klage oft der einzige Weg, um wenigstens einen Teil des Geldes wiederzusehen und einen Teil der Altersvorsorge zu retten.

 

Verbraucherschützer: Erfolgsaussichten genau prüfen

Die Verbraucherzentrale rät jedoch, die Erfolgsaussichten einer Klage sehr genau zu prüfen, denn die Beweislast liegt beim Kunden und nicht bei der Bank.

 

Gute Aussichten für Hotel-Rettung

Die Insolvenz des Fonds 24 zog auch die Insolvenz des Grand Hotels mit sich, da dieses sich aus dem Fonds finanziert. Die Gläubigerversammlung vom 21.03.2012 macht jedoch Hoffnung: Insolvenzverwalter Jörg Zumbaum hat mehrere ernstzunehmende Interessenten für das Hotel, deren Konzepte nun geprüft werden. Die Gläubiger verzichten teilweise auf Forderungen oder auf die sofortige Vollstreckung und ziehen dadurch kein Geld aus dem Hotel. Dadurch können die Löhne und Gehälter nach Auslaufen des Insolvenzgeldes weiter gezahlt und noch 25 neue feste Stellen geschaffen werden. Auch die Kreditgeber saßen am Tisch – die OSPA, die KSK Heinsberg und die HypoVereinsbank. Die Privatanleger bleiben üblicherweise zunächst außen vor. Insolvenzverwalter Zumbaum ernannte als persönlichen Vertreter im Hotel den Ex-Chef der IHK zu Rostock, Rolf Paarmann.

Dementi: OSPA hat keine Anteile verkauft. 

Die Ostsee-Zeitung stellt am 23.03.2012 klar, dass die Ostseesparkasse Rostock entgegen der gestrigen Berichterstattung des Blattes keine Anteile am Fonds 34 an Kunden vermittelt oder verkauft hat. (Anmerkung: Die OSPA ist einer der größten Kreditgeber des Grand Hotels – vielleicht wurde deshalb etwas verwechselt.)

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