Zäune statt Konzepte?
Die alte Jugendherberge ist „umgittert“, das alte Moorbad „umwandet“, die alte Chemiefabrik umwuchert und nun gibt es auch um die Wirtschaftsruine auf dem Klosterareal einen Zaun. Gebaut nicht von irgend welchen Privaten, sondern von der Stadt selbst. Sie will mit den Zäunen ihre Bürger schützen, denn alle genannten Objekte sind marode und eine Gefahr für Leib und Leben. Die Bürger wiederum fragen sich, wie es überhaupt so weit kommen konnte. Das Moorbad ließ sich nicht verkaufen und auch die Jugendherberge wurde die Stadt nicht los. Beim Moorbad hatte das Rathaus nicht allzu viel mitzureden, der Schlüssel zum Verfall hier liegt bei der AOK Berlin. Bei der Jugendherberge muss man sich im Rathaus schon den Vorwurf gefallen lassen, dass die eigenen Vorstellungen und ein Versehen bei den Planungen wertvolle Zeit gekostet haben. Die Verwaltung plante zuletzt am Gesetz vorbei: Wegen einer längst abgelaufenen Frist waren die Pläne hinfällig. Aber es gibt Hoffnungen für die Jugendherberge, wie Bauamtsleiter Norbert Sass kürzlich in einem Gespräch durchblicken ließ. Nicht so rosig sieht es für die Chemiefabrik aus. Hier soll die Stadt nach Ansicht des Landkreises den Prinzen spielen und die Dornenhecken durchbrechen, um das alte Gemäuer abzureißen und zu entsorgen. Das ist der Verwaltung zu riskant und zu teuer, sodass hier noch keine Lösung in Sicht ist. Und die Wirtschaftsruine? Da verhält es sich so, wie vor einiger Zeit mit der Seebrücke in Heiligendamm: Alle haben so lange weg gesehen, bis ihnen die Sache auf die Füße gefallen ist. Und damit aus dem Sprichwort keine Tatsache wird, musste dann gesperrt und eigentlich nicht eingeplantes Geld für eine Sicherung investiert werden, die dann aber noch nicht die letzte ist. Hier fehlt es an Konzepten, stattdessen wird geflickt. Gerade diese touristisch wertvollen Standorte, wie Seebrücke und Klosterareal – aber auch Moorbad und Jugendherberge – dürfen nicht getrennt voneinander betrachtet werden. Sie alle fallen in die Kategorie „Tourismus“ und zeigen, dass Tourismus und Stadtentwicklung Hand in Hand arbeiten müssen, statt jeder für sich. Das klappt manchmal, aber nicht immer und es fehlt ein gemeinsames Ziel, das nicht nur die Sanierung im Visier hat, sondern auch die nachhaltige Nutzung. Schöne Häuser allein ziegen keine Touristen an. Erst wenn es ein gemeinsames Ziel gibt, finden sich Interessierte und Mistreiter, von denen vielleicht der eine oder andere auch den Mut hat, selbst zu investieren oder das jeweilige Angebot mit Leben zu füllen. Denn das ist es, was der eingezäunten Ruine fehlt: Leben. Die Geschichte lebendig zu machen, ist unsere Chance für Bad Doberan. Dazu braucht es aber Konzepte, statt Zäune.