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Rotstift statt Einnahmen

Der Blick über den Tellerrand: Einnahmen erhöhen, statt Ausgaben streichen.
Mit Freude nahmen die Anwohner der Mozartstraße und Martin-Luther-Straße im letzten Jahr die Meldung auf, dass „ihre“ Straßen saniert werden sollen. Auch die Rudolf-Tarnow-Straße, der Jahnweg, Kollbruchweg, Eickhöfer Weg, Parkentiner Weg und die Straße Am Wege sollten demnächst saniert werden. 3,4 Millionen Euro wollte die Stadt für wichtige Straßen in die Hand nehmen. Allein für den Parkentiner Weg werden 567.000 Euro Eigenanteil fällig – der Rest der 1,3 Millionen Euro besteht aus Fördermitteln und Beteiligungen. Nun sind alle diese Projekte vom Tisch und die Anwohner enttäuscht. Auch die Demonstrationen der Schüler, Lehrer und Eltern für die Sanierung der Unterrichts-Räume in der Buchenberg-Schule haben nichts genützt: Zwar sollen 2013 die Planungen anlaufen aber bis zur Sanierung werden noch viele Monate ins Land gehen, in denen die Schüler in feuchten Räumen zubringen müssen. In vielen Städten der alten Bundesländer sind feuchte Schulen und kaputte Straßen längst zum Alltag geworden, weil auch dort die Kassen leer sind. Allerdings sucht man in den meisten dieser Städte nach neuen Einnahmequellen, während man im Bad Doberaner Rathaus nur über Ausgaben redet und die Kreisumlage kritisiert aber Einnahmen nur in Fördermitteln und Ersparnissen sieht. Der berühmte „Blick über den Tellerrand“ zeigt, womit Bad Doberan Geld verdienen kann: Kühlungsborn nahm 2009 ca. 2,2 Millionen Euro allein an Kurtaxe ein, Binz sogar 2,8 Millionen, die Kaiserbäder zusammen 3,6 Millionen und Boltenhagen 1,3 Millionen. Bad Doberan hingegen kam 2011 auf gerade einmal 253.000 Euro Kurtax-Einnahmen. Natürlich muss man für die Kurtaxe einen Gegenwert bieten: An der schleswig-holsteinischen Ostseeküste investieren Kommunen ihr letztes Geld in maritime Gewerbe-Gebiete, neue Touristenzentren, Yachthäfen, besondere Seebrücken und Kurparks, lange Promenaden, attraktive Schwimmbäder und Hotelanlagen. Damit schaffen sie einen Gegenwert für die Kurtaxe und locken Leute an, die diese gern bezahlen und zusätzlich noch Geld in die Kassen der Stadt spülen, mit dem sich in Zukunft Straßensanierungen bezahlen lassen, ohne zwischen kleinerem und größeren Übel entscheiden zu müssen. Der Blick über den Tellerrand lohnt sich: Man kann nur gewinnen.

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