Villa „Adler“
Heutiger Name: Villa „Adler“
Standort:
Seedeichstraße 17
54°08’34.7″N 11°50’57.6″E
Baujahr: zwischen 1880 und 1884 Auf den Plänen erscheint sie erstmals 1884 (vgl. Frank Mohr, Heiligendamm, Historische Bilder, S. 71).
Bauherr: vermutlich Baron Otto von Kahlden
Architekt: unbekannt
Eigentümer: Rudolf von Kahlden, (1884-?), Friedrich Hildebrandt (1939-1945), SMAD (1945-1949), Volkseigentum der DDR (1949-1990, Eigentum der BRD (1990-1997) EntwicklungsCompagnie Heiligendamm I GmbH & Co. KG (seit 1997)
nachgewiesene Nutzer: Rudolf von Kahlden (1884-?), Friedrich Hildebrandt (1939-?), danach unbekannt, seit 1997 unbewohnt
Wohnfläche: 252 qm
Nutzfläche: 39 qm
Grundstück: 1.468 qm
Die Villa „Adler“ wurde am Rande des Seebades gebaut. Sie taucht erstmals 1884 in den Plänen auf. Überliefert ist, dass Baron Otto von Kahlden die beiden Villen „Sporn“ und „Adler“ für sich und seinen Sohn Rudolf bauen ließ. Er hatte das Seebad 1872 als Anteilseigner miterworben und 1885 die anderen Anteile aufgekauft. Es ist wahrscheinlich, dass er deshalb einen Wohnsitz in Heiligendamm bauen ließ.
In der Villa „Adler“ soll sein Sohn Rudolf gewohnt haben. Für die Namensgebung kommt der hier vorkommende Seeadler in Frage, aber auch ein patriotischer Bezug zum Reichssymbol ist denkbar. Dafür würde sprechen, dass nicht der Begriff „Seeadler“ benutzt wurde. Das genaue Baujahr der Villa ist unbekannt und wird auf 1880 eingegrenzt.
Die Villa hat vier Giebelfassaden. Die vierachsige Schauseite war zu den Tennisplätzen hin ausgerichtet. Das Haus stand in einem Landschaftspark und ist durch eine Terrasse und einen Balkon mit dem Park verbunden. Rankgewächse an der Fassade unterstützten diese Absicht. Wie in Heiligendamm typisch, gibt es ein durch horizontale Putzfugen betontes Untergeschoss, das aber durch einen kleinen Anbau links aufgehoben wurde. Die Villa nimmt den mit der Perlenkette vorgegebenen Landschaftsbezug wieder auf. Auch der Baustil entspricht dem für Heiligendamm typischen zurückhaltenden Historismus. Die Großzügigkeit stand im Zeichen der sorglosen Belle Époque.
Der Architekt ist unbekannt, aber es würde Kayser&Großheim Berlin in Frage kommen, da diese zeitnah 1873 beim Bau des Grand Hotel (Neuer Flügel), dem seeseitigen Anbau an das Haus „Mecklenburg), 1878 dem Bau der Kolonnaden und 1872/73 dem Bau der Villa „Großfürstin Marie“ beteiligt gewesen sein sollen und nachweislich um 1880 eine weitere „Familienvilla am Heiligen Damm“ (wahrscheinlich Villa „Augusta“) entwarfen. Diese Information ist aber nicht gesichert.
Im Jahr 1910 verkaufte Rudolf von Kahlden das Bad an Walter John. Ob er in Heiligendamm wohnen blieb, ist nicht überliefert.
Eine ungelaufene Postkarte enthält den Aufdruck „Ostseebad Heiligendamm. Villa „Adler“, Besitzer E. Faß. Der Name wurde durchgestrichen du handschriftlich „Fr. Lampe“ hinzugeschrieben. Dazu wurde handschriftlich vermerkt: „30. August – 7 September 1930″.
Erst 1939 ist ein Eigentümerwechsel dokumentiert. Gauleiter Friedrich Hildebrandt nahm sich die Villa „Adler“ als Sommerhaus. Bei KARGE heißt es, das Bad sei beschlagnahmt und der Besitz verteilt wurden. Demnach würde dieses Gebäude zu den Immobilien gehört haben, die 1924 durch Baron Oskar Adolf von Rosenberg gekauft wurden. Das wiederum würde bedeuten, dass es 1911 bis 1924 der Ostseebad Heiligendamm GmbH gehörte, was den Schluss zuließe, dass Rudolf von Kahlden es zusammen mit dem Bad an Walter John verkaufte. Das ist aber nicht gesichert.
Ab 1949 ist eine Nutzung aus Wohnhaus für leitende Ärzte des Sanatoriums nachweisbar. Zum Zeitpunkt der Ausschreibung durch die TLG im Jahre 1995 stand das Haus leer. Ein erst nach Tagen entdeckter Rohrbruch der Heißwasserleitung führte zu starken Schäden an der Bausubstanz.
Nach dem Verkauf an die FUNDUS-Gruppe im Jahr 1997 stand das Haus weiterhin leer. Geplant war eine Zuordnung zum Plangebiet „Ayurveda-Zentrum“. Denkbar war eine Nutzung als Bestandteil der Klinik für Plastische Chirurgie.
In der Mediation von 2014 einigte man sich auf eine Nutzungsänderung. Seit 2015 wird die Villa für 1.330.784 Euro zum Kauf angeboten. Es gab Interessenten, aber einerseits lagen die Preisvorstellungen zwischen ihnen und dem Eigentümer zu weit auseinander und zum anderen hat der Eigentümer klare Vorstellungen. Die Sanierung soll originalgetreu und am Besten durch ihn selbst geschehen, es soll keine neuen Nebenbauten, wie Carport oder Gartenhaus geben und die Immobilie soll selbst genutzt bzw. nicht als Ferienhaus vermietet werden. Der Eigentümer hat die Verkaufsofferten beendet und sucht aktiv selbst nach einem Erwerber. (Quelle der Informationen: Jagdfeld-Gruppe)
Sanierungspläne:
Weiterführende Links
You-Tube Videos von “Verlassene Orte in Mecklenburg-Vorpommern” und „lostplaces“ aus dem Inneren des Hauses.
Die Kanäle stehen nicht mit ERSTES SEEBAD in Verbindung. Falls die Videos nicht angezeigt werden, klicken Sie auf die jeweiligen Links, um direkt zum Video auf Youtube zu gelangen.
Folgender Text sollte korrigiert werden:
„Eine ungelaufene Postkarte enthält den Aufdruck „Ostseebad Heiligendamm. Villa „Adler“, Besitzer E. Faß. Der Name wurde durchgestrichen du handschriftlich „Fr. Laupe“ hinzugeschrieben. Dazu wurde handschriftlich vermerkt: „so dirigiert – 7 September 1930.“
Statt „Fr. Laupe“ -> Fr. Lampe,
statt „so dirigiert – 7 September 1930″ -> 30. August – 7 September
Sehr geehrter Herr Dr. Altemöller,
vielen Dank für die Korrekturen. Klar, Ihre Vorschläge sind sofort ersichtlich und ich verstehe gar nicht, wie ich da etwas anderes herauslesen konnte. Nun ergibt das auch gleich einen Sinn: Frau Lampe war offenbar vom 30. August bis 7. September 1930 zu Besuch (oder zur Miete) in diesem Hause, aber sehr wahrscheinlich nicht die Eigentümerin. Den Rückschluss kann man wohl nicht mehr ziehen. Es bleibt spannend, hier die einzelnen Bewohner und mögliche Beziehungen zueinander zu finden.