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Ein neues Dach für ein neues Leben: Sanierung der Backhausmühle gestartet

43 Jahre lang war die historische Backhausmühle im Kloster Doberan eine Ruine. Nun beginnen die Arbeiten für den Wiederaufbau eines Daches über das imposante Gebäude. Alles zur Geschichte, der Zerstörung und dem Wiederaufbau gibt es hier.

Für die einen ist es „die Ruine“, für die anderen die „Backhausmühle“ und die Doberaner über 40 nennen sie immer noch „Vitakost“. Das Bauwerk wurde um 1290 von den Zisterziensern im südlichen Bereich ihres 1171 zunächst in Althof gegründeten und 1186 an diesem Standort gebauten Klosters errichtet. Es war eines der größten Wirtschaftsgebäude seiner Zeit in Nordeuropa. Cirka 60 Meter lang und 21 Meter hoch bot es auf drei Etagen und drei Speicherböden Platz zum Mahlen, Backen und Brauen – gemäß den Benediktinerregeln alles unter einem Dach.

Nach der Auflösung des Zisterzienserklosters 1552 erfuhr das geräumige Gebäude mehrere Nutzungen. Unter anderem waren eine Molkerei und Dampfbrauerei darin untergebracht. Die Mühle klapperte noch bis in die 1930er Jahre über dem von den Mönchen extra aufgestauten Wallbach. Als der Müller der Stadt die Mühlenrechte zurück gab, wurde der Mühlenmund verschlossen und das Wasser ohne Mühle durch das Gebäude geleitet. Die Mühle geriet in Vergessenheit.

Fast hätte Bad Doberan das ganze historische Bauwerk verloren, denn um 1939 produzierte das Unternehmen Müller & Co. dort Sprengnieten für den Bau der im 2. Weltkrieg eingesetzten Heinkel-Flugzeuge und so befahl die SMAD 1947 gemäß dem Potsdamer Abkommen die Sprengung dieses „Militärobjekts“.

Die Denkmalschützer konnten das verhindern und fortan wurde das Gebäude zum Magneten für Schüler, denn in der großen Halle waren nun eine Großküche und die Schulspeisung für viele Schulen der Stadt untergebracht.

Am 8. März 1979 setzte ausgerechnet ein Feuerwehrmann dem ein jähes Ende. Der junge Mann wollte der Überlieferung nach erster sein und zündete ein Feuer an diesem Gebäude. Damals wurden noch immer Kräuter auf den Speicherebenen getrocknet und so brannte das Dach weit sichtbar.

Übrig blieb eine Ruine und ganze Generationen lernten nichts anderes kennen.

Seit 2016 ist im nach dem Brand weiter genutzten Anbau wieder eine Wassermühle in Betrieb. Statt mehrerer gibt es ein Wasserrad, das nicht nur Korn mahlen, sondern auch Strom erzeugen kann. Darum gab es Fördermittel.

Die Mühlengruppe als Interessengruppe des Vereins der Freunde und Förderer des Klosters Doberan bot Führungen und Schauvorführungen an und arbeitete an Konzepten für die wahrscheinlich letzte Wiederbelebung einer historischen Wassermühle in Mecklenburg-Vorpommern. Denn die Wasserrichtlinie macht es anderswo auf Grund der Bevorzugung von Fischtreppen unmöglich, genug Wasserkraft für den wirtschaftlichen Betrieb von Mühlen zu erhalten.

Luftbild von der Backhausmühle - Wirtschaftsruine Vitakost Bad Doberan
Luftbild von der Backhausmühle – Wirtschaftsruine Vitakost Bad Doberan (M. Sander)

Schon seit der Jahrtausendwende war klar, dass die Ruine wieder ein Dach bekommen sollte. Es war aber auch klar, dass man dieses nicht einfach auf die Mauern setzen kann. Angesichts der Millioneninvestitionen für ein in einer dänischen Studie vorgeschlagenes „schwebendes Dach“ über den alten Mauern begnügte sich die Stadt viele Jahre mit Sicherungsarbeiten.

Als Fördermöglichkeiten entdeckt wurden, wuchs der Wunsch nach einer Sanierung. Über 12 Millionen Euro wurden veranschlagt, davon 7,5 Millionen allein für das Dach und die Fenster und Türen – also einen geschlossenen erweiterten Rohbau.

Dieser erste Schritt wird nun gegangen. Fünf Millionen übernimmt der Bund, 180.000 Euro konnte der Verein der Freunde und Förderer des Klosters Doberan aus Spenden – unter anderem aus dem Eintritt zu den jährlichen Klostermärkten – dazu steuern und den Rest investiert die Stadt.

Am 20. Oktober 2022 wurde ein Baukran aufgestellt, zuvor schon der Anbau eingerüstet und die Entfernung des Daches begonnen. Die Dach- und Deckenkonstruktion wird erneuert und das Innere ausgebaut.

Die Wassermühle ist das Herz dieses Gebäudeteils. Um sie herum könnte eine Gaststätte entstehen, im Obergeschoss Gästezimmer und unter dem Dach Büros. Im nächsten Jahr soll dann die Halle gesichert und die Gründung für das Dach vorgenommen werden, sodass bis 2025 das Dach gebaut werden kann und der erweiterte Rohbau fertig ist. Einiges wird parallel erledigt.

Bis dahin ist ein Nutzungskonzept zu erstellen, nach dem dann der Innenausbau der Halle erfolgt. Denn die weitere Förderung hängt von der Nutzung ab. Auch die Gastronomie mit Brauerei und Biergarten und den Gästezimmern ist noch nicht in Stein gemeißelt. Die Stadt prüft beim Bund, wofür es Förderung gibt, denn ohne Fördermittel ist das Vorhaben nicht zu stemmen. Sollten die bisherigen Ideen nicht förderfähig sein, können sie so nicht umgesetzt werden.

Auf jeden Fall dreht sich aber jetzt der Kran und geht es nach 43 Jahren sichtbar voran. Als „die Ruine“ wird man dann in Zukunft die Wollscheune im nördlichen Bereich des Klosters bezeichnen, denn dieses schon seit einigen Jahrhunderten durch einen Orkan zerstörte Gebäude wird gerade unter Rücknahme nachträglicher Veränderungen konserviert, sodass es über viele Jahre in seinem Zustand einen romantischen Ort der Stille bieten kann.

Modell des Klosters im Besucherzenrum

Weitere Informationen zum Kloster Doberan gibt es im Besucherzentrum in der Alten Vogtei in der Klosterstraße 1c, schräg gegenüber der WIG und des Torhauses.

Alle nicht beschrifteten alten Bilder stammen aus einer Sammlung der WIG.

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