Begehrtes Heiligendamm: Zwei Hotelketten aus den USA bieten mit.
Das Interesse am insolventen Grand Hotel in Heiligendamm reißt nicht ab. Unter den derzeit etwas zehn Interessenten am Verhandlungstisch von Insolvenzverwalter Jörg Zumbaum befinden sich auch zwei Hotelketten aus den USA. Die Ostsee-Zeitung zitiert am 16.05.2012 die Reaktionen aus der Bevölkerung. Der Tenor ist einstimmig: „Es ist egal, wer kommt – Hauptsache es geht weiter mit dem Betrieb.“ oder auch „Es ist gut, wenn ein Großinvestor die Zügel in die Hand nimmt.“, im anderen Wortlaut „Zum Aufbau braucht es starke Investoren.“ und „Sie haben bestimmt keine schlechten Absichten.“
Die Zeitung zitiert auch den Kühlungsborner „Polar-Stern“-Hotelgeschäftsführer Albrecht Kurbjuhn, der die Millionen Menschen im Kundenstamm der großen Ketten als Chance ansieht, um potenzielle Kunden in der ganzen Welt mit der Werbung zu erreichen. Er bringt es auf den Punkt: „Das könnte die Rettung für das Hotel sein.“ und „Das wäre für Heiligendamm und die ganze Region ein Glücksfall“. So sieht s auch Dehoga-Landeschef Guido Zöllick, der auch Chef des Neptun-Hotels in Warnemünde ist: „Ein erfahrener Investor mit Marketing in der gesamten Welt wäre richtig und wichtig für das Grand Hotel.“.
Neuer Investor muss auch Hotel-Umfeld entwickeln.
Jörg Gebert vom Hotel Sonnenwind in Nienhagen hofft, dass der Investor mehr als nur das Hotel entwickelt: „Das Hotel ist schön aber die Infrastruktur in Heiligendamm ist das Problem“ wird Geber von der Ostsee-Zeitung zitiert. Damit bringt er die Situation auf den Punkt: Das Grand Hotel ist eine Welt für sich, in der die Gäste vieles aber längst nicht alles finden. Es muss mehr Gewerbe her, das genau auf diese hochkarätige Klientel zugeschnitten ist: Die Pläne der FUNDUS-Gruppe zum Ausbau Heiligendamms müssen auch beim neuen Investor auf Interesse stoßen. Er muss entweder hier mit der ECH zusammen arbeiten oder die Grundstücke erwerben und selbst entwickeln. Anders lässt sich das Grand Hotel nicht am Markt halten.
So rät auch Europa-Hotel-Geschäftsführer Axel Matzkus den Investoren, „sich um das Gesamtpaket zu kümmern“, denn der Ort sei nicht attraktiv genug und „solange außer dem Hotel nichts geboten wird, ist es schwierig in Heiligendamm“. Der erfahrene Hotel-Chef bestätigt damit jene, die für ein Gesamtkonzept sind und alle Fachleute zusammen widersprechen all jenen Kritikern, die heute noch die Zerschlagung Heiligendamms und die Rückübertragung von Einzelgrundstücken zu Gunsten von Einzelinvestoren fordern.
Umfeld gehört überwiegend der ECH – Zusammenarbeit nötig.
Gerade hier sieht Axel Meyer von der Ostsee-Zeitung aber ein Problem, denn rund um das Grand Hotel gehören viele Grundstücke der EntwicklungsCompagnie Heiligendamm (ECH), dem Tochterunternehmen der FUNDUS-Gruppe, welche von Anno August Jagdfeld geführt wird. Insolvenzverwalter Zumbaum hatte laut Ostsee-Zeitung mehrmals angekündigt, dass er mit Jagdfeld verhandeln müsse – worüber genau, berichtet das Blatt nicht.
Derweil gibt es Gerüchte, ein neuer Investor wolle mehr als nur das Hotel. FUNDUS-Sprecher Dr. Christian Plöger dazu: „Wir sind kooperativ. Wir werden alles tun, um das Grand Hotel wieder auf Kurs zu bringen. Wenn ein Investor auf uns zu kommt, dann sind wir auch gesprächsbereit.
ZAM meint: Wer die Vision Robert A. M. Sterns versteht, hat die besten Chancen.
Meine persönliche Einschätzung dazu ist, dass ein neuer Investor zwangsläufig auf die Vision von Robert A. M. Stern angewiesen ist, auf Grundlage derer Heiligendamm entwickelt wurde, wird und werden soll.
Der Masterplan sieht den Ausbau Heiligendamms rund um das Grand Hotel und die Perlenkette vor: An der Kühlungsborner Straße sollen Appartement-Häuser mit Gewerbeflächen für Geschäfte und Dienstleistungen entstehen – was dort hinein kommt, bestimmt die FUNDUS-Gruppe mit, denn die Angebote müssen zur Nachfrage passen. KIK, Netto und die Dönerbude gehören nicht dazu – das sollte jedem klar sein. Der Masterplan sieht auch vor, dass in Heiligendamm zur Miete oder im Eigentum gewohnt werden kann – auf hohem Niveau in Appartements, Zimmern, Suiten und Villen. Konferenzen sollen möglich sein, Sport, Spiel und Unterhaltung, selbst ein Biergarten war angedacht.
Wenn das Grand Hotel aus allen Nähten platzt, sollen weitere Zimmer entstehen, ein Thalasso-Zentrum, ein Ayurveda-Tempel und plastische Chirurgie sollen angesiedelt werden. All diese sehr langfristigen Pläne sind darauf ausgelegt, sich kreuz und quer gegenseitig zu befruchten und finanzieren. Wenn nun das Grand Hotel aus diesem Netz heraus fallen würde, gäbe es ein großes Loch, das neu zu füllen wäre. Zugleich wäre das Grand Hotel ohne dieses Gewebe recht einsam und nicht so erfolgreich.
Der neue Investor muss also entweder mit der ECH zusammen die Vision Sterns verwirklichen oder er muss den Part der ECH mit übernehmen und alles allein machen, dazu aber auch Sterns Vision verstehen und verinnerlichen, also wirklich an die Stelle der ECH treten und konsequent weiter machen. Die ECH kann ein großes Interesse an einer Zusammenarbeit haben, denn nur mit einem funktionierenden Grand Hotel lassen sich auch die anderen Pläne verwirklichen. Es wird aber auch über Beteiligungen geredet werden müssen, denn bisher war das Grand Hotel als Geldquelle eingeplant, auch wenn die Realität in den vergangenen Jahren diesen Plan nicht erfüllte.
Die einzige Alternative zur Zusammenarbeit wäre ein Verkauf aller Grundstücke an einen potenten Investor, der die Pläne versteht und weiterführt, vielleicht auch hier und dort weiter entwickelt. Welches letztlich die bessere Lösung für Heiligendamm ist, muss der Weg zeigen, der nun beschritten wird. Beide Lösungen sind zielorientiert aber bei einer müsste einer allein alles stemmen und bei der anderen gäbe es zwei, die an einem Strang ziehen müssen. Es wird nicht allein bei Jagdfeld liegen, welchen Weg das erste deutsche Seebad nimmt aber er wird viel mitbestimmen können.
Zum vollständigen Artikel in der Ostsee-Zeitung:
http://epaper.ostsee-zeitung.de/dob/2012-05-16/oz.html