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Geschichte & Architektur

Die Badeärzte von (Bad Doberan)-Heiligendamm

„Hier gründete Friedrich Franz I. das erste Seebad Deutschlands“ steht es am großen Findling in Stein gemeißelt. Doch der Gründung durch den Herzog von Mecklenburg-Schwerin ging ein Schreiben seines Hof- und Leibarztes Prof. Samuel Gottlieb Vogel voraus. Seine Idee und sein Standortvorschlag überzeugten den Regenten und so wurde am 21. September 1793 das erste deutsche Seebad Doberan am Heiligen Damm eröffnet.

Es lag nahe, dem erfahrenen Mediziner und wohl auch ersten Balneologen die Fachaufsicht über den Badebetrieb zu überlassen. Vogel schaute sich die Badegäste sehr genau an und gab klare Anweisungen, ob, wie oft und wie lange die Gäste baden sollten.

Und, worin – denn vom ersten Warnemünder Badegast Hermann Friedrich Becker wissen wir, dass Vogel sehr gut betuchten Gästen auch gern vom Bad in der See abriet und stattdessen das Bad in der Menge empfahl – im Theater, bei Tanz und Thee oder auf Lustfahrten. All das brachte schließlich Geld in die Seebad-Kasse.

Vogel war offiziell Badearzt. Diesen Titel gibt es heute noch und darum lohnt es sich, einen Blick auf die Liste der Badeärzte in Heiligendamm zu werfen. Heiligendamm wurde 1938 in Bad Doberan eingemeindet, deshalb gibt es faktisch erst nach der Eingemeindung Badeärzte, die für die ganze Stadt zuständig sind.

 

Samuel Gottlieb von Vogel
geb. 14.3.1750 Erfurt gest. 18.1.1837 Rostock

Vater: Rudolf Augustin V., Mediziner

1764 Medizinstudium, 1771 Promotion und 1776 Habilitation in Göttingen;
1776 praktischer Arzt in Ratzeburg; 1780 von Herzog Adolf Friedrich IV. von Mecklenburg-Strelitz zum Landphysikus des Fürstentums Ratzeburg, 1783 von Kurfürst Georg III. von Hannover zum Landphysikus des Herzogtums Lauenburg ernannt; 1784 Großbritannischer Hofmedikus;

1789 ordentlicher Professor der Medizin in Rostock und Hofrat; 17-mal Dekan der Medizinischen Fakultät, 1801/02 Rektor; Diagnostiker und Balneologe; plante die Errichtung eines Seebades; Studienreise nach England zur Besichtigung der Seebäder; 1793 Gründung des ersten deutschen Seebades am Heiligen Damm bei Doberan; 1797 Herzoglicher Leibmedikus und Badearzt in Doberan;

verdient um den Aufschwung des Seebades; stellte 18 Baderegeln auf, warb in seinen Schriften für die Wassertherapie und berichtete über die Erfolge ihrer Anwendung bei den Gästen der Badeeinrichtung;

Mitglied der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina, der Königlich Bayerischen Akademie der Wissenschaften, der Königlichen Gesellschaft der Wissenschaften in Göttingen, der Societé de l’École de Médicine de Paris und der Societé de Pharmacie de Paris; Mitglied des Mecklenburgischen Patriotischen Vereins sowie Ehrenmitglied der Mecklenburgischen Landwirtschaftsgesellschaft und des Vereins für Heilkunde Berlin und des Apothekervereins in Norddeutschland;

1815 Geheimer Medizinalrat; 1815 Roter Adlerorden; 1830 Mitglied der Großherzoglichen Medizinalkommission; 1832 von König Ludwig I. von Bayern geadelt und Verdienstorden der bayerischen Krone;

Herausgeber der »Annalen des Seebades in Doberan« (1800-1803), der »Neuen Annalen …« (1804-1813) und der »Neuesten Annalen …« (1817-1822); »De polyphago et lithophago Ilfeldae nuper mortuo ac dissecto« (Diss., 1771); »Handbuch der praktischen Arzneiwissenschaften zum Gebrauch für angehende Ärzte« (6 Bde.; 1781-1816; 4. Aufl., 1828); »Unterricht für Eltern, Erzieher und Kinderaufseher … wie das unglaubliche gemeine Laster der zerstörenden Selbstbefleckung am sichersten zu entdecken, zu verhüten und zu heilen« (1786); »Medicinisch-politische Untersuchung der Ursachen, welche die Wiederherstellung Ertrunkener so selten machen« (1791); »Über den Nutzen und Gebrauch der Seebäder. Nebst der Ankündigung einer öffentlichen Seebadeanstalt, welche an der Ostsee in Mecklenburg angelegt wird« (1794); »Das KrankenExamen. Oder allgemeine philosophisch-medicinische Untersuchungen zur Erforschung der Krankheiten des menschlichen Körpers« (1796); »Ueber die bisherige Anwendung und Wirkung des Mecklenburgischen Seebades bey Doberan« (1796); »Zur Nachricht und Belehrung für die Badegäste in Doberan im Jahre 1798« (1798); »Ueber die Seebade-Kuren in Doberan im Jahre 1798« (1799); »Allgemeine Baderegeln. Zum Gebrauche für Badelustige überhaupt und diejenigen insbesondere, welche sich des Seebades in Doberan bedienen« (1817); »Allgemeine medicinischdiagnostische Untersuchungen zur Erweiterung und Vervollkommnung seines Kranken-Examens« (2 Bde.; 1824); »Handbuch der practischen Arzneywissenschaft« (1828); »Erinnerungen an den so mächtigen als merkwürdigen Einfluss der Music auf Menschen und Thiere« (1834); »Medicinische Beobachtungen und Memorabilien« (1834); »Einige Bemerkungen und Erfahrungen von dem mächtigen Einflusse der Gewohnheit auf das Wohl und Weh der Menschen« (1835); »Verzeichniß der von wailand Geh. Medicinalrath S. G. v. Vogel zu Rostock hinterlassenen Büchersammlung welche am 4ten September 1837 … öffentlich meistbietend im Sterbehause verkauft werden soll« (1837); »De natura exanthematum acutorum genuinorum eorumque indole« (1821; Festschrift von Friedrich Wittstock anlässlich des 50-jährigen DoktorJubiläums).

https://de.wikipedia.org/wiki/Samuel_Gottlieb_Vogel

 

Johann Hermann Becker
geb. 5.6.1770 Schwerin gest. 7.1.1848 Parchim
Vater: Hermann Ludwig B., Mediziner

1793 Promotion in Rostock; 1794-1797 praktischer Arzt in Altona; seit 1797 praktischer Arzt in Parchim; 1810 Hofrat; 1815 Großherzoglicher Leibarzt; 1826 Geheimer Medizinalrat; seit 1833 auch Zweiter Badearzt in Doberan; seit 1837 Erster Badearzt;

1843 Ehrenbürgerrecht Parchims;

»Versuch einer allgemeinen und besonderen Nahrungsmittelkunde« (4 Bde.; 1810-1818); »Anweisung zu einem zweckmäßigen Verhalten vor und bei dem Ausbruch der Cholerakrankheit« (1831); »Der Magen in einem gesunden und kranken Zustand betrachtet« (1836); »Doberan im Sommer 1837« (1838); »Über die kohlensauren Gasbäder in Doberan« in »Freimüthiges Abendblatt« (1841).

https://de.wikipedia.org/wiki/Johann_Hermann_Becker_(Mediziner)

 

Joachim David Wilhelm Sachse
geb. 16.11.1772 Uelzen gest. 12.4.1860 Schwerin

Vater: Wundarzt
Medizinstudium und 1793 Promotion in Göttingen; praktischer Arzt in Uelzen; 1795 Arzt in Parchim; 1797 Hofmedikus; 1802-1820 Arzt in Schwerin; 1806 Wirklicher Hofmedikus; 1819 Medizinalrat; 18201837 Großherzoglicher Leibarzt in Ludwigslust; 1822 Geheimer Medizinalrat; 1837-1860 in Schwerin;

verdient um die Einführung der Kuhpockenimpfung, um die Verschönerung des Seebades Heiligendamm und um die Medizinalordnung von 1830;

»Beobachtungen und Bemerkungen über die Kuhpocken« (1802); »Das Wissenswürdigste über die häutige Bräune« (2 Bde.; 1810, 1812); »Über die Wirkung und den Gebrauch der Bäder, besonders der Seebäder zu Doberan« (1835); »Vertheidigung der Ostsee-Bäder gegen die Verunglimpfungen mehrerer Ärzte« (1837); »Einige geschichtliche Bemerkungen zu der Feier des fünfzigjährigen Bestehens des Doberaner Seebades« (1843); »Verzeichnis von Bildnissen von Ärzten und Naturforschern seit der ältesten bis auf unsere Zeiten mit Biographien« (1847); »Über die neueingerichtete Milch- und Molkenanstalt in Verbindung mit Seebädern nach dem inneren Gebrauch des Meerwassers am Strande zu Doberan« (1848).

https://de.wikipedia.org/wiki/Johann_David_Wilhelm_Sachse

 

August Karl Friedrich Ludwig Kortüm
geb. 13.10.1810 Penzlin gest. 25.6.1884 (Bad) Doberan

Vater: Theodor K., Mediziner
Medizinstudium; 1831 Promotion in Würzburg; 1832 praktischer Arzt in Waren, 1846 Medizinalrat; seit 1848 in Rostock, 1849 Privatdozent an der Universität; zugleich Großherzoglicher Badearzt in Doberan; 1853 Übersiedlung nach Doberan; 1881 Obermedizinalrat;

»Das Doberaner Seebad der heilige Damm, seine Curmittel und ihre Verwendung« (1856); »Fliegende Blätter vom Heiligen Damm« (1864/65); »Das Seebad und die Seebadekur« (1865).

https://gw.geneanet.org/pipjes?lang=de&n=kortum&p=august+karl+friedrich+ludwig

Außer von Prof. S. G. Vogel (Titelbild) gibt es keine Bilder der Badeärzte.

 

Infos zu Badeärzten und ihrer Tätigkeit

Ein Bade- oder auch Kurarzt ist meistens ein Facharzt für Allgemeinmedizin, der in einem anerkannten Kur-oder Badeort ansässig ist. Neben dem Prädikat „Facharzt für Allgemeinmedizin“ trägt er die Zusatzbezeichnung „Physikalische Therapie und Balneologie“. Umgekehrt ist ein praktizierender Badearzt elementar für die Anerkennung als Kurort. In Mecklenburg-Vorpommern tragen dieses Prädikat nur Bad Doberan, Bad Sülze und Waren (Müritz).

Der Badearzt betreut Patienten bei ambulanten Kuren und verschreibt Therapien. Wer eine Kur antreten will, redet zuerst mit seinem Hausarzt. Der Facharzt füllt dann einen Antrag aus, der an die Krankenkasse geht. Wird dieser bewilligt, kümmert sich der Patient um Unterkunft und Verpflegung selbst und macht einen Termin mit dem Badearzt, der dann vor Ort Ansprechpartner ist.

Nach Ende der Monarchie gab es zunächst keinen Badearzt mehr in diesem Sinne. Erst nach der Wiedervereinigung bestand wieder die Notwendigkeit. Nach Dr. Georg Stroka und zuletzt Dr. Alexandra Lex werden 2025/2026 Dr. Katarina Krumhaus und Dr. Wiebke Gloyna als Badeärztinnen ausgebildet.

 

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